Demenz verhindern: Möglichkeiten und Präventionsstrategien

Die Diagnose Demenz ist ein Schock, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für ihre Angehörigen. Obwohl es keine Garantie dafür gibt, Demenz vollständig zu verhindern, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, das Risiko zu senken. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindert oder zumindest deutlich hinausgezögert werden könnten, wenn alle beeinflussbaren Risikofaktoren ausgeschaltet würden. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Demenzprävention, von beeinflussbaren Risikofaktoren bis hin zu Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil.

Was ist Demenz?

Demenz ist ein neurologisches Krankheitsbild, das durch den Abbau und Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Betroffene erleben oft sich wiederholende Gedächtnislücken, Sprachstörungen und Beeinträchtigungen des Bewegungsablaufs. Im fortgeschrittenen Stadium erkennen sie möglicherweise ihre Liebsten nicht mehr. Die beiden häufigsten Formen sind die Alzheimer-Demenz und die vaskuläre Demenz.

Alzheimer-Demenz

Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form und macht etwa 70 Prozent aller Demenzerkrankungen aus. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass sich im Gehirn Moleküle ablagern (Amyloid-Plaques und Tau-Proteine), Nervenzellen absterben, Verbindungen zwischen Nervenzellen (Synapsen) verloren gehen und das Gehirn insgesamt schrumpft. Die genauen Ursachen sind meist unklar, aber in einigen Fällen spielen genetische Faktoren eine Rolle, insbesondere bei Erkrankungen, die vor dem 65. Lebensjahr auftreten.

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz macht etwa 15 Prozent aller Demenzen aus und wird durch Schädigungen der Hirngefäße verursacht. Diese Schäden können durch langjährigen Bluthochdruck oder winzige Einblutungen entstehen. Es gibt auch seltenere Demenzformen wie die Lewy-Body-Demenz und die frontotemporale Demenz, sowie Demenzen, die als Folge anderer Krankheiten wie Lebererkrankungen oder HIV-Infektionen entstehen können. Mischformen, bei denen beispielsweise eine Alzheimer- und eine vaskuläre Demenz gleichzeitig vorliegen, sind ebenfalls möglich.

Beeinflussbare Risikofaktoren für Demenz

Mittlerweile wurden zwölf Faktoren identifiziert, die rund 40 Prozent des Demenzrisikos erklären und prinzipiell beeinflussbar sind. Zu diesen Risikofaktoren gehören:

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  1. Hörminderung: Wenn das Gehör nachlässt, verarbeitet das Gehirn weniger Reize und muss mehr Energie aufbringen, um Sprache zu verstehen.
  2. Niedrige schulische Bildung: Geistige Anregung in jungen Jahren schützt das Gehirn und baut kognitive Reserven auf.
  3. Rauchen: Erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz durch negative Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn.
  4. Depression: Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug und mangelnde Selbstfürsorge belasten nicht nur die Seele, sondern auch das Gehirn.
  5. Vermehrt Alkoholkonsum: Schon mehr als drei Liter Bier oder zwei Liter Wein pro Woche können zum Verlust der grauen Masse im Gehirn führen.
  6. Soziale Isolation: Mangelnde Kontakte und das Gefühl der Einsamkeit schwächen auf Dauer die geistige Gesundheit.
  7. Traumatische Hirnschädigungen: Schädel-Hirn-Verletzungen erhöhen das Demenzrisiko.
  8. Feinstaubbelastung: Feine Partikel aus Abgasen, Industrie und Öfen können Entzündungen auslösen und die Gefäße schädigen.
  9. Bluthochdruck: Erhöht das Risiko für alle Demenzformen, insbesondere für die vaskuläre Demenz.
  10. Körperliche Inaktivität: Bewegungsmangel beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns und schwächt Nervenzellen.
  11. Übergewicht: Besonders Bauchfett erhöht das Risiko für Demenz.
  12. Diabetes: Typ-2-Diabetes zählt zu den am besten belegten Risikofaktoren für Demenz.
  13. Erhöhtes Cholesterin: Kann die Ablagerung von schädlichen Proteinen im Gehirn fördern.
  14. Sehschwäche: Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren gleichzeitig das Demenzrisiko deutlich erhöht. Wer an einer Stelle ansetzt, kann oft mehrere Risiken gleichzeitig verringern.

Strategien zur Demenzprävention

1. Körperliche Aktivität und Bewegung

Regelmäßige Bewegung fördert das körperliche Wohlbefinden und bringt das Gehirn auf Touren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive Bewegung pro Woche. Dies kann durch schnelles Walken, langsames Joggen oder altersgerechte Sportangebote erreicht werden. Bewegung verbessert die Durchblutung des Gehirns, stärkt Nervenzellen und unterstützt den geistigen Abbau.

2. Ausgewogene Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Demenz. Besonders empfohlen wird die mediterrane Diät, die reich an Obst, Gemüse, Fisch, Olivenöl und Vollkornbrot ist. Diese Ernährungsweise kann das Risiko für Alzheimer und andere Formen der Demenz senken. Es ist ratsam, Schweinefleisch und Milchprodukte wie fetten Käse und Butter nur in Maßen zu konsumieren.

Die Mittelmeer-Diät basiert hauptsächlich auf fünf Säulen:

  • Obst
  • Viel Gemüse
  • Wenig weißes Fleisch
  • Oliven
  • Knoblauch

Es ist wichtig, hochverarbeitete Produkte, denen oft größere Mengen Zucker oder Salz zugesetzt sind, zu meiden. Eine ausgewogene Ernährung trägt dazu bei, das Risiko von Bluthochdruck und Diabetes zu senken, welche wiederum das Demenzrisiko erhöhen.

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3. Geistige Fitness und kognitive Aktivität

Wer in Beruf und Freizeit geistig rege ist, hat ein geringeres Risiko, später mit einer Demenz zu leben. Kulturelle Aktivitäten, mathematische Knobeleien oder kreative Hobbys tragen dazu bei, ein gutes Gedächtnis zu bewahren. Auch alltägliche Verrichtungen können das Gehirn trainieren. Die kognitive Vitalität kann gestärkt werden, indem man sich immer wieder neuen Dingen zuwendet und Bekanntes vertieft.

4. Soziale Aktivitäten pflegen

Soziale Aktivitäten tragen nachweislich dazu bei, das Demenz-Risiko zu senken. Regelmäßiger Austausch mit anderen Menschen fordert das Gehirn auf vielfältige Weise und hält es in Schwung. Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten halten das Gehirn wach und leistungsfähig. Es lohnt sich, die eigenen Lebensumstände auf die beeinflussbaren Risikofaktoren hin zu überprüfen und soziale Kontakte zu pflegen.

5. Vermeidung von Risikofaktoren

Das Vermeiden bekannter Risikofaktoren ist ein wichtiger Schritt zur Demenzprävention. Dazu gehört:

  • Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz. Wer das Rauchen aufgibt, kann sein Risiko deutlich senken.
  • Moderater Alkoholkonsum: Ein zu hoher Alkoholkonsum kann zum Verlust der grauen Masse im Gehirn führen und das Demenzrisiko erhöhen.
  • Kontrolle von Bluthochdruck und Diabetes: Bluthochdruck und Diabetes stehen in Zusammenhang mit einem erhöhten Demenzrisiko. Eine wirkungsvolle Behandlung dieser Krankheiten kann das Risiko reduzieren.
  • Vermeidung von Übergewicht: Besonders Bauchfett erhöht das Risiko für Demenz. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können helfen, Übergewicht zu vermeiden.
  • Vermeidung von sozialer Isolation: Soziale Isolation und Einsamkeit können das Demenzrisiko erhöhen. Es ist wichtig, Kontakte zu pflegen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
  • Schutz vor Feinstaubbelastung: Feinstaub kann Entzündungen auslösen und die Gefäße schädigen. Es ist ratsam, sich vor Luftschadstoffen zu schützen.
  • Ausgleich von Seh- und Hörschwächen: Unbehandelte Seh- und Hörschwächen können das Demenzrisiko erhöhen. Es ist wichtig, diese Probleme frühzeitig zu behandeln.

6. Schlaf und Erholung

Eine erholsame Nachtruhe ist ein wichtiger Faktor, um Demenz vorzubeugen. Im Schlaf regeneriert sich das Gehirn und baut schädliche Stoffe ab.

7. Weitere präventive Maßnahmen

  • Vitamin- und Hormonmangelzustände vermeiden: Regelmäßige Kontrollen können helfen, Vitamin- und Hormonmangelzustände zu erkennen und zu behandeln.
  • Schädel-Hirn-Verletzungen vermeiden: Beim Radfahren, Skaten usw. sollte ein Helm getragen werden, um das Risiko von Schädel-Hirn-Verletzungen zu minimieren.
  • Hormonersatztherapie (HRT) bei Frauen: Studien deuten darauf hin, dass ein sinkender Estradiolspiegel in den Wechseljahren das Alzheimer-Risiko erhöhen könnte. Eine frühzeitig begonnene Hormonersatztherapie (HRT) könnte präventiv wirken, muss aber individuell und ärztlich abgestimmt werden.

Die Rolle von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln

Bisher gibt es nur Medikamente, die den geistigen Verfall bei Demenz kurzfristig stabilisieren und langfristig hinauszögern können. Diese gleichen beispielsweise den Botenstoffmangel im Gehirn aus und erleichtern so die Kommunikation der Nervenzellen. Das ist aber eine Symptombehandlung. Die Krankheit Alzheimer können sie nicht heilen.

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Es gibt Wirkstoffe, deren Wirksamkeit aktuell von den Zulassungsbehörden geprüft wird. Sie fördern den Abbau der Ablagerungen im Gehirn, die die Nervenzellen zerstören - die sogenannten Amyloid-Plaques. Die Wirkstoffe sind vor allem Antikörper gegen das Amyloid-Eiweiß.

Eine ausgewogene Ernährung ist eine wirksame und natürliche Möglichkeit, Demenz zu verhindern oder das Risiko zu verringern. Ergänzungen wie Vitaminpräparate sollten jedoch nur nach Rücksprache mit Ärzten oder Ernährungsberatern erfolgen.

Frühzeitige Erkennung und Diagnose

Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser können Betroffene und Angehörige reagieren. Erste Anzeichen einer Demenz können sich durch sich wiederholende Gedächtnislücken äußern. Es ist ratsam, bei Verdacht auf Demenz eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

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