Karl Lagerfeld, der am 19. Februar im Alter von 85 Jahren verstarb, war eine Ikone der Modebranche. Sein Tod markierte das Ende einer Ära, doch sein Einfluss wird noch lange zu spüren sein. Lagerfeld war mehr als nur ein Designer; er war ein Phänomen, eine Legende, um die sich zahlreiche Mythen ranken. Dieser Artikel beleuchtet sein Leben, seine Karriere, seine Beziehungen und die Umstände seines Todes.
Ein Leben zwischen Mode und Geheimnis
"Zwischen mir und der Welt war immer eine Glasscheibe", sagte Karl Lagerfeld einst über sich selbst. Er war der größte Modeschöpfer seit Coco Chanel, deren modisches Erbe er seit 1983 mit einem Vertrag auf Lebenszeit fortführte. Lagerfeld hinterlässt einen bleibenden Eindruck in der Mode und unzählige Geschichten um den privaten Karl.
Jugend und Familie
Karl Lagerfeld wurde in Hamburg geboren. Sein Vater war millionenschwerer Besitzer der Kondensmilchmarke "Glücksklee", seine Mutter Elisabeth seine stetige Kritikerin. Zu Elisabeth, die schon 42 war, als sie endlich den gewünschten Erben gebar, hatte er nie ein gutes Verhältnis. Selbst als er mit 30 Jahren erfolgreicher Kreativdirektor bei Chloé war, mäkelte die Mutter nur: „Schade, dass du dich nicht über den Hof gehen siehst, sonst hättest du gesehen, was für einen dicken Po du gekriegt hast.“
Dennoch sagte er 2008 über sie: „Meine Mutter war aber perfekt für mich." Lagerfeld gestand gegenüber dem Magazin "The New Yorker", dass er in der Schule keine Freunde gehabt habe. Während andere Jungs Bürstenschnitt trugen, hatte Karl lange Haare und große Locken. Exzentrisch war er schon von Anfang an.
Karrierebeginn
Ab 1963 arbeitete er für das Modehaus "Chloé". 1984 verhalf er als künstlerischer Direktor dem traditionsreichen Modehaus "Chanel" wieder zu neuem Glanz und entdeckte 1993 unter anderem das Topmodel Claudia Schiffer als seine Muse. Seltenes Archivmaterial zeigt den eindrucksvollen Künstler bei der Arbeit, im Blitzlichtgewitter, auf Partys oder wild züngelnd mit einer Frau in einer Filmszene von Andy Warhols "L’amour".
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Zwischenmenschliche Beziehungen
Über zwischenmenschliche Beziehungen Lagerfelds ist bis zu seinem Tod wenig bekannt. Eine der wenigen Figuren, die in seiner Geschichte heraussticht, war Jacques de Bascher. 18 Jahre lang soll er eine Beziehung zu dem Modezar gepflegt haben. 1989 starb er 38-jährig an Aids. Ob der Designer und der Dandy damals noch liiert waren, steht nirgendwo geschrieben. Doch angeblich soll Karl seinem Freund zur Seite gestanden haben, als dieser an HIV erkrankte - bis zu Jacques' Tod.
Gerüchten zufolge war die Beziehung der beiden aber doch inniger, als Karl je zugab. Denn angeblich soll der Designer im Tode auf ewig mit seinem jungen Freund vereint werden. So wie auch de Bascher, wird Lagerfeld eingeäschert. Eine Urne von Jacques soll der Chanel-Designer immer aufbewahrt haben. Nun sollen ihrer beider Asche vermischt werden. Bestätigt ist diese Art der letzten Ruhe bislang nicht.
De Bascher war es auch, dem nachgesagt wird, der Grund für den Bruch zwischen Lagerfeld und Laurent gewesen zu sein. Denn der junge, unwiderstehliche Dandy soll mit beiden Designern intim geworden sein. Karl Lagerfeld selbst hatte die Beziehung zwischen ihm und dem jungen Franzosen jedoch stets nur als „platonische Liebe“ bezeichnet. Doch er sagte auch: „Er war der eleganteste Franzose, den ich je gekannt habe.“
Exzentrik und Allüren
Lagerfelds Exzentrik hielten viele für Allüren. Dabei hatte alles immer einen Grund. So ließ Karl sich beispielsweise stets chauffieren, weil er in jungen Jahren bereits zwei schwere Autounfälle verursacht hatte. Wie durch ein Wunder hatte er beide Crashs, bei denen er am Steuer seines Cabrios eingeschlafen war, unbeschadet überlebt.
Sein Privatleben karikierte er meist, selbst betrübliche Stationen seines Lebens erzählte er mit Witz. Was bleibt, ist Karl Lagerfeld, der Tausendsassa.
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Tod und Vermächtnis
Vor knapp einem Jahr starb Karl Lagerfeld, der große Modeschöpfer. Inga Griese, eine Freundin Lagerfelds, erinnert sich an ihren Weggefährten und an das letzte Paket, das sie ihm geschickt hat.
Ein schönes Ende für ihn, wenn man das so sagen darf. Der Abschied von der großen Weltbühne war keine mühselige Abschiedstournee. Ein bisschen aufgedunsen war er auf den letzten Fotos ja, aber er hatte seinen Auftritt - und auch seinen letzten Lebensabschnitt unter Kontrolle. Jämmerlichkeit, das wäre echt das Letzte gewesen, mit dem er in Erinnerung hätte bleiben wollen. Marlene Dietrich hat er verehrt, auch weil sie das Idol von sich nicht zerstört hat.
Längst war ja auch er zur Marke geworden. Zum Schattenriss, zur Karikatur, immer erkennbar, zum Inbegriff von Kreativität, Bildung und Esprit. Die Modewelt wäre ohne ihn in jeder Hinsicht ärmer. Er hatte ein Gespür für Zeitgeist und Transformationen, setzte das um in Bilder und Inszenierungen. Manche Leute glaubten nicht, dass er gut 300.000 Bücher besaß und sie kannte, wahrscheinlich war das eine Zumutung für die Skeptiker. Doch Normalmaß war nie der Maßstab seines Lebens gewesen, schon nicht, als er noch weniger berühmt und vermögend war.
Als er starb, hat die ganze Welt kondoliert, allen voran Monsieur Macron und seine Frau. Nur der Bundespräsident nicht. Vielleicht, weil Karl Lagerfeld der weltweit bekannteste Deutsche war? Neid? Ahnungslosigkeit? Ignoranz? Also genau das Deutsche, das Lagerfeld fremd war?
„Schau nach vorn!“, das war sein Motto. Da fehlt jetzt etwas. Jemand. Wahrscheinlich schauen wir deswegen so gern zurück zu ihm.
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Todesursache
Die offizielle Todesursache von Karl Lagerfeld wurde nie vollständig bekannt gegeben. Es gab Spekulationen über seinen Gesundheitszustand, aber die genauen Details wurden nicht veröffentlicht.
Die Mutter als prägende Figur
Welchen enormen Einfluss Lagerfelds Mutter auf ihn hatte, wird im Buch "Karl Lagerfeld: Ein Deutscher in Paris" mehr als deutlich. "Seine Mutter war prägend", sagt der Buchautor. Während Lagerfeld den Geschäftssinn und das Business-Know-How vom Vater hatte, war die Mutter das modische Vorbild, so Kaiser. Elisabeth, die aus gutem Hause stammte, musste durch den frühen Tod ihres Vaters schnell selbstständig werden. Sie war Feministin, politisch interessiert und strebte offenbar nach Höherem, als ihr es zu Hause auf dem Lande hätte zuteilwerden können. Und nicht nur das gab sie dem Sohn weiter, auch den Floh vom Leben in Paris setzte sie ihm ins Ohr. Sie selbst hatte als Mädchen preußische Disziplin gelernt: "Werte wie Ordnung, Sauberkeit, Disziplin, Treue, Pflichtbewusstsein waren ihr unglaublich wichtig", berichtet Alfons Kaiser. Und die vermittelte die strengen Elisabeth ihrem Kind von klein auf in nicht gerade sanfter Manier: "Weil ihre harten Sprüche ihn als Kind frustrierten, musste er das für sich ausgleichen. Er hat sein ganzes Leben lang überkompensiert", glaubt der Modejournalist. Doof nannte sie ihn, machte sich über sein Aussehen lustig und warf ihm mangelnden Ehrgeiz vor. Doch der Frust spornte Lagerfeld auch an. "Er hat versucht, die Defizite, die ihm vorgehalten wurden, auszugleichen", sagt Kaiser. Dazu passt auch, dass es Karl nicht mal in der Freizeit locker anging: "Hobbys waren für ihn ein Fremdwort. Er hat aus allem einen Beruf oder eine Berufung gemacht."
Die Bindung zu Elisabeth war und blieb zeit seines Lebens stark. Beide wohnten sogar von 1968 bis mindestens 1976 wieder zusammen. "Sie war der einzige Mensch, mit dem er als Erwachsener zusammengelebt hat", erzählt der Biograf. Doch überschattete das enge, komplizierte Verhältnis zur Mutter das Privatleben des Designers? Lag es auch an der Beziehung zu ihr, dass er nach dem viel zu frühen Tode seines Freundes Jacques de Bascher (†38) nie wieder die ganz große Liebe fand? Alfons Kaiser kann es sich durchaus vorstellen: "Die Bindung zur Mutter war so stark, dass andere Beziehungen darunter litten."
Die Ikone Karl Lagerfeld
Mit den Jahren entwickelte er sein Image immer weiter: das weiße Haar, die schwarz-weißen Outfits, deren Elemente zum Teil aus vergangenen Jahrhunderten stammten, die Sonnenbrille und Handschuhe - ein Look, den noch heute jedes Kind sofort dem Modeschöpfer zuordnen kann. "Sich selbst zum Logo zu machen, das gelingt nur wenigen", weiß der Journalist.
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