Neurologische Untersuchungsmethoden bei Kopfschmerzen: Ein umfassender Überblick

Kopfschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, von dem fast jeder Mensch irgendwann betroffen ist. Die Ursachen können vielfältig sein, und eine genaue Diagnose ist entscheidend für eine wirksame Behandlung. Neurologische Untersuchungsmethoden spielen dabei eine wichtige Rolle, um die Ursache der Kopfschmerzen zu erkennen und andere Erkrankungen auszuschließen.

Integrierte Versorgung von Kopfschmerzpatienten

Die integrierte Gesundheitsversorgung für Kopfschmerzpatienten (IGV-Kopfschmerz) ist ein Behandlungsmodell, bei dem Spezialisten aus dem stationären und ambulanten Bereich zusammenarbeiten, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Das multimodale Team arbeitet mit niedergelassenen Ärzten und Krankenkassen zusammen, um eine umfassende und koordinierte Behandlung zu garantieren. Bei einem ersten Besuch wird ein individuelles Therapiekonzept erstellt und bei Bedarf angepasst. Die langfristige ambulante Betreuung übernimmt anschließend ein geschulter Neurologe.

Die Vorteile der integrierten Versorgung liegen in der ausführlichen Diagnostik ohne unnötige Doppeluntersuchungen, der Behandlung durch ein multimodales Team und der Therapie nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen.

Die Rolle des Arztgesprächs und der Anamnese

Bei der Kopfschmerz-Diagnose spielt das Arztgespräch eine zentrale Rolle. Der Arzt erkundigt sich nach der Häufigkeit, dem Charakter, der Lokalisation, den Ursachen und Auslösern der Kopfschmerzen. Auch das Verhalten des Patienten und die Wirkung von Medikamenten werden erfragt. Der Arzt erkundigt sich nach Begleit- und Vorerkrankungen sowie der beruflichen Tätigkeit, um mögliche Einflussfaktoren wie Stress zu erkennen.

Vor dem Arztbesuch sollte man sich Gedanken zu den Kopfschmerzen machen und sich erinnern, wann sie begonnen haben. Eine Dokumentation der Kopfschmerzen bis zum Arzttermin kann hilfreich sein. Vorbefunde sollten herausgesucht und mitgebracht werden.

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Klinisch-neurologische Untersuchung

Neben dem Arztgespräch ist eine kurze körperliche Untersuchung Bestandteil der Diagnose. Die klinisch-neurologische Untersuchung dauert zwischen 5 und 10 Minuten und ist nicht schmerzhaft. Geprüft werden die verschiedenen Funktionen des zentralen und peripheren Nervensystems.

Bildgebende Verfahren

Moderne bildgebende Untersuchungen wie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen einen Einblick in das Gehirn und die Strukturen von Rückenmark, Nervenwurzeln, Nervengeflechten und Muskulatur.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die MRT, auch Kernspintomographie genannt, macht mittels Schnittbildern Strukturen des Körpers erkennbar, indem sie Magnetwellen nutzt. Es erfolgt keine Strahlenbelastung. Mit dem MRT lassen sich bestimmte Hirnstrukturen besser darstellen als mit der CCT. Daher ist diese Untersuchungsmethode bei Kopfschmerz eher zu empfehlen. Die MRT dauert länger als die CCT und ist sehr laut.

Eine MRT kann krankhafte Veränderungen oder Blutungen ausschließen. Ob ein Mensch Migräne-Patient ist oder nicht, kann der Mediziner mit einem MRT nicht direkt sehen. Zunächst gilt es, mittels der Diagnostik andere Störungen oder Erkrankungen auszuschließen.

Computertomographie (CT)

Im Gegensatz zur MRT kommt es durch ein CT zu einer Strahlenbelastung (Röntgenstrahlen). Deswegen ist dieses Verfahren seltener das Mittel der Wahl, um eine Migräne zu diagnostizieren. Ob eine Migräne vorliegt, ist mit dem CT direkt nicht nachweisbar. Wenn der Arzt Hirnblutungen, Gefäßfehlbildungen oder -verschlüsse sowie Erkrankungen des Schädels und der Nebenhöhlen ausschließen will oder es sich um Akutfälle handelt, ist ein CT oft sinnvoll.

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Elektroenzephalographie (EEG)

Die Elektroenzephalographie (EEG) ist eine Methode zur Messung der summierten elektrischen Aktivität des Gehirns, der sogenannten Gehirnströme, durch die Aufzeichnung der Spannungsschwankungen des Gehirns an der Kopfoberfläche. Bei der Diagnostik im Kopfschmerzbereich kommt diese Untersuchung kaum zur Anwendung. Manchmal ist sie jedoch sinnvoll, zum Beispiel wenn der Arzt mehr über die elektrische Aktivität des Gehirns wissen möchte. Die Mediziner messen die Hirnströme, wodurch eine mögliche erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems nachgewiesen werden kann - das ist bei einer Migräne im EEG oft auffällig.

Weitere neurologische Untersuchungsmethoden

  • Elektromyographie (EMG): Eine Methode in der neurologischen Diagnostik, auch bekannt als Muskelstromkurve.
  • Evozierte Potentiale: Untersuchung der Leitfähigkeit von Nervenbahnen bis zum Gehirn durch Reizung eines Sinnesorgans oder eines Nervs.
    • Visuell evozierte Potentiale (VEP): Untersuchung der Sehbahn vom Auge bis zur Sehrinde des Gehirns.
    • Akustisch evozierte Potentiale (AEP): Untersuchung der zentralen Hörbahn vom Innenohr bis zur Hörrinde des Gehirns.
    • Somatosensibel evozierte Potentiale (SSEP): Untersuchung der Leitfähigkeit des sensiblen Systems von den peripheren Nerven bis hin zum Gehirn.
  • Farb-Duplex-Ultraschall: Darstellung der Durchblutung der Halsschlagader.
  • Untersuchung des Nervenwassers (Liquorpunktion): Kann bei vielen Erkrankungen des Nervensystems wichtige Hinweise geben.
  • Motorisch evozierte Potentiale (MEP): Stimulation der motorischen Rinde des Gehirns und Messung der Muskelkontraktionen in Armen oder Beinen.
  • Motorische Nervenleitgeschwindigkeit: Reizung des zu untersuchenden Nervs und Messung des Reizerfolgs am zugehörigen Muskel.

Kopfschmerzarten und Diagnose

Die aktualisierte Kopfschmerzklassifikation der internationalen Kopfschmerzgesellschaft unterscheidet auf Basis von Anamnese und Befund über 200 Kopfschmerzarten. Die Klassifikation dient vor allem wissenschaftlichen Zwecken, hat sich aber auch in der Klinik als leistungsfähig erwiesen.

Kopfschmerzen werden in primär und sekundär unterteilt. Primär sind alle nicht auf eine andere Erkrankung zurückgehenden Kopfschmerzen, bei denen der allgemeine und der neurologische Befund unauffällig sind. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft unterscheidet vier Arten primärer Kopfschmerzen: Migräne, Spannungskopfschmerz, die trigemino-autonomen Kopfschmerzen und die Gruppe "andere primäre Kopfschmerzen". Sekundäre Kopfschmerzen sind Symptom anderer Erkrankungen.

Warnsymptome, die eine Vorstellung beim Neurologen und/oder eine weitere apparative Untersuchung rechtfertigen, sind:

  • Erstmanifestation einer Kopfschmerzerkrankung mit untypischem Charakter
  • Atypischer klinischer Verlauf
  • Zunehmende Schmerzintensität oder sich ändernder Schmerzcharakter bei bekanntem Kopfschmerzsyndrom
  • Zusätzliches Auftreten neurologischer Symptome/Ausfälle

Migräne

Migräne ist ein attackenartiger Kopfschmerz von 4-72 Stunden Dauer. Er hat einen stechenden, häufig pulsierenden Charakter und geht mit vegetativen Symptomen wie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit einher. Es gibt Migräne mit und ohne Aura.

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Eine Aura ist ein vor den Kopfschmerzen auftretendes neurologisches Symptom, das meist visuell ist (Flickersehen, Fortifikationen, Hemianopsie) und in der Regel nicht länger als 60 Minuten dauert.

Die Therapie besteht aus Akuttherapie (Schmerzmittel, Triptane) und Prophylaxe (Metoprolol, Propanolol, Flunarizin, Amitriptylin, Valproinsäure, Topiramat).

Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen sind üblicherweise holokraniell, von dumpf-drückendem Charakter, mäßiger Schmerzstärke und bis auf eine selten vorhandene Photophobie oder Phonophobie ohne Begleitsymptome. Man unterscheidet episodischen und chronischen Spannungskopfschmerz.

Die Therapie besteht aus Akuttherapie (NSAID) und Prophylaxe (Trizyklika).

Trigemino-autonome Kopfschmerzsyndrome

Allen trigemino-autonomen Kopfschmerzsyndromen (TAK) ist eine gleichzeitige Aktivierung des trigeminalen und autonomen Nervensystems gemeinsam.

Differenzialdiagnosen

Bei der Diagnose von Kopfschmerzen ist es wichtig, Differenzialdiagnosen auszuschließen. Bruxismus, Augenfehlstellungen, chronische Sinusitiden und statische Probleme der Halswirbelsäule können ebenfalls Kopfschmerzen verursachen. Bei Erstmanifestation von Kopfschmerzen jenseits des 60. Geburtstages muss bei zusätzlichen Sehstörungen zwingend eine Arteriitis cranialis ausgeschlossen werden.

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