Knall im Ohr: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Ein Knall im Ohr kann beunruhigend sein. Es gibt verschiedene Ursachen, von harmlosen Druckveränderungen bis hin zu akustischen Traumata. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen für einen Knall im Ohr, die diagnostischen Möglichkeiten und die entsprechenden Behandlungsansätze.

Seltene Ursachen: Myoklonus der Gaumen- und Mittelohrmuskulatur

In seltenen Fällen können ungewöhnliche Wahrnehmungen im Ohr durch Spontankontraktionen der Gaumenmuskulatur oder der Mittelohrmuskulatur verursacht werden. Diese Krankheitsbilder sind selten, werden aber in spezialisierten Sprechstunden für Belüftungsstörungen der Ohren diagnostiziert.

Definition und Symptome

Der Myoklonus des Gaumensegels bzw. der Mittelohrmuskeln äußert sich typischerweise durch ein "Knacken oder Klicken im Ohr", das spontan auftreten oder beim Schlucken als unangenehm laut empfunden werden kann. Manche Patienten nehmen auch ein Brummen oder Vibrieren im Ohr wahr, das durch Schalleinwirkungen ausgelöst werden kann. Ein Beispiel hierfür ist das Geräusch eines klappernden Löffels auf Metall, das zu einem reaktiven Geräusch im Ohr führt, wie z.B. Knacken, Klicken, Knallen, Brummen oder Vibrieren. Interessanterweise kann die Schallwahrnehmung im Ohr auch durch eine Schalleinwirkung auf der Gegenseite ausgelöst werden. Einige Patienten bemerken auch eine Bewegung des Trommelfells, wenn das Knacken, Klicken oder die störende Empfindung im Ohr wahrgenommen wird. Das Vorhandensein einer klaffenden Tube kann ebenfalls eine Rolle spielen, auch wenn nicht die typischen Symptome einer klaffenden Tube vorhanden sind.

Diagnostik

Die Diagnose kann manchmal einfach, manchmal aber auch unmöglich sein. Eine ausführliche Anamnese, eine gründliche HNO-ärztliche Untersuchung sowie weiterführende Diagnostik des Hörvermögens, der Mittelohrbelüftung, der Nasenfunktion, des Zustands der Nasennebenhöhlen und möglicherweise sogar allergologische Diagnostik sind wichtig. Nicht jeder Patient benötigt die gesamte Diagnostik, aber je schwieriger die Diagnose zu stellen ist, desto wichtiger ist der Ausschluss anderer Ursachen. Manchmal sind die knackenden Geräusche im Ohr auch objektiv wahrnehmbar, was als objektiver Tinnitus bezeichnet wird. Auch Patienten mit Tubenbelüftungsstörung können über knackende Geräusche im Ohr beim Schlucken berichten, was die Differenzierung der Ursache erschwert.

Gaumensegeltremor

Klicken oder Knacken im Ohr, das durch Spontankontraktionen der Gaumenmuskulatur verursacht wird, ist in der Regel einfach zu diagnostizieren. Man kann häufig bei Öffnung des Mundes spontane Kontraktionen des Gaumensegels erkennen, die zu den Schallereignissen im Ohr führen. In manchen Fällen ist eine Untersuchung mit dem flexiblen Endoskop durch die Nase notwendig, um das Gaumensegel von oben und hinten zu beobachten. Ein stark ausgeprägter Gaumensegeltremor ist eine Blickdiagnose.

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Spontankontraktionen der Mittelohrmuskulatur

Spontankontraktionen der Mittelohrmuskulatur sind schwieriger zu diagnostizieren. Hierbei werden der Musculus stapedius, der am Steigbügel ansetzt, und der Musculus tensor tympani, der am Hammergriff ansetzt, unterschieden. Beide Muskeln liegen im Schädelinneren und sind faktisch nicht erreichbar, um sie beispielsweise mit Botulinumtoxin (Botox) zu lähmen. Der Stapediusmuskel wird vom Gesichtsnerv innerviert, der Musculus tensor tympani vom Trigeminusnerv. Beide Muskeln sollen das Ohr vor lauten Schallereignissen schützen und werden z.B. durch Lärm aktiviert. Sehr selten gelingt es, die Vibrationen am Trommelfell zu erkennen. Auch hier muss ein Gaumensegeltremor abgegrenzt werden, da es auch durch Kontraktionen der Gaumensegelmuskulatur zu einer Öffnung der Tube kommen kann, die ebenfalls Trommelfellbewegungen auslöst. Außerdem müssen atemsynchrone Trommelfellbewegungen ausgeschlossen werden, die bei einer klaffenden Tube vorkommen. Manche Patienten berichten über eine Vorgeschichte einer Gesichtsnervlähmung, bei anderen Patienten lässt sich die Schallwahrnehmung im Ohr zum Beispiel durch einen Trigeminusreiz auslösen, also zum Beispiel durch den Lidschlussreflex (das offene Auge anpusten) und bei wieder anderen Patienten kann die Schallwahrnehmung durch Berührungen der Wange ausgelöst werden. Es handelt sich vermutlich um Fehlschaltungen der sensiblen Wahrnehmung, die zu einer motorischen Antwort der Mittelohrmuskulatur führt. Spontankontraktionen der Mittelohrmuskulatur sind extrem selten, aber sehr störend für die Patienten. Manche Patienten berichten über Geräusche wie ein Maschinengewehr im Ohr. Häufiger sind jedoch Spontankontraktionen der Gaumenmuskulatur, die regelmäßig diagnostiziert werden.

Therapie

Die Spontankontraktionen der Gaumensegelmuskulatur werden am besten mit Botox (Botulinumtoxin) behandelt. Da die Gaumenmuskulatur für das Sprechen und Schlucken maßgeblich ist, muss eine möglichst geringe Menge appliziert und die Wirkung abgewartet werden. Die Wirkung tritt in der Regel 2 bis 3 Tage nach der Injektion auf und hält für ca. 3 Monate an. In dieser Zeit kann das Knacken und Klicken vollständig verschwinden oder deutlich gemindert sein. Häufig gehen jedoch Spontankontraktionen der Gaumensegelmuskulatur und eine klaffende Tube Hand in Hand, sodass es manchmal auch notwendig ist, eine klaffende Tube zu therapieren. Wird das Knacken im Ohr durch eine Tubenbelüftungsstörung verursacht, ist ein völlig anderer Therapieansatz erforderlich. Spontankontraktionen der Mittelohrmuskulatur sind aufwendiger zu therapieren, da eine Mittelohroperation notwendig ist. Hierbei werden das Trommelfell umgeklappt, die hintere Gehörgangswand abgetragen, die Gehörknöchelchenkette dargestellt und dann die Sehne des Stapediusmuskels und die Sehne des Musculus tensor tympani durchtrennt.

Chancen

Durch die Therapie kann der betroffene Patient beschwerdefrei werden. Der Leidensdruck ist häufig hoch und die Verzweiflung mehrt sich, da die Beschwerden häufig über Jahre bestehen und die Diagnose nicht gefunden wird.

Knalltrauma

Ein Knalltrauma entsteht durch plötzliche, hohe Schalldruckeinwirkungen, die das Innenohr schädigen. Dies kann durch Ereignisse wie platzende Autoreifen, Silvesterböller, Airbag-Auslösungen oder Schüsse aus einer Feuerwaffe verursacht werden. Ein Knalltrauma zählt zu den akustischen Traumata, die je nach Dauer, Begleitumständen und Intensität des Lärms unterschiedlich eingeteilt werden.

Wie funktioniert unser Gehör?

Schallwellen bringen das Trommelfell in Schwingungen, die über die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel) zum Innenohr, der Hörschnecke (Cochlea), geleitet werden. In der Hörschnecke gerät eine Membran (die Basilarmembran) in Schwingungen. Auf der Basilarmembran sitzen Haarzellen, die die Schwingungen in bioelektrische Energie umwandeln und über den Hörnerv an das Gehirn weiterleiten.

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Wie kann Lärm das Gehör schädigen?

Lärm schädigt vor allem das Innenohr, indem er die Haarzellen überlastet und ihre Funktion stört. Sehr großer Lärm (über 135 dB(A)) kann das Ohr zusätzlich mechanisch beschädigen.

Knalltrauma, Explosionstrauma und akutes Lärmtrauma

  • Knalltrauma: Entsteht durch Schallimpulse von sehr kurzer Dauer (weniger als zwei Millisekunden) und einer Lautstärke von über 135 Dezibel (A) bzw. 150 bis 165 Dezibel (C). Typische Auslöser sind explodierende Böller, Airbag-Auslösung, das Platzen von Druckleitungen oder Schüsse.
  • Explosionstrauma: Entsteht durch Schallimpulse von mehr als zwei Millisekunden und über 135 Dezibel (A) bzw. 150 bis 165 Dezibel (C). Zusätzlich zum Schalldruck kommt es zu einer Stoßwirkung des Luftdruckes im Sinne einer Druckwelle, die häufig beidseitige Trommelfellrisse sowie Verletzungen der häutigen Strukturen des Innenohres und des Gleichgewichtsorgans verursacht.
  • Akutes Lärmtrauma: Entsteht, wenn über längere Zeit Schallimpulse ab etwa 95 Dezibel (A) auf das Ohr einwirken, wie sie zum Beispiel in Diskotheken oder auf Konzerten vorkommen.

Akustischer Unfall und chronische Lärmeinwirkung

  • Akustischer Unfall: Eine Sonderform des akustischen Traumas, bei der ein lauter Schallimpuls, der aber zu leise oder zu kurz ist, um ein akutes Lärmtrauma zu verursachen, mit einer Belastung oder Verdrehung der Halswirbelsäule zusammenkommt, die zu einer Minderdurchblutung in einem Ohr führt.
  • Chronische Lärmeinwirkung (Lärmschwerhörigkeit): Führt schon bei Schallimpulsen von über 85 Dezibel (A) zu einer Störung der Haarzellen und zur Erschöpfung von Stoffwechselprozessen im Hörorgan.

Symptome eines akustischen Traumas

Typisches Symptom eines Knalltraumas ist ein akuter Hörverlust (sogenanntes Vertäubungsgefühl) nach einer Lärmexposition. Je nach Auslöser sind eines oder beide Ohren betroffen. Häufig tritt begleitend ein hochfrequentes Ohrgeräusch - ein Tinnitus - auf.

Diagnose

In der Gehörprüfung (Audiometrie) stellt der Arzt eine Innenohrschwerhörigkeit im Hochton-Bereich fest, vorwiegend im Bereich um 4000 Hertz (sogenannte C5-Senke).

Therapie des Knalltraumas

Die Therapie des Knalltraumas besteht aus der Gabe von Kortikosteroiden (anfangs zumeist in Gestalt einer intravenösen Kurzinfusion). Je schneller die Therapie eingeleitet wird, umso besser sind die Heilungschancen. Kortikosteroide können auch durch eine Injektion in das Mittelohr verabreicht werden.

Tinnitus

Ohrgeräusche (Tinnitus aurium oder kurz Tinnitus) können viele Ursachen haben. Nur sehr selten sind sie Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung. Manchmal tritt ein Tinnitus auch ganz ohne erkennbaren Grund auf - dann dauert er normalerweise nicht länger als eine Minute. Wenn die Ohrgeräusche länger als drei Monate bestehen bleiben, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Meist sind die Beschwerden nur schwach ausgeprägt. Bei einigen Betroffenen sind die Ohrgeräusche jedoch so stark, dass sie den Alltag und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie können zu ständiger Anspannung führen, die Konzentration und den Schlaf stören.

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Symptome

Das Geräusch, das man bei einem Tinnitus wahrnimmt, kann ein Pfeifen, Summen, Brummen, Rauschen, Klicken oder Klopfen sein. Es kann in einem oder beiden Ohren zu hören sein. Ein Tinnitus kann dauerhaft da sein oder kommen und gehen; manchmal ist er kaum zu hören, dann wieder sehr laut. Ein Tinnitus kann, muss aber nicht mit einem Hörverlust einhergehen.

Ursachen

Sehr oft ist ein Tinnitus die Folge von Lärm, der die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr geschädigt hat. Dazu kommt es vor allem bei Menschen, die sich häufig in einer lauten Umgebung aufhalten. Auch wenn das Gehör für kurze Zeit einer extremen Lautstärke ausgesetzt ist, kann das zu einem Tinnitus führen. Andere mögliche Ursachen für einen Tinnitus sind:

  • Verstopfung des Gehörgangs mit Ohrenschmalz
  • Chronische Mittelohrentzündung
  • Geplatztes Trommelfell
  • Otosklerose
  • Menière-Krankheit
  • Probleme mit den Kiefermuskeln oder dem Kiefergelenk
  • Hoher Blutdruck
  • Nebenwirkung von Medikamenten

Bei vielen Menschen lässt sich allerdings gar keine Ursache für den Tinnitus feststellen. Fachleute sprechen dann von einem primären oder idiopathischen Tinnitus.

Diagnose

Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst nach den Beschwerden, untersucht den Gehörgang und führt Hörtests durch. Außerdem horcht die Ärztin oder der Arzt die Gefäße am Hals ab und veranlasst wenn nötig noch weitere Untersuchungen. Anhand der Ergebnisse bestimmt die Ärztin oder der Arzt, um welche Art Tinnitus es sich handelt. Es wird unterschieden zwischen subjektivem und objektivem Tinnitus, primärem und sekundärem Tinnitus sowie akutem und chronischem Tinnitus.

Vorbeugung

Für jeden Menschen ist es wichtig, sich vor zu lauten Geräuschen zu schützen. Ein einfaches Mittel ist, Orte mit hohem Lärmpegel zu meiden oder sich zum Beispiel mit Gehörschutzstöpseln zu schützen. Das verringert das Risiko, einen Tinnitus zu bekommen oder dass ein schon bestehender Tinnitus chronisch wird.

Behandlung

Die Behandlung eines Tinnitus hängt von der Ursache ab. Eine zugrundeliegende Erkrankung wird behandelt. Bei unbekannter Ursache ist die Behandlung allerdings schwieriger. Ziel ist dann vor allem, die Beschwerden zu lindern und Wege zu finden, um trotz Tinnitus gut im Alltag zurechtzukommen. Wenn der Tinnitus mit einem Hörverlust einhergeht, kommt außerdem ein Hörgerät infrage. Am besten untersucht ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), bei der man lernt, mit einem chronischen Tinnitus besser zurechtzukommen.

Lärmtrauma

Ein Lärmtrauma bezeichnet eine Schädigung des Gehörs durch starke oder andauernde Lärmeinwirkung. Es wird unterschieden zwischen chronischem Lärmtrauma und akutem Lärmtrauma.

  • Chronisches Lärmtrauma: Entsteht durch ständige, jahrelange Lärmbelastung. Dies führt zu einer langsamen, dauerhaften Hörverschlechterung. Ein Gehörschutz ist hier essenziell zur Vorbeugung.
  • Akutes Lärmtrauma: Verursacht durch plötzliche, kurze oder mittellange Lärmeinwirkung, wie bei Konzerten, Clubbesuchen oder Sportveranstaltungen. Typisch sind ein verstopftes Gefühl im Ohr, Ohrgeräusche oder Ohrenpiepen, die sich oft innerhalb weniger Stunden vollständig regenerieren.

Wichtig bei der Schalltrauma-Behandlung ist, dass sie zeitnah begonnen wird, wenn die Symptome nach ein bis zwei Tagen nicht verschwunden sind.

Weitere Ursachen für Knacken im Ohr

Knacken im Ohr tritt häufig auf, wenn der Druck im Ohr sich verändert, etwa beim Schlucken oder bei Erkältungen, wenn die Eustachische Röhre blockiert ist. Auch bei Druckveränderungen, wie sie beim Fliegen oder Tauchen vorkommen, kann dieses Geräusch entstehen. In den meisten Fällen ist das Knacken harmlos und geht von selbst wieder weg. Wenn es jedoch immer wieder auftritt oder mit Schmerzen oder Hörverlust verbunden ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Eustachische Röhrendysfunktion

Diese tritt auf, wenn die Eustachische Röhre, die für die Regulierung des Drucks im Ohr zuständig ist, nicht ordnungsgemäß funktioniert. Dies kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie z.B. Veränderungen des Luftdrucks (etwa beim Fliegen oder während einer Erkältung).

Ohrenschmalzblockade

Eine Ansammlung von Ohrenschmalz oder das Vorhandensein von Fremdkörpern im Gehörgang kann ebenfalls zu einem Knistern oder Knacken im Ohr führen.

Behandlung von Knacken im Ohr

Die Behandlung von Knacken im Ohr hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Bei einer Eustachischen Röhrendysfunktion können abschwellende Nasensprays oder spezielle Übungen zur Druckregulation empfohlen werden. In einigen Fällen kann auch die Valsalva-Methode hilfreich sein. Sollte eine Infektion der Nasennebenhöhlen oder des Ohrs vorliegen, wird in der Regel eine medikamentöse Behandlung wie Antibiotika oder entzündungshemmende Mittel erforderlich sein. Bei einer Ohrenschmalzblockade kann eine professionelle Ohrspülung oder die Entfernung des Schmalzes durch einen HNO-Arzt notwendig werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist empfehlenswert, wenn das Knacken im Ohr über längere Zeit anhält oder mit weiteren Symptomen wie Ohrenschmerzen, Schwindel oder Ausfluss verbunden ist. Wenn das Knacken plötzlich auftritt oder mit einem merklichen Hörverlust einhergeht, sollte ebenfalls zeitnah ein HNO-Arzt aufgesucht werden.

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