Wer bereits von dem stechenden Schmerz eines Wadenkrampfes aus dem Schlaf gerissen wurde, weiß, dass dies ein wahrer Albtraum sein kann. Viele Betroffene leiden mehrmals pro Monat unter diesen äußerst unangenehmen Krämpfen. Dieser Artikel befasst sich eingehend mit der Thematik "Nächtliche Wadenkrämpfe", erklärt die Ursachen und zeigt, was unternommen werden kann, um die lästigen Krämpfe in der Nacht loszuwerden.
Was sind Wadenkrämpfe?
Feinste Nervenbahnen sind regulär dafür verantwortlich, dass die Muskulatur mit Reizen aus dem Gehirn versorgt wird. Wenn es zu einem Wadenkrampf kommt, spannt sich der Muskel in der Wade plötzlich, unwillkürlich und äußerst schmerzhaft an. An diese Kontraktion schließt sich allerdings keine Entspannung an, sodass der Muskel verkrampft bleibt, kalt wird und tastbar verhärtet. Wadenkrämpfe können einige Sekunden dauern oder sogar minutenlang anhalten. Erst dann löst sich der Muskel wieder und die Beschwerden klingen ab.
Mögliche Ursachen von Wadenkrämpfen
Wadenkrämpfe können verschiedene Ursachen haben. Hier sind einige der häufigsten:
- Magnesiummangel: Wird der Schlaf immer wieder jäh von schmerzhaften Wadenkrämpfen unterbrochen, liegt meist schnell die Vermutung nahe, dass ein Magnesiummangel Grund für das Übel ist. Magnesium gehört zu den Mineralstoffen, die unser Organismus täglich braucht. Der menschliche Körper kann allerdings selbst kein Magnesium herstellen, sodass er auf die Zufuhr von außen angewiesen ist. Die empfohlene Tagesdosis Magnesium liegt bei 300 mg bis 400 mg. Im Körper wirkt Magnesium beruhigend auf die Nerven und senkt den Blutdruck. Zusätzlich wirkt sich das Mineral senkend auf die Erregbarkeit der Nervenzellen aus. Geht dem Körper in hohem Maße Magnesium verloren, kann dieses durch Stress oder eine Krankheit wie z. B. Diabetes mellitus bedingt sein. Der Genuss von Alkohol führt ebenfalls zu einem Magnesium-Entzug im Körper. Darüber hinaus kann auch die Einnahme einiger Medikamente zu einem Magnesium-Verlust führen. Dazu gehören beispielsweise Diuretika oder Protonenpumpenhemmer.
- Überlastung der Muskeln: Wenn es durch Sport oder sonstige körperliche Aktivitäten zu einer übermäßigen Belastung der Muskeln gekommen ist, kann dieses in der Folge auch Wadenkrämpfe nach sich ziehen.
- Eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Gelegentliche Wadenkrämpfe in der Nacht können auch ein Hinweis darauf sein, dass den Beinen nicht genügend Raum zur Verfügung steht. Sind die Beine zu sehr eingeengt und die Durchblutung unter Umständen auch noch beeinträchtigt, kann dieses zu Krämpfen führen. Die Beine sollten hier unbedingt mehr Bewegungsfreiheit bekommen, eventuell sollte auch über einen Austausch der Matratze nachgedacht werden.
- Überstreckung der Beine: Wer nachts so im Bett liegt, dass seine Beine überstreckt werden, wie es z. B. häufig bei Bauchschläfern der Fall ist (so genannte Spitzfußstellung), der fördert damit das Auftreten von Wadenkrämpfen. Eine Änderung der Schlafposition ist empfehlenswert.
- Erkrankungen und Medikamente: Nächtliche Wadenkrämpfe können auch Symptom einer anderen Krankheit sein. Wer unter Wadenkrämpfen leidet, sollte sich auch die Medikamente, die er regelmäßig einnimmt, ganz genau anschauen. So gibt es Arzneimittel bzw. Arzneimittelgruppen, die das Auftreten von Wadenkrämpfen begünstigen können. Dazu gehören u.a. einige Präparate gegen Hypertonie (Bluthochdruck), Statine (Cholesterinsenker) oder auch Antidepressiva.
- Weitere Ursachen und Risikofaktoren: Sport oder körperliche Arbeit, Fußfehlbildungen wie Plattfüße, Flüssigkeitsmangel, Schwangerschaft, höheres Lebensalter, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion, Leberzirrhose und Nervenerkrankungen wie Parkinson oder Polyneuropathie.
Was hilft bei akuten Wadenkrämpfen?
Wenn der Wadenkrampf in der Nacht akut auftritt, helfen sich viele Betroffene mit Dehnübungen. Dazu sollte man sich hinsetzen, das betroffene Bein ausstrecken und die Zehen zu sich hinziehen. Es kann auch hilfreich sein, wenn man aufsteht und etwas im Schlafzimmer rumläuft, um so die Muskeln wieder zu lockern. Bei einem Krampf im Bett kann auch eine zweite Person von großem Nutzen sein, wenn diese den Fuß am betroffenen Bein des „Krampfgeplagten“ ergreift und sanften Druck dagegen ausübt, um den Wadenkrampf zu lösen. Diese Technik kann man auch selbst im Liegen anwenden, in dem man seine Zehen umfasst und in Richtung der Knie zieht. Der Zug bzw. die weitere Entspannung der Wadenmuskulatur kann durch Massieren oder Kneten gefördert werden. Auch die Verwendung von wärmenden Auflagen wie z. B. einem warmen Kirschkernkissen kann Linderung verschaffen.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Wadenkrämpfe
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Wadenkrämpfen vorzubeugen:
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- Ernährung: Eine sinnvolle Ernährung ist ein essenzieller Faktor für unsere Gesundheit. Um Wadenkrämpfen in der Nacht vorzubeugen, sollte man deshalb auch auf seine Ernährung - insbesondere auf die Versorgung mit allen wichtigen Mineralstoffen - achten. Gut geeignet sind u. a. Bananen (Kalium), Milchprodukte (Calcium) und Nüsse (Magnesium).
- Flüssigkeitszufuhr: Verliert der Körper durch sportliche Aktivitäten, im Zuge von Saunabesuchen oder bei Sommer-Hitze Flüssigkeit (und Mineralstoffe), sollten ihm diese unbedingt wieder durch ausreichendes Trinken erneut zugeführt werden.
- Kernseife: Zugegeben, es mutet etwas absurd an, aber Seife soll tatsächlich ein probates Mittel zur Verhütung von Wadenkrämpfen in der Nacht sein. Man geht davon aus, dass der krampfunterbindende Effekt der Seife auf ein bestimmtes Duftmolekül zurückzuführen ist. Daneben besteht auch die Theorie, dass eine große Menge an Natriumsalzen in der Seife ursächlich für deren krampfvorbeugende Wirkung sein soll. Zur Vorbeugung von Wadenkrämpfen sollen sich Kernseife oder auch eine Duftseife z. B. mit Lavendel optimal eignen. Ein Austausch sollte erfolgen, wenn das Seifenstück eingetrocknet ist.
- Durchblutung fördern: Eine gute Durchblutung hilft bei der Muskelentspannung. Die oben in diesem Artikel beschriebenen Dehnübungen kann man auch einsetzen, um die Muskulatur locker zu halten und so aktiv nächtlichen Wadenkrämpfen vorzubeugen. Bei wiederholt auftretenden Wadenkrämpfen kann eine Beinmassage vor dem Schlafengehen zur Vorbeugung eingesetzt werden. Dazu sollte man ätherische Öle mit krampflösender Wirkung wählen. Empfehlenswert sind z. B. Orangenöl, Lavendelöl oder Rosmarinöl. Die Öle sollten nicht unverdünnt genutzt werden. Es empfiehlt sich auf einen Tropfen ätherisches Öl 50 Milliliter Olivenöl zu geben.
- Schuhwerk: Frauen, die von Wadenkrämpfen geplagt werden, sollten auf Schuhwerk mit hohen Absätzen (mehr als fünf Zentimeter) verzichten.
- Dehnübungen: Gezielte tägliche Dehnungsübungen können helfen - zum Beispiel ein Vorbeugen des Körpers im Stand, ohne dass die Fersen abheben.
Kernseife unter dem Bettlaken: Ein altes Hausmittel
Seife unter dem Bettlaken ist ein altes Hausmittel, das gegen Krämpfe helfen soll. Um es auszuprobieren, sollten Sie ein Stück Seife in ein Baumwolltuch wickeln und über Nacht unter die Decke in die Nähe Ihrer Beine legen. Wissenschaftliche Belege dafür, dass die Seife wirklich hilft, gibt es keine. Es gibt allerdings viele Menschen, die darauf schwören und ein Versuch kostet nichts.
Weitere Tipps und Hausmittel
- Massage mit Johanniskraut-Öl: Als Mittel gegen nächtliche Wadenkrämpfe bietet sich außerdem eine Massage der Beine mit Johanniskraut-Öl an.
- Tonic Water: Außerdem soll das Trinken von Tonic Water helfen. In Tonic Water ist Chinin enthalten, was krampflösend wirken soll.
- Magnesium: Da nicht selten ein Magnesiummangel Grund für das vermehrte Auftreten von Krämpfen in den Waden ist, kann die Einnahme von hochdosiertem Magnesium ein probates Mittel zur Beseitigung der Krämpfe sein. Dabei wird empfohlen, dem Körper das Magnesium langsam zuzuführen.
- Gurkenwasser: Eine Studie in den USA bewies, dass Gurkenwasser, also die Einlegeflüssigkeit von sauren Gurken, die Länge der Muskelkrämpfe bei dehydrierten Menschen tatsächlich verkürzt - und zwar um die Hälfte der Zeit.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn der Leidensdruck wegen andauernd auftretender Wadenkrämpfe während des Schlafes zu groß ist oder die üblichen Mittel und Verfahren keine Abhilfe (mehr) schaffen, sollte man in jedem Fall seinen Hausarzt für eine weitere Beratung bzw. ggf. eine Überweisung zu einem Spezialisten aufsuchen. Damit der Hausarzt sich ein möglichst genaues Bild über die Lage verschaffen kann, ist es empfehlenswert, vor dem Termin ein „Schmerztagebuch“ zu schreiben. Dabei sollte man die wichtigsten Parameter zu den einzelnen Krampf-Ereignissen festhalten. Sollte es innerhalb der Familie weitere Personen geben, die unter Wadenkrämpfen leiden, sollte man seinem Hausarzt auch dieses unbedingt mitteilen. Beim Arzt oder der Ärztin sollte abgeklärt werden, ob eine Erkrankung hinter den häufigen Krämpfen stehen könnte, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenfunktionsstörung oder Morbus Addison.
Alkohol und Wadenkrämpfe
Wer regelmäßig Alkohol trinkt, hat häufiger unter solchen nächtlichen Wadenkrämpfen zu leiden. Eine kleine Studie an der Uni Straßburg aus dem Jahr 2018 fand heraus, dass diejenigen, die pro Woche ein alkoholisches Getränk zu sich nahmen, 6,5 Mal häufiger unter Wadenkrämpfen in der Nacht litten als diejenigen, die keinen Alkohol tranken. Alkohol kann den Elektrolyt-Haushalt durcheinander bringen, was die Reiz-Weiterleitung in den Nervenmembranen beeinträchtigt.
Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft
Viele Frauen klagen in der Schwangerschaft über Wadenkrämpfe. Häufig erhalten Schwangere den Rat, zur Vorbeugung der Krämpfe Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Beliebt sind etwa Tabletten mit Magnesium, Calcium, Vitamin C sowie Vitamin D. Magnesium ist vergleichsweise gut erforscht und bringt möglicherweise zumindest einen kleinen Nutzen.
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