Die Diagnose Demenz in der Familie muss nicht bedeuten, dass gemeinsame Urlaube der Vergangenheit angehören. Im Gegenteil, Reisen können eine wunderbare Möglichkeit sein, neue Erinnerungen zu schaffen und die Familienbande zu stärken. Allerdings bedarf es einer sorgfältigen Planung und Vorbereitung, um den Urlaub für alle Beteiligten zu einem positiven Erlebnis zu machen. Dieser Artikel gibt Ihnen wertvolle Tipps und Anregungen, wie Sie Reisen mit Menschen mit Demenz erfolgreich gestalten können.
Ist ein Urlaub mit Demenz überhaupt möglich?
Die Antwort lautet in den meisten Fällen: Ja! Vor allem im frühen und mittleren Stadium der Erkrankung ist ein gemeinsamer Urlaub oft gut realisierbar. Wichtig ist, dass der Patient oder die Patientin grundsätzlich mit einem Ortswechsel und Veränderungen im Tagesablauf zurechtkommt. Ein Urlaub kann dem Betroffenen das gute Gefühl geben, auch mit der Diagnose Demenz schöne Dinge zu erleben.
Vorbereitung ist das A und O
Eine gute Planung ist vor jeder Reise wichtig, aber besonders, wenn ein Angehöriger mit Demenz mitreist. Schließlich ist jeder Urlaub ein Ortswechsel - und das kann enormen Stress für Betroffene bedeuten. Beginnen Sie daher frühzeitig mit der Vorbereitung und passen Sie die Rahmenbedingungen an die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen und der Angehörigen an.
Auswahl des Reiseziels und der Reiseart
Bei der Auswahl des Urlaubsziels und der Reiseart sollten Sie sich bewusst machen, wie belastbar der Demenzkranke noch ist. Bisherige Urlaube sowie persönliche Vorlieben des Betroffenen können als Orientierung dienen. Was hat der oder dem Betroffenen früher schon Spaß gemacht? Was haben Sie gern unternommen? Wo hat es Ihnen gefallen? Ob in den Campingurlaub oder zum Wandern in die Berge - entscheidend ist, wo Sie sich wohlfühlen und gut zurechtkommen. Besonders wichtig ist, dass der Betroffene gut mit einem Ortswechsel zurechtkommt.
Tipp: Wählen Sie ein Urlaubsziel, das dem Betroffenen vertraut ist, beispielsweise einen Ort, an den die Familie schon seit mehreren Jahren reist. Vermeiden Sie Rundreisen sowie aufwändige Sightseeing-Touren, da diese bei den Betroffenen leicht zur Reizüberflutung führen können.
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An- und Abreise
Je nachdem, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, sollte darauf geachtet werden, dass die Anreise nicht zu lang und damit für alle Beteiligten nicht zu anstrengend wird. Berücksichtigen Sie bei der Planung die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen, z. B. bezüglich Pausen, Verpflegung und benötigter Hilfsmittel.
Unterkunft
Auch bei der Wahl der Unterkunft sollten die Bedürfnisse des Demenzkranken berücksichtigt werden. Eine Ferienwohnung oder ein Hotelzimmer mit ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten ist oft besser geeignet als ein kleines, beengtes Zimmer. Achten Sie auf Barrierefreiheit, falls der Betroffene in seiner Mobilität eingeschränkt ist.
Verpflegung und Freizeitangebote
Klären Sie im Vorfeld, welche Verpflegungs- und Freizeitmöglichkeiten es vor Ort gibt und ob diese für den Demenzkranken geeignet sind. Gibt es beispielsweise Restaurants, die spezielle Kost anbieten oder Freizeitangebote, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnitten sind?
Tipps für einen entspannten Urlaub
Gewohntes mit Neuem kombinieren
Menschen mit Demenz brauchen Routinen, um sich ruhig und sicher zu fühlen. Versuchen Sie daher, gewohnte Abläufe wie Duschen, Anziehen oder Mahlzeiten auch auf Reisen beizubehalten. Packen Sie ruhig ein paar Kleinigkeiten von zuhause in die Reisetasche: Die Lieblingstasse, der Kissenbezug oder Familienfotos können in der fremden Umgebung zu vertrauten Ankerpunkten werden.
Strukturierte Abläufe
Ein strukturierter Tagesablauf ist für Demenzkranke wichtig und sollte daher auch im Urlaub weitestgehend beibehalten werden. Dazu zählen gewohnte Abläufe wie beispielsweise Mahlzeiten, Duschen, Anziehen und Schlafenszeiten.
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Schwierigkeiten akzeptieren
Mit Demenz gleicht kein Tag dem anderen. Wichtig ist, bei Schwierigkeiten möglichst souverän zu bleiben. Zum Beispiel dann, wenn die ungewohnte Umgebung und neue Abläufe doch mehr Stress bereiten, als Sie dachten. Selbst wenn gesundheitliche Probleme auftauchen oder Sie vorzeitig nach Hause fahren müssen: Es zählt, dass Sie es gemeinsam versucht haben.
Ein Tagesausflug als Test
Tagesausflüge sind gute Tests für gemeinsames Verreisen. Sie sind günstiger, einfacher zu organisieren und Sie vermeiden den Stress, woanders die Nacht verbringen zu müssen. Um positive Erinnerungen aufleben zu lassen, eignen sich auch hier Ausflüge in die persönliche Geschichte, zum Beispiel in frühere Wohn- oder Urlaubsorte.
Hilfe annehmen
Ihnen ist die 1:1 Betreuung im Urlaub doch zu viel? Dann nehmen Sie Hilfe in Anspruch. Mittlerweile gibt es viele Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Demenz-Patientinnen und -Patienten und ihren Angehörigen zugeschnitten sind.
Spezielle Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Betreute Reisen
Das Deutsche Rote Kreuz bietet beispielsweise betreute Reisen an. Qualifizierte Reiseleiter begleiten Senioren und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen im Urlaub. Sie kümmern sich um Transfer, Unterkunft, Verpflegung sowie Ausflüge vor Ort. Im Rahmen unserer Seniorenreisen bieten wir wechselnde, ausgesuchte Reiseziele, kümmern uns um den Transfer zum Zielort und organisieren die Unterkunft, Verpflegung sowie Ausflüge am Urlaubsort. Inlandsreisen können unter bestimmten Bedingungen bezuschusst werden.
"Urlaub ohne Koffer"
Für viele ältere Menschen, insbesondere für diejenigen mit einer demenziellen Erkrankung, kann eine fremde Umgebung, ein fremdes Bett mehr Stress als Erholung mit sich bringen. Trotzdem wollen und sollen diese Menschen nicht auf einen Tapetenwechsel, ein "raus-aus-den-eigenen-vier-Wänden" verzichten. Für sie wird mittlerweile in vielen Städten und Gemeinden ein sogenannter "Urlaub ohne Koffer" angeboten. Urlaub ohne Koffer bedeutet tagsüber gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten und nachts die vertraute Umgebung der eigenen Wohnung. Organisiert werden die Angebote meist von den örtlichen Kirchengemeinden oder anderen sozialen Anbietern.
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Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege
Neben speziellen Urlaubsangeboten gibt es auch die Möglichkeit, die Kurzzeitpflege oder Verhinderungspflege in Anspruch zu nehmen. Während der Betroffene von geschultem Fachpersonal betreut wird, bleibt dem Angehörigen Zeit für sich (z. B. für Freizeitaktivitäten). Diese Angebote eignen sich besonders in fortgeschrittenen Demenzstadien. Eine Liste mit Urlaubsangeboten für Menschen mit Demenz und deren Angehörige stellt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. bereit.
Kurzzeitpflege
Für einen begrenzten Zeitraum von bis zu acht Wochen pro Jahr bieten Pflegeeinrichtungen entsprechende Plätze an, die von der Pflegeversicherung bezuschusst werden. In vielen Einrichtungen sind die Plätze für eine Kurzzeitpflege jedoch rar und die Wartelisten lang. Daher ist es empfehlenswert, frühzeitig Kontakt mit einer geeigneten Pflegeeinrichtung aufzunehmen. Kurzzeitpflegeeinrichtungen übernehmen während der Aufnahme die komplette Versorgung der erkrankten Person. Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten ein entsprechendes Versorgungs- und Beschäftigungsangebot.
Verhinderungspflege
Alternativ zur Kurzzeitpflege steht den Angehörigen die Verhinderungspflege zur Verfügung. Dabei wird der Betroffene zu Hause tage- oder stundenweise von Angehörigen, Bekannten oder professionellen Pflegekräften betreut. Die Pflegekasse übernimmt für die Versorgung durch einen Pflegedienst bis zu 1.612,00 €, für die Versorgung durch Angehörige in der Regel nur das Pflegegeld zuzüglich eventueller Aufwendungen wie Fahrgeld oder Verdienstausfall (maximal 1.612,00 €).
Tipps für pflegende Angehörige
Die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz ist für viele Angehörige eine organisatorische, körperliche und insbesondere enorme psychische Belastung. Je nachdem, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, bleibt den pflegenden Angehörigen für sich selbst nur wenig Zeit - die eigenen Bedürfnisse geraten somit schnell in den Hintergrund. Gerade dann ist eine kurze Auszeit wichtig, um neue Kraft für die herausfordernden Aufgaben zu tanken.
Eigene Bedürfnisse nicht vergessen
Auch im Urlaub ist es wichtig, dass Sie als pflegender Angehöriger auf Ihre eigenen Bedürfnisse achten. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst, unternehmen Sie etwas, das Ihnen Spaß macht und entspannen Sie sich. Nur so können Sie die Kraft tanken, die Sie für die Betreuung des Demenzkranken benötigen.
Unterstützung suchen
Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung anzunehmen. Bitten Sie andere Familienmitglieder, Freunde oder professionelle Pflegekräfte um Hilfe. So können Sie sich eine Auszeit gönnen und neue Energie schöpfen.
Schwierigkeiten akzeptieren und flexibel bleiben
Nicht jeder Urlaub verläuft reibungslos. Seien Sie darauf vorbereitet, dass es zu Schwierigkeiten kommen kann und bleiben Sie flexibel. Passen Sie Ihre Pläne gegebenenfalls an die Bedürfnisse des Demenzkranken an.
Positive Aspekte in den Vordergrund stellen
Konzentrieren Sie sich auf die positiven Aspekte des Urlaubs. Genießen Sie die gemeinsame Zeit mit Ihrem Angehörigen und schaffen Sie neue, unvergessliche Erinnerungen.
Finanzielle Unterstützung
Für Urlaubsangebote und Entlastungsleistungen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen gibt es verschiedene finanzielle Fördermöglichkeiten. Informieren Sie sich bei Ihrer Pflegekasse, der Deutschen Alzheimer Gesellschaft oder einem Pflegestützpunkt über die verschiedenen Angebote.