Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist ein bedeutender Standort für neurologische Forschung in Deutschland. Durch die enge Verzahnung von Klinik und Forschung werden hier innovative Therapieansätze entwickelt und grundlegende Mechanismen neurologischer Erkrankungen untersucht. Das Spektrum der Forschungsaktivitäten ist breit gefächert und reicht von Bewegungsstörungen über Multiple Sklerose bis hin zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Amyotropher Lateralsklerose (ALS).
Forschungsschwerpunkte im Überblick
Die neurologische Forschung am Universitätsklinikum Leipzig konzentriert sich auf verschiedene Schwerpunktthemen, die im Folgenden näher beleuchtet werden.
Bewegungsstörungen
Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt liegt auf Bewegungsstörungen wie dem M. Parkinson und essentiellem Tremor. Hier werden sowohl klinische Studien als auch grundlagenorientierte Forschungsprojekte durchgeführt.
- M. Parkinson: Im Bereich M. Parkinson wird beispielsweise die telemedizinisch gestützte Geräteeinstellung von Systemen zur tiefen Hirnstimulation (tiefe Hirnstimulation) untersucht. Die REMOTE-Studie analysiert, ob eine solche telemedizinische Betreuung die Lebensqualität der Patienten verbessern und die Behandlung optimieren kann.
- Essentieller Tremor und Parkinsonsyndrome: Darüber hinaus werden verschiedene Grundlagenstudien bei Patienten mit essentiellem Tremor oder Parkinsonsyndromen durchgeführt, um die zugrundeliegenden Mechanismen dieser Erkrankungen besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu entwickeln.
Multiple Sklerose und andere entzündliche neurologische Erkrankungen
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf der Multiplen Sklerose (MS) und anderen entzündlichen neurologischen Erkrankungen wie der Myasthenie und der chronisch-inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP).
- Aktuelle Studien: Das Universitätsklinikum Leipzig bietet einen Überblick über aktuelle Studien zu diesen Erkrankungen, einschließlich gesicherter CIDP und Behandlung mit intravenösen Immunglobulinen (IvIG). Ziel dieser Studien ist es, die Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen zu verbessern.
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist eine neurodegenerative Erkrankung, die mit einer Vielzahl von Belastungen und Emotionen einhergehen kann. Um den Patienten in dieser schwierigen Situation zu helfen, wird am Universitätsklinikum Leipzig eine Psychotherapiestudie durchgeführt.
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- Psychotherapiestudie: Diese Studie basiert auf einer psychotherapeutischen Kurzzeitintervention, die ursprünglich für palliative Krebspatienten entwickelt wurde. Ziel ist es, psychische Belastungen zu verringern, die Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Behandlungsteam zu verbessern sowie Hoffnung und Lebenssinn zu stärken.
- Methodik: Es handelt sich um eine Interventionsstudie der Phase II (Machbarkeitsstudie), in der die Umsetzbarkeit, Akzeptanz, Zufriedenheit und Adhärenz der Patienten untersucht werden sollen. Perspektivisch ist eine multizentrische, klinische Studie zur Wirksamkeit des psychotherapeutischen Ansatzes geplant.
- Durchführung: Die Studie wird an der Klinik und Poliklinik für Neurologie sowie an der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Leipzig durchgeführt.
Zentrum für Neuro- und Verhaltenswissenschaften (C-NBS)
Ein wichtiger Pfeiler der neurologischen Forschung am Universitätsklinikum Leipzig ist das Zentrum für Neuro- und Verhaltenswissenschaften (C-NBS). Hier treffen sich Forschende verschiedener Fakultäten und Institutionen, um trans-, inter- und multidisziplinär zusammenzuarbeiten.
Mission: Das C-NBS widmet sich der Erforschung der Informationsverarbeitung im Gehirn von Menschen und Modellorganismen. Dabei werden selektive, kommunikative und evaluative Aspekte der Informationsverarbeitung untersucht.
Forschungsschwerpunkte: Zu den Forschungsschwerpunkten des C-NBS gehören:
- Veränderung, Entwicklung, Plastizität: Die Erforschung der Plastizität menschlichen Verhaltens und Erlebens ist ein zentraler Bestandteil der Arbeiten. Dabei werden perzeptive, (sozial-) kognitive und emotionale Prozesse betrachtet.
- Situativer und sozialer Kontext: Menschliches Erleben und Verhalten wird entscheidend durch situative (physikalisch-räumliche) und soziale Kontexte bestimmt.
- Informationsverarbeitung: Psychische Funktionen wie Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Emotion und Sprache werden als Ergebnis mentaler Prozesse betrachtet, in denen Information aufgenommen, strukturiert, verändert und weitergegeben wird.
- Zelluläre und molekulare Mechanismen: Neurobiologische Untersuchungen an Tiermodellen liefern grundlegende Ergebnisse zu neuronalen Mechanismen von einzelnen Zellen bis zur höheren Kognition.
Stand innerhalb der Universität Leipzig: Das C-NBS ist ein integraler Bestandteil des Forschungsprofilbereichs „Mensch und Gehirn“ der Universität Leipzig. Es bestehen aktive Forschungskooperationen mit verschiedenen Fakultäten und Forschungszentren innerhalb und außerhalb der Universität.
Methodische Vielfalt
Die neurologische Forschung am Universitätsklinikum Leipzig zeichnet sich durch eine methodische Vielfalt aus. Es werden sowohl klassische neurowissenschaftliche Methoden als auch innovative Technologien eingesetzt.
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- Methoden: Zu den eingesetzten Methoden gehören unter anderem:
- Vielkanalelektroenzephalographie (EEG)
- Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)
- Magnetische und elektrische Stimulation und Blockade von bestimmten Gehirnarealen (TMS, tACS, tDCS)
- Messung von Augenbewegungen
- Mentale Chronometrie
- Psychophysik
- Genetische und optogenetische Methoden
- Elektrophysiologische Mehr- und Einzelzellableitungen
- Pharmakologische Manipulation
- Histologische und immunzytochemische Methoden
- Verhaltenstraining und -analyse
Perspektiven der Forschung
Die neurologische Forschung am Universitätsklinikum Leipzig ist zukunftsorientiert und strebt danach, neue Erkenntnisse über neurologische Erkrankungen zu gewinnen und innovative Therapieansätze zu entwickeln.
- Zukünftige Kooperationen: Durch die Neubesetzung von Professuren und den Aufbau neuer Forschungszentren ergeben sich zukünftig neue Forschungskooperationsmöglichkeiten.
- Graduiertenschule: Der Aufbau einer Graduiertenschule zusammen mit der Medizinischen Fakultät wurde 2020 verwirklicht.
- Exzellenzclusterantrag: Das C-NBS nimmt an der Vorbereitung eines Exzellenzclusterantrags zur Globalisierungsforschung (Forschungszentrum ReCentGlobe) teil.
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