Brain Fog, auch bekannt als Gehirnnebel, ist ein weitverbreitetes Phänomen, das zahlreiche Menschen betrifft. Betroffene beschreiben einen mentalen Zustand, in dem sie sich nicht richtig klar denken können, ständig etwas vergessen und sich kognitiv neben der Spur fühlen. Der Kopf fühlt sich an wie voller Watte, alles ist irgendwie dumpf und anstrengend. Obwohl Brain Fog kein medizinischer Begriff ist, bezeichnet er einen Zustand, den viele Menschen kennen und der ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.
Was ist Brain Fog?
„Brain Fog“ bedeutet auf Deutsch „Nebel im Gehirn“. Dr. Claudia Stichtmann, Fachärztin für Neurologie, erklärt, dass man von Brain Fog spricht bei Konzentrationsproblemen, Orientierungsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen, plötzlicher Vergesslichkeit, mentaler Erschöpfung oder dem Gefühl, keinen klaren Gedanken fassen zu können. Es handelt sich um ein Symptom, das auf verschiedene Gehirnfunktionsstörungen hinweisen kann.
Symptome von Brain Fog
Die Symptome von Brain Fog sind vielfältig und können sich von Person zu Person unterscheiden. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Verwirrtheit
- Vergesslichkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Müdigkeit
- Antriebslosigkeit
- Wortfindungsstörungen
- Langsames Denken
- Orientierungsprobleme
- Stimmungsschwankungen
- Kopfschmerzen
- Mentale Erschöpfung
Insgesamt macht es der Nebel im Gehirn den Betroffenen schwer, ihre Arbeit und ihren Alltag zu bewältigen. Der Begriff „Brain Fog“ wird in der Regel dann verwendet, wenn die Beschwerden nicht nur kurzfristig und vorübergehend auftauchen, sondern wenn sich daraus ein verfestigter Zustand entwickelt.
Ursachen von Brain Fog: Vielschichtig und individuell
Die unter dem Begriff Brain Fog zusammengefassten kognitiven Beschwerden können durch unterschiedliche Ursachen entstehen. Oft liegen Gehirnfunktionsstörungen zugrunde, die je nach Ursache verschieden stark ausgeprägt sind und individuell behandelt werden müssen. Um geeignete Behandlungsmaßnahmen zu wählen und die Prognose realistisch einzuschätzen, ist es entscheidend, die Ursache des Gehirnnebels genau zu kennen.
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Lebensstil als Einflussfaktor
Unser Lebensstil hat einen großen Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit - oft mehr, als uns im Alltag bewusst ist. Schlafverhalten, Ernährung, Bewegung und Stressmanagement wirken sich direkt auf das Gehirn aus. Wird der Körper dauerhaft unterversorgt oder überlastet, kann das die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen - und Beschwerden wie Brain Fog begünstigen. Dazu zählen beispielsweise:
- Chronischer Schlafmangel: Wenn das Gehirn nachts nicht abschalten und sich erholen kann, ist es am nächsten Tag nicht voll leistungsfähig. Während des Schlafs speichert sich Gelerntes im Gedächtnis ab und ist besser abrufbereit. Gleichzeitig regenerieren sich die Gehirnzellen während einer erholsamen Schlafphase. Je besser man nachts schläft, umso mehr Leistung kann das Gehirn am Tag bringen. Schon eine unruhige Nacht kann die Denkleistung massiv beeinträchtigen.
- Unzureichende Flüssigkeitszufuhr: Manchmal kann der Grund für den Gehirnnebel so einfach sein: Dehydration verursacht Konzentrationsprobleme und kann schon bei einer geringen Unterversorgung spürbare Folgen haben. Unser Gehirn besteht zu 76 % aus Wasser. Dieses Level sollte immer gehalten werden, um optimale Gehirnleistung zu bringen. Schon bei einer minimalen Dehydrierung um 2 % reduzieren sich die kognitiven Fähigkeiten drastisch.
- Bewegungsmangel: Dies kann Brain Fog schnell verstärken, da dein Gehirn bei zu wenig körperlicher Bewegung nicht ausreichend durchblutet wird. Schon ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft versorgt die Gehirnzellen besser mit Sauerstoff und bringt sie wieder auf Zack.
- Unausgewogene Ernährung: Eine unausgewogene oder gänzlich falsche Ernährung ist eine der Hauptursachen für den Brain Fog. Wenn man beispielsweise leere Kohlenhydrate oder Zucker isst, wird der Insulinspiegel in die Höhe gepusht. Kurz darauf sinkt er jedoch wieder in den Keller, weshalb es im Gehirn zu einem schnellen Leistungsabfall kommen kann. Aber auch zu wenig hochwertige Fette im Essen können deine mentale Leistung schwächen. Die Gehirnzellen sind zu 50-60 Prozent aus Fett aufgebaut, 10-15 Prozent davon aus der Omega-3-Fettsäure DHA. Gerade diese Omega 3s sind also essenziell. Sie knüpfen die Verbindungen der Nervenzellen und helfen bei der Übertragung von Signalen im Gehirn.
- Anhaltender Stress: Zu viel Stress ist für nichts und niemanden gut. Kurzzeitig kann Stress die geistige Leistung zwar fördern, damit wir schneller auf potenzielle Gefahren reagieren können. Im Hippocampus, dem Gehirnbereich, der unter anderem für Lernen und Erinnern zuständig ist, schrumpfen die Neuronen, was sich negativ aufs Gedächtnis auswirkt. Die Amygdala, das Angstzentrum des Gehirns, wird überstimuliert. Wir werden nervös und reizbar, immer mehr Erfahrungen und Erinnerungen werden so mit Angst und Gefahr verbunden. Durch Stress wird im Körper vermehrt das Hormon Cortisol ausgeschüttet, welches die Entstehung freier Radikaler begünstigt. Darum gilt: Versuche, besonders wenn du unter Brain Fog leidest, so viel Abstand zum Alltagsstress zu gewinnen wie möglich.
Brain Fog als Begleitsymptom von Erkrankungen
In vielen Fällen tritt Brain Fog als Nebensymptom ernsthafter gesundheitlicher Probleme auf. Besonders häufig wird er im Zusammenhang mit dem Chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) beschrieben. Betroffene berichten hier von deutlich verlangsamter Informationsverarbeitung, schweren Wortfindungsstörungen, Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses und Schwierigkeiten beim sprachlichen Ausdruck. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen gehen nicht selten mit kognitiven Beeinträchtigungen einher. Der Nebel im Kopf kann hier sowohl Symptom als auch Folgeerscheinung sein - etwa durch ständiges Grübeln, Überforderung oder emotionale Erschöpfung. Bei einer Depression berichten laut einer Untersuchung 85 bis 94 Prozent der Betroffenen über kognitive Einbußen.
Weitere Erkrankungen, die mit Brain Fog in Verbindung gebracht werden können, sind:
- Multiple Sklerose
- Alzheimer Erkrankung
- ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom)
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Schilddrüsenprobleme
- Diabetes
Gehirnnebel als Nebenwirkung von Therapien
Nicht nur Krankheiten selbst, sondern auch deren Behandlung kann zu Brain Fog Symptomen führen. Besonders bekannt ist das Phänomen im Zusammenhang mit Chemotherapien bei Krebspatienten. Aber auch andere Therapien können Brain Fog mit sich bringen, unter anderem bestimmte Schmerzmittel, Psychopharmaka, Antihistaminika oder Hormonpräparate. Die genauen Mechanismen sind je nach Wirkstoff unterschiedlich, häufig spielen Nebenwirkungen auf das zentrale Nervensystem, hormonelle Veränderungen oder entzündliche Reaktionen eine Rolle. Für viele Patienten ist der Gehirnnebel dabei eine zusätzliche Belastung im ohnehin fordernden Therapieverlauf.
Brain Fog im Zusammenhang mit Long Covid
Der Begriff Brain Fog rückte insbesondere durch die Corona-Pandemie verstärkt ins öffentliche Bewusstsein. Und das nicht ohne Grund: Viele Menschen, die nach einer COVID-19-Erkrankung unter langfristigen Beschwerden wie Long-Covid-Erschöpfung leiden, berichten häufig auch von einem Gefühl wie Nebel im Kopf - geprägt von anhaltenden kognitiven Einschränkungen wie Konzentrationsproblemen, Vergesslichkeit und mentaler Erschöpfung. Auffällig ist, dass auch junge Menschen ohne schweren Krankheitsverlauf von Brain Fog betroffen sind. Forscher sehen die Ursache in einer anhaltenden systemischen Entzündung, die auch auf das Gehirn übergreift und die Kommunikation der Nervenzellen stört. Daneben wurde herausgefunden, dass die Blut-Hirn-Schranke bei diesen Long Covid-Patienten gestört ist.
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Brain Fog in den Wechseljahren
In den Wechseljahren berichten Frauen vermehrt von Vergesslichkeit, rascher geistiger Ermüdung und einer verminderten Konzentrationsfähigkeit - kurz Brain Fog. In diesem Fall entsteht der Nebel im Gehirn durch den fortschreitenden Rückgang des Östrogenspiegels. Denn Östrogen hat Einfluss auf unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Das Hormon fördert den Stoffwechsel von Glukose im Gehirn, wodurch es kurzzeitig leistungsfähiger wird. Steht in den Wechseljahren nun weniger Östrogen zur Verfügung, nehmen viele Frauen wahr, dass sich sowohl das Gedächtnis verschlechtert als auch die Fähigkeit zur Konzentration schneller sinkt. Weiter verschärft wird das Brain Fog-Phänomen in den Wechseljahren durch die häufigen Schlafstörungen.
Weitere Ursachen
Neben den bereits genannten Ursachen können auch folgende Faktoren zu Brain Fog beitragen:
- Nährstoffmangel (z.B. Vitamin B12, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren, Magnesium)
- Unverträglichkeiten und Allergien (z.B. Gluten, Lektine)
- Umweltgifte (z.B. Formaldehyd, Polychlorierte Biphenyle)
- Alkoholmissbrauch
Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Wer merkt, dass seine kognitive Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist, ist meist verunsichert. Eine Abklärung der Ursachen ist deshalb wichtig und kann helfen, die Symptome einzuordnen und eine entsprechende Behandlung anzugehen.
Brain Checks zur Analyse und Prävention
Die Privatklinik Jägerwinkel am Tegernsee bietet sogenannte Brain Checks an, die auch der Gesundheitsvorsorge dienen können. Die neuropsychologischen Untersuchungen richten sich an Menschen mit zum Beispiel Long Covid-Symptomen, wie Brain Fog, anhaltenden Kopfschmerzen, Angst oder Schlafstörung. Aber auch gesunde Menschen können diese in Anspruch nehmen, um sich neurologisch durchchecken zu lassen. Zum Untersuchungsprogramm zählen u.a. ein Gefäßcheck mit Duplexsonographie (Darstellung von Arterien sowie die Erfassung der Blutflussgeschwindigkeit), eine Hirnfunktionsprüfung einschließlich apparativer Messverfahren anhand derer untersucht wird, ob zum Beispiel eine leichte Vergesslichkeit „noch normal“ ist, und umfassende neurologische Untersuchungen einschließlich kognitiver Funktionsprüfung und Labordiagnostik.
Therapieansätze
Ist die kognitive Beeinträchtigung auf eine Corona-Infektion zurückzuführen, gibt es inzwischen verschiedene Therapieansätze. Diese können gute Erfolge erzielen und das Leiden von Betroffenen reduzieren. Dazu zählen zum Beispiel verschiedene Sauerstofftherapieverfahren oder Vitamin- und Mikronährstoffinfusionen, wie sie in der Privatklinik Jägerwinkel angeboten werden.
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Generell gilt: Die gezielte Behandlung von „Brain Fog“ als Folge von Krankheiten oder medizinischen Therapien ist in vielen Fällen deshalb problematisch, weil die Wissenschaft noch nicht die genauen Mechanismen verstanden hat, die für die Probleme im Gehirn sorgen.
Selbsthilfe gegen Brain Fog
Auch wenn es keine punktgenauen Behandlungen gegen „Brain Fog“ gibt, kann es hilfreich sein, gesünder zu schlafen, sich mehr zu bewegen oder Stress abzubauen. Auch eine gute Ernährung sorgt dafür, dass das Gehirn optimal mit Nährstoffen versorgt wird.
Tipps zur Behandlung von Brain Fog:
- Ärztliche Abklärung: Versuche, mithilfe entsprechender Ärzt:innen, der möglichen Ursache auf den Grund zu kommen. Ist eine Erkrankung diagnostiziert, kann sie adäquat behandelt werden, etwa mit einem passenden Medikament oder einer entsprechenden Ernährungsumstellung.
- Ernährung: Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und gesunden Fetten sowie etwas fettarmem Fleisch und fettreichem Fisch.
- Schlaf: Sorge dafür, dass Du jede Nacht sieben bis acht Stunden Schlaf bekommst und achte auf eine gute Schlafhygiene.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und damit die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gehirns.
- Flüssigkeitszufuhr: Damit Brain Fog nicht aufgrund eines Flüssigkeitsmangels entsteht, trinke täglich 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßte Tees.
- Stressmanagement: Entspannungsmethoden wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Meditation, Atemübungen, Yoga oder Qigong sind wunderbare Wege, um den Cortisolspiegel nach einem stressigen Tag zu senken und chronischem Stress entgegenzuwirken.
- Kaffeekonsum reduzieren: Versuche, den Kaffeekonsum bei Brain Fog zu reduzieren, da Koffein gerade am späten Nachmittag laut Untersuchungen zu innerer Unruhe beim Einschlafen und zu Schlafstörungen führen kann.
- Bildschirmzeit begrenzen: Begrenze die Zeit, die Du in der Freizeit vor Bildschirmen verbringst. Denn eine zu intensive Nutzung von sozialen Medien, Fernsehen oder Videospielen birgt die Gefahr, das Gehirn mit zu vielen Reizen zu fluten.
- Nährstoffmängel ausgleichen: Liegt Deine Versorgung an wichtigen Vitalstoffen wie B-Vitaminen, Eisen oder Magnesium laut einer Blutuntersuchung im kritischen oder unteren Normalbereich, ist es sinnvoll, eine Zeit lang Ergänzungsmittel zu Dir zu nehmen, um den Mikronährstoffmangel auszugleichen.
Adaptogene gegen Brain Fog
Adaptogene sind aktive Pflanzenstoffe mit unterschiedlichen Wirkungen. Manche beeinflussen den Körper unmittelbar und sorgen für ein Gleichgewicht zwischen Hypothalamus und Hypophyse in Gehirn und Nebennierenrinde. Andere stärken das Immun- und Nervensystem. Adaptogene gibt es als pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel in Kapselform oder als Pulver. Es sind natürlich keine Wundermittel, die einmal „eingeworfen“, einen anschließend sofort mit freiem Kopf durchstarten lassen.