Das komplexe Zusammenspiel zwischen Herz und Gehirn ist entscheidend für die allgemeine Gesundheit. Stress, ein allgegenwärtiger Faktor im modernen Leben, kann dieses empfindliche Gleichgewicht stören und das Schlaganfallrisiko erhöhen. Dieser Artikel untersucht die vielfältigen Ursachen von Schlaganfällen, wobei der Schwerpunkt auf der Rolle von Stress und den zugrunde liegenden Mechanismen liegt. Darüber hinaus werden präventive Maßnahmen und Strategien zur Stressbewältigung erörtert, um das Schlaganfallrisiko zu minimieren.
Die Verbindung zwischen Herz und Gehirn
Herz und Gehirn stehen in ständiger Kommunikation. Das Herz, das zentrale Organ des Blutkreislaufs, tauscht sich eng mit Lunge, Blutgefäßen und Nieren aus. Bei Aufregung schlägt das Herz schneller und der Blutdruck steigt. Erkrankungen des einen Organs können sich auf die Gesundheit des anderen auswirken und lebensbedrohliche Folgen haben.
Vorhofflimmern, eine häufige Komplikation, kann zu einem Schlaganfall führen, wenn Blutgerinnsel aus dem flimmernden Herzvorhof ins Gehirn gelangen und dort wichtige Gefäße verstopfen. Umgekehrt beeinflussen Schlaganfälle und andere Hirnerkrankungen das Herz. Neurologe Jan Scheitz von der Charité - Universitätsmedizin Berlin beobachtet bei Schlaganfallpatienten häufig eine Mitbeteiligung des Herzens. In den ersten Tagen nach einem Schlaganfall ist der Troponin-Wert im Blut bei vielen Betroffenen leicht erhöht, was auf eine Herzmuskelschädigung hindeutet.
Das Takotsubo-Syndrom: Wenn Stress im Gehirn das Herz bricht
In den Monaten nach einem Schlaganfall steigt das Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen. Hirnerkrankungen können eine spezielle Form des akuten Herzversagens auslösen: das Takotsubo-Syndrom, auch Broken-Heart-Syndrom genannt. Dabei zieht sich die Muskulatur der linken Herzkammer vorübergehend nur noch eingeschränkt zusammen. Die Beschwerden ähneln denen eines Herzinfarkts, sind aber nicht durch verstopfte Herzkranzgefäße bedingt.
Eine Analyse von 2.400 Datensätzen ergab, dass auffällig viele Broken-Heart-Syndrome innerhalb von ein bis zwei Tagen nach einem Schlaganfall, einer Hirnblutung oder einem epileptischen Anfall auftraten. Bei diesen Fällen war der Anteil der Männer fast doppelt so hoch wie bei Takotsubo-Erkrankungen ohne vorangegangene neurologische Erkrankung. Schlaganfälle führten dann häufiger zu Herzproblemen, wenn eine Hirnregion namens Inselrinde geschädigt wurde. Diese Region steuert Stressreaktionen.
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Das "Stroke-Heart-Syndrom"
Wie genau das Takotsubo-Syndrom durch einen Schlaganfall entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. Der Körper reagiert auf einen Schlaganfall mit einer Entzündungsreaktion, die den Blutfluss in den kleinsten Blutgefäßen im Herzen stören kann. Zudem kommt es zu einer gesteigerten Aktivierung der Stressachse, wodurch vermehrt Adrenalin und Noradrenalin auf das Herz einprasseln. Scheitz spricht daher von einem „Stroke-Heart-Syndrom“.
Tierexperimente deuten darauf hin, dass Herzmedikamente aus der Reihe der Beta-Blocker wirksam sein könnten, um den Einfluss der Katecholamine auf das Herz zu bremsen.
Hohe Troponin-Werte im Blut: Was tun?
Hohe Troponin-Werte nach einem Schlaganfall sind keine Seltenheit, sagen aber nichts über die Ursachen. Neben dem Takotsubo-Syndrom kann es sich auch um Herzklappenprobleme, eine Herzschwäche oder verengte Herzkranzgefäße handeln. Eine Herzkatheteruntersuchung kann zu enge oder verschlossene Gefäße direkt mit einem Stent öffnen.
Um diejenigen herauszufiltern, die von der Untersuchung wahrscheinlich nicht profitieren, wurde eine spezifische Vorgehensweise entwickelt, die risikoärmere Untersuchungen wie eine Bildgebung des Herzens vorschaltet.
Stress als Risikofaktor für Schlaganfall
Akute Schlaganfälle, denen stressige Situationen vorausgehen, sind häufiger als solche, bei denen das nicht der Fall ist. Stress kann in verschiedenen Phasen eine wesentliche Rolle spielen: Er kann zu Bluthochdruck und Adipositas führen und möglicherweise auch den Übergang von Adipositas zu Diabetes begünstigen. Körperliche Stressreaktionen, wie die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin, schädigen möglicherweise auch die Endothelzellen, die den Innenraum der Arterien auskleiden.
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Der gefährliche Stress ist meist der negative Stress, wie Krisen in Partnerschaft und Familie oder der Tod eines nahestehenden Menschen. Problematisch im Berufsleben wird es, wenn man seine Arbeit nicht frei gestalten kann, sondern fremdgesteuert wird, wenn sich das Gefühl einstellt, mit der Situation nicht klarzukommen, wenn man Hilflosigkeit oder Angst erlebt.
Wer die Risikofaktoren im Griff hat und nicht häufig negativen Stress empfindet, sollte versuchen, diesen gezielt abzubauen, zum Beispiel mit autogenem Training oder Meditation. Wissenschaftlich gut belegt ist auch die positive Wirkung der „Mindfulness-Based Stress Reduction“, der „Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion“.
Die Rolle von Stress bei der Entstehung eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall ist meistens ein Endpunkt einer langjährigen chronischen Entwicklung, bei dem die Psyche und ihr Einfluss auf das Verhalten eine zentrale Rolle spielen. Verhaltensweisen, die in früheren Phasen der Evolution sinnvoll waren, wie das Essverhalten und der Umgang mit Stress, sorgen heute dafür, dass Risikofaktoren entwickelt werden.
Untersuchungen und Tests von Menschen mit Übergewicht und hohem Blutdruck zeigten, dass doch Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit nachgewiesen wurden und sogar kleine abgelaufene Schlaganfälle gefunden wurden.
Auf Dauer erhöht starker physischer und emotionaler Stress das Risiko für einen Schlaganfall. Anhaltspunkte dafür, dass seelischer oder körperlicher Stress Schlaganfälle triggern kann, finden sich in der INTERSTROKE-Studie. Negative Emotionen waren mit einem höheren Risiko für alle Schlaganfälle assoziiert.
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Aktuelle Studien belegen den Zusammenhang zwischen Stress und Schlaganfall
Eine aktuelle Studie der Universität Galway (Irland) wies einen deutlichen Zusammenhang zwischen einem Hirninfarkt und einem erhöhten Stresslevel nach. Das Schlaganfallrisiko aufgrund eines beliebigen belastenden Lebensereignisses war um 17 Prozent erhöht, während das Auftreten von zwei oder mehr belastenden Lebensereignissen das Schlaganfallrisiko sogar um bis zu 31 Prozent erhöhen kann.
Die Corona-Pandemie und andere belastende Lebensereignisse können sozialen Stress verursachen, der sich körperlich bemerkbar macht. Erhöhter Stress aktiviert Alarmzentren im Gehirn, was zu einer erhöhten Herzfrequenz, einem schnelleren Puls und der Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol führt. Akuter und chronischer Stress führen auch zu höheren Blutfettwerten und Blutzuckerwerten, die sich als Risikofaktoren für Schlaganfälle und Herzinfarkte negativ auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken.
Stressbewältigung und Prävention
Es ist wichtig, auf das eigene Wohlbefinden zu achten. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditationen wirken dem akuten, aber auch dem chronischen Stress entgegen. Zudem ist es möglich, Angehörige und Freunde virtuell zu treffen.
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) rät dringend zur Stressprävention. Sie empfiehlt Entspannungstechniken wie Achtsamkeitsmeditation, autogenes Training, viel Bewegung und eine Reduktion der privaten Stressfaktoren. Arbeitgeber sollten ihre Mitarbeiter nicht überfordern.
Weitere Risikofaktoren für Schlaganfall
Neben Stress gibt es weitere Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen können:
- Bluthochdruck: Schädigen die Gefäßwände und erhöhen das Risiko für Arteriosklerose.
- Cholesterin: Erhöhte Cholesterinwerte spielen bei der Entstehung von Arteriosklerose eine große Rolle.
- Diabetes mellitus: Greift die Gefäßwände an und kann so eine Durchblutungsstörung begünstigen.
- Rauchen: Ist ein Risikofaktor für Schlaganfall, der ausgeschlossen werden kann.
- Bewegungsmangel: Fördert Übergewicht und andere Risikofaktoren.
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter stark an.
- Geschlecht: Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer.
- Vererbung: Ererbte Blutgerinnungsstörungen können das Schlaganfallrisiko erhöhen.
Maßnahmen zur Schlaganfallprävention
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Lassen Sie sich regelmäßig vom Arzt durchchecken und nehmen Sie die Behandlungsvorschläge ernst.
- Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten.
- Ausreichend Bewegung: Bewegen Sie sich regelmäßig, um Ihr Gewicht zu kontrollieren und Ihr Herz-Kreislauf-System zu stärken.
- Nicht rauchen: Verzichten Sie auf das Rauchen, um Ihr Schlaganfallrisiko deutlich zu senken.
- Stress reduzieren: Bauen Sie Stress ab, zum Beispiel durch Entspannungstechniken oder Sport.
- Blutdruck kontrollieren: Messen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck und lassen Sie ihn bei Bedarf behandeln.
- Cholesterinwerte im Auge behalten: Achten Sie auf Ihre Cholesterinwerte und lassen Sie sie bei Bedarf senken.
- Diabetes behandeln: Wenn Sie Diabetes haben, lassen Sie ihn gut einstellen.
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