Demenz ist ein Begriff, der viele Menschen beunruhigt. Der Verlust von kognitiven Fähigkeiten wie Denken, Erinnern, Sprechen und Orientierung stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Demenz und untersucht, ob eine Rückbildung der Erkrankung möglich ist.
Was ist Demenz?
Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen, die mit einem Verlust von Denk- und Gedächtnisleistungen einhergehen. Die Symptome beginnen meist schleichend und verschlimmern sich allmählich. Erst wenn diese Symptome den Alltag erheblich beeinträchtigen, spricht man von einer Demenz. Demenz ist durch zunehmende Defizite in kognitiven, emotionalen und sozialen Bereichen gekennzeichnet.
Ursachen von Demenz
Die Ursachen von Demenz sind vielfältig. Man unterscheidet zwischen primären und sekundären Demenzformen. Rund 80 Prozent aller Demenzen werden durch Krankheiten des Gehirns hervorgerufen, bei denen Nervenzellen allmählich verloren gehen.
Neurodegenerative Ursachen
Häufig liegen neurodegenerative Prozesse zugrunde, wie bei der Alzheimer-Krankheit, der frontotemporalen Demenz oder der Lewy-Körperchen-Demenz. Dabei lagern sich Eiweiße im Gehirn ab und stören die Nervenzellfunktion.
Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Demenz ist mit einem Anteil von circa 60 bis 65 Prozent die häufigste irreversible Demenzform. Es handelt sich um eine degenerative Erkrankung des Gehirns, in deren Verlauf Nervenzellen unumkehrbar zerstört werden. Charakteristisch ist ein schleichender, nahezu unmerklicher Beginn. Anfangs treten leichte Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen auf.
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Bekannt ist eine Reihe von Veränderungen im Gehirn, die bei Menschen mit Alzheimer-Demenz auftreten. So kommt es bei der Demenz zu einem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung ihrer Verbindung untereinander. Darüber hinaus werden Eiweißablagerungen im Gehirn (Plaques beziehungsweise Fibrillen) sowie die Verminderung eines für das Gedächtnis wichtigen Botenstoffs (Acetylcholin) beobachtet.
Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz ähnelt der Alzheimer-Krankheit sehr stark, wodurch sie schwer voneinander zu unterscheiden sind. Kennzeichnend sind starke Schwankungen der geistigen Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit, optische Halluzinationen und leichte Parkinsonsymptome.
Frontotemporale Demenz
Die Frontotemporale Demenz (FTD) ist seltener als die Alzheimer- und Lewy-Körper-Demenz. Charakteristisch sind intra-/extrazelluläre Proteinakkumulationen, subkortikale Gliosen und ein Neuronenverlust.
Vaskuläre Ursachen
Mit etwa 20 bis 30 Prozent folgen die gefäßbedingten („vaskulären“) Demenzen. Bei etwa 15 Prozent liegt eine Kombination beider Demenzformen vor. Bei gefäßbedingten Demenzen kommt es infolge von Durchblutungsstörungen des Gehirns zum Absterben von Nervengewebe. Eine besondere Form vaskulärer Demenz ist die „Multiinfarktdemenz“. Hierbei führen wiederholte kleine örtliche Durchblutungsstörungen zum Absterben von Hirnzellen.
Sekundäre Ursachen
Zahlreiche Erkrankungen können zu kognitiven Störungen und demenzieller Symptomatik führen. Nach Entfernung der auslösenden Ursache können sich die Beschwerden zurückbilden.
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Stoffwechselerkrankungen und Mangelzustände
Endokrinopathien wie Hypothyreose oder Hyperthyreose, Vitaminmangelkrankheiten (z.B. Vitamin-B12-Mangel) und metabolische Enzephalopathien können Demenzsymptome verursachen.
Vergiftungen
Vergiftungen durch Industriegifte (z.B. Kohlenmonoxid, Quecksilber, Blei) oder Medikamente können ebenfalls zu Demenz führen. Auch Alkoholabhängigkeit kann ein Korsakow-Syndrom verursachen, das mit ausgeprägten Merkfähigkeitsstörungen einhergeht.
Infektionen
Chronische Infektionskrankheiten wie Neurosyphilis, Neuroborreliose oder HIV-Enzephalitis können Demenzsymptome auslösen.
Andere Ursachen
Sehr selten ist eine demenzielle Symptomatik auf raumfordernde Prozesse wie Tumore, Hämatome oder Hydrozephalus zurückzuführen.
Risikofaktoren für Demenz
Epidemiologische Studien haben etliche Faktoren ermittelt, die das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhen. Wichtigster Risikofaktor ist ein hohes Lebensalter. Auch wenn die Ursachen der Alzheimer-Demenz noch nicht hinreichend bekannt sind, lässt sich aus entsprechenden Studien ableiten, dass neben nicht veränderbaren Faktoren (wie Alter, Geschlecht und Genetik) und Vorerkrankungen auch Verhaltensweisen und Lebensumstände das Risiko beeinflussen, daran zu erkranken. Das Risiko sinkt beispielsweise durch körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung, geistige Aktivität und soziale Teilhabe.
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Neuere Untersuchungen weisen zudem auf ein erhöhtes Risiko durch folgende Faktoren hin: Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, Diabetes, schwere Kopfverletzungen, Infektionen, Depression, chronischer Stress sowie das Vorliegen einer Hör- oder Sehminderung, erhöhte Cholesterinwerte.
Diagnostik von Demenz
Eine frühzeitige und korrekte Diagnose ist entscheidend, um Betroffenen und ihren Familien die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Zunächst wird eine ausführliche Anamnese erhoben, bei der die Krankengeschichte und die aktuellen Beschwerden erfasst werden.
Kognitive Testung
Nach Befragung des Patienten und seiner Angehörigen wird eine kognitive Testung durchgeführt. Hierbei werden verschiedene Bereiche der kognitiven Leistungsfähigkeit überprüft, wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und räumliches Vorstellungsvermögen.
Bildgebende Verfahren
Eine Untersuchung des Gehirns ist erforderlich, um etwaige Durchblutungsstörungen, Zirkulationsstörungen des Liquors oder Tumore zu identifizieren. Hierzu werden bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Computertomographie (CT) eingesetzt.
Ausschluss anderer Erkrankungen
Wichtig zu beachten - Zur Diagnosestellung einer Demenz gehören der Ausschluss zahlreicher anderer Erkrankungen und die korrekte differenzialdiagnostische Einordnung der Demenz-Art. Notwendig ist unter anderem eine gründliche Untersuchung des Körpers zum Beispiel auf mögliche Stoffwechselerkrankungen oder Infektionserkrankungen, da diese Ursachen dementielle Symptome als Begleiterscheinungen haben können. Ebenso müssen alle Medikamente, die der Betroffene einnimmt, eingehend überprüft werden, um zu erkennen, ob möglicherweise Neben- oder Wechselwirkungen die Symptome ausgelöst oder verstärkt haben könnten. Auch Überdosierungen von Arzneimitteln kommen als Ursache in Frage.
Milde kognitive Beeinträchtigung
Für die Diagnose „Demenz“ muss eine gewisse Schwere der Symptome erreicht sein. Ist dies nicht der Fall, wird eine „milde kognitive Beeinträchtigung“ diagnostiziert.
Behandlung von Demenz
Die Therapie umfasst Medikamente und andere Maßnahmen. Ziel der Demenz-Therapie ist es, die Symptome der Hirnleistungsstörung zu verringern und das Fortschreiten zu verzögern. Vor allem kann sie helfen, die Lebenssituation für Patienten und Angehörige zu verbessern und die Belastung zu verringern. Mithilfe einer frühzeitigen Therapie können Menschen mit Demenz länger in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Medikamentöse Therapie
Bei Alzheimer zielen Medikamente auf einen Ausgleich von Botenstoffmangeln. Zwar kann kein Medikament eine Demenz zurückbilden oder ein Voranschreiten der Krankheit vollständig stoppen. Doch kann mit einem umfassenden Therapieplan, der den individuellen Erfordernissen des Patienten angepasst wird, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden.
Spezielle Medikamente können das Fortscheiten des Krankheitsprozesses verzögern und die Selbstständigkeit länger erhalten, vor allem bei einer frühzeitigen Therapie. Wichtig sind vor allem körperliche Aktivität (unter Beachtung von möglichen Herz-Kreislaufrisiken) und geistige Aktivitäten (wie kognitives Training). Daneben vermag eine gegebenenfalls ergänzende medikamentöse Behandlung mögliche Verhaltensstörungen wie beispielsweise Schlaflosigkeit, Depression, Unruhe, Angst oder Aggressivität zu lindern, die bei Demenzerkrankungen häufig auftreten.
Cholinesterasehemmer
Zum einen handelt es sich um zentral wirksame Cholinergika (Cholinesterasehemmer) wie Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin. So können beispielsweise Cholinesterasehemmer den Verlauf um etwa ein Jahr aufhalten.
Memantin
Zum anderen Memantin.
Nicht-medikamentöse Therapie
Gezieltes Gedächtnistraining kann den Abbau kognitiver Fähigkeiten verlangsamen. Ergänzende psychosoziale Maßnahmen runden die Therapie ab. Sie können Betroffenen die Wahrnehmung und Orientierung erleichtern und den Erhalt ihrer Persönlichkeit fördern. Angehörige von Demenzpatienten werden heutzutage wenn möglich in Therapiekonzepte eingebunden, um eine würde- und liebevolle Beziehung zwischen dem Kranken und seinen Angehörigen zu unterstützen.
Behandlung von Risikofaktoren
Es ist empfehlenswert, die Grunderkrankungen wie erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Diabetes und Schilddrüsenunterfunktion behandeln zu lassen. Zur Prävention gehört auch, Risikofaktoren im Lebensstil nach Möglichkeit zu vermeiden, wie etwa Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel.
Kann sich Demenz zurückbilden?
Eine vollständige Heilung ist nur möglich, wenn eine behandelbare Grunderkrankung vorliegt. Bei Alzheimer und anderen neurodegenerativen Demenz-Formen kann die Erkrankung nicht geheilt, aber verlangsamt und die Lebensqualität verbessert werden.
Reversible Demenzen
Nur ein kleiner Teil der Demenzen beruht auf Erkrankungen, die nicht direkt das Gehirn betreffen. Hierzu gehören beispielsweise manche Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangelerscheinungen oder chronische Vergiftungen. Diese Grunderkrankungen können häufig behandelt und manchmal sogar geheilt werden. In diesen Fällen kann eine Demenz auch umkehrbar, also reversibel sein. Man bezeichnet diese Demenzen auch als sekundäre Demenzen.
Vaskuläre Demenz
Da die Gefahr einer vaskulären Demenz mit jedem Schlaganfall steigt, ist es vor allem wichtig, das Risiko weiterer Schlaganfälle durch eine gesunde Lebensweise zu verringern. Dazu gehört unter anderem eine ausgewogene Ernährung, Bewegung und Nichtrauchen sowie gegebenenfalls die regelmäßige Einnahme verschriebener Medikamente.
Leben mit Demenz
Die Diagnose Demenz stellt die Betroffenen und ebenso ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Doch positive Erfahrungen sind weiterhin möglich. Es ist wichtig, den Alltag mit Menschen mit Demenz so zu gestalten, dass Fähigkeiten gefördert, aber Stress und Leistungsdruck vermieden werden.