Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz stellt Angehörige oft vor große Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, sich regelmäßige Auszeiten zu gönnen, um neue Kraft zu schöpfen. Ein gemeinsamer Urlaub kann dabei eine wertvolle Möglichkeit sein, neue Erinnerungen zu schaffen und die Beziehung zu stärken. Allerdings erfordert die Planung und Durchführung einer solchen Reise eine sorgfältige Vorbereitung und Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz.
Wann ist ein gemeinsamer Urlaub sinnvoll?
Gemeinsame Reisen eignen sich besonders im frühen bis mittleren Stadium der Erkrankung. Entscheidend ist, dass die Betroffenen gut mit einem Ortswechsel und den damit verbundenen Änderungen in der täglichen Routine umgehen können. Um dies zu testen, empfiehlt die Alzheimer Forschung Initiative (AFI), zunächst einen gemeinsamen Tagesausflug zu unternehmen.
Die richtige Wahl des Reiseziels
Bei der Auswahl des Reiseziels sollten die Vorlieben und bisherigen Reiseerfahrungen des Betroffenen berücksichtigt werden. Was hat der Person früher Freude bereitet? Was haben Sie gern gemeinsam unternommen? Ob Camping oder Wandern in den Bergen - entscheidend ist, dass sich alle Beteiligten wohlfühlen und mit den Gegebenheiten vor Ort gut zurechtkommen.
Es kann auch sinnvoll sein, sich an früheren Reisen zu orientieren, um Gewohntes und Sicherheit zu bieten. Beliebte Reiseziele für Senioren sind barrierearme Orte, die eine gute medizinische Versorgung, ruhige Unterkünfte und deutschsprachige Betreuung oder Reiseleitung bieten. Reisen innerhalb Deutschlands sind oft eine gute Wahl, da sie kurze Anreisewege, eine gute Infrastruktur und keine Sprachbarrieren bieten. Nord- und Ostsee bieten beispielsweise Erholung am Meer, während viele Kurorte im Mittelgebirge zu finden sind.
Gewohnte Abläufe beibehalten
Menschen mit Demenz benötigen Routinen, um sich sicher und ruhig zu fühlen. Daher sollten Sie versuchen, gewohnte Abläufe wie Duschen, Anziehen oder Mahlzeiten auch auf Reisen beizubehalten. Es ist ratsam, einige vertraute Gegenstände einzupacken, wie die Lieblingstasse, den Kissenbezug oder Familienfotos, um in der fremden Umgebung vertraute Ankerpunkte zu schaffen. Unterstützen Sie Ihren Angehörigen schon beim Kofferpacken und bitten Sie den Pflegedienst, die Medikamente für den Reisezeitraum in einer Box zusammenzustellen.
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Sorgen Sie für eine Struktur, die dem Menschen mit Demenz am Urlaubsort Sicherheit gibt. Das funktioniert in erster Linie durch Mahlzeiten, die immer zu ähnlichen Zeiten in gleicher Weise eingenommen werden. Lassen Sie die Tage langsam angehen und finden Sie die richtige Mischung zwischen Anregung und Entspannung.
Umgang mit Schwierigkeiten
Bei Demenz gleicht kein Tag dem anderen. Wichtig ist es, bei Schwierigkeiten möglichst souverän zu bleiben. Beispielsweise, wenn die ungewohnte Umgebung und neue Abläufe mehr Stress verursachen als erwartet. Selbst bei gesundheitlichen Problemen oder einer vorzeitigen Rückkehr zählt, dass man es gemeinsam versucht hat.
Unbedingt brauchen Sie einen Plan für den Fall, falls die Person mit Demenz verloren geht. Das passiert schneller als man denkt!
Unterstützung annehmen
Ist die 1:1 Betreuung im Urlaub zu viel? Dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch. Es gibt mittlerweile viele Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Demenz-Patienten und ihren Angehörigen zugeschnitten sind. Während geschultes Fachpersonal die Erkrankten betreut, bleibt den Angehörigen Zeit für Entspannung und Freizeit. Regelmäßige Medikamenteneinnahme auch auf Flugreise gewährleisten.
Spezielle Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Viele Veranstalter bieten mittlerweile gut durchdachte Tagesouren an, bei denen die Bedürfnisse von Senioren im Mittelpunkt stehen. Es gibt auch spezielle Reisebegleitungen, barrierefreie Reisen mit Betreuerinnen und Betreuern oder individuelle Reisen im In- und Ausland. Fluglinien, Hotels und Schifffahrtsgesellschaften bieten älteren Menschen ebenfalls Unterstützung an, damit sie ihr Traumziel sicher erreichen und genießen können.
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Einige Beispiele für spezielle Angebote sind:
- Seniorenreisen in der Gruppe: Diese Reisen bieten ein Rundum-Sorglos-Paket für fitte Seniorinnen und Senioren. An- und Abreise werden organisiert, die Hotels verfügen über die entsprechenden Annehmlichkeiten, und das Programm vor Ort ist der Reisegruppe angepasst. Reisebetreuerinnen und Reisebetreuer kümmern sich um die Belange unterwegs und leisten jederzeit kleinere Hilfestellungen.
- Gruppenreisen inklusive medizinischem Dienst: Einige Angebote richten sich speziell an Menschen mit Vorerkrankungen. Hier begleitet in der Regel eine Medizinerin oder ein Mediziner die Reise, was den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein sicheres Gefühl gibt.
- Betreute Urlaube: Diese Angebote ermöglichen es pflegenden Angehörigen, eine Auszeit zu nehmen, während die Menschen mit Demenz von geschultem Fachpersonal betreut werden. Die Betreuungsangebote werden entweder stundenweise oder ganztägig angeboten und können in vielen Fällen aus dem Leistungsbudget der Pflegekasse bezahlt werden.
- Urlaub in speziellen Einrichtungen: Einige Gästehäuser und Hotels haben sich auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen spezialisiert und bieten stundenweise Betreuung, barrierefreie Zimmer und individuelle Lösungen für die Verpflegung an.
Tipps für die Reiseplanung
- Frühzeitig planen: Beginnen Sie möglichst frühzeitig mit der Vorbereitung und Planung des Urlaubs, um vor Ort keine Kompromisse eingehen zu müssen.
- Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen: Passen Sie die Rahmenbedingungen vorab an die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen (und der Angehörigen) an, z. B. An- & Abreisemöglichkeit, Verpflegung, Freizeitangebote, Barrierefreiheit und Umfang der Betreuung vor Ort.
- Anreise nicht zu lang: Je nachdem, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, sollte darauf geachtet werden, dass die Anreise nicht zu lang und damit für alle Beteiligten nicht zu anstrengend wird.
- Gewohnte Abläufe beibehalten: Ein strukturierter Tagesablauf ist für Demenzkranke wichtig und sollte daher auch im Urlaub weitestgehend beibehalten werden.
- Persönliche Dinge mitnehmen: Persönliche Gegenstände wie Familienfotos oder die Lieblingstasse können in den Urlaub mitgenommen werden, denn sie sorgen in fremder Umgebung für Vertrautes.
- Tagesausflüge als Alternative: Um Übernachtungen in einer fremden Umgebung zu vermeiden, eignen sich Tagesausflüge z. B. in frühere Wohn- oder Urlaubsgegenden.
- Unterstützung annehmen: Nutzen Sie spezielle Angebote für Demenzkranke und ihre Angehörigen, um sich selbst zu entlasten und Ihrem Angehörigen eine professionelle Betreuung zu ermöglichen.
- Reiseapotheke: Medikamente gehören ins Handgepäck. Lassen Sie sich ärztlich bestätigen, dass die Medikamente benötigt werden. Besprechen Sie mit dem behandelnden Arzt, was bei der Einnahme am Urlaubsort zu beachten ist.
- Reisekrankenversicherung: Klären Sie Fragen rund um die Reisekranken- und eine Rückholversicherung, um im Notfall nicht auf hohen Kosten sitzenzubleiben.
Angebote und Anlaufstellen
Es gibt zahlreiche Organisationen und Einrichtungen, die spezielle Urlaubsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen anbieten. Einige Beispiele sind:
- Alzheimer Gesellschaften: Die Alzheimer Gesellschaften in den verschiedenen Regionen bieten Betreuungsgruppen zur Entlastung pflegender Angehöriger sowie Informationen und Beratung rund um das Thema Demenz.
- Pflegestützpunkte: Pflegestützpunkte bieten eine umfassende Beratung zu allen Fragen der Pflege und Betreuung, einschließlich Informationen zu Urlaubsangeboten und Finanzierungsmöglichkeiten.
- Reiseveranstalter: Einige Reiseveranstalter haben sich auf Seniorenreisen und barrierefreie Reisen spezialisiert und bieten spezielle Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.
- Kurzzeitpflegeeinrichtungen: Für einen begrenzten Zeitraum von bis zu acht Wochen pro Jahr bieten Pflegeeinrichtungen Kurzzeitpflegeplätze an, die von der Pflegeversicherung bezuschusst werden.
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