Weltweit sind mehr als 2,7 Millionen Menschen von einer Lähmung betroffen, und jedes Jahr kommen 130.000 mehr dazu. Eine Lähmung ist der vollständige oder teilweise Funktionsverlust eines Körperteils oder Organsystems aufgrund der gestörten neuralen Reizweiterleitung im peripheren Nervensystem beziehungsweise in den betreffenden Regionen des Zentralnervensystems (ZNS). Die Heilung einer Lähmung ist nach heutigem Stand nur bedingt möglich, die Einschränkungen können jedoch in der Regel in der Therapie gelindert werden.
Grundlagen der Lähmung
Eine Lähmung (Parese) bedeutet die Lähmung von Muskeln oder ganzen Extremitäten. Der Fachbegriff Plegie bezeichnet die vollständige Lähmung der Skelettmuskulatur. In der Medizin unterscheidet man je nach Ursache beziehungsweise Entstehungsort der Nervenschädigung zwischen zentralen und peripheren Lähmungen. Zudem differenziert man nach der Ausprägung in Plegien (vollständige Lähmung) und Paresen (unvollständige Lähmung).Eine Parese ist ein Teilausfall motorischer Funktionen eines einzelnen Muskels, einer Muskelgruppe oder einer Extremität. Dieser Teilausfall kann mehr oder weniger ausgeprägt sein. Ganz allgemein ist es Patienten, die unter einer Parese leiden, nicht mehr möglich, ihre körperliche Kraft in den von der Parese betroffenen Bereichen vollständig einzusetzen.
Eine funktionelle Schwäche oder Lähmung wird üblicherweise am charakteristischen klinischen Erscheinungsbild erkannt. Gelegentlich werden zusätzliche bildgebende oder elektrophysiologische Verfahren angewandt, um eine Schädigung des Nervensystems auszuschließen. Allerdings handelt es sich nicht um eine reine „Ausschlussdiagnose“.
Abgrenzung von Lähmungen und Bewegungsstörungen
Von Lähmungen abzugrenzen sind Bewegungsstörungen, die zum Beispiel durch Gelenkblockaden oder Muskelerkrankungen verursacht werden können.
Arten von Lähmungen
Lähmungen lassen sich anhand ihrer Ausprägung, den Ursachen sowie betroffenen Körperregionen einteilen.
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- Parese: Teilweise Lähmung der betroffenen Skelettmuskulatur.
- Plegie: Vollständige Lähmung der Skelettmuskulatur mindestens einer Extremität (zum Beispiel Arm oder Bein).
- Monoparese oder Monoplegie: Nur einzelne Extremitäten sind betroffen.
- Diparese: Die unvollständige Lähmung von zwei Gliedmaßen.
- Paraparese oder Paraplegie: Zwei gleichartige Extremitäten sind teilweise oder vollständig gelähmt.
- Tetraparese: Eine Bewegungsunfähigkeit beider Beine und Arme.
Zentrale und periphere Lähmungen
- Zentrale Lähmungen: Haben ihren Ursprung im zentralen Nervensystem (ZNS) - also in Gehirn oder Rückenmark. Dabei sind keine einzelnen Muskeln, sondern immer Muskelgruppen betroffen. Bei einer zentralen Lähmung ist die Muskulatur dauerhaft angespannt. Zudem kommt es zu gesteigerten Muskelreflexen. Das zeigt sich in ruckartigen Zuckungen. Eine spastische Lähmung ist durch gesteigerte Reflexe und eine erhöhte Muskelspannung gekennzeichnet.
- Periphere Lähmungen: Werden von Schädigungen im peripheren Nervensystem (PNS) ausgelöst. Dabei ist die Übertragung der Impulse an die Muskulatur geschwächt oder komplett unterbrochen. Im Gegensatz zur spastischen Lähmung besteht kaum oder keine Muskelspannung (Muskeltonus) mehr. Entsprechend kann das betroffene Körperteil nur schlecht oder nicht mehr bewegt werden und beispielsweise bei einer Lähmung der Hand schlaff herunterhängen. Eine schlaffe (periphere) Lähmung geht auf Schädigungen im peripheren Nervensystem zurück.
Motorische und psychogene Lähmungen
- Motorische Lähmungen: Werden in der Regel im Laufe des Lebens erworben, als Folge eines Unfalls oder verschiedener Erkrankungen. In seltenen Fällen kann es bereits im Mutterleib oder während der Geburt zur sogenannten Erbschen Lähmung kommen.
- Psychogene Lähmungen: Neben den körperlichen Schädigungen können motorische Lähmungserscheinungen auch psychische Ursachen haben. In diesem Fall spricht die Medizin von einer psychogenen Lähmung. Obwohl keine Schädigungen an Nerven oder Muskeln vorliegen, verlieren Betroffene ihre Bewegungsfähigkeit ganz oder teilweise. Sie haben Koordinationsstörungen und sind nicht in der Lage, Bewegungen zu kontrollieren.
Halbseitenlähmung (Hemiparese/Hemiplegie)
Die Halbseitenlähmung ist die Lähmung einer Körperhälfte, die vollständig (Hemiplegie) oder unvollständig (Hemiparese) ausgeprägt sein kann. Liegt eine Schädigung im Bereich der rechten Gehirnhälfte oder dem rechten Anteil des Stammhirns, dann ist die Hemiparese auf der linken Körperhälfte. Bei einer Schädigung im Bereich der linken Gehirnhälfte oder dem linken Anteil des Stammhirns findet sich die Hemiparese auf der rechten Körperhälfte. In seltenen Fällen kann eine Hemiparese auch durch halbseitige Schädigungen des Rückenmarkes entstehen.
Bei einer Hemiparese sind bestimmte Bewegungen sowie die Kraft des Armes und des Beines zwar möglich, aber eingeschränkt. Durch die Kraftminderung können Aktivitäten, für die viel Kraft oder Muskelstärke benötigt werden, nicht mehr ausgeführt werden. Eine Hemiparese betrifft für gewöhnlich Gesicht, Arm und Bein der selben Körperseite. Es kann möglich sein, trotz einer Halbseitenlähmung noch gehen zu können - möglicherweise mit Hilfsmitteln, das Gehen kann aber auch vollständig unmöglich sein. Wenn eine gesteigerte Muskelspannung vorhanden ist, die sich auch durch häufig schmerzhafte Verkrampfungen bemerkbar machen kann, spricht man von einer Spastik.
Gesichtslähmung (Fazialisparese)
Eine Form der peripheren Lähmung ist die Gesichtslähmung (Fazialisparese). Aufgrund einer gestörten Funktion des Gesichtsnervs ist die Gesichtsmuskulatur teilweise gelähmt.
Von einer Gesichtslähmung Betroffene sind urplötzlich nicht mehr in der Lage, ihre Mimik zu steuern. In den meisten Fällen kommt es bei der Fazialisparese zur Lähmung einer gesamten Gesichtshälfte. Sie entsteht durch eine einseitige Störung des peripheren Gesichtsnervs.
Je nachdem, an welcher Stelle der Gesichtsnerv beeinträchtigt ist, gibt es verschiedene Ausprägungen der Gesichtslähmung:
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- Periphere Fazialisparese: Der Nerv ist in seinem Verlauf vom Hirnstamm zum Gesicht geschädigt. Dadurch ist eine Gesichtshälfte insgesamt gelähmt.
- Zentrale Fazialisparese: Die Verschaltung des Nervus Facialis im Gehirn ist gestört. Hierbei ist das Gesicht vom Auge bis zum Kinn einseitig gelähmt - lediglich die Mimik im Bereich der Stirn bleibt erhalten - zum Beispiel in Form von Stirnrunzeln.
Typische Symptome einer Fazialisparese
Eine Gesichtslähmung tritt in der Regel sehr plötzlich auf - für die Betroffenen meist ein Schock. Innerhalb weniger Stunden entwickeln sich die typischen Fazialisparese-Symptome: Die Muskeln im Gesicht erschlaffen, die Augenbrauen sinken ab, die Haut kribbelt, kommt einem wie taub vor, das Gesicht fühlt sich steif an. Bei vielen Betroffenen schmerzt das Ohr und auch der Geschmackssinn ist gestört. In schweren Fällen ist es den Betroffenen nicht mehr möglich, das Augenlid zu schließen oder den Mundwinkel zu bewegen.
Das führt zu weiteren Beschwerden: Der Mund ist ständig trocken, ebenso die Augen. Zusätzlich reagieren die Betroffenen empfindlicher auf Geräusche. Auch das Sprechen und die Fähigkeit, über Mimik ihre Gefühle auszudrücken, leiden bei einer Gesichtslähmung. Das verursacht zusätzlich psychische Belastungen.
In den meisten Fällen sind die Fazialisparese-Symptome jedoch nur vorübergehend - Ärzte und Ärztinnen sprechen dann von einer transienten Fazialisparese. Innerhalb von sechs Monaten heilt eine Gesichtslähmung in der Regel wieder vollständig aus. Nur etwa bei jedem fünften Betroffenen kommt es zu anhaltenden Beschwerden. Trotzdem sollten sie sich während dieser Zeit in ärztliche Behandlung begeben. Wenn nach einem halben Jahr noch Anzeichen einer Lähmung vorhanden sind, ist es ratsam, sich in einem spezialisierten Zentrum untersuchen zu lassen.
Ursachen von Lähmungen
Die Ursachen für eine Lähmung sind sehr vielfältig. Einer Lähmung liegt grundsätzlich eine Nervenschädigung zugrunde. Als Ursachen kommen verschiedene Erkrankungen, Infekte, mechanische Schädigungen, Vergiftungen und auch psychische Faktoren infrage. Die Ursache der Lähmung kann in folgenden Bereichen liegen:
- Im Gehirn
- In den Muskeln selbst
- In Schädigungen der Muskelfasern oder des Kontakts zu den Muskelzellen
Mögliche Ursachen im Überblick
Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die mit Lähmungserscheinungen einhergehen können. Dazu gehören zum Beispiel neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Multiple Sklerose (MS) und Epilepsie. Aber auch Krebserkrankungen, ein Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose können Lähmungserscheinungen herbeiführen.
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- Infektionen: Infekte wie Entzündungen der Nerven und Muskeln oder eine Borreliose können Grund für das Auftreten einer Parese sein. Die Poliomyelitis (Kinderlähmung) wird durch Polioviren ausgelöst. Das Guillain-Barré-Syndrom verursacht Entzündungen der Nervenwurzeln.
- Verletzungen: Insbesondere Verletzungen im Bereich des Kopfes oder des Rückenmarks können zu einer Parese führen. Auch Verletzungen durch eine Operation oder Einklemmungen können Grund für das Auftreten von Paresen sein, sofern Nerven mechanisch geschädigt wurden.
- Erkrankungen: Angeborene Erkrankungen wie Muskelschwund oder ein Tumor können Ursache für eine Parese sein. Auch Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose oder ALS sind möglich.
- Bandscheibenvorfall: Wenn der Mantel der Bandscheibe reißt, kann dies dazu führen, dass der Kern der Bandscheibe auf das Rückenmark drückt. Hierdurch lassen sich dann unterschiedliche Beschwerden erklären, wie unter anderem Lähmungserscheinungen.
- Vitamin-B12-Mangel: Das Vitamin B12 ist beteiligt am Aufbau der Schutzhülle (Myelinscheide) unserer Nerven. Herrscht im Körper ein Mangel davon, kann diese Hülle beschädigt werden, was in erster Linie zu Empfindungsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühlen bis hin zu Lähmungserscheinungen führt.
- Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer Durchblutungsstörung in unserem Gehirn, wodurch die Nervenzellen im dahinterliegenden Bereich absterben und folglich keine Signale mehr senden können.
- Toxine: In seltenen Fällen können einige Gifte Schädigungen der Nerven bewirken, beispielsweise Bakteriengift bei einer Lebensmittelvergiftung. Auch langfristiger Alkoholmissbrauch kann die Verbindung zwischen Nerven und Muskeln stören.
- Funktionelle neurologische Störungen: Sie verursachen echte Symptome ohne klare Ursache, oft seelisch bedingt.
Ursachen einer Fazialisparese
Als Ursachen einer Fazialisparese kommen viele Faktoren infrage: Knochenbrüche oder Wunden im Gesicht, Schädigung anderer Nerven, Tumore, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen, Virusinfektionen wie etwa mit dem Gürtelrose-Erreger (dem Varizella-Zoster-Virus), aber auch bakterielle Infektionen wie bei einer Mittelohrentzündung können eine Gesichtslähmung auslösen. Eine zentrale Fazialisparese entsteht häufig als Folge eines Schlaganfalls.
Möglich ist auch, dass bei einem Unfall oder im Rahmen einer Operation der Gesichtsnerv geschädigt wird. In den allermeisten Fällen lässt sich allerdings keine Ursache für die Gesichtslähmung ausmachen. Mediziner und Medizinerinnen sprechen dann von einer idiopathischen Fazialisparese.
Diagnose von Lähmungen
Um eine bestmögliche Versorgung zu ermöglichen, sollten Betroffene sofort zum Arzt gehen, wenn sie eine Bewegungseinschränkung feststellen. Häufig stehen diese nämlich mit einer schweren Erkrankung - beispielsweise einem Schlaganfall - in Zusammenhang. Ärzte können den Patienten gründlich untersuchen, um die Ursache der Funktionsstörung herauszufinden.
Wenn Lähmungen plötzlich auftreten, sollte SOFORT medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.
Zuständig für die Diagnostik bei Lähmungserscheinungen ist ein Facharzt für Neurologie. Erste Anlaufstelle kann allerdings auch Ihr Hausarzt sein.
Anamnese und neurologische Untersuchung
Der von der Parese betroffene Patient wird sich zunächst an einen Arzt wenden. Um die korrekte Diagnose zu stellen, erfragt der Arzt in einem ausführlichen Gespräch, ob ein bestimmtes Ereignis, wie etwa eine bestimmte Vorerkrankung, eine Verletzung oder ein Unfall vorliegen bzw. vorgelegen haben. Anschließend führt der Arzt körperliche Untersuchungen durch, nimmt dem Patienten Blut ab und betrachtet neurologische Komponenten.
Da es sich bei der Hemiparese um ein Symptom einer zugrundeliegenden Erkrankung handelt und nicht um eine eigenständige Krankheit, muss der Arzt zunächst herausfinden, welche Grunderkrankung für die Lähmung verantwortlich ist. Bei Einweisung in die Klinik wird nach einer Ermittlung der Vorgeschichte (Anamnese) und einer neurologischen Untersuchung eine Bildgebung des Kopfes durchgeführt.
Weitere diagnostische Maßnahmen
Zur Diagnostik der Lähmungsursache können zudem Bluttests oder eine Muskelbiopsie (Untersuchung von Muskelgewebe mittels einer Gewebeprobe) herangezogen werden.
Mit bildgebenden Verfahren wie der Computer (CT)- oder der Magnetresonanztomografie (MRT) können wir die Hirnschädigung detailliert darstellen.
- Computertomografie (CT): Darstellung der normalen Struktur und krankhafter Veränderungen oder Verletzungen im Schädelbereich
- Magnetresonanztomografie/Kernspintomografie (MRT): Darstellung von Struktur und krankhaften Veränderungen im Hirngewebe und im Schädelbereich
- Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT): Darstellung der Durchblutung und Stoffwechselaktivität in bestimmten Gehirnregionen während einer Aufgabe
- Elektroenzephalografie (EEG): Darstellung der elektrischen Hirnaktivität mit hoher zeitlicher Auflösung
- Der genaue Grund für die jeweilige Parese kann beispielsweise mit bildgebenden Verfahren herausgefunden werden.
Behandlung von Lähmungen
Die Behandlung von Lähmungen ist insofern komplex, da sie sich je nach Ursache und Schwere der Beeinträchtigung unterscheidet.
Eine einheitliche Therapieform gibt es bei Lähmungen nicht. Da die Gründe der Bewegungseinschränkung unterschiedlich sind, muss die Behandlung immer individuell auf den Patienten abgestimmt werden.
Grundsätzlich ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn positiv für den weiteren Verlauf. Erstes und akutes Ziel der Behandlung ist die Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung.
Sind Lähmungen neurologisch bedingt, so kann man sie nach dem heutigen Stand der Medizin nicht vollständig heilen. In diesem Fall ist die Zielsetzung, den Gesundheitszustand von Betroffenen durch Physiotherapie, Massagen, Bäder und ähnliche Maßnahmen so weit wie möglich zu stabilisieren und zu verbessern. Welche Kombination aus operativer, medikamentöser oder krankengymnastischer Behandlung möglich und sinnvoll ist, unterscheidet sich im Einzelfall deutlich.
Konservative und operative Behandlungsmethoden
- Medikamentöse Behandlung: Sollte ein Infekt Ursache für die Parese sein, kommen virushemmende Medikamente oder Antibiotika zum Einsatz. Hierdurch lassen sich die Nerven- und Muskelentzündungen behandeln. Entsteht die Gesichtslähmung als Folge einer Infektion mit einem Virus oder einem Bakterium, helfen bestimmte Medikamente - Virustatika bei Viren und Antibiotika bei Bakterien - dabei, die Erreger zu eliminieren. Außerdem kommen bei manchen Betroffenen Glukokortikoide, umgangssprachlich Kortison, zum Einsatz.
- Operation: Sollte ein Tumor Ursache für die Parese sein, gilt es, den Tumor durch eine Operation bzw. oder Strahlenbehandlung zu entfernen. Auch Tumoren, die Nerven abdrücken und Bewegungseinschränkungen hervorrufen, sind möglich. Hier führt die Entfernung des Tumors zu einer Besserung der Symptome.
- Physiotherapie: Grundsätzlich ist eine Physiotherapie bei Paresen empfehlenswert. Mithilfe einer Massage lassen sich die gelähmten Bereiche beispielsweise aktivieren. Zusätzlich kann der Patient mithilfe des Physiotherapeuten Bewegungen einüben, die er im Alltag regelmäßig wiederholt und die stets anspruchsvoller werden. Der moderne Therapieansatz bei Paresen in der Rehabilitation stellt das aktive, das heißt selbstständige Üben von Bewegungen und Aktivitäten in den Mittelpunkt. Diese Übungen werden in Einzel- und Gruppentrainings durchgeführt. Wichtige Therapiekonzepte sind das Aufgabenorientierte Training und die Spiegeltherapie. Hierbei sollen alltagspraktische Fähigkeiten erlernt und Hirnareale zur Bewegungssteuerung angeregt werden.
- Elektrotherapie: Bei Bedarf unterstützen wir Sie beispielsweise auch mittels einer Elektrotherapie. Der gezielte Einsatz von elektrischem Strom dient dazu, die Muskelaktivität anzuregen, bei Lähmungen zu stimulieren und ggf.
- Transkutane Nervenstimulation: In schweren Fällen, in denen die Gesichtslähmung nicht wieder abklingt, ist eine sogenannte transkutane Nervenstimulation eine Therapieoption. Hierbei regen leichte Stromwellen die betroffenen Nerven und Muskeln an. Der Strom wird über eine Elektrode auf der Haut in den Körper geleitet.
Rehabilitation
Das Ziel einer Reha nach einer Parese ist es, den betroffenen Patienten wieder fit für den Alltag zu machen, auch mit krankheitsbedingten Handicaps. Wie der Alltag trotz der körperlichen Einschränkungen am besten bewältigt werden kann, ist ein wichtiges Thema in der Reha. Damit die Rehabilitationsmaßnahmen sinnvoll auf den Patienten zugeschnitten werden können, ist die genaue Befunderhebung sehr bedeutend.
Das Wiedererlernen oder der Ausgleich verloren gegangener Körperfunktionen nach einem Schlaganfall ist möglich. Diese Erholung der Funktionen geschieht durch ein stufenweises Training. Je früher mit einer gezielten Therapie begonnen wird, umso besser.
Behandlung von Fazialisparese
Wenn zum Beispiel eine Infektion, ein Schlaganfall oder eine andere Erkrankung eine Fazialisparese auslöst, wird in erster Linie die entsprechende Grunderkrankung behandelt. In den häufigeren Fällen einer Fazialisparese ohne bekannte Ursache konzentriert sich die Therapie darauf, die Symptome zu lindern.
- Medikamente: Entsteht die Gesichtslähmung als Folge einer Infektion mit einem Virus oder einem Bakterium, helfen bestimmte Medikamente - Virustatika bei Viren und Antibiotika bei Bakterien - dabei, die Erreger zu eliminieren. Außerdem kommen bei manchen Betroffenen Glukokortikoide, umgangssprachlich Kortison, zum Einsatz. Augensalben und -tropfen lindern Beschwerden, die dadurch entstehen, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, das Auge richtig zu schließen.
- Fazialisparese-Übungen: Spezielle Fazialisparese-Übungen ermöglichen es den Betroffenen, unter professioneller Anleitung das Sprechen zu verbessern, leichter essen und trinken zu können sowie Gesichtsausdrücke zu trainieren. Auch müssen Erkrankte lernen, wie sie das Auge - wenn es sich nicht mehr richtig schließen lässt - vor Umwelteinflüssen im Alltag schützen können. Das erleichtert ihnen den Umgang mit der Gesichtslähmung.
Leben mit einer Lähmung
Für Menschen, die von einer Lähmung betroffen sind, kann das eine dauerhafte Einschränkung bedeuten, die erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben hat. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn keine vollständige Heilung möglich ist.
Lähmungen können die Selbstständigkeit im Alltag beeinträchtigen. Je nach Ausmaß stehen Betroffenen verschiedene Leistungen der Pflegekasse zu. Voraussetzung hierfür ist ein anerkannter Pflegegrad.
Es ist wichtig, dass Angehörige die Betroffenen dazu motivieren, Übungen und Therapien weiter umzusetzen. Den Betroffenen muss das Gefühl vermittelt werden, dass Sie nicht alleine sind, sondern sich auf die Hilfe und liebevolle Pflege der Angehörigen verlassen können. Wichtig ist, dass die richtigen und geeigneten Hilfsmittel vorhanden sind, um eine gute Versorgung des Betroffenen zu ermöglichen. Eine Hilfsmittelversorgung mit Pflegebett, Toilettenstuhl oder -sitzerhöhung, Rollstuhl, Rollator etc.
Hilfsmittel und Anpassungen im Alltag
Oftmals haben die zu Hause weiter behandelnden Physio- und Ergotherapeuten aber gute Anregungen für Hilfen im Alltag (z.B. Griffverdickungen für Besteck oder Stifte, Anti-Rutschunterlagen für den Tisch).
Hierzu zählt unter anderem die barrierefreie Ausstattung der Wohnung, die Umrüstung des Fahrzeugs sowie die Gestaltung der Freizeit.
Bei medizinischer Notwendigkeit stellt Ihnen Ihr Arzt ein Rezept für das geeignete Hilfsmittel aus. Bei Gangunsicherheiten und einem erhöhten Sturzrisiko sorgt ein Notrufsystem - ob zuhause oder mobil - für mehr Sicherheit. Das gibt nicht nur der betroffenen Person ein besseres Gefühl, sondern auch ihren Angehörigen. Häufig werden auch Umbaumaßnahmen notwendig, um die Wohnung barrierefrei zu gestalten. Dazu gibt es eine Bandbreite an Möglichkeiten. Werden Treppen zur echten Herausforderung in Ihrem Alltag, kann ein Treppenliftsystem für Sie in Frage kommen.
Unterstützung und Austausch
Wertvolle Hilfestellungen von Mensch zu Mensch in dieser schwierigen Situation können Verbände und Beratungsstellen zu speziellen Erkrankungen bieten. Eine mögliche Anlaufstelle für Menschen mit Querschnittlähmung ist die Fördergemeinschaft der Querschnittsgelähmten in Deutschland e. V. (FGQ). Oftmals ist auch ein Austausch mit anderen Betroffenen in Online-Foren oder regionalen Selbsthilfegruppen möglich.
Prophylaxe und Infektionsschutz
Besonders wichtig im Pflegealltag mit schwereren und dauerhaften Lähmungen sind sogenannte Prophylaxen. Darunter fallen Maßnahmen, die vor Krankheiten oder deren möglichen Folgen schützen sollen. Ausreichend Bewegung im Alltag ist wichtig für unser Immunsystem. Kommt diese zu kurz, sind wir anfälliger für Infektionen. Infektionsschutz zuhause ist somit besonders für Menschen mit Lähmungen wichtig, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind.
Patientenverfügung
Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung.
Prognose
Die Heilungschancen hängen von Ursache und Ausmaß der Lähmungen ab. Eine Querschnittlähmung ist nicht heilbar. Eine Heilung ist bei einigen neurologischen Erkrankungen nicht möglich, weil die entsprechenden Nerven dauerhaft Schaden davongetragen haben. Abhängig vom jeweiligen Auslöser und dem Schweregrad der Parese ist eine vollständige Heilung möglich.
Die Symptome können auch von allein wieder verschwinden, wenn beispielsweise eine Gesichtslähmung mit unbekannter Ursache vorliegt.
Die Erholungsfähigkeit von Gehirngewebe mit Wiedererlernen von verlorenen Funktionen ist von einem Menschen zum anderen völlig verschieden und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Daher können zwei Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, einen völlig unterschiedlichen Verlauf ihrer Erholung aufweisen. Mithilfe der Therapien besteht die Möglichkeit, dass die Lähmungserscheinungen milder werden und vielleicht sogar komplett zurückgehen.
Ohne eine spezifische Behandlung ist der Verlauf funktioneller Lähmungen in etwa der Hälfte der Fälle chronisch. Heilbar sind Funktionelle Störungen meist nicht direkt, aber gut beeinflussbar - etwa durch Bewegungstherapie und psychologische Unterstützung.