Muskelkrämpfe, insbesondere Wadenkrämpfe, sind ein weit verbreitetes Phänomen. Sie können nach dem Joggen oder nachts auftreten und sehr schmerzhaft sein. In den meisten Fällen sind sie harmlos und verschwinden nach kurzer Zeit von selbst. Die Medizin unterscheidet zwischen idiopathischen und sekundären Beinkrämpfen. Bei idiopathischen Beinkrämpfen ist die Ursache unbekannt, während bei sekundären Beinkrämpfen die Ursachen bekannt sind.
Was sind Muskelkrämpfe?
Ein Muskelkrampf ist eine plötzliche, unwillkürliche und schmerzhafte Anspannung eines Muskels. Häufig sind die Waden betroffen, aber auch andere Muskelgruppen oder einzelne Zehen können sich plötzlich zusammenziehen. Die An- und Entspannung der Muskeln wird durch eine perfekte Balance von Calcium und Magnesium reguliert. Gerät diese Balance aus dem Gleichgewicht, können unangenehme Muskelkrämpfe die Folge sein.
Muskelkrämpfe können verschiedene Ursachen haben. Eine häufige Ursache ist ein Mangel an Elektrolyten, insbesondere Magnesium, Kalium und Kalzium. Auch eine Dehydrierung, eine Überlastung der Muskeln oder bestimmte Medikamente können Muskelkrämpfe auslösen. In einigen Fällen können Muskelkrämpfe auch ein Symptom einer Grunderkrankung sein.
Ursachen von Ganzkörperkrämpfen
Ganzkörperkrämpfe, bei denen Krämpfe in verschiedenen Körperregionen auftreten, können verschiedene Ursachen haben. Es ist wichtig, die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren, um eine angemessene Behandlung einzuleiten.
Elektrolytmangel
Ein Mangel an Elektrolyten wie Magnesium, Kalium, Kalzium und Natrium kann Ganzkörperkrämpfe verursachen. Diese Elektrolyte spielen eine wichtige Rolle bei der Muskel- und Nervenfunktion. Ein Mangel kann durch unzureichende Zufuhr über die Ernährung, erhöhten Verlust durch Schwitzen, Erbrechen, Durchfall oder bestimmte Medikamente entstehen.
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Magnesium ist ein Mineralstoff, der für die Energieversorgung jeder Zelle entscheidend ist und auch in den Muskelzellen gebraucht wird. Ein Magnesiummangel kann zu einer stärkeren Erregbarkeit des Nervensystems führen und so schmerzhafte Muskelkrämpfe verursachen.
Dehydration
Dehydration, also ein Flüssigkeitsmangel im Körper, kann ebenfalls Ganzkörperkrämpfe verursachen. Flüssigkeit ist wichtig für die Muskel- und Nervenfunktion. Ein Mangel kann durch unzureichende Flüssigkeitszufuhr, starkes Schwitzen oder bestimmte Erkrankungen entstehen.
Medikamente
Bestimmte Medikamente können als Nebenwirkung Muskelkrämpfe auslösen. Hierzu zählen Cholesterinsenker (Statine), einige entwässernde Medikamente (Thiazide) oder manche Blutdrucksenker (zum Beispiel der Calciumkanalantagonist Nifedipin). Auch Abführmittel oder ACE-Hemmer (bei Bluthochdruck) können Muskelkrämpfe verursachen.
Erkrankungen
Bestimmte Erkrankungen können wiederholt Wadenkrämpfe auftreten. Hierzu zählen die periphere arterielle Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“), Schilddrüsen- und Hormonstörungen, die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Parkinson oder das Restless-Legs-Syndrom. Auch Muskelerkrankungen (Myopathien) oder neurologische Erkrankungen können Auslöser von Muskelkrämpfen sein.
Andere Ursachen
Weitere mögliche Ursachen für Ganzkörperkrämpfe sind:
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- Überanstrengung der Muskeln: Starke oder abnormale Belastung des betroffenen Muskels kann Krämpfe auslösen.
- Verminderter Blutzufluss: Ein verminderter Blutzufluss zu den Muskeln kann ebenfalls Krämpfe verursachen.
- Alter: Mit zunehmendem Alter verkürzen sich die Sehnen und Muskeln, wodurch ein Krampf leichter ausgelöst werden kann.
- Alkohol: Wer regelmäßig Alkohol trinkt, hat häufiger unter solchen nächtlichen Wadenkrämpfen zu leiden.
- Vitamin B-Mangel: Ein Vitamin B-Mangel kann ebenfalls zu Muskelkrämpfen führen.
- Schlafstörungen: Schlafstörungen können ebenfalls Muskelkrämpfe verursachen.
- Stress: Stress kann ebenfalls Muskelkrämpfe verursachen.
Die Rolle von Magnesium bei Muskelkrämpfen
Magnesium spielt eine wichtige Rolle bei der Muskel- und Nervenfunktion. Es ist an der Muskelkontraktion und -entspannung beteiligt. Ein Magnesiummangel kann zu einer Übererregbarkeit der Muskeln führen, was Muskelkrämpfe verursachen kann.
Magnesiummangel
Ein Magnesiummangel kann verschiedene Ursachen haben, wie z. B. eine unzureichende Zufuhr über die Ernährung, eine erhöhte Ausscheidung oder bestimmte Erkrankungen. Symptome eines Magnesiummangels können Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Herzrhythmusstörungen sein.
Magnesium und Schwangerschaft
In der Schwangerschaft steigt der Magnesiumbedarf. Ein Magnesiummangel kann in der Schwangerschaft zu Wadenkrämpfen führen. Organische Magnesiumverbindungen wie Magnesium-Aspartat, -Orotat oder -Citrat werden vom Körper besonders gut aufgenommen.
Magnesium als Therapie
Obwohl die Wirksamkeit von Magnesium bei Muskelkrämpfen nicht ausreichend belegt ist, kann Magnesium versuchsweise genommen werden, da es ein günstiges Nebenwirkungsprofil hat. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) weist jedoch darauf hin, dass die Wirksamkeit von Magnesium bei Muskelkrämpfen nicht eindeutig wissenschaftlich nachgewiesen ist.
Was tun bei Muskelkrämpfen?
Sofortmaßnahmen
Als Sofortmaßnahme bei einem Krampf reicht es meist, den Muskel zu massieren und langsam und vorsichtig zu dehnen. Am einfachsten gelingt dies, wenn Sie die Zehen - eventuell mithilfe der Hand - in Richtung Schienbein ziehen und die Position für einige Sekunden halten. Ebenfalls hilfreich können eine warme Dusche oder eine auf die betroffene Stelle gelegte Wärmflasche sein, da beides die Muskulatur entspannt. Das Ausschütteln der Beine und vorsichtiges Gehen können einen Krampf im Bein ebenfalls lindern.
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Vorbeugung
Um Muskelkrämpfen vorzubeugen, können Sie folgende Maßnahmen ergreifen:
- Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, mindestens anderthalb bis zwei Liter pro Tag - insbesondere nach dem Sport, nach körperlicher Arbeit und an warmen Tagen.
- Elektrolythaushalt ausgleichen: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten wie Magnesium, Kalium und Kalzium.
- Regelmäßiges Dehnen: Regelmäßiges Dehnen der betroffenen Muskeln kann helfen, Krämpfen vorzubeugen.
- Leichte sportliche Betätigung: Leichte sportliche Betätigung, etwa auf dem Heimtrainer, für einige Minuten vor dem Schlafengehen kann ebenfalls helfen.
- Alkohol und Koffein meiden: Meiden Sie Alkohol und Koffein, da diese Muskelkrämpfe auslösen können.
- Medikamente überprüfen: Lösen Medikamente bei Ihnen Wadenkrämpfe aus, können Sie - in Absprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt - einen Wechsel des Präparats in Betracht ziehen.
- Fußgymnastik und leichter Sport: Bei einer verkürzten beziehungsweise verspannten Muskulatur helfen regelmäßige Fußgymnastik und leichter Sport wie Walking, Radfahren und Schwimmen, die Ihre Muskeln trainieren. Auch Yoga und andere Übungsformen können helfen.
- Muskeln massieren: Verkrampfen sich Ihre Muskeln leicht, kann es zudem hilfreich sein, diese täglich sanft zu massieren.
Ärztliche Abklärung
Treten Muskelkrämpfe häufig auf, dauern sie lange an oder sind sie sehr schmerzhaft, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Der Arzt kann die Ursache der Krämpfe abklären und eine geeignete Behandlung einleiten.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Chinin
Bei starken Beschwerden kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Belegt ist die Wirksamkeit einer Behandlung mit 200 bis 400 Milligramm Chininsulfat oder Hydrochinin zur Nacht. In seltenen Fällen können jedoch Störungen der Blutgerinnung und andere schwere Nebenwirkungen auftreten. Daher wird Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt Chinin nur bei sehr schweren Krämpfen verschreiben.
Gurkenwasser
Eine mögliche Alternative zur Magnesium-Brausetablette ist Gewürzgurkenwasser. Laut einer - sehr kleinen - US-Studie verkürzte die essighaltige Flüssigkeit die Krampfdauer bei Testpersonen nach einem 30-minütigen Training auf einem Fahrradergometer um fast die Hälfte.
Elektrostimulation
Ein relativ neuer Ansatz, der sowohl zur Therapie als auch zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen helfen könnte, ist die Elektrostimulation. Ein Forscherteam entdeckte, dass diese Methode die Reizschwelle für Muskelkrämpfe erhöht - und somit die Häufigkeit für Krämpfe über einen langen Zeitraum deutlich verringert.