Zucker als Demenzursache: Ein süßes Gift für das Gehirn?

Zucker, ein ständiger Begleiter in unserem Alltag, steht im Verdacht, nicht nur Volkskrankheiten wie Diabetes und Adipositas zu begünstigen, sondern auch die Entstehung von Demenz, insbesondere Alzheimer, zu fördern. Obwohl die meisten Menschen in Deutschland viel zu viel Zucker konsumieren, ist es wichtig, die komplexen Zusammenhänge zwischen Zucker und Hirngesundheit zu verstehen.

Zucker: Freund oder Feind?

Zucker ist allgegenwärtig und kann uns süchtig und glücklich machen. Er steckt in fast allen Lebensmitteln. Sein Ruf ist in den letzten zwei Jahrzehnten schlecht geworden, doch Zucker an sich ist nicht „böse“, denn wie so oft macht die Dosis das Gift.

Ein Zuviel an Zucker ist ungesund und macht dick. Ein hoher Zuckerkonsum - mehr als 50 Gramm pro Tag - schadet nicht nur unserem Gewicht, sondern auch der Gesundheit. Der menschliche Organismus benötigt Kohlenhydrate, sprich Zucker, um zu überleben, denn Glukose ist der wichtigste Energielieferant. Es gilt: Zucker ist nicht gleich Zucker.

„Natürlicher Zucker, der in Obst, Früchten und Gemüse vorkommt, oder auch komplexer Zucker, also Kohlenhydrate in Kartoffeln, Vollkornreis und Hülsenfrüchten, sind für unseren Körper wichtige Energie- und Ballaststoffquellen und gesundheitsfördernd. Demgegenüber ist zugesetzter Zucker in Backwaren, Softdrinks, Fruchtsäften und Süßigkeiten in zu hohen Mengen schon schädlich“, warnt Birgit Tollkühn-Prott, Leitende Diätassistentin des Ernährungs- und Diabetesteams (PEDT) an der Uniklinik RWTH Aachen.

Empfohlene Zuckermenge und Realität

Der jährliche Zuckerkonsum nimmt weltweit kontinuierlich zu. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, die Tagesdosis von 25 bis maximal 50 Gramm Haushaltszucker pro Tag und Kopf nicht zu überschreiten. In Deutschland liegt der durchschnittliche Zuckerkonsum jedoch bei über 100 Gramm pro Tag - das entspricht bis zu einem Vierfachen der empfohlenen Menge!

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Die Auswirkungen von zu viel Zucker auf die Gesundheit

Übermäßiger Verzehr von Zucker wird für eine Reihe ernährungsbedingter Krankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche verantwortlich gemacht. „Wir belasten damit unseren gesamten Körper. Es treten vermehrt Entzündungen auf und unser Immunsystem wird geschwächt. Das macht uns anfälliger für Krankheiten“, sagt Tollkühn-Prott. Auch die Darmflora leidet unter dem hohen Verzehr von Zucker. „Ist unser Darm nicht im Gleichgewicht, leiden zugleich die Psyche und das körperliche Wohlbefinden.“

Das Problem mit der Fruktose

Vor allem die Zuckerart Fruktose gilt als besonders bedenklich. Sie wird in der Leber teilweise zu Fett umgebaut und kann neben Diabetes und Herz-Kreislauf­erkrankungen auch Gicht fördern. „Besonders Süßspeisen, Gelees und Fruchtsäfte enthalten in der Regel viel Fruktose“, sagt Tollkühn-Prott. Apfelsaft enthält beispielsweise genauso viel Zucker wie Cola - nämlich vier Stücke Würfelzucker auf 100 Milliliter! „Das mag im ersten Moment absurd klingen, ist aber die bittere Wahrheit.“

Früchte und Obst sollten aber nicht gemieden werden, denn zwei Portionen am Tag sind empfehlenswert. Zwar enthalten sie tatsächlich Fruchtzucker, doch die Reichhaltigkeit an Mineralien und Vitaminen ist für den Körper ausgesprochen förderlich. Zudem reduzieren die im Obst enthaltenen Ballaststoffe das schnelle Anfluten des Zuckers im Blut und somit auch die Umwandlung von Zucker zu Körperfett.

Versteckter Zucker und wie man ihn erkennt

Ein großes Problem sind die sogenannten „versteckten“ Zucker. „Diese zu erkennen, ist gar nicht so einfach“, weiß Tollkühn-Prott. Glukose, Saccharose, Dextrose, Zuckersirup, Laktose, Traubenfruchtsüße, Süßmolkenpulver, Gerstenmalz: Die Namen, hinter denen sich Zucker versteckt, sind vielfältig - über 70 verschiedene Bezeichnungen gibt es. „Für den Otto-Normal-Verbraucher ist es so nur schwer möglich, herauszufinden, wie viel Zucker ein Lebensmittel tatsächlich enthält.“

Seit Dezember 2016 müssen Lebensmittelhersteller auf verpackten Lebensmitteln die Nährwerte kennzeichnen. Darunter befindet sich neben Fett und Eiweiß der Zuckergehalt. „Schauen Sie daher immer genau hin, an welcher Stelle der Zucker in der Zutatenliste steht und wie oft der Zucker genannt wird“, empfiehlt die Ernährungsexpertin.

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Alltägliche Zuckerfallen

Es ist ein Irrglaube, dass der Großteil des Zuckers in Süßigkeiten steckt. „Zwei Drittel des durchschnittlichen Jahresverbrauchs werden industriell in Back­waren, Brotaufstrichen, Getränken und Milchprodukten verarbeitet“, erklärt Tollkühn-Prott. Vor allem Fertig­gerichte enthalten große Zuckermengen.

Zucker als neurotoxisches Gift: Der Zusammenhang zwischen Zucker und Demenz

Zu viel Zucker kann bekanntlich zu Adipositas führen oder Diabetes begünstigen. Weniger bekannt ist allerdings: Ein hoher Zuckerkonsum fördert auch die Entstehung von Hirnkrankheiten wie Demenz. Um zu funktionieren, benötigt der menschliche Körper eine Vielzahl an Nährstoffen - auch Zucker. Als Energieträger ist er für das Hirn existenziell. Verständlich also, dass Traubenzucker ein beliebter Snack ist, um die Konzentration hochzuhalten. Doch die Dosis ist entscheidend.

Ein hoher Blutzuckergehalt fördert die Entstehung von Adipositas und Diabetes. Doch Zucker ist auch eine "neurotoxische" Substanz. Das heißt, er schädigt Nervenzellen - unter anderem im Gehirn. Viele dieser Erkrankungen ließen sich durch einen gesünderen Lebensstil vermeiden. Dazu gehört auch ein geringerer Zuckerkonsum.

Zu viel Zucker im Blut kann auch die Blutgefäße schädigen. Durch den veränderten Insulinstoffwechsel können sich Ablagerungen in den Gefäßwänden bilden. So verengen sich mit der Zeit die Gefäße, die das Hirn mit Blut versorgen. Dadurch kann es dann zu einer Unterversorgung einzelner Hirnareale kommen. Langfristig könne die Gefäßverengung zu Demenz, Alzheimer und Schlaganfällen führen, erklärt Frank Erbguth, Präsident der deutschen Hirnstiftung, in einem Gespräch mit dem SWR.

Indirektere Folgen können außerdem durch eine Diabetes-Erkrankung entstehen. Bereits seit den neunziger Jahren wissen Forschende, dass mit einer Diabetes Typ-2-Erkrankung auch das Demenzrisiko steigt. Dazu wird angenommen, dass dadurch auch der Glukose-Stoffwechsel in den Nervenzellen gestört wird. Damit steigt auch das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung. Denn Insulin spielt auch eine Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Plaques im Gehirn.

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Hoher Zuckerkonsum trotz Risiken

Trotz dieser Risiken bleibt aber der Konsum von Zucker hoch. In Deutschland liegt der jährliche Konsum von Zucker bei durchschnittlich 33 Kilogramm - fast doppelt so hoch wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt. Laut der DGE sollten lediglich zehn Prozent unserer Energiezufuhr mit Zucker gedeckt werden. Im Durchschnitt wären das etwa 18 Kilogramm im Jahr. Eine Möglichkeit, den Konsum zu senken, wäre eine Zuckersteuer. Diese habe in England seit ihrer Einführung 2018 bereits erste Erfolge erzielt, so Erbguth.

Auf Zucker zu verzichten, ist nicht immer einfach. Bereits kleine Dosen führen zu einem erhöhten Verlangen. Denn durch die Einnahme kommt es im Gehirn zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Auch der Ersatz von Zucker durch verschiedene Süßungsmittel ist laut Experten nicht unproblematisch. Zwar enthalten sie keine Kalorien, doch neue Studien deuten an, dass durch den Konsum von Süßungsmitteln auch die Zahl an Gefäßerkrankungen zunimmt.

Aktuelle Forschungsergebnisse: Milchzucker und Neurodegeneration

Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) haben herausgefunden, dass eine zuckerarme Ernährung auch unabhängig vom Blutzuckerspiegel positive Auswirkungen auf die langfristige Leistungsfähigkeit des Gehirns haben könnte. „Unsere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere Milchzucker die Neurodegeneration unseres Gehirns beschleunigen kann“, erklärt Professor Dr. Ralf Linker, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKR.

Ausgangsbasis für die wissenschaftliche Arbeit war die Untersuchung der Auswirkung von Milchzucker auf das Gehirn bei Autoimmunerkrankungen, etwa bei der Multiplen Sklerose (MS). „Zwar konnten wir keine Hinweise finden, dass ein höherer Zuckerkonsum das Risiko für MS im Modell beeinflusst oder direkt das Immunsystem verändert, allerdings zeigten sich direkte Auswirkungen von Milchzuckerkonsum auf das Gehirn“, erklärt Dr. Stefanie Haase, Laborleiterin in der Klinik und Poliklinik für Neurologie des UKR und Leiterin der Studie.

So stellte das Forscherteam fest, dass sich Milchzucker an Eiweiße anlagert und auf diese Weise die Isolierschicht von Zellen verändert, was zu einer schnelleren Abnutzung und Alterung von Gehirnzellen führt. Derartige Prozesse können einer Demenz wie der Alzheimer-Erkrankung den Weg bereiten.

Die Rolle von Zucker im Gehirn

Hohe Blutzuckerspiegel schädigen die Hirngefäße und führen zu Ablagerungen an den Gefäßwänden. Das kann zu verschiedenen Einschränkungen führen - je nachdem, welcher Teil des Gehirns unterversorgt ist - und am Ende sogar eine gefäßbedingte (vaskuläre) Demenz nach sich ziehen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 250.000 Menschen an einer Demenz, davon 15 bis 25 Prozent an einer gefäßbedingten Demenz.

Komplexe Zuckermoleküle im Gehirn, sogenannte Glykosaminoglykane, können womöglich auch direkt die geistige Leistung einschränken. Neue Daten deuten darauf hin, dass sie die Funktion der Synapsen, den Schaltstellen zwischen den Nervenzellen und somit die neuronale Plastizität beeinträchtigen. Das ist die Fähigkeit von Nervenzellen und Gehirnarealen, sich anzupassen und bei Bedarf zu erweitern. Bereits vor 20 Jahren hatte eine Studie darauf hingedeutet, dass eine fett- und zuckerreiche Kost die neuronale Plastizität stört. Langfristig beeinträchtigte das auch die Funktion unseres Gedächtnisareals im Gehirn, den Hippocampus.

Außerdem gibt es eine indirekte hirnschädigende Wirkung von zu hohem Zuckerkonsum auf das Gehirn über einen Diabetes mellitus. Seit den 90er Jahren ist bekannt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes ein deutlich erhöhtes Demenzrisiko aufweisen. Man nimmt an, dass der Glukose-Stoffwechsel auch in den Neuronen gestört sein und so zur Entstehung der Alzheimer-Erkrankung beitragen könnte.

Was tun? Tipps zur Reduzierung des Zuckerkonsums

Ein bewusster, möglichst geringer Zuckerkonsum ist ratsam. „Es ist sinnvoll, durch weitgehenden Verzicht auf Zucker diesem Teufelskreis zu entgehen“, erklärt Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Die Anstrengung lohnt sich. Hirnstiftung und DGN unterstützen daher die politische Forderung, Steuer auf besonders zuckerhaltige Getränke zu erheben."

Der deutsche Zuckerverbrauch lag 2021/22 bei über 33 Kilogramm pro Kopf - und war damit fast doppelt so hoch wie empfohlen. Bei einem durchschnittlichen Kalorienbedarf pro Tag von 2.000 Kilokalorien entspricht dieser Wert 50 Gramm pro Tag, also 18 kg im Jahr. Dazu zählt nicht nur der zugesetzte Zucker, sondern auch der natürlich enthaltene, wie etwa in Früchten, Honig oder Säften. Doch auch viele andere Lebensmittel enthalten versteckten Zucker, wie Joghurts oder Tomatenketchup.

Weitere Risikofaktoren für Demenz

Neben einem hohen Zuckerkonsum gibt es weitere Faktoren, die das Demenzrisiko erhöhen können:

  • Erhöhtes Cholesterin: Fördert die Ablagerung von schädlichen Proteinen im Gehirn und belastet die Blutgefäße.
  • Depressionen: Anhaltende Niedergeschlagenheit und sozialer Rückzug belasten das Gehirn.
  • Kopfverletzungen: Schwere oder wiederholte Kopfverletzungen erhöhen das Risiko für Demenzerkrankungen.
  • Bewegungsmangel: Beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns und schwächt Nervenzellen.
  • Rauchen: Erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz.
  • Bluthochdruck: Erhöht das Risiko für alle Demenzformen, insbesondere für die vaskuläre Demenz.
  • Übergewicht: Besonders Bauchfett fördert hohen Blutdruck, entzündliche Erkrankungen und belastet die Gefäße.
  • Hoher Alkoholkonsum: Führt zum Verlust der grauen Masse im Gehirn und kann das Wernicke-Korsakoff-Syndrom auslösen.
  • Soziale Isolation: Das Gehirn braucht Anregung durch Gespräche, Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten.
  • Luftverschmutzung: Feine Partikel können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
  • Sehschwäche: Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.

Was kann man tun, um das Demenzrisiko zu senken?

  • Geistige Anregung: In jungen Jahren schützt das Gehirn durch den Aufbau kognitiver Reserven.
  • Gesunde Ernährung: Reduzieren Sie den Zuckerkonsum und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten.
  • Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung des Gehirns und stärkt die Nervenzellen.
  • Soziale Kontakte pflegen: Halten Sie Ihr Gehirn durch Gespräche und gemeinsame Aktivitäten aktiv.
  • Risikofaktoren behandeln: Lassen Sie Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Cholesterinwerte behandeln.
  • Rauchen aufgeben: Senken Sie Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz.
  • Alkohol in Maßen genießen: Beschränken Sie Ihren Alkoholkonsum auf ein moderates Maß.
  • Luftverschmutzung vermeiden: Achten Sie auf eine gute Luftqualität und vermeiden Sie stark frequentierte Straßen.
  • Sehschwäche behandeln lassen: Sorgen Sie für eine gute Sehkorrektur, um Ihr Gehirn optimal zu stimulieren.

Hoffnung durch Forschung: Polysialinsäure als Schutzfaktor?

Ein Forschungsteam vom Institut für Klinische Biochemie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat herausgefunden, dass die körpereigene Zuckerverbindung Polysialinsäure (PolySia) gegen neurodegenerative Prozesse helfen könnte. In einem Verbundprojekt untersuchen die Forschenden nun, wie sich PolySia nutzen lässt, um gezielt der neurodegenerativen Erkrankungen wie etwa der Demenz entgegenzuwirken.

„Sialinsäuren sind Schlüsselkomponenten vieler zellulärer Kommunikationsprozesse und sind für die Entwicklung und Funktion unseres Nervensystems unverzichtbar“, sagt Professorin Dr. Rita Gerardy-Schahn, die frühere Leiterin des MHH-Instituts. Im Gehirn wirkt PolySia auch im Hippocampus und dem präfrontalen Kortex und ist wesentlich an der Regulation der Weitergabe von Informationen von einem Nerven zum nächsten beteiligt.

In Voruntersuchungen konnte das Forschungsteam bereits am Mausmodell für Alzheimer-Erkrankung zeigen, dass kurzkettige PolySia einer ganz bestimmten Länge die Gehirnleistung steigern konnte. „Wir haben beobachtet, dass bereits eine einmalige Gabe von PolySia genügte, damit das Störfeuer unterbunden wurde und sich die Gedächtnisleitung deutlich verbesserte“, betont Dr. Thiesler.

Insulin, Zucker und Alzheimer: Ein komplexes Zusammenspiel

Je höher der Insulinspiegel im Körper steigt, umso besser scheinen die Voraussetzungen für die Alzheimer-Krankheit zu sein (1). Denn Insulin ist ein Hormon, das immer dann ausgeschüttet wird, wenn Zucker oder andere Kohlenhydrate im Körper eintreffen.

Bei der Alzheimer Erkrankung können nun aber keine neuen Erinnerungen mehr angelegt werden, das Kurzzeitgedächtnis fehlt. Könnte ein Insulinmangel im Gehirn daher die Ursache von Alzheimer und Gedächtnislücken sein? Ganz oben schrieben wir aber davon, dass ein hoher Insulinspiegel Alzheimer begünstigen können soll. Was also ist richtig? Beides! Man weiss, dass Alzheimer Patienten niedrige Insulinspiegel im Gehirn aufweisen. Insulin - so die Wissenschaftler - schütze die für Erinnerungen zuständigen Zellen im Gehirn vor Schäden durch die alzheimertypischen Ablagerungen. Gleichzeitig erhöht sich durch die beschädigten Insulinrezeptoren die Insulinresistenz der betroffenen Nervenzellen. (Insulinresistenz bedeutet, dass Zellen nicht mehr so gut auf Insulin reagieren können). Bei Alzheimer besteht im Gehirn also nicht nur ein Insulinmangel - ähnlich wie bei Diabetes Typ 1.

Liegt im Körper ein chronisch erhöhter Insulinspiegel vor (Hyperinsulinämie), dann wird dadurch die Blut-Hirn-Schranke so geschädigt, dass nicht mehr ausreichend Insulin ins Gehirn gelangen kann. Insulinmangel entsteht. Die Ablagerungen nun gelten als Ergebnis von subtilen chronischen Entzündungsprozessen im ganzen Körper. Und was ist die Ursache der Entzündungsprozesse? Ein chronisch erhöhter Insulinspiegel! Und woher kommt der hohe Insulinspiegel? Werden ständig Mahlzeiten mit Zucker oder aus anderen isolierten Kohlenhydraten gegessen (Weissmehl- und Zuckerprodukte wie Teig- und Backwaren, Süssigkeiten, süsse Desserts und gesüsste Getränke), dann steigt erst der Blutzuckerspiegel und infolgedessen der Insulinspiegel.

In einer Studie der University of Washington sollte der Zusammenhang zwischen Zucker bzw. Insulin und Alzheimer an Freiwilligen überprüft werden. Ihr Blutzuckerspiegel blieb dadurch normal, während gleichzeitig ein so hoher Insulinspiegel aufgebaut wurde, der jenem eines Diabetikers mit Insulinresistenz entspricht. Entzündungsvorgänge wurden in Gang gesetzt. Der F2-Isoprostan-Spiegel stieg. F2-Isoprostan ist eine Substanz, die in besonders hohen Mengen im Gehirn von Alzheimerpatienten vorkommt. F2-Isoprostan entsteht als Folge von oxidativem Stress, also dann wenn Fette (die Arachidonsäure) durch Einwirkung freier Radikale oxidieren. Die Menge der typischen Alzheimer-Ablagerungen nahm zu.

Fazit: Zuckerreduktion als wichtiger Baustein der Demenzprävention

Zucker bzw. isolierte Kohlenhydrate können also gleich auf mehreren Wegen zu Alzheimer, Vergesslichkeit und Erinnerungslücken führen. Ein maßvoller Umgang mit Zucker ist ein wichtiger Baustein der Demenzprävention. Diesen Einfluss sollten Sie kennen und beherzigen.

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