Reisen sind mehr als nur eine willkommene Abwechslung vom Alltag; sie bieten unserem Gehirn eine wertvolle Auszeit. Im Urlaub geben wir unsere Routine auf, drücken den Reset-Knopf und lassen uns auf die Entdeckung neuer Dinge, Menschen und Orte ein. Urlaubszeit ist die Zeit, in der wir uns von den täglichen Belastungen befreien und neue Energie tanken können.
Entspannung und Stressabbau
Der Urlaub bietet unserem Gehirn eine wertvolle Gelegenheit, sich von chronischem Stress zu erholen. In diesem Zustand können sich Stresshormone wie Cortisol reduzieren, was zu einer spürbaren Entspannung führt.
Kreativität und Problemlösung
Indem wir gewohnte Routinen unterbrechen und uns neuen Umgebungen und Aktivitäten widmen, stimulieren wir unser Gehirn auf kreative Weise. Der Geist bewegt sich frei, stellt Zusammenhänge her und es entstehen neue, kreative Ideen. Der Urlaub selbst weckt also unsere Kreativität.
Gedächtnis und Lernen
Während des Urlaubs haben wir häufig mehr Zeit, uns auf neue Informationen zu konzentrieren und unser Gedächtnis zu aktivieren. Die Erforschung neuer Orte und das Erlernen neuer Fähigkeiten regen verschiedene Gedächtnissysteme im Gehirn an. Wer sich im Ausland entspannt, erlebt neue Kulturen und fremde Sprachen. Allein das ist schon ein indirektes Trainingsprogramm für das Gehirn.
Erholung und Regeneration
Im Urlaub kann sich unser Gehirn regenerieren und neue Energie tanken. Das Gehirn macht nie nichts. Selbst im Schlafzustand spart das Gehirn nur zehn Prozent Energie ein. Man kann es nicht ausschalten.
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Individuelle Reisevorschläge für Körper und Geist
Reisen bildet, sagt man. Das gilt vor allem dann, wenn man nicht nur Neues probiert, sondern sogar reist, um zu lernen: Kulturtouren und Bildungsreisen sind schwer gefragt. Hier sind einige etwas andere Reisevorschläge, die individuellen Urlaub und Wissenschaft kombinieren.
Astrofotografie im Münstertal oder Namibia
Sie fotografieren gern? Das Münstertal liegt im rätoromanischen Grenzgebiet zu Italien und Österreich, also im hintersten Winkel Graubündens: Im Umkreis von rund 200 Kilometern gibt es keine Großstadt. Es macht das von mächtigen Bergen eingefasste Tal nachts zu einem der dunkelsten Orte der Schweiz. Dass es dort zudem 250 Sonnentage und bis zu 150 sternklare Nächte im Jahr gibt, macht das spärlich besiedelte Tal nicht nur zu einem Top-Spot für Wanderungen, Bergtouren und Wintersport, sondern auch für die Beobachtung des Himmels. Astrofotografiekurse im "Alpine Astrovillage" sind auf zwei bis vier Tage angesetzt und lassen sich je nach Jahreszeit mit diversen anderen Aktivitäten kombinieren. Der viertägige Astrofotografiekurs inklusive Einführung in die fachspezifische Bildbearbeitung kostet 595 Franken, kürzere Schnupperkurse sind preiswerter, auch stundenweise kann man sich einmieten. Die Übernachtung gibt es im Tal ab circa 60 Euro.
Alternativ bietet sich eine Fernreise nach Namibia an: Kiripotip Astrofarm (kombinierbar mit Safari), Tivoli Astrofarm (Ausflugsprogramme mit Tierbeobachtungen), Hakos Gästefarm (Ausflugsprogramm inkl.
Tierbeobachtungen in der Serengeti oder Südafrika
Rund zwei Millionen Tiere bewegen sich jedes Jahr zwischen Kenia und Tansania durch die Serengeti: Gnus, Zebras, Gazellen und Antilopen. Sie legen dabei rund 3000 Kilometer zurück, und zahlreiche Raubtiere begleiten ihren saisonalen Treck. Im Grunde kann man ihre endlose Wanderung zu jeder Jahreszeit begleiten - aber es gibt besonders interessante Zeiten. In den Monaten Februar und März werden im nördlichen Tansania ihre Jungen geboren, kurz vor Beginn der Regenzeit. Das ist auch die ideale Reisezeit, in der sich die riesigen Herden auf dem Gebiet leidlich gut geschützter Reservate aufhalten. Wo die migrierenden Massen gerade sind, kann man beispielsweise über den Gnu-Finder herausfinden. Es ist ein Tool, das als Buchungshilfe gedacht ist: Wenn man schon auf Fotosafari geht, dann doch am besten dahin, wo gerade etwas zu sehen ist. Wer es noch exklusiver mag, auf wissenschaftlicher Führung besteht und sich natürlich auch von einem waschechten Paläo-Anthropologen die Relevanz fossiler Backenzähne erläutern lassen will, greift noch tiefer in die Tasche und reist beispielsweise mit der Smithsonian Society (12 Tage ab circa 8500 Dollar).
Gnus und Co. sind nichts für Sie? Dann planen Sie Ihren Urlaub doch einfach um die Beobachtung anderer Tiere herum. Urlaub in Südafrika spielt sich für die meisten Touristen zwischen Strand, Naturpark und Metropolen ab: Anthropologische Museen und Paläo-Fundstätten dagegen gehören meist nicht unbedingt zum Standard-Ausflugsprogramm. In der Region wurden rund 40 Prozent aller bisher bekannten Fossilien unserer Vorfahren gefunden: Der Mensch ist ein Geschöpf Afrikas, und Australopithecinen gehören zu deren frühesten. Ihre Funde bei Sterkfontein reichen zwei bis vier Millionen Jahre weit zurück. Seit 1999 haben die Südafrikaner einige der Fundhöhlen zugänglich gemacht und ein großes Besucherzentrum gebaut. Wer tiefer eintauchen will, lässt sich von Fachwissenschaftlern führen. Zurzeit bietet das in Johannesburg kommerziell nur das Unternehmen Paleotours regelmäßig an (Preise nur auf Anfrage, Preisniveau solcher Touren in Südafrika: um 90 bis 140 Euro pro Tag). Preisgünstiger ist das, wenn man Sonderführungen des Maropeng-Besucherzentrums nutzt, bei denen man auch Teile der Fundstätten zu sehen bekommt, die sonst nicht zugänglich sind.
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Naturschauspiele: Sonnenfinsternis
Sie haben schon einmal eine totale Sonnenfinsternis gesehen? Dann könnten Sie sich die am 21. August 2017 prinzipiell sparen, denn im Grunde sehen die alle gleich aus: Der Mond schiebt sich vor die Sonne und deckt sie völlig ab, für wenige Minuten wird es Nacht. Das Gute daran? Das wird auf einer geografischen Linie geschehen, die von South Carolina im Südosten der USA diagonal einmal durch den nordamerikanischen Kontinent bis hinauf nach Oregon im Nordwesten führt. Beste Beobachtungschancen hat man wegen der dort eher seltenen Bewölkung in Nevada, das beste Sightseeing-Beiprogramm im Yellowstone-Nationalpark. PS: Sollten Sie die Finsternis aus irgendwelchen Gründen verpassen: Die nächste "Totale" folgt schon am 2. Juli 2019 in Argentinien, gefolgt vom 8. April 2024 in den USA und vom 12. August 2026 in Europa. Alternativ böte sich auch noch der 4. Dezember 2021 an, allerdings ist die nur in der Antarktis sichtbar.
Kultur und Natur im Gasometer Oberhausen
Keine Zeit, keine Lust, kein Geld? Zum Beispiel in einem Gebäude, das im Grunde ein 118 Meter hohes und 68 Meter durchmessendes Stahlfass ist: Der Gasometer Oberhausen ist eine der spektakulärsten Ausstellungshallen des Landes. "Die Wunder der Natur", soeben bis Ende November 2017 verlängert, ist so ein Ding. Es ist die Dunkelheit, die die 150 riesigen, oft spektakulären Fotos und Filme berühmter Naturfotografen so leuchten lässt. Vor allem aber sind es die Größen: Im Rottweiler-Maßstab kennt man Schmetterlinge sonst nicht wirklich, und auch der Blick ins Gesicht eines Mit-Primaten ist umso berührender, wenn seine Augen fußballgroß staunen. Spätestens im Amphitheater unter dem Dach, wo sich scheinbar schwerelos eine 20 Meter durchmessende Erde dreht, ist die Überwältigung erreicht: Wolken ziehen über diesen Globus, der fast 100 Meter über Grund schwebt - eine unwirkliche Szene, bei der Astronautengefühle aufkommen. Ach ja: Und im Winter unbeheizt!
Digitale Auszeit im Urlaub
Endlich Urlaub: Das bedeutet mehr Zeit für dich und deine Interessen. Doch ehe du dich versiehst, landest du mit dem Smartphone auf der Sonnenliege oder im Sessel - ewig scrollend und im Nu ist der Tag vorbei. Das ist nicht ungewöhnlich, denn viele Menschen wollen sich beim Konsumieren digitaler Inhalte entspannen. Ohne es zu merken, können Smartphone und Co. aber den Stresslevel ansteigen lassen, und genau das sollte in deiner Freizeit eben nicht der Fall sein. Lass uns zusammen entdecken, wie eine digitale Auszeit im Urlaub dein Gehirn entlastet.
Smartphones, Tablets, Laptops - schon lange brauchen wir keinen festen Computerplatz mehr, um in die digitale Welt abtauchen. Das ist praktisch, eröffnet aber möglicherweise eine nicht zu unterschätzende Stressquelle, wie die Forschung nahelegt. Eine aktuelle Studie analysierte den Zusammenhang zwischen Internetnutzung und wahrgenommenem Stress. Forschende berücksichtigten dabei unter anderem das genutzte Gerät. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Besonders Aktivitäten wie soziale Medien, Online-Shopping, Entertainment und Gaming stehen in engem Zusammenhang mit erhöhtem Stressempfinden - vor allem dann, wenn sie über das Smartphone stattfinden. Spannend ist, dass viele Menschen gerade diese Anwendungen zur kurzfristigen Stressbewältigung einsetzen. Jedoch ist nicht abschließend geklärt, ob diese Nutzung den Stress direkt verursacht, verstärkt oder nur davon begleitet wird.
Eine digitale Abhängigkeit kann sogar die Gehirnstruktur und damit auch entsprechende Funktionen negativ beeinflussen. Bei Kindern und Jugendlichen wurde das konkret in Bezug auf den präfrontalen Cortex nachgewiesen - diese Gehirnregion ist für die Impulskontrolle und Entscheidungsfindung wichtig. Eine weitere Baustelle: das mediale Multitasking. Genau das kann zu einer Reizüberflutung führen. Dein Gehirn wird zunehmend darauf „trainiert“, nicht in die Tiefe zu gehen, sondern ständig zwischen Reizen hin und her zu springen. Vielleicht ist auch für dich der Griff zum Smartphone oder Tablet eine lieb gewonnene Routine im Urlaub, auf die du nur ungern verzichten würdest.
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Vorteile einer digitalen Auszeit
- Du lebst im Hier und Jetzt: Hand aufs Herz - wie viel bekommst du von deiner Umwelt noch mit, wenn du ständig in der digitalen Welt zugegen bist? Frage dich einmal, ob du das landestypische Essen wirklich genießt, wenn du dabei ständig Storys postest, ob du den Sand unter deinen Füßen spürst, wenn du die neuesten Nachrichten checkst und wie viel du von der schönen Landschaft mitbekommst, wenn du nebenbei online spielst.
- Du steigerst deine Problemlösungsfähigkeit: Zu diesem Thema habe ich eine sehr spannende Studie gefunden. Sie zeigt, dass Wanderer ihre Leistung bei einer kreativen Problemlösungsaufgabe um 50 % steigern konnten. Zuvor trennten sie sich von multimedialen Technologien und verbrachten vier Tage in der Natur. Möglicherweise liegt das daran, dass Naturerlebnisse ohne digitale Ablenkung die geistige Kapazität und kreative Denkfähigkeit fördern. Schließlich braucht das Gehirn Leerlaufphasen, um neue Ideen zu entwickeln oder Probleme zu lösen.
- Du konzentrierst dich auf das Miteinander: Digitale Technologien verändern, wie wir miteinander kommunizieren. Im Urlaub hast du vielleicht auch schon beobachtet, dass am Nachbartisch kaum noch gesprochen wird, stattdessen starren alle auf ihr Handy. Dabei sind Smartphones und Co. keine Alternative zu echten Gesprächen. Sie können im Urlaub sogar dazu führen, dass du dich mit deinen Urlaubspartnern weniger verbunden fühlst.
Tipps für eine erfolgreiche digitale Auszeit
Eine erfolgreiche digitale Auszeit beginnt mit (d)einer bewussten Entscheidung.
- Mach aus: Zugegeben, von technischen Geräten geht eine ungeahnte Verlockung aus - sie erinnern uns mit Vibration und Ton ständig daran, noch einmal drauf zu schauen. Deshalb ist es am besten, du schaltest die Verlockung einfach ab. Alternativ kannst du den Flugmodus aktivieren oder das Smartphone zu Hause lassen.
- Schaffe dir digitale Zeiten: So ganz ohne Smartphone klappt es im Urlaub meistens nicht. Schließlich ersetzt das Handy oft den Fotoapparat oder bringt Familienangehörige zu Hause auf den neusten Stand.
- Lade dir Inhalte herunter: Brauchst du für deine Reise Kartenmaterial, musst du nicht unbedingt zu einer Papiervariante greifen. Lade dir die Karte einfach vorab herunter und achte darauf, bei der Smartphone-Bedienung keinen Blick ins Internet zu werfen.
- Ermögliche dir eine (un)freiwillige Pause: Manchmal gelingt uns der Abschied von den smarten Geräten nicht so einfach, wie erhofft. Vielleicht brauchst du einen kleinen Schubs für deine mentale Regeneration.
- Buche einen speziellen Urlaub: Es gibt immer mehr Anbieter, die gezielte Digital-Detox-Urlaube anbieten - mit Programmen zur Stressbewältigung, Meditation oder Naturerlebnissen ohne Internetverbindung.
Der Anfang beim digitalen Detox ist alles andere als leicht. Nutzen Menschen im Alltag digitale Kommunikation übermäßig, können sie beim Entzug sogar Angstzustände, eine schlechte Stimmung oder Depressionen empfinden - Forscher nennen das psychologische Entzugseffekte. Einige Experten empfehlen daher Gesundheitswarnungen für digitale Geräte, so ähnlich wie auf Zigarettenpackungen.
Hast du dich im Urlaub erfolgreich von der ständigen Erreichbarkeit und dem digitalen Einfluss gelöst, profitiere davon am besten auch im Alltag. Schließlich müssen die Effekte einer digitalen Auszeit nicht mit der Rückreise enden. Viele berichten, dass sie bewusster mit digitalen Medien umgehen, wenn sie einmal erlebt haben, wie wohltuend eine Pause sein kann. Ermögliche dir im Alltag regelmäßig „Handyfreie Stunden“, etwa am Wochenende. Die Motivation dazu ist höher, wenn du dich mit deinem Partner oder Freunden zusammenschließt.
In der hektischen Welt vergessen wir oft schnell wieder, wie wohltuend die digitale Pause war. Am besten führst du im Urlaub eine Art Stresstagebuch - notiere, wie du dich ohne Medien fühlst. Smarte Geräte sind echte Zeitfresser. Fallen sie weg, gewinnst du viele Urlaubsmomente hinzu. Nutze die Zeit, um einfach mal gar nichts zu tun oder dich um langehegte Wünsche zu kommen, etwa ein Buch zu lesen oder dich mit deiner Nährstoffversorgung auseinanderzusetzen.
Die richtige Balance finden
Optimal ist es, wenn man den Urlaub aus einem Wechsel zwischen Bewegung und Entspannung, geistiger Anregung und einfachen Dingen gestaltet. Wer aus einer sehr stressbehafteten Berufs- oder Privatsituation kommt, braucht schon zwei bis drei Wochen, um in einen tieferen Entspanntheitszustand zu verfallen.
Pausen muss man auch im Alltag immer einplanen. Die Menschen, die sich daran halten, sind am Ende des Tages leistungsfähiger als die, die immer knapp am Burnout vorbeischrammen.