Krämpfe im After und in der Scheide: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Krämpfe im After- und Scheidenbereich können sehr beunruhigend und schmerzhaft sein. Es gibt verschiedene Ursachen für diese Beschwerden, von denen die meisten harmlos, aber einige behandlungsbedürftig sind. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über mögliche Ursachen, Symptome, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze.

Einführung in die Beschwerden im Anal- und Genitalbereich

Beschwerden im Bereich des Anus und der Scheide sind weit verbreitet und können verschiedene Ursachen haben. Juckreiz, Hautveränderungen, Blutungen und Schmerzen sind typische Symptome. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Es ist wichtig, die Ursachen dieser Beschwerden zu verstehen, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.

Anatomie des Enddarms und Anus

Der Enddarm besteht aus dem unteren Teil des Dickdarms (Rektum oder Mastdarm) und dem Analkanal (Analöffnung oder After). Der Analkanal ist etwa 3-5 cm lang und enthält eine wichtige Grenzlinie. Unterhalb dieser Linie befinden sich schmerzempfindliche Nerven, während oberhalb keine Schmerzfasern vorhanden sind. Daher können Schmerzen nur im äußersten Bereich des Analkanals und um die Analöffnung wahrgenommen werden.

Häufige Ursachen für Afterkrämpfe

Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind erweiterte Venen im Bereich des Analkanals und Anus. Die genauen Ursachen sind unklar, aber Faktoren wie chronische Verstopfung, Schwangerschaft und anhaltender Durchfall könnten eine Rolle spielen. Typische Symptome sind Blutungen beim Stuhlgang (hellrotes Blut) und Schwellungen oder Knoten in der Analkanalöffnung.

Analvenenthrombose

Eine Analvenenthrombose entsteht durch ein Blutgerinnsel in einer Vene in der äußeren Analregion und verursacht akute Schmerzen. Es können bläuliche, schmerzhafte Knoten sichtbar sein. Meistens ist keine Behandlung erforderlich, da die Thrombose spontan abheilt.

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Analfissur

Eine Analfissur ist ein schmerzhafter Riss in der Schleimhaut des Analkanals, oft begleitet von Blutspuren auf dem Toilettenpapier. In den meisten Fällen befindet sich die Fissur in Richtung der Körperrückseite. Analfissuren können sowohl kleine Kinder als auch Frauen nach der Geburt betreffen.

Analfistel

Eine Analfistel ist eine kleine Öffnung seitlich des Anus, die eine Verbindung zwischen dem inneren Analkanal und der Haut um den Anus bildet. Ursachen können ein vorausgegangener Analabszess, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Entbindungstrauma, lokale Infektionen, Karzinome, Bestrahlungen oder operative Eingriffe am Rektum sein. Fisteln können auch in der Haut zwischen Vagina und Enddarm auftreten (rektovaginale Fistel).

Perianalabszess

Ein Perianalabszess ist eine Eiteransammlung um den Anus, meist verursacht durch eine akute Entzündung der Analdrüsen. Diese Abszesse können auch im Zusammenhang mit Morbus Crohn auftreten. Symptome sind Schmerzen, Schwellung und Rötung, die sich beim Sitzen oder bei Bewegung verschlimmern.

Perianalekzem

Ein Perianalekzem ist eine Entzündung der Haut um den Enddarm, die durch erhöhte Feuchtigkeit und nachfolgende Besiedlung mit Keimen oder Pilzen entsteht. Auch Ekzemerkrankungen, Fisteln, Fissuren, partieller Prolaps oder vaginaler Ausfluss können ursächlich sein.

Condylomata acuminata (Feigwarzen)

Feigwarzen sind kleine Warzen im Genital- und Analbereich, die durch humane Papillomviren (HPV) verursacht werden. Sie werden sexuell übertragen und treten besonders häufig bei jungen Erwachsenen auf. Feigwarzen verursachen meist keine Beschwerden, können aber durch mechanische Belastung gereizt werden oder bluten.

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Proctalgia fugax

Proctalgia fugax bezeichnet plötzliche, kurzzeitige, krampfartige Schmerzen im Enddarm. Diese treten meist nachts auf und betreffen insbesondere Patienten mit psychosomatischen Störungen.

Chronische Prostataentzündung

Eine chronische Prostataentzündung (Prostatitis) kann Schmerzen im Bereich zwischen Penis und Anus (Perineum) verursachen, die in Hodensack, Leiste, Rücken oder Bauch ausstrahlen können. Weitere Symptome sind Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Inkontinenz, Ausfluss oder Blut im Sperma.

Andere zugrunde liegende Erkrankungen

Beschwerden im Analbereich können auch durch Grunderkrankungen wie Diabetes, Eisenmangel, mechanische Ursachen, mangelnde Hygiene, Überempfindlichkeitsreaktionen auf Lebensmittelzusätze oder Medikamente, Hautkrankheiten (z. B. Psoriasis) oder Infektionen (z. B. Madenwürmer, Pilzinfektionen) verursacht werden.

Seltene Ursachen für Afterkrämpfe

Sexuell übertragbare Infektionen

Sexuell übertragbare Infektionen können zu lokalen Beschwerden oder zu einer Entzündung im Enddarm (Proktitis) führen, insbesondere durch Analverkehr. Symptome sind Schmerzen beim Stuhlgang, Empfindlichkeit im Enddarm, das Gefühl unvollständiger Entleerung, unwillkürliche Dick- und Enddarmkrämpfe sowie Blutungen oder Ausfluss aus dem Rektum.

Akute Prostataentzündung

Eine akute Prostataentzündung verursacht stechende Schmerzen in der Leistengegend, die in die Genitalien, den Bauch oder den Rücken ausstrahlen können. Weitere Symptome sind Fieber, Schüttelfrost, schlechter Allgemeinzustand sowie Brennen und häufiger Harndrang.

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Rektumkarzinom

Ein Rektumkarzinom kann Symptome wie Blut im Stuhl, veränderte Stuhlgewohnheiten, Schmerzen und das Gefühl unvollständiger Entleerung verursachen.

Analkrebs (Analkarzinom)

Analkrebs ist eine seltene Erkrankung, die bei Menschen mit HIV-Infektion gehäuft auftritt. Symptome sind Juckreiz, Blutungen und Wucherungen in und um die Analkanalmündung.

Ursachen für Krämpfe in der Scheide

Gebärmuttersenkung und Scheidensenkung

Bei Frauen können ähnliche Beschwerden wie Afterkrämpfe auch durch eine Gebärmuttersenkung oder Scheidensenkung verursacht werden. Dabei treten Blase, Scheide und/oder Gebärmutter in Richtung des Scheideneingangs. Symptome sind ein Druck- und Senkungsgefühl im vaginalen Bereich sowie Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang.

Rektozele

Eine Rektozele ist eine Ausbuchtung des Mastdarms, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorkommen kann. Sie äußert sich durch einen krankhaften Druck auf die Scheide (hintere Vaginalwand) oder Blase. Hinzu kommen häufig Beschwerden wie ein Druckgefühl im unteren Beckenbereich und Rücken sowie Probleme beim Stuhlgang oder Wasserlassen.

Pudendusneuralgie

Die Pudendusneuralgie ist eine seltene chronische Schmerzerkrankung im Bereich des Damms, dem Bereich zwischen After und Genitalien. Sie wird durch eine Schädigung des Nervus pudendus (Schamnerv) verursacht. Dieser Nerv ist für die sensiblen Empfindungen des Hautbereichs der Analregion, des Damms und der Schamlippen zuständig und steuert den äußeren Afterschließmuskel und die Beckenbodenmuskulatur.

Ursachen der Pudendusneuralgie

Mehrere Ursachen für die Pudendusneuralgie sind möglich. Am häufigsten steckt eine mechanische Ursache dahinter, wie etwa eine Reizung oder Einengung des Schamnervs während seines Verlaufs durch das Becken. Weitere Ursachen sind Verletzungen des Beckens, gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose, eine schwer verlaufene Geburt, Gefäßerkrankungen des Beckens oder eine bindegewebige Verengung des Alcock-Kanals.

Symptome der Pudendusneuralgie

Symptome der Pudendusneuralgie sind heftige Schmerzen im Genital- und Dammbereich, die als brennend, stechend, einschießend, dumpf oder drückend beschrieben werden. Einige Patienten erleben auch Missempfindungen oder Muskellähmungen. Die Beschwerden nehmen im Sitzen zu und bessern sich beim Stehen oder Liegen.

Diagnose der Pudendusneuralgie

Die Diagnose der Pudendusneuralgie erfolgt in der Regel durch eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren wie MRT. Häufig wird auch eine Pudendusblockade durchgeführt, bei der ein Betäubungsmittel entlang des Schamnerven gespritzt wird, um die Symptome zu lindern.

Diagnose von After- und Scheidenkrämpfen

Anamnesegespräch

Zur Eingrenzung der möglichen Ursachen ist ein ausführliches Anamnesegespräch erforderlich. Dabei werden Fragen zu Beginn und Verlauf der Beschwerden, Veränderungen des Stuhls, Blutungen, Schmerzen (Art, Dauer, Zeitpunkt des Auftretens), Juckreiz, Feuchtigkeit und Schwellungen im Gesäßbereich gestellt. Auch Fieber kann auf die zugrunde liegende Ursache hindeuten.

Ärztliche Untersuchung

Es wird eine gründliche Enddarmuntersuchung durchgeführt, bei der nach Haut- und Anusveränderungen gesucht wird. Dies erfolgt mittels Untersuchung mit einem behandschuhten Finger im Enddarm und Inspektion des Anus/Analkanals. Bei Verdacht auf eine andere Grunderkrankung werden umfassende Untersuchungen daran anschließen.

Weitere Untersuchungen

Unter Umständen kann eine Enddarminspektion (Rektoskopie) empfohlen werden. Weitere Untersuchungen sind in der Regel erforderlich, wenn der Verdacht auf eine Infektion, Krebs oder andere zugrunde liegende Krankheiten besteht, die auch andere Organe befallen (können). Wenn eine Untersuchung mit speziellen Methoden nötig ist, werden Sie an Spezialist*innen überwiesen.

Behandlungsmöglichkeiten bei After- und Scheidenkrämpfen

Die Behandlung von After- und Scheidenkrämpfen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab.

Konservative Maßnahmen

  • Ernährungsumstellung: Eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ein regelmäßiger Toilettenrhythmus können helfen, Verstopfung zu vermeiden und den Stuhlgang zu erleichtern.
  • Beckenbodentraining: Gezielte Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur können bei Gebärmuttersenkung, Scheidensenkung und Rektozele hilfreich sein.
  • Hygienemaßnahmen: Übertreiben Sie es nicht mit der Hygiene am Gesäß.
  • Sitzbäder: Warme Sitzbäder mit Kamille oder Gerbstoffen können bei Analfissuren, Hämorrhoiden und Perianalekzemen lindernd wirken.
  • Medikamente: Krampflösende Mittel können bei Proctalgia fugax und Afterkrämpfen helfen. Bei Schmerzen können Schmerzmittel eingesetzt werden.

Operative Maßnahmen

  • Hämorrhoidenentfernung: Bei starken Beschwerden durch Hämorrhoiden kann eine operative Entfernung in Betracht gezogen werden.
  • Analfissuroperation: Bei chronischen Analfissuren kann eine Operation zur Entspannung des Schließmuskels erforderlich sein.
  • Fisteloperation: Analfisteln müssen in der Regel operativ entfernt werden.
  • Rektozeleoperation: Bei einer Rektozele kann eine Operation erforderlich sein, um die Ausbuchtung des Mastdarms zu korrigieren.
  • Pudendale Neuromodulation: Bei Pudendusneuralgie kann eine pudendale Neuromodulation (PNM) in spezialisierten Zentren durchgeführt werden, um die Schmerzempfindung zu unterbrechen.
  • Neurolyse: In einigen Fällen von Pudendusneuralgie kann eine Operation zur Freilegung des Nervus pudendus (Neurolyse) erforderlich sein, um den Druck auf den Nerv zu reduzieren.

Vorbeugung von After- und Scheidenkrämpfen

  • Regelmäßiges Beckenbodentraining: Stärkt die Beckenbodenmuskulatur und beugt Senkungsbeschwerden vor.
  • Ballaststoffreiche Ernährung: Fördert eine geregelte Verdauung und beugt Verstopfung vor.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Hält den Stuhl weich und erleichtert den Stuhlgang.
  • Vermeidung von übermäßigem Pressen beim Stuhlgang: Reduziert den Druck auf den Beckenboden.
  • Richtige Sitzposition auf der Toilette: Eine entspannte Körperhaltung und ausreichend Zeit für den Stuhlgang sind wichtig.
  • Regelmäßige Bewegung: Stärkt die Muskeln im Beckenbereich und fördert die Durchblutung.

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