Plötzlich auftretende, heftige Bauchschmerzen, die sich schnell verstärken, können auf eine ernste Erkrankung hindeuten. In solchen Fällen ist eine rasche Abklärung in der Notaufnahme erforderlich. Wenn keine sofortige Operation notwendig ist, erfolgt die Weiterbehandlung lebensbedrohlicher Zustände auf der medizinischen Intensivstation.
Akuter Bauch vs. Unklarer Bauch
Ein sogenannter akuter Bauch, auch akutes Abdomen genannt, zeichnet sich durch plötzlich einsetzende, stärkste Schmerzen im Bauchraum aus. Hinter diesem Schmerzsymptom kann sich eine Vielzahl möglicher Grunderkrankungen verbergen, die sich durch eine rasche Verschlechterung bemerkbar machen. Während ein akutes Abdomen mit brettharter Abwehrspannung unverzüglich operiert werden muss, wird ein unklares Abdomen zunächst internistisch abgeklärt.
Diagnostik bei Bauchschmerzen
Die Charakterisierung des Schmerzes - stechend, dumpf oder kolikartig - und die Eingrenzung auf die Stelle des stärksten Schmerzes liefern erste Hinweise auf die Ursache. Eine gründliche körperliche Untersuchung und eine Sonographie ermöglichen unter Berücksichtigung des Allgemeinbefindens meist eine Verdachtsdiagnose. Weiterführende Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, Laborwerte oder eine Computertomographie (CT) ergänzen die diagnostischen Möglichkeiten.
Schmerzcharakteristika und ihre Bedeutung
- Somatischer Schmerz: Wird als "hell", schneidend oder brennend empfunden und lässt sich genau lokalisieren. Er entsteht, wenn die schmerzleitenden Nervenfasern ihren Ursprung in der Bauchwand, dem äußeren Teil des Bauchfells oder dem Bereich hinter den Eingeweiden (Retroperitoneum) haben. Jede Bewegung verstärkt den Schmerz, weshalb Betroffene oft eine Schonhaltung einnehmen.
- Viszeraler Schmerz: Fühlt sich dumpf an und ist schwer zu lokalisieren. Er beschränkt sich oft nicht auf eine benennbare Region und strahlt vom Körperinneren bis an die Körperoberfläche aus.
- Kolikartige Schmerzen: Entstehen beispielsweise, wenn sich die glatte Muskulatur von Hohlorganen wie Gallenblase, Harnleiter oder Harnröhre rhythmisch verkrampft. Häufige Ursache sind "Steinleiden".
Mögliche Ursachen für Krampfe im Oberbauch Mitte
Die Ursachen für Bauchschmerzen sind vielfältig und können von Organen ausgehen, an die man zunächst nicht denkt. Dazu gehören beispielsweise Nierensteine, ein Herzinfarkt oder ein Leistenbruch. Im Folgenden werden einige häufige Ursachen für Krampfe im Oberbauch Mitte näher betrachtet:
- Blinddarmentzündung (Appendizitis)
- Entzündung der Gallenblase infolge eines Steins
- Darmverschluss (Ileus)
- Magen- und Darmgeschwüre (Ulcus ventriculi et duodeni)
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
- Chronische Darmentzündungen (z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)
- Akute Mukositis
- Magenschleimhautentzündung (Gastritis): Häufige Anzeichen sind Völlegefühl, Schmerzen im Oberbauch, Appetitmangel, Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Aufstoßen und Mundgeruch.
- Magengeschwür (Ulcus ventriculi): Typisch sind teils starke Oberbauchschmerzen linksseitig, aber auch im mittleren Oberbauch. Die Bauchschmerzen sind meist direkt nach dem Essen besonders stark und lassen mit der Zeit nach (bis zur nächsten Mahlzeit). Sie können aber auch unabhängig vom Essen auftreten.
- Reizmagen (funktionelle Dyspepsie): Die Verdauungsbeschwerden treten als krampfartige Bauchschmerzen und unabhängig vom Essen in Erscheinung. Oftmals gesellen sich Völlegefühl, Blähungen und Appetitlosigkeit hinzu.
- Gallensteine (Cholelithiasis): Können wellenförmig auftretende, stärkste Schmerzen im rechten Ober- und Mittelbauch verursachen, die oft in die rechte Schulter ausstrahlen. Häufig treten auch Erbrechen und Schweißausbrüche auf.
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis): Kann plötzliche, heftige Oberbauchschmerzen verursachen, die meist gürtelförmig verlaufen. Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Gelbsucht (Ikterus) können ebenfalls auftreten.
- Nierensteine: Können wellenförmig auftretende, stärkste Schmerzen in einer Flanke verursachen, die oft in den seitlichen Unterbauch, Schamlippen bzw. Hoden und/oder Rücken ausstrahlen. Übelkeit und Erbrechen sind ebenfalls möglich.
- Milzvergrößerung (Splenomegalie): Eine leicht vergrößerte Milz verursacht nur selten Beschwerden. Wird sie jedoch größer, können mitunter Bauchschmerzen im linken Oberbauch auftreten.
- Milzriss (Milzruptur): Die Milz reißt meist durch Verkehrsunfälle, Stürze oder Schläge auf den Bauch, seltener im Rahmen einer Milzvergrößerung. Betroffene spüren teilweise starke linksseitige Oberbauchschmerzen, insbesondere wenn man auf den Bauch drückt.
- Milzinfarkt: Wird Milzgewebe nicht mehr durchblutet, geht es zugrunde. So ein Infarkt ruft in der Regel plötzlich extrem starke Bauchschmerzen hervor, die Betroffene am stärksten im linken Oberbauch verspüren. Die Schmerzen strahlen womöglich in die linke Schulter aus, hinzu kommen gegebenenfalls Übelkeit, Erbrechen und Fieber.
- Herzerkrankungen: Schmerzen im linken Oberbauch können auch herzbedingt sein. Leiden Sie zudem an Schwindel, Atemnot, Schweißausbrüchen und/oder anderen Kreislaufbeschwerden, rufen Sie umgehend einen Arzt.
Spektrum der Medizinischen Intensivstation
Auf der Medizinischen Intensivstation werden alle lebensbedrohlichen Baucherkrankungen behandelt, die nicht unmittelbar operiert werden müssen. Dazu zählen in erster Linie Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, des Darms und der Gallengänge. Auch Leberversagen erfordert eine intensivmedizinische Betreuung.
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Therapie auf der Intensivstation
Eine Behandlung auf der Intensivstation erfolgt in der Regel bei einem schlechten Allgemeinzustand. Da ein akuter Bauch zu Schock und unzureichender Eigenatmung führen kann, werden Flüssigkeit zugeführt und die Atmung unterstützt.
Wann ist ein Arzt zu konsultieren?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn Bauchschmerzen länger als ein bis zwei Tage andauern oder der Verdacht auf einen Magen-Darm-Infekt besteht. Ein Notarzt sollte gerufen werden, wenn die Bauchschmerzen innerhalb kurzer Zeit sehr stark werden und keine Haltung Linderung verschafft. Dies könnte auf ein sogenanntes "akutes Abdomen" hindeuten.
Weitere Warnzeichen, die eine ärztliche Konsultation erforderlich machen, sind:
- Blut im Stuhl
- Anhaltendes oder wiederholtes Erbrechen
- Erbrechen von Blut oder Stuhl
- Stark aufgetriebener Bauch
- Stuhl- oder Urinverhalt
- Plötzliche Blutung aus dem Darm, der Harnröhre oder der Scheide
- Sehr starke Schmerzen in der Brust oder im Rücken
- Atemnot
- Hohes Fieber
- Kreislaufschwäche oder Ohnmacht
- Bewusstseinsstörungen
Was kann man selbst tun?
Bei leichten Bauchschmerzen können folgende Maßnahmen helfen:
- Tee trinken: Teezubereitungen mit Kamillenblüten oder Süßholzwurzel wirken beruhigend auf die Magenschleimhaut und haben einen entzündungshemmenden Effekt. Auch Tees aus Anis-, Fenchel- und Kümmelsamen können helfen.
- Bauch wärmen: Warme Bauchwickel oder Wärmflaschen entspannen die Muskulatur und wirken lösend bei krampfartigen Schmerzen.
- Bewegung: Ein Spaziergang kann die Verdauung anregen.
- Ernährung anpassen: Mehrere kleinere Portionen über den Tag verteilt essen, um den Magen nicht zu überfordern. Langsam essen und jeden Bissen gründlich kauen. Magenreizende Stoffe wie Kaffee, Alkohol, Zigaretten, Zucker und fettiges Essen meiden.
- Stress vermeiden: Stress kann die Produktion von Magensäure ankurbeln. Ruheinseln schaffen und regelmäßig abschalten.
- Magenschleimhaut schützen: Nahrungsbreie wie Haferschleim oder über Nacht eingeweichte geschrotete Leinsamen bilden einen Schleimfilm, der sich schützend über die Magenschleimhaut legt.
Hausmittel zur Linderung von Bauchschmerzen
- Tee: Anis-, Fenchel- und Kümmelsamen trinken.
- Bewegung: Ein Spaziergang regt die Verdauung an.
- Wärme: Wärmflasche oder warmes Kirschkernkissen auf den Bauch legen.
- Massage: Den Bauch leicht im Uhrzeigersinn massieren.
- Natron: Eine kleine Messerspitze Natron (Backpulver) in lauwarmem Wasser auflösen und trinken.
- Krampflösende Mittel: Aus der Apotheke besorgen (zur kurzzeitigen Einnahme).
Bauchschmerzen bei Kindern
Bauchschmerzen sind bei Kleinkindern häufig. Wiederkehrende Bauchschmerzen sollten vom Arzt untersucht werden. Auch bei Schulkindern und Erwachsenen kann eine Blinddarmentzündung vorliegen. Bauchschmerzen können auch eine Reaktion auf psychische Belastungen sein. Weitere Gründe können zu viel Süßes, Blähungen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten sein.
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Homöopathie bei Bauchschmerzen
Die Wahl des passenden homöopathischen Wirkstoffes sollte unter Berücksichtigung der individuellen Symptomatik erfolgen. Ein erfahrener Homöopath kann hierbei beraten.
Einige Beispiele für homöopathische Mittel bei Bauchschmerzen:
- Nux vomica (Brechnuss): Bei krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden nach dem Essen oder nach zu viel Alkohol.
- Colocynthis (Koloquinte): Bei krampfartigen, kneifenden Schmerzen eines Magen-Darm-Infektes, einer Gallensteinkolik, einer Entzündung der Magenschleimhaut oder einem Magengeschwür.
- Magnesium phosphoricum: Bei krampfartigen Schmerzen, verbunden mit Blähungen.
Akupunktur bei Bauchschmerzen
Akupunktur kann bei Magen-Darm-Problemen mit Bauchschmerzen hilfreich sein, um Energie-Blockaden im Darm zu lösen.
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