Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der Erinnerungen, der Familie und der Besinnlichkeit. Für Senioren, insbesondere solche mit Demenz, kann diese Zeit jedoch auch herausfordernd sein. Umso wichtiger ist es, die Weihnachtszeit so zu gestalten, dass sie Freude bereitet und positive Erinnerungen weckt. Ein wichtiger Bestandteil dabei sind Weihnachtsgeschichten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind.
Gedichte und Geschichten: Ein Schlüssel zur Erinnerung
Gedichte und Geschichten können eine wunderbare Möglichkeit sein, Erinnerungen wachzurufen und die Fantasie anzuregen. Besonders geeignet sind kurze, einfache Gedichte und Geschichten, die inhaltlich an die Weihnachtszeit anknüpfen.
Gedichte für die Weihnachtszeit
Es gibt eine Vielzahl von Gedichten, die sich gut für Senioren mit Demenz eignen. Wichtig ist, dass die Gedichte nicht zu lang sind (zwischen 12 und 16 Zeilen), da die Konzentrationsfähigkeit von Menschen mit Demenz oft eingeschränkt ist. Die Gedichte sollten langsam und mehrmals vorgelesen werden. Im Anschluss kann man mit den Senioren über die Gedichte sprechen und darüber, was die Dichter sagen wollten. Noch wichtiger ist es, darüber zu sprechen, wie die Senioren die Gedichte verstehen, denn ein Gedicht lässt immer Freiraum für die Fantasie des Lesenden.
Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen
Neben Gedichten eignen sich auch kurze Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen. Diese Geschichten sollten einfach und verständlich sein und eine positive Botschaft vermitteln. Es gibt mittlerweile auch Bücher mit Weihnachtsgeschichten, die speziell für Demenzkranke geschrieben wurden. Viele dieser Geschichten sind auch kostenlos im Internet zu finden.
Kostenlose Weihnachtsgeschichten für Demenzkranke
Hier sind einige Beispiele für kostenlose Weihnachtsgeschichten, die sich gut für Demenzkranke eignen:
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- Der Naschengel: Eine kurze, liebevoll erzählte Geschichte über einen kleinen Engel, der gerne Plätzchen nascht. Sie wird bei dem einem oder anderen mit Sicherheit für ein Schmunzeln sorgen.
- Die Weihnachtskrippe daheim: Eine Anekdote, die sich gut eignet, um mit Demenzkranken über ihre Erfahrungen und Erlebnisse rund um Weihnachtskrippen ins Gespräch zu kommen.
- Das schönste Geschenk: Eine rührselige Geschichte rund um einen Tannenbaum. Im Anschluss sind Geschichten über den eigenen Weihnachtsbaum nahezu garantiert.
- Weihnachten in der Speisekammer: Eine Weihnachtsbescherung für Mäuse, die dem ein oder anderen ein Lächeln auf das Gesicht zaubern wird.
- Der Christbaumständer: Eine lustige Geschichte, die Menschen mit Demenz zum Lachen bringen kann.
- Ein Eichhörnchen schenkt Weihnachtsfreude: Eine etwas traurige Geschichte mit Happy End, in der ein kleines Eichhörnchen einer alten Frau hilft, ihre Lebensfreude wieder zu finden.
- Die Geschichte vom Lametta: Eigentlich eher ein Gedicht als eine Geschichte, aber mittlerweile ein fester Bestandteil vieler "Weihnachtsrepertoire".
Eine Weihnachtsgeschichte: Das kleine Schaf
Eine weitere schöne Weihnachtsgeschichte, die sich gut zum Vorlesen eignet, ist die Geschichte vom kleinen Schaf:
Das kleine Schaf war müde. Müde von einem langen Tag auf der Weide. Von morgens bis abends Gras fressen, mit den großen Schafen umherziehen und wieder fressen - das ist ganz schön anstrengend. Zumal das kleine Schaf viel, viel kürzere Beine als die anderen hatte. Es dauerte gar nicht lange, da schreckte es auf einmal auf. Auch seine Mutter stand kerzengerade im Gras. Das kleine Schaf hatte Mühe, die Augen zu öffnen. Sie waren von einem so hellen Licht umgeben, dass sie es nur ganz langsam schafften, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Das kleine Schaf drängte sich ganz nah an den Bauch seiner Mutter. Dort fühlte es sich geborgen und hatte keine Angst mehr. Auf einmal erklangen schöne Stimmen am Himmel und das kleine Schaf entdeckte wundersame Gestalten in langen weißen Gewändern, die über der Herde schwebten. Das kleine Schaf war sich nicht sicher, ob es träumte oder das Alles in Wirklichkeit geschah. Die Gruppe stoppte nach einer Weile, auch das Licht am Himmel bewegte sich plötzlich nicht mehr. Da das kleine Schaf so kurze Beine hatte, konnte es nicht erkennen, was vorne los war. Kurzerhand stellte es sich auf die Hinterbeine und stützte sich auf dem Rücken seiner Mutter ab. Sie standen vor einem Stall! Enttäuscht stellte es sich wieder auf alle Viere. “Ein Stall. Dafür bin ich jetzt die halbe Nacht durch die Gegend gelaufen..?”, murmelte es vor sich hin. Seine Mutter bekam die Enttäuschung mit: “Aber sieh doch, da vorne, die Menschen im Stall. Und siehst du nicht das kleine Wesen in der Futterkrippe?”. Nein, das hatte es nicht gesehen. Seine Mutter stupste das kleine Schaf zaghaft an und schob es in Richtung Stall. Langsam wurschtelte es sich durch die Schafherde nach vorne. Da es so klein war, ging das ziemlich gut. Ganz unerwartet stand das kleine Schaf plötzlich vor dem Stall. Überall standen Laternen mit warmem Kerzenlicht. Dem kleinen Schaf wurde es sofort warm ums Herz und es fühlte sich plötzlich ganz wohl und geborgen. Es schaute in die freundlichen Augen einer Frau, die erschöpft und glücklich neben der Futterkrippe saß. Ihr kleines Baby schlief in Tücher eingehüllt und zufrieden im weichen Stroh. Das kleine Schaf sah beide erstaunt und zugleich ganz vertraut an. Es zögerte einen kurzen Moment. Dann kuschelte es sich ganz eng neben die Frau und legte seinen Kopf in ihren Schoß. Die Frau legte sofort ihren Arm und das kleine Schaf. Die warme Wolle schien ihr gut zu tun.
Tipps für das Vorlesen von Weihnachtsgeschichten
Beim Vorlesen von Weihnachtsgeschichten für Senioren mit Demenz gibt es einige Dinge zu beachten:
- Ruhe und Geduld: Nehmen Sie sich Zeit und sorgen Sie für eine ruhige Atmosphäre.
- Langsam und deutlich: Sprechen Sie langsam und deutlich, damit die Senioren die Geschichte gut verstehen können.
- Bilder: Verwenden Sie Bilder, um die Geschichte zu veranschaulichen.
- Wiederholungen: Wiederholen Sie wichtige Passagen, um das Verständnis zu erleichtern.
- Gespräche: Sprechen Sie im Anschluss an die Geschichte über das Gehörte. Fragen Sie nach Erinnerungen oder Gefühlen, die die Geschichte ausgelöst hat.
Weihnachten im Familiengottesdienst: Eine Herausforderung
Für viele Familien gehört der Besuch der Christmette am Heiligabend zur Tradition. Für Menschen mit Demenz kann dies jedoch eine Herausforderung sein. Das lange Sitzen, die vielen Leute und die lange Konzentrationsspanne können überfordernd sein. Eine gute Alternative ist der Besuch eines Familiengottesdienstes am Nachmittag. Dieser ist meist kürzer und lockerer gestaltet.
Erinnerungen wachrufen: Biographiearbeit und Erinnerungspflege
Die Weihnachtszeit ruft viele Erinnerungen wach, alle Sinne werden angesprochen. Es ist Familienzeit und die Möglichkeit für Pflegende und Gepflegte, sich von den Strapazen des Jahres zu erholen. Eine perfekte Gelegenheit, mit einem demenzkranken Familienmitglied Biographiearbeit und Erinnerungspflege zu betreiben. Am Ende ist weniger mal wieder mehr. Ein zu volles Programm, zu viel weihnachtliches Tohuwabohu und vor allem zu hohe Erwartungen sind eher kontraproduktiv. Lieber ein paar wenige Ideen aufgreifen und diese mit viel Ruhe umsetzen.
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Adventskalender für Senioren mit Demenz
Ein Adventskalender kann eine schöne Möglichkeit sein, die Vorfreude auf Weihnachten zu steigern. Für Senioren mit Demenz eignen sich Adventskalender mit kleinen, einfachen Überraschungen, wie zum Beispiel:
- Weihnachts- und Adventsgeschichten
- Besinnliche Weihnachtsgedichte
- Kleine Süßigkeiten
- Bilder von früher
- Kleine Bastelarbeiten
Die kurzen Geschichten können einfach in einer schöne Schrift auf farbigem Papier ausgedruckt und (z.B. mit einer Zackenschere) ausgeschnitten werden. Die 24 Päckchen werden dann mit den kurzen weihnachtlichen Geschichten zum Vorlesen befüllt.
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