Demenzprävention ist ein zentrales Thema unserer Zeit, da Alzheimer und andere Demenzerkrankungen immer mehr Menschen betreffen. Da es bisher keine heilenden Medikamente gibt, ist es umso wichtiger, frühzeitig gegenzusteuern. Dieser Artikel beleuchtet die Rolle von Kokosöl in der Alzheimer-Prävention, basierend auf aktuellen Studien und wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Die Alzheimer-Krankheit verstehen
Die Alzheimer-Krankheit ist eine komplexe neurodegenerative Erkrankung, bei der Gehirnzellen langsam absterben und geistige Fähigkeiten verloren gehen. Typische Merkmale sind Eiweißablagerungen im Gehirn, sogenannte Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Diese Veränderungen führen zu chronischen Entzündungsreaktionen, oxidativem Stress, Energiestoffwechselstörungen und Synapsenverlust.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die pathologischen Veränderungen bei Alzheimer bereits Jahrzehnte vor den ersten Symptomen beginnen. Diese lange, stille Phase bietet ein wichtiges Zeitfenster für präventive Maßnahmen.
Die Rolle von Fetten bei Alzheimer
Die Alzheimer-Krankheit stellt die häufigste Demenzform der älteren Bevölkerung dar. Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen betroffen, und diese Zahl wird sich voraussichtlich alle 20 Jahre verdoppeln. Die Erkrankung ist durch einen zunehmenden Verlust kognitiver Leistungen gekennzeichnet, wobei extrazelluläre Proteinablagerungen, sogenannte senile Plaques, zu den wichtigsten Gewebeveränderungen im Gehirn gehören.
Da ein Hauptbestandteil von Membranen Fette sind, kann die Bildung von Aβ von der Fettzusammensetzung der Membran beeinflusst werden. Fette können die Aβ-Bildung hemmen. Ziel ist es, den Aβ-Abbau zu fördern.
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Kokosöl und mittelkettige Fettsäuren (MCT)
Kokosöl enthält mittelkettige Fettsäuren (MCT), die eine wichtige Rolle bei der Prävention der Alzheimer-Krankheit spielen könnten. MCT-Öle werden meist aus Kokos- und Palmkernfett hergestellt. MCT-Öle sind aufgrund ihres Gehaltes an mittelkettigen Fettsäuren schnelle, den Stoffwechsel ankurbelnde Energieträger. Die Caprylsäure (acht Kohlenstoff-Atome) wirkt besonders ketogen, sie kann zudem auch direkt ins Gehirn gelangen und von den Astrozyten zur Energiegewinnung und zur Ketonbildung genutzt werden. Es sind mittlerweile auch MCT-Öle erhältlich, die ausschließlich diese mittelkettige Fettsäure enthalten.
Kokosöl besteht zu ca. der Hälfte aus Laurinsäure (zwölf Kohlenstoff-Atome). Im Kokosöl sind neben den Fetten auch weitere wertvolle Substanzen enthalten: je nach Herstellungsmethode besitzt es einen ordentlichen Anteil an antioxidativen Phenolsäuren, wie p-Cumarsäure, Ferulasäure, Kaffeesäure und Catechinsäuren, aber zu einem geringen Teil auch Vitamin E als Tocopherol-Tocotrienol-Gemisch.
MCT-Öl und Kokosöl im Vergleich
Fette bestehen aus je einem Glyzerinmolekül und drei Fettsäuren. Diese beiden Bauteile bilden zusammen die sogenannten Triglyzeride. Die Fettsäuren können gesättigt oder ungesättigt sein. Die gesättigten Fettsäuren unterteilt man anhand ihrer Molekülgröße, also der Länge ihrer Kohlenstoffketten bzw. der Zahl ihrer Kohlenstoff-Atome, in kurz-, mittel- und langkettige Fettsäuren. Kurz- und mittelkettige Fettsäuren sind leichter verdaulich als langkettige. Die kurzkettigen Fettsäuren werden größtenteils direkt von den Darmzellen verwertet.
MCT-Öle enthalten mittelkettige Fettsäuren mit 8 Kohlenstoffatomen (Caprylsäure) und mit 10 Kohlenstoffatomen (Caprinsäure) angereichert. Diese gelangen, nach ihrer Aufnahme im Darm, mit dem Blut der Pfortader direkt zur Leber, wo sie schnell in Ketone umgewandelt und zu energetischen Zwecken verstoffwechselt werden.
Kokosöl dagegen enthält lediglich zu ca. 14 % die mittelkettigen Fettsäuren mit sechs bis zehn Kohlenstoff-Atomen, und besteht zu ca. der Hälfte aus Laurinsäure (zwölf Kohlenstoff-Atome).
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Der Stoffwechsel von MCT und LCT
Kurz- und mittelkettige Fettsäuren sind leichter verdaulich als langkettige. Die kurzkettigen Fettsäuren werden größtenteils direkt von den Darmzellen verwertet. Die mittelkettigen Fettsäuren gelangen hingegen nach ihrer Aufnahme in den Darmzellen unabhängig von Gallensäuren und fettspaltenden Enzymen mit dem Blut der Pfortader (Sammelvene des Blutes der Bauchorgane) direkt zur Leber. Der direkte Weg ohne weitere Zirkulation im Blutkreislauf führt dazu, dass mittelkettige Fettsäuren kaum zu den Fettdepots beitragen.
In den Leberzellen angekommen werden die mittelkettigen Fettsäuren über den Prozess der beta-Oxidation in Ketonkörper (oder kurz Ketone) umgewandelt, größtenteils zu Aceton, Acetoacetat und beta-Hydroxybutyrat. Letztere werden in den Mitochondrien weiter verstoffwechselt zu Wasser, Kohlendioxid und Energie.
Die langkettigen Fettsäuren haben im Vergleich dazu einen deutlich langwierigeren Verdauungsweg vor sich, der nur mit Hilfe von Gallensäuren und fettspaltenden Enzymen vonstattengeht. Sie gelangen erst, zusammen mit Cholesterin und Proteinen, in sogenannte Lipoproteine verpackt, über einen längeren Umweg über die Lymphe in den Blutblutkreislauf. Während dieser Zirkulation der Lipoproteine können sich ihre fetthaltigen Bestandteile im Körpergewebe verteilen und ansammeln. Auf diesem Weg durch das Gefäßsystem können sich einige dieser Fette an den Arterienwänden ablagern und so zur Atherosklerose beitragen.
Laurinsäure: Eine spezielle mittelkettige Fettsäure
Es herrschte lange Zeit Uneinigkeit, ob die Laurinsäure, die über zwölf Kohlenstoffe verfügt, überhaupt zu den mittelkettigen Fettsäuren zählen sollte. Die entscheidende Frage ist aber, ob auch Laurinsäure die Ketonbildung ankurbeln kann. Eine wissenschaftliche Übersichtsarbeit hat diese Frage beantwortet: Seit den frühen 1980er Jahren ist sowohl im Tierversuch als auch am Menschen belegt, dass ein Teil (ungefähr 28 %) der Laurinsäure wie langkettige Fettsäuren zunächst in die Lymphe gelangt, bevor es die Leber erreicht. Ein wenig Laurinsäure findet sich auch im Depotfett. Der Großteil der verzehrten Laurinsäure (72 %) geht jedoch die gleichen Wege wie die anderen mittelkettigen Fettsäuren. Auch sie wird also größtenteils leichter verdaut und direkt von der Leber aufgenommen, und auch sie dient dort der Energiegewinnung und der Ketonbildung.
Wie Kokosöl bei Alzheimer helfen kann
Mittelkettige Fettsäuren, wie sie z. B. in Kokosnuss-Öl vorkommen, könnten ebenfalls einen wichtigen Baustein zur Prävention der Alzheimer-Erkrankung darstellen. Nicht nur eine vermehrte Aβ-Neubildung, sondern auch ein verminderter Aβ-Abbau begünstigt die Entstehung der Alzheimer-Erkrankung. Ziel ist es daher, neben einer Verringerung des Aβ-Aufbaus den Aβ-Abbau zu fördern. Genau hier greifen mittelkettige Fettsäuren ein.
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Weiterführende Experimente zeigten, über welches Enzym die mittelkettigen Fettsäuren den Aβ-Abbau steigern. Insbesondere das sog. „Insulin-Degrading Enzyme“ (IDE), ein eiweißspaltendes Enzym, wird durch Kokosnuss-Öl in seiner Aktivität gesteigert. Diese Ergebnisse konnten auch in Experimenten mit Mäusen bestätigt werden.
Energetische Unterversorgung des Gehirns
An anderer Stelle haben wir bereits die energetische Unterversorgung des Gehirns und eine zerebrale Insulinresistenz als treibenden Faktor bei der Alzheimer-Krankheit ausführlich beschrieben. Dass auch die mittelkettigen Fettsäuren in MCT- oder Kokosöl in der Lage sind, Ketone zu bilden und dieser Energiekrise bei der Alzheimer-Krankheit entgegenzuwirken, haben bereits einige Studien bestätigt.
Das menschliche Gehirn benötigt permanent ausreichend Energie, um seine komplexen Aktivitäten verrichten zu können. Kurzfristig kann die Unterversorgung des Gehirns zu Symptomen wie Kopfschmerzen, kognitiven Dysfunktionen und Müdigkeit führen. Leidet das Gehirn jedoch langfristig unter einem Energiemangel, können sich schwere neurodegenerative Erkrankungen einstellen. Um einem Energiemangel entgegenzuwirken, ist unser Gehirn auf die ausreichende Versorgung mit Glukose angewiesen.
Dieser natürliche Ablauf funktioniert jedoch bei vielen neurodegenerativen Leiden nicht mehr, da die Nervenzellen in bestimmten Regionen des Gehirns bereits insulinresistent geworden sind. Das hat zur Folge, dass diese Hirnzellen nun nicht mehr in der Lage sind, die vorhandene Glukose aufzunehmen. Insulinresistente Hirnzellen bergen darüber hinaus noch eine weitere Gefahr, denn die nicht aufgenommene Glukose verbleibt im Gehirn und erhöht dort den Blutzuckerspiegel.
Ketone als alternative Energiequelle
Es gibt eine alternative Energiequelle für das Gehirn: spezielle Fettsäuren, die das Gehirn ebenso wie Glukose mit Energie versorgen können, ohne auf Insulinrezeptoren angewiesen zu sein. Neben der Muttermilch ist Kokosöl die beste natürliche Quelle für so genannte mittelkettige Triglyceride (MCTs). Die MCTs aus Kokosöl sind sehr viel leichter und schneller für den Körper verwertbar, denn sie umgehen den Gallenstoffwechsel und gelangen ohne Hilfe der Enzyme auf direktem Weg vom Dünndarm in die Leber. Hierzu müssen sie auch nicht erst an spezielle Eiweisse gebunden werden, ohne die LCTs gar nicht erst im Blut transportiert werden könnten. In der Leber angekommen verwendet diese einen Teil der MCTs zur Deckung ihres eigenen Energiebedarfs. Den übrigen Teil wandelt die Leber in sogenannte Ketone (aus Fett gebildete Energielieferanten) um. Interessanterweise erzeugen die Ketone sogar bis zu einem Viertel mehr Energie als Glukose und das bei einem geringeren Sauerstoffverbrauch während der Energieerzeugung. Aus diesen Gründen stellt Kokosöl eine äusserst effiziente, alternative Energiequelle für das Gehirn dar.
Fallbeispiel Steve Newport
Besonders eindrucksvoll wurde dies am Fall von Steve Newport demonstriert: Dessen Ehefrau, die amerikanische Ärztin Dr. Mary Newport, hatte erstmalig eine therapeutische Wirkung von Kokosöl auf Alzheimer gezeigt, indem sie ihren an einer frühen Form von Alzheimer erkrankten Ehemann mit Kokosöl ‚behandelte‘. Bereits nach wenigen Wochen kam es zu einer enormen Verbesserung seiner kognitiven Fähigkeiten. Darüber hinaus verbesserte Steve Newport allmählich sein Erinnerungsvermögen, sein Wortfindungsvermögen, seine soziale Teilhabe und sein Gangbild. Auch in der Magnetresonanztomographie wurde über einen langen Zeitraum keine weitere Hirnatrophie festgestellt.
Weitere Studien
In fast all diesen Studien war schon kurze Zeit nach der Gabe von ketogenen Ölen oder Keton-Präparaten ein Anstieg der kognitiven Funktionen, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und/oder der Gedächtnisleistung der Demenzpatienten feststellbar.
Weitere Mechanismen der Alzheimer-Prävention
Mittelkettige Fettsäuren, wie sie in Kokosöl und MCT-Öl vorkommen, können auch durch andere Mechanismen der Alzheimer-Entstehung entgegenwirken:
- Reduktion des Körperfetts: Interventionsstudien haben gezeigt, dass eine Ernährung mit einer definierten Menge an mittelkettigen Fettsäuren gegenüber der gleichen Menge an langkettigen Fettsäuren einen signifikanten Rückgang des Körperfetts zur Folge hatte. Der Grund hierfür ist, dass sich die mittelkettigen Fette durch die fehlende Zirkulation im Blutkreislauf nicht ablagern, sondern die aus ihrem Stoffwechsel gewonnene Energie effizient in Brennstoff für die Nutzung von Organen und Muskeln umgewandelt wird.
- Verbesserung des Cholesterinspiegels: Laurinsäure, die wichtigste Fettsäure in Kokosöl, unterstützt die Bildung des günstigen HDL (High-Density-Lipoprotein) Cholesterins, was von gesundheitlichem Vorteil ist, da die HDL-Fraktion das Risiko einer Hyperlipidämie verringern und somit der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch von Alzheimer entgegenwirken können.
- Cholesterinsenkende Wirkung: Laurinsäure hat darüber hinaus auch das Potenzial, den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt in der Cholesterinbiosynthese, die Umwandlung von 3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-Coenzym-A (HMG-CoA)-Protein in Mevalonat, durch eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase im Körper zu verzögern.
- Antibakterielle Wirkung: Mittelkettige Fettsäuren, insbesondere die Caprylsäure (acht Kohlenstoffatome), besitzt antibakterielle Wirkungen auf eine Vielzahl pathogener grampositiver und gramnegativer Mikroben. Zudem hat sie großes Potential gezeigt, einer Dysbiose (Fehlbesiedelung) des menschlichen Darms entgegenzuwirken, indem sie gezielt pathogene Keime in Schach hält. Gerade eine fehlende Darmintegrität, die durch die Dysbiose stark gefördert wird, gilt als Risikofaktor in der Entstehung der Alzheimer-Krankheit.
- Antioxidative Wirkung: Die antioxidativen Substanzen in Kokosöl, wie die Phenolsäuren und das Vitamin E -Gemisch den therapeutischen Effekt von Kokosöl gegenüber Alzheimer unterstützen, indem sie oxidative Schäden, ein Schlüsselfaktor in der Pathologie von Alzheimer, hemmen.
Kritik und Vorsichtshinweise
Es ist wichtig zu beachten, dass Kokosöl hauptsächlich aus gesättigten Fettsäuren besteht. Diese kommen vor allem in tierischen Produkten vor und erhöhen bei häufigem Verzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch ein Zuviel an gesättigten Fettsäuren steigen der Gesamt-Cholesterin-Wert und das ungünstige LDL (low density lipoprotein) im Blut an.
Qualität und Anwendung von Kokosöl
Kokosöl kann aber auch unerwünschte Substanzen enthalten. Daher sollte man unbedingt auf die Qualität des Kokosöles ein besonderes Augenmerk richten. So kam 2021 bei der chemischen Untersuchung durch das Verbrauchermagazin Öko-Test ans Licht, dass viele Öle mit extrem hohen Mengen an Schadstoffen wie Mineralölen belastet waren. Informieren Sie sich daher bitte unbedingt vor dem Kauf Ihres Kokosöles über die Reinheit der Ware.
Achten Sie beim Kauf auf natives kaltgepresstes Kokosöl, da dieses nur mechanisch extrahiertes Öl ist, in dem die Nährstoffe noch enthalten sind.
Empfehlungen zur Einnahme
Es ist ratsam, während der erhöhten Kokosöl-Einnahme gleichzeitig auf den Verzehr konzentrierter Kohlenhydrate, wie z. B. Zucker, zuckerhaltige Nahrungsmittel und Getränke, Weissbrot, Pommes-Frites; Weizennudeln, weisser Reis etc., zu verzichten oder zumindest auf ein Minimum zu reduzieren. Wenn Sie den Verzehr grösserer Fettmengen nicht gewohnt sind, sollten Sie zunächst mit 3 x täglich 1 Teelöffel beginnen und die Menge achtsam steigern.
Des Weiteren möchten wir Sie darauf hinweisen, dass Kokosöl trotz seiner zahlreichen gesundheitlichen Vorteile nicht als alleinige Fettquelle verwendet werden sollte. Da der Körper ebenso wie das Gehirn auch auf die Zufuhr mehrfach ungesättigter Fettsäuren angewiesen ist, raten wir Ihnen ausserdem zur Verwendung von Omega-3-reichen Ölen, wie z. B. Leinöl oder Hanföl.
Kaufen Sie stets ein Bio-Kokosöl, da für den Anbau von Bio-Kokospalmen keine Regenwaldrodungen stattfinden.