Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz bei älteren Menschen. Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen betroffen. Da die Lebenserwartung steigt und sich die Alterspyramide verschiebt, wird erwartet, dass sich die Zahl der Betroffenen alle 20 Jahre verdoppelt, sodass im Jahr 2050 etwa 152 Millionen Menschen betroffen sein werden. Aufgrund der Tatsache, dass die Alzheimer-Krankheit derzeit nicht heilbar ist, ist die Entwicklung von präventiven ernährungstherapeutischen Ansätzen von besonderer Wichtigkeit.
Was ist Alzheimer?
Alzheimer ist durch einen zunehmenden Verlust kognitiver Fähigkeiten gekennzeichnet. Zu den wichtigsten Veränderungen im Gehirn gehören extrazelluläre Proteinablagerungen, sogenannte "senile Plaques". Diese bestehen aus einer Vielzahl kleiner Eiweiße, dem Aβ-Peptid. Das Aβ-Peptid wird durch verschiedene Prozesse an oder in der Zellmembran gebildet. Da ein Hauptbestandteil von Membranen Fette sind, wird angenommen, dass die Bildung von Aβ von der Fettzusammensetzung der Membran beeinflusst werden kann.
Rolle von Fetten bei der Alzheimer-Entstehung
Fette spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit. Einige Fette fördern die Bildung von Aβ-Peptiden, während andere sie hemmen können. In früheren Studien konnten Prof. Dr. Marcus Grimm und sein Team Fette identifizieren, die die Aβ-Bildung hemmen. Umgekehrt steigern andere Fette die Aβ-Bildung und können somit das Alzheimer-Risiko erhöhen.
Kokosöl als potenzieller Schutzfaktor
Eine kürzlich erschienene Studie von Prof. Dr. Marcus Grimm und Kollegen zeigte, dass mittelkettige Fettsäuren (MCT), wie sie in Kokosnussöl vorkommen, einen wichtigen Beitrag zur Prävention der Alzheimer-Krankheit leisten könnten. Insbesondere das "Insulin-Degrading Enzyme" (IDE), ein eiweißspaltendes Enzym, wird durch Kokosnussöl in seiner Aktivität gesteigert. Diese Ergebnisse wurden auch in Experimenten mit Mäusen bestätigt. Mäuse, die eine kokosölreiche Diät erhielten, zeigten einen gesteigerten Aβ-Abbau. Die Studie zeigte, dass mittelkettige Fettsäuren einen wichtigen Beitrag leisten, insbesondere da sie sehr gut verträglich sind.
Wie wirken mittelkettige Fettsäuren?
Mittelkettige Fettsäuren wirken auf verschiedene Weise der Entstehung von Alzheimer entgegen:
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- Förderung des Aβ-Abbaus: Mittelkettige Fettsäuren steigern die Aktivität des Insulin-Degrading Enzyme (IDE), welches für den Abbau von Aβ-Peptiden verantwortlich ist.
- Alternative Energiequelle für das Gehirn: Das Gehirn benötigt permanent ausreichend Energie, um seine komplexen Aktivitäten verrichten zu können. Um einem Energiemangel entgegenzuwirken, ist unser Gehirn auf die ausreichende Versorgung mit Glukose angewiesen. Dieser natürliche Ablauf funktioniert jedoch bei vielen neurodegenerativen Leiden nicht mehr, da die Nervenzellen in bestimmten Regionen des Gehirns bereits insulinresistent geworden sind. Hier können mittelkettige Fettsäuren eine alternative Energiequelle darstellen, da sie vom Körper in Ketone umgewandelt werden, die das Gehirn auch ohne Insulin nutzen kann.
- Reduktion von Körperfett: Interventionsstudien haben gezeigt, dass eine Ernährung mit mittelkettigen Fettsäuren im Vergleich zu langkettigen Fettsäuren zu einem signifikanten Rückgang des Körperfetts führt. Dies liegt daran, dass mittelkettige Fette nicht im Blutkreislauf zirkulieren und sich nicht ablagern, sondern effizient in Energie umgewandelt werden.
- Cholesterin-Regulierung: Laurinsäure, die wichtigste Fettsäure in Kokosöl, unterstützt die Bildung von HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein), was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Alzheimer verringern kann. Laurinsäure hat darüber hinaus auch das Potenzial, den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt in der Cholesterinbiosynthese, die Umwandlung von 3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-Coenzym-A (HMG-CoA)-Protein in Mevalonat, durch eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase im Körper zu verzögern - somit hat sie auch einen cholesterinsenkenden Effekt.
- Antimikrobielle Wirkung: Mittelkettige Fettsäuren, insbesondere Caprylsäure, haben antibakterielle Wirkungen auf pathogene Mikroben und können einer Dysbiose (Fehlbesiedelung) des Darms entgegenwirken, die als Risikofaktor für Alzheimer gilt.
- Antioxidative Wirkung: Die antioxidativen Substanzen in Kokosöl, wie Phenolsäuren und Vitamin E, können oxidative Schäden hemmen, die eine Schlüsselrolle in der Pathologie von Alzheimer spielen.
MCT-Öl vs. Kokosöl
MCT-Öle werden meist aus Kokos- und Palmkernfett hergestellt und enthalten angereicherte mittelkettige Fettsäuren mit 8 Kohlenstoffatomen (Caprylsäure) und mit 10 Kohlenstoffatomen (Caprinsäure). Kokosöl dagegen enthält lediglich zu ca. 14 % die mittelkettigen Fettsäuren mit sechs bis zehn Kohlenstoff-Atomen, und besteht zu ca. der Hälfte aus Laurinsäure (zwölf Kohlenstoff-Atome). Die kurzkettigen Fettsäuren werden größtenteils direkt von den Darmzellen verwertet. Die mittelkettigen Fettsäuren gelangen hingegen nach ihrer Aufnahme in den Darmzellen unabhängig von Gallensäuren und fettspaltenden Enzymen mit dem Blut der Pfortader (Sammelvene des Blutes der Bauchorgane) direkt zur Leber.
Qualität und Reinheit von Kokosöl
Beim Kauf von Kokosöl sollte auf die Qualität und Reinheit geachtet werden. Eine chemische Untersuchung durch das Verbrauchermagazin Öko-Test im Jahr 2021 zeigte, dass viele Öle mit Schadstoffen wie Mineralölen belastet waren. Daher ist es wichtig, sich vor dem Kauf über die Reinheit der Ware zu informieren. Kaufen Sie stets ein Bio-Kokosöl, da für den Anbau von Bio-Kokospalmen keine Regenwaldrodungen stattfinden.
Fallbeispiele und Studien
Der Fall von Steve Newport, dessen Ehefrau Dr. Mary Newport eine therapeutische Wirkung von Kokosöl auf Alzheimer zeigte, ist ein eindrucksvolles Beispiel. Steve Newport litt an einer frühen Form von Alzheimer und erfuhr durch die Einnahme von Kokosöl eine enorme Verbesserung seiner kognitiven Fähigkeiten. Auch in anderen Studien an Alzheimer-Patienten in frühen und fortgeschrittenen Stadien konnte nach der Gabe von ketogenen Ölen oder Keton-Präparaten ein Anstieg der kognitiven Funktionen, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und/oder der Gedächtnisleistung festgestellt werden.
Kritik und Einschränkungen
Es gibt auch kritische Stimmen bezüglich der gesundheitlichen Vorteile von Kokosöl. Die Freiburger Professorin Dr. Karin Michels bezeichnete Kokosöl kürzlich als "reines Gift". Die Harvard School of Public Health wies darauf hin, dass viele positive Aussagen zu den Effekten von Kokosöl auf Studien beruhen, in denen nicht das Öl selbst, sondern aus diesem gewonnene mittelkettige Triglyceride verwendet wurden. Zudem enthält Kokosöl hauptsächlich gesättigte Fettsäuren, die bei übermäßigem Verzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.
Ernährungsempfehlungen und Fazit
Auch wenn bislang keine klinischen Langzeitdaten aus großen Kohorten vorliegen, ist sich die Fachwelt mittlerweile einig, dass mittelkettige Fettsäuren, wie sie in Kokosöl aber auch in MCT-Ölen vorkommen, als Behandlungs- oder Präventivmaßnahme für Alzheimer und seine Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes empfohlen werden sollten, da sie äußerst vielversprechende funktionelle Eigenschaften besitzen.
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Es ist ratsam, während der erhöhten Kokosöl-Einnahme gleichzeitig auf den Verzehr konzentrierter Kohlenhydrate, wie z. B. Zucker, zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke, Weissbrot, Pommes-Frites; Weizennudeln, weisser Reis etc., zu verzichten oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren. Wenn Sie den Verzehr grösserer Fettmengen nicht gewohnt sind, sollten Sie zunächst mit 3 x täglich 1 Teelöffel beginnen und die Menge achtsam steigern.
Allerdings darf Kokosöl nie das einzige Fett in der Ernährung sein, da es kaum ungesättigte Fettsäuren enthält. Es müssen auch andere fettreiche Lebensmittel verzehrt werden, um den Bedarf an den übrigen essentiellen Fettsäuren zu decken. Ideal sind dazu Fisch oder …
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