Kopfschmerzen in der linken Gehirnhälfte: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, das viele Menschen gelegentlich oder chronisch betrifft. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft hat ein Klassifikationssystem entwickelt, das Kopfschmerzen in zwei Hauptgruppen einteilt: primäre und sekundäre Kopfschmerzen. Primäre Kopfschmerzen, wie Spannungskopfschmerzen und Migräne, sind eigenständige Erkrankungen, während sekundäre Kopfschmerzen Symptome einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung sind. Dieser Artikel konzentriert sich auf Kopfschmerzen, die in der linken Gehirnhälfte lokalisiert sind, und untersucht mögliche Ursachen, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze.

Primäre Kopfschmerzarten

Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen sind die häufigste Art von Kopfschmerzen. Sie werden oft als dumpf-drückend oder beengend beschrieben, ähnlich einem Schraubstock um den Kopf. Die Schmerzen sind meist beidseitig und können sich bei Bewegung bessern. Auslöser können Stress, Angst, schlechte Körperhaltung oder Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich sein.

Migräne

Migräne äußert sich typischerweise als pochend-pulsierender Schmerz, der oft auf einer Seite des Kopfes lokalisiert ist. Bewegung, Licht und Lärm verschlimmern die Beschwerden. Zusätzliche Symptome können Übelkeit, Erbrechen, Kribbeln in Armen und Beinen sowie Sehstörungen sein (Aura).

Cluster-Kopfschmerzen

Cluster-Kopfschmerzen sind extrem heftige, einseitige Kopfschmerzen, die sich um ein Auge herum lokalisieren und in die Schläfe ausstrahlen können. Die Schmerzen werden oft als stechend oder brennend beschrieben, als würde eine glühende Nadel durch das Auge gestoßen. Begleitsymptome können ein tränendes oder gerötetes Auge, eine verstopfte oder laufende Nase, ein geschwollenes oder hängendes Augenlid sowie Unruhe und Bewegungsdrang sein. Cluster-Kopfschmerzen treten typischerweise in Clustern oder Episoden auf, die Tage bis Wochen dauern, gefolgt von längeren beschwerdefreien Phasen.

Sekundäre Kopfschmerzarten

Sekundäre Kopfschmerzen sind Symptome einer anderen Erkrankung, wie z.B.:

Lesen Sie auch: Alles über Small-Fiber-Neuropathie

  • Erkältung oder Sinusitis: Kopfschmerzen in Schläfen und Stirn, oft begleitet von Druckgefühl und Schmerzen zwischen den Augenbrauen.
  • Kiefergelenksprobleme (Costen-Syndrom): Einseitige Kopfschmerzen in Verbindung mit Schmerzen im Nacken.
  • Zahnbehandlungen: Einseitige Kopfschmerzen nach Zahnbehandlungen, die in der Regel gut mit rezeptfreien Schmerzmitteln behandelbar sind.
  • Gehirnerschütterung oder Schleudertrauma: Dumpf-drückende, einseitige Schmerzen nach einem Unfall oder Sturz auf den Kopf.
  • Riesenzellenarteriitis (Arteriitis temporalis): Pochend-brennende Schmerzen an den Schläfen, oft begleitet von Fieber, Müdigkeit, Appetit- oder Gewichtsverlust.
  • Trigeminusneuralgie: Blitzartig einschießende, heftigste Schmerzattacken im Gesichtsbereich.
  • Hirntumor: Kopfschmerzen, die nachts oder in den frühen Morgenstunden auftreten und sich im Laufe des Tages bessern. Sie können von Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen oder neurologischen Ausfällen begleitet sein.
  • Hirnblutung oder Schlaganfall: Plötzlich einsetzende, sehr starke Kopfschmerzen mit Bewusstseinsstörungen, Schwäche, Erbrechen, Schwindel und Übelkeit.
  • Bluthochdruck: Kopfschmerzen, die normalerweise nicht einseitig sind, aber unter bestimmten Voraussetzungen auftreten können.
  • Rheuma: Starke, einseitige Kopfschmerzen im Bereich der Schläfen, die auf eine Entzündung eines Schläfenblutgefäßes (Arteriitis temporalis) hinweisen können.
  • Augenerkrankungen: Kopfschmerzen, die durch Augenerkrankungen verursacht werden können.
  • Lokale Entzündungen: Kopfschmerzen, die durch lokale Entzündungen verursacht werden können.
  • Okzipitalneuralgie: Kopfschmerzen, die durch eine Reizung des zweiten oder dritten Halswirbels verursacht werden.

Einseitige Kopfschmerzen: Was ist zu beachten?

Einseitige Kopfschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Sie treten häufig bei Migräne oder Cluster-Kopfschmerzen auf, können aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen. Es ist wichtig, die Begleitsymptome und den Verlauf der Schmerzen zu beobachten, um die Ursache besser einordnen zu können.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:

  • Einseitige Kopfschmerzen zum ersten Mal heftig auftreten.
  • Die Kopfschmerzen von anderen Symptomen wie Bewusstseinsstörungen, Schwäche, Erbrechen, Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen oder neurologischen Ausfällen begleitet sind.
  • Die Kopfschmerzen nach einem Unfall oder Sturz auf den Kopf auftreten.
  • Die Kopfschmerzen trotz Behandlung nicht besser werden oder sich verschlimmern.
  • Die Kopfschmerzen chronisch werden, d.h. an mehr als 15 Tagen pro Monat über einen Zeitraum von drei Monaten auftreten.
  • Die Kopfschmerzen im Alter ab etwa 60 Jahren neu auftreten.

Diagnose

Um die Ursache von Kopfschmerzen in der linken Gehirnhälfte zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese erheben. Dabei werden Fragen zu Art, Stärke, Lokalisation, Dauer und Begleitsymptomen der Kopfschmerzen gestellt. Auch mögliche Auslöser, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme werden erfragt. Ein Kopfschmerztagebuch kann hilfreich sein, um die Kopfschmerzen über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren und mögliche Muster oder Auslöser zu erkennen.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, um den allgemeinen Gesundheitszustand zu beurteilen und mögliche Ursachen für die Kopfschmerzen zu identifizieren. Bei Bedarf werden weitere Untersuchungen veranlasst, wie z.B.:

  • Neurologische Untersuchung: Prüfung der Hirnnerven, Muskelkraft, Reflexe, Koordination und Sensibilität.
  • Bildgebende Verfahren (CT oder MRT): Zur Darstellung des Gehirns und zum Ausschluss von strukturellen Ursachen wie Tumoren, Blutungen oder Entzündungen.
  • Blutuntersuchungen: Zum Ausschluss von Entzündungen, Infektionen oder anderen systemischen Erkrankungen.
  • Untersuchung beim Augenarzt: Zum Ausschluss von Sehstörungen als Ursache für die Kopfschmerzen.
  • Untersuchung beim HNO-Arzt: Zum Ausschluss von Nasennebenhöhlenentzündungen als Ursache für die Kopfschmerzen.

Behandlung

Die Behandlung von Kopfschmerzen in der linken Gehirnhälfte richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Lesen Sie auch: Formen von Kopfschmerzen und neurologischen Ausfällen

Akutbehandlung

  • Schmerzmittel: Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol können bei leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen helfen. Bei Migräne können Triptane eingesetzt werden.
  • Sauerstofftherapie: Bei Cluster-Kopfschmerzen kann die Inhalation von reinem Sauerstoff die Schmerzen lindern.
  • Hausmittel: Pfefferminzöl, Kühlung der Stirn oder Schläfen, Entspannungsübungen oder eine Massage können bei Spannungskopfschmerzen Linderung bringen.

Vorbeugende Behandlung

  • Medikamente: Bei chronischen Kopfschmerzen oder häufigen Attacken können Medikamente zur Vorbeugung eingesetzt werden, wie z.B. Betablocker, Antidepressiva oder Antiepileptika.
  • Verhaltensänderungen: Stressmanagement, regelmäßiger Schlaf-Wachrhythmus, ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung können helfen, Kopfschmerzen vorzubeugen.
  • Physiotherapie: Bei Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich kann Physiotherapie helfen, die Muskeln zu lockern und die Körperhaltung zu verbessern.
  • Entspannungstechniken: Yoga, Muskelrelaxation nach Jacobson oder autogenes Training können helfen, Stress abzubauen und Verspannungen zu lösen.
  • Akupunktur: Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur bei Migräne und Spannungskopfschmerzen helfen kann.

Spezifische Behandlungen

  • Trigeminusneuralgie: Medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika oder operative Eingriffe.
  • Riesenzellenarteriitis: Behandlung mit Kortikosteroiden.
  • Hirntumor: Operation, Strahlentherapie oder Chemotherapie.
  • Kiefergelenksprobleme: Behandlung der Kiefergelenksprobleme durch einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden.

Tipps zur Vorbeugung von Kopfschmerzen

  • Stress vermeiden: Identifizieren Sie Stressfaktoren und entwickeln Sie Strategien zur Stressbewältigung.
  • Regelmäßiger Schlaf: Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlaf-Wachrhythmus und ausreichend Schlaf.
  • Ausgewogene Ernährung: Essen Sie regelmäßig und ausgewogen und vermeiden Sie Trigger-Nahrungsmittel.
  • Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend Wasser über den Tag verteilt.
  • Regelmäßige Bewegung: Bewegen Sie sich regelmäßig und machen Sie Sport.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, um Verspannungen zu vermeiden.
  • Kopfschmerztagebuch führen: Dokumentieren Sie Ihre Kopfschmerzen, um mögliche Auslöser zu erkennen.

Lesen Sie auch: Schlaganfall und Kopfschmerzen: Was Sie wissen müssen

tags: #kopfschmerzen #linke #gehirnhälfte #ursachen