Die Kopfklinik des Universitätsklinikums Heidelberg beherbergt eine hochspezialisierte Abteilung für Neurologie. Diese Abteilung widmet sich der Behandlung von Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems sowie der Muskulatur. Mit einem Team von über 340 Mitarbeitern, darunter mehr als 180 Pflegekräfte, bietet die Neurologische Klinik Heidelberg ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen.
Geschichte und Entwicklung der Heidelberger Neurologie
Die Heidelberger Neurologie blickt auf eine lange Tradition zurück. Am 10. September 1987 wurde die Kopfklinik des Universitätsklinikums Heidelberg als eine der modernsten interdisziplinären Kliniken ihrer Art in Europa eröffnet. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Neurologie in der Heidelberger Kopfklinik veranstaltete die Klinik am 2. Oktober 2007 ein Symposium, das das breite Spektrum an Diagnostik und Therapie sowie die beeindruckenden Forschungsleistungen präsentierte. Prof. Dr. Dr. h.c. erinnerte sich daran, dass die Verlagerung aus den alten Klinikgebäuden in Heidelberg-Bergheim es ermöglichte, die größte und modernste Schlaganfall-Einheit in Europa aufzubauen.
Schwerpunkte der Neurologischen Klinik
Die Neurologische Klinik Heidelberg hat sich auf verschiedene Bereiche spezialisiert:
- Neuroonkologie: Behandlung von Tumorerkrankungen des Nervensystems.
- Vaskuläre Neurologie: Behandlung von Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns und Rückenmarks, insbesondere Schlaganfälle.
- Neuroimmunologie: Behandlung von Erkrankungen, bei denen das Immunsystem das Nervensystem angreift, wie z.B. Multiple Sklerose.
- Akut- und Intensivneurologie: Behandlung von Patienten in akuten neurologischen Notfällen und auf der Intensivstation.
- Neurodegenerative Erkrankungen und Bewegungsstörungen: Behandlung von Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer und anderen Demenzformen.
- Systemische Neurowissenschaften: Erforschung der Grundlagen des Nervensystems.
Die Heidelberger Neurologie hat sich mit ihren vier Partnerdisziplinen zu einem virtuellen Neuro-Zentrum zusammengeschlossen. Dazu gehören langjährige Partner wie die Abteilung Neuroradiologie (Professor Dr. Klaus Sartor) und die Neurochirurgie (Professor Dr. Andreas Unterberg) sowie seit 2000 die rein wissenschaftlich tätige Abteilung (Professor Dr. Hannah Monyer) und seit 2007 die klinisch-wissenschaftliche Abteilung Neuroonkologie (Professor Dr. Wolfgang Wick).
Neuroonkologie in Heidelberg
Der Schwerpunkt Neuroonkologie in der Neurologischen Klinik und am NCT wurde 2007 gegründet und ist die erste eigenständige universitäre Abteilung in Deutschland für die Behandlung und Erforschung von Tumorerkrankungen, die das Nervensystem betreffen. Gemeinsam mit den Fachbereichen Neurologie, Neuroradiologie und Neurochirurgie bildet die Neuroonkologie das Neurozentrum Heidelberg. Ziele sind die ambulante und stationäre Behandlung von Patienten mit neurologischen Tumoren nach höchstem medizinischem Standard, Grundlagen- und klinisch orientierte Forschung auf internationalem Spitzenniveau sowie die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter.
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Das Leistungsspektrum der Neuroonkologie umfasst:
- Ausführliche neurologische, onkologische, neuropsychologische/psychoonkologische Beratung
- Durchführung von Chemotherapien und experimentellen Tumortherapien
- Behandlung von epileptischen Anfällen oder Schmerzen bei Tumoren
- Integration stationärer und ambulanter Behandlungskonzepte
- Palliativmedizinische Betreuung
Die Behandlung erfolgt nach aktuellen Therapiestandards sowie im Rahmen von Therapiestudien, die den Nutzen neuer Medikamente in der Hirntumorbehandlung untersuchen. Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg neue Therapiestrategien zur Hirntumorbehandlung entwickelt. Die Neuroonkologie bietet Diagnostik und Beratung vor der Operation sowie die postoperative Betreuung und Therapie von Patienten mit:
- Primären hirneigenen Tumoren (Astrozytomen, Oligodendrogliomen, Glioblastomen)
- Primären Lymphomen des Zentralen Nervensystems
- Hirnmetastasen von Tumorerkrankungen anderer Organe
- Neurologischen Komplikationen der Tumortherapie
- Paraneoplastischen Syndromen
- Immunologischen Erkrankungen (in Zusammenarbeit mit der Abteilung Allgemeine Neurologie)
Vaskuläre Neurologie und Schlaganfallversorgung
Die Heidelberger Stroke Unit ist eine der größten Stationen zur akuten Behandlung von Schlaganfallpatienten in Europa. Ein spezialisiertes Behandlungsteam aus Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Sozialarbeitern und Ärzten stellt Diagnostik, kontinuierliche Überwachung und Therapie auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sicher. In der Abteilung Neuroradiologie im selben Gebäude stehen rund um die Uhr alle modernen Diagnoseverfahren wie Computertomographie, Kernspintomographie oder Angiographie zur Verfügung. Die Heidelberger Neurologie präsentiert zudem ihre Schwerpunkte: Neben der neurologischen Intensivmedizin und Schlaganfallforschung - hier wurden u.a. entscheidende klinische Studien für lebensrettende Therapien durchgeführt und koordiniert - sind dies Untersuchungen zu Infektionen und Immunerkrankungen des zentralen Nervensystems, wie der Multiplen Sklerose, der Behandlung von Bewegungsstörungen einschließlich der Tiefenhirnstimulation.
Die Behandlung erfolgt nach hausinternen Standards, die sich an Leitlinien und Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der European Stroke Organisation (ESO) orientieren.
Neurologische Rehabilitation in Heidelberg
Die Kliniken Schmieder Heidelberg sind eng mit der Neurologischen Universitätsklinik vernetzt. Die Abteilung für Frührehabilitation arbeitet seit vielen Jahren mit der Stroke Unit zusammen und verbindet so Akutmedizin mit Rehabilitationsmedizin. Die Klinik auf dem Speyererhof in Heidelberg behandelt Patient:innen in allen neurologischen Phasen (A, B, C und D/E) und bietet das gesamte Leistungsspektrum in der Neurologischen Rehabilitation an.
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- Phase A (Frührehabilitation): Behandlung und rehabilitative Förderung schwerstgeschädigter Patient:innen unter intensivmedizinischer Überwachung.
- Phase B: Fortsetzung der Frührehabilitation mit dem Ziel der Wiederherstellung von Vitalfunktionen, Sensomotorik, Koordination sowie mentalen, kognitiven und psychischen Funktionen.
- Phase C (Postprimäre Rehabilitation): Förderung der Alltagskompetenzen bei kooperationsfähigen und medizinisch stabilen Patient:innen, die noch pflegerische Betreuung benötigen.
- Phase D/E: Vorbereitung der beruflichen Wiedereingliederung, Prüfung der Arbeits- und Berufskompetenz, Training mentaler und psychischer Funktionen, soziale Kompetenz und Freizeitkompetenz.
Behandlungsspektrum der Neurologischen Klinik
Die Neurologische Klinik Heidelberg behandelt ein breites Spektrum an neurologischen Erkrankungen, darunter:
- Gefäßerkrankungen des Gehirns: Schlaganfall, Hirnblutung, Subarachnoidalblutung (z.B. durch Aneurysma oder Dissektion der A. cerebri media, A. cerebri anterior, A. communicans anterior)
- Erkrankungen der Hirnnerven: Lähmung des N. oculomotorius (III), N. trochlearis (IV), N. abducens (VI), N. facialis (VII), N. hypoglossus (XII), Affektionen des N. opticus (II), Krankheiten des N. trigeminus (V)
- Tumorerkrankungen des Nervensystems: Primäre Hirntumoren, Hirnmetastasen, Lymphome des ZNS, neurologische Komplikationen der Tumortherapie, paraneoplastische Syndrome
- Entzündliche Erkrankungen des Nervensystems: Multiple Sklerose, Enzephalitis, Meningitis
- Neurodegenerative Erkrankungen: Parkinson-Krankheit, Alzheimer-Krankheit, Demenzformen
- Bewegungsstörungen: Tremor, Dystonie, Chorea
- Epilepsie
- Schmerzsyndrome: Trigeminusneuralgie, Kopfschmerzen, neuropathische Schmerzen
Internationale Patienten
Die Neurologische Universitätsklinik Heidelberg erhält häufig Anfragen ausländischer Patienten, die eine schwere neurologische Erkrankung wie Schlaganfall, Hirnblutung, Encephalitis oder ein Trauma erlitten haben, nach einer Zweitmeinung, einer zusätzlichen Differentialdiagnose oder einer geeigneten Rehabilitation. Da die Neurologische Universitätsklinik Heidelberg keine Patienten zur Rehabilitation aufnehmen kann, bietet sie zusammen mit einigen der besten Kliniken für Rehabilitation in Deutschland ein Komplett-Paket an: Während die Patienten bis zu fünf Tage in der Klinik untergebracht sind, untersucht das erfahrene Ärzteteam sie umfassend und prüft ihren Zustand mit allen diagnostischen Möglichkeiten. Eine evtl. notwendige Akutbehandlung, die Unterbringung auf der Intensivstation oder der spezialisierten Stroke Unit sind inbegriffen. Nach der abschließenden Diagnose prüft ein ausgewiesener Spezialist für neurologische Rehabilitation, ob eine Rehabilitation in ihrem Fall möglich ist. Falls ja, schließt sich für die Patienten eine 14-tägige Reha-Behandlung im Schmieder-Krankenhaus in Heidelberg, im VIP-Flügel der Schmieder-Klinik in Allensbach oder in der Medical Park-Rehabilitationsklinik in Bad Camberg bei Frankfurt an.
Kontakt und Sprechstunden
Für eine Sprechstunde in der Neurologischen Klinik Heidelberg sind Angaben zur Person, zur Erkrankung und gegebenenfalls Informationen darüber, welche Untersuchungen und Behandlungen bereits erfolgt sind, erforderlich. Beim ersten Besuch im NCT Heidelberg sollten alle bisherigen Untersuchungsergebnisse in Kopie mitgebracht werden, wie zum Beispiel pathologische Befunde und alle Bildgebung auf CD gebrannt, sowie eine Überweisung (Vermerk: "Universitätsklinikum HD, NCT").
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