Krämpfe in den Händen bei Diabetes: Ursachen und Behandlungsansätze

Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch als "Zuckerkrankheit" bekannt, ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch einen Mangel an Insulin und/oder eine verminderte Insulinwirkung gekennzeichnet ist, was zu erhöhten Blutzuckerwerten führt. Ein möglicher Auslöser für Krämpfe, einschließlich derer in den Händen, kann diese Stoffwechselerkrankung sein.

Was ist ein Muskelkrampf?

Ein Muskelkrampf ist ein plötzliches, schmerzhaftes und unkontrollierbares Zusammenziehen eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Krämpfe und Verspannungen können in verschiedenen Körperbereichen auftreten, einschließlich Schulter, Nacken, Beinen, Füßen, Gesäß, Händen und Fingern.

Die Rolle von Insulin im Körper

Insulin spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Es ermöglicht die Aufnahme von Zucker aus dem Blutkreislauf in die Zellen, wodurch diese mit Energie versorgt und der Blutzuckerspiegel gesenkt wird. Bei Menschen mit Diabetes ist dieser Prozess gestört, was zu erhöhten Blutzuckerwerten führt.

Diabetes-Formen und ihre Auswirkungen

Es gibt verschiedene Formen von Diabetes, darunter Typ 1, Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes. Bei unbehandeltem Diabetes sind die Blutzuckerwerte dauerhaft erhöht. Dies kann zu einer Vielzahl von Beschwerden führen, darunter vermehrtes Wasserlassen, verstärktes Durstgefühl, trockene Haut, Juckreiz, Müdigkeit, Sehstörungen und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen.

Diabetes mellitus Typ 1

Bei Typ-1-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse kein oder nur sehr wenig Insulin, wodurch eine tägliche Insulininjektion notwendig ist, um den Körper mit diesem lebenswichtigen Hormon zu versorgen.

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Diabetes mellitus Typ 2

Typ-2-Diabetes ist durch eine Insulinresistenz gekennzeichnet, bei der die Körperzellen nicht ausreichend auf Insulin reagieren. Dies führt zu einer Ansammlung von Zucker im Blut. Die Behandlung kann eine Ernährungsumstellung, Gewichtsabnahme, vermehrte Bewegung oder die Einnahme von Medikamenten umfassen.

Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes kann das Risiko für bestimmte Geburtskomplikationen erhöhen. In der Regel lässt sich dieses Risiko jedoch durch eine Ernährungsumstellung senken.

Wie Diabetes Krämpfe verursachen kann

Diabetes kann auf verschiedene Weisen Krämpfe verursachen:

  • Flüssigkeits- und Elektrolytverlust: Hohe Blutzuckerwerte können zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust über die Nieren führen, was den Elektrolythaushalt stören und Krämpfe begünstigen kann. Symptome hierfür sind Starker Harndrang und großer Durst. Durch den vermehrten Wasserverlust gehen wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium und Magnesium verloren, so dass es zu einem gestörten Elektrolythaushalt kommen kann. Hierdurch können vermehrt Krämpfe, z. B. in den Beinen, Füßen, aber auch in den Händen und Fingern, sowie Muskelschmerzen auftreten.
  • Nervenschädigungen (diabetische Neuropathie): Diabetes kann zu Nervenschädigungen führen, die die Empfindlichkeit gegenüber Nervenreizen erhöhen und somit Krämpfe verursachen können. Diabetikerinnen und Diabetiker können daher empfindlicher auf Nervenreize reagieren als Gesunde, was ebenfalls zu vermehrten schmerzhaften, aber meist harmlosen Krämpfen führen kann.
  • Durchblutungsstörungen: Diabetes kann Durchblutungsstörungen begünstigen, insbesondere bei schlecht eingestelltem Blutzucker, was zu einer Unterversorgung der Muskeln führen und Krämpfe verursachen kann. Vor allem dann, wenn der Diabetes spät erkannt oder der Blutzucker nicht richtig eingestellt ist, steigt das Risiko für arteriosklerotische Gefäßveränderungen. Ursache hierfür ist, dass zu viel Zucker im Blut die Arterienwände schädigt und Ablagerungen in den Blutgefäßen zu deren Verengung führen kann, wodurch sich die Durchblutung verschlechtert. Liegen Durchblutungsstörungen vor, kann dies zu Krämpfen, beispielsweise in den Beinen, führen.

Diabetische Polyneuropathie

Bei bis zu einem Drittel aller Diabetes-Patienten entwickelt sich früher oder später eine diabetische Neuropathie. Die diabetische Polyneuropathie wird in zwei Hauptformen unterschieden: Die sensomotorische Polyneuropathie mit Empfindungs- und Bewegungsstörungen sowie die autonome Neuropathie mit Befall des vegetativen Nervensystems.

Die sensomotorische diabetische Polyneuropathie beginnt meistens in den Füßen und Beinen. Hände und Arme sind seltener betroffen. Als erstes fällt in der Regel in einem strumpf- oder handschuhförmig begrenzten Areal das Vibrationsempfinden aus. Später beklagen die Betroffenen beispielsweise brennende Missempfindungen auf der Fußsohle ("burning feet"), schmerzende Muskelkrämpfe im Oberschenkel oder in der Wade, und dumpfe oder stechende Schmerzen in der Leiste oder am vorderen Oberschenkel. Oft verstärken sich die Beschwerden in der Nacht.

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Sehr häufig sind außerdem sensible Ausfälle an Zehen, Füßen oder Beinen mit Störungen des Berührungs-, Schmerz- oder Temperaturempfindens. Auch Muskelschwäche, schnellere Ermüdbarkeit oder Lähmungen kleiner Fuß- und Handmuskeln sind typische Zeichen einer Polyneuropathie.

Bei der autonomen diabetischen Neuropathie sind unwillkürlich ablaufende Funktionen der Organe in Mitleidenschaft gezogen. Abhängig vom Muster der Nervenschädigung kann etwa die Regulation von Herz und Kreislauf gestört sein. Mögliche Anzeichen sind ein erhöhter Ruhepuls sowie fehlender Puls- und Blutdruckanstieg bei Belastung. Weitere mögliche Anzeichen einer autonomen Neuropathie sind Potenzstörungen, Blasenentleerungsstörungen, Inkontinenz, übermäßige oder ausbleibende Schweißsekretion oder auch eine verzögerte Anpassung der Pupille an wechselnde Lichtverhältnisse.

Was tun bei Überzuckerung?

Eine dauerhafte Überzuckerung kann langfristig negative Auswirkungen auf den Körper haben. Bei Nichtbeachtung kann es zu Schädigungen der Nerven, Durchblutungsstörungen, dauerhaften Schmerzen und Notfallsituationen bis hin zum Koma kommen.

Maßnahmen zur Vermeidung von Überzuckerung und deren Folgen:

  • Bei Symptomen wie vermehrtem Wasserlassen, verstärktem Durstgefühl, Müdigkeit oder Sehstörungen einen Arzt aufsuchen.
  • Ausreichend Wasser trinken, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren.
  • Regelmäßig Blutzucker messen und die Ketonausscheidung im Urin überprüfen lassen.
  • Medikamente regelmäßig einnehmen.
  • Bei erhöhten Werten eine vorher mit dem Arzt besprochene Menge Insulin spritzen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.

Leben mit Diabetes: Tipps zur Vorbeugung und Linderung von Krämpfen

Aufklärung und Vorbeugung sind entscheidend für die Bekämpfung von Diabetes mellitus. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung können helfen, diese Erkrankung im Vorfeld zu vermeiden oder im Fall eines bereits diagnostizierten Diabetes die Insulinempfindlichkeit zu verbessern und so die Lebensqualität zu steigern.

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Um das Wohlbefinden zu steigern und Krämpfen vorzubeugen bzw. diese im akuten Fall zu lindern, sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Ausgeglichener Wasser- und Elektrolythaushalt: Täglich mindestens 1,5 Liter Wasser trinken; bei warmem Wetter oder nach körperlicher Anstrengung entsprechend mehr.
  • Mechanische Reize vermeiden: Zu schwere Decken auf den Füßen vermeiden, da diese Krämpfe zusätzlich begünstigen können.
  • Regelmäßige Dehnübungen: Diese helfen, Krämpfen vorzubeugen oder im akuten Fall den Krampf schneller loszuwerden.
  • Entspannungsübungen, Massagen und Wärme: Diese können helfen, das Wohlbefinden zu steigern und Krämpfen vorzubeugen.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung hält die Muskeln im Gleichgewicht und beugt Krämpfen vor.
  • Gesunde Ernährung: Auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost achten.
  • Verzicht auf Alkohol und Rauchen.
  • Austausch mit anderen Betroffenen: Selbsthilfegruppen und Foren bieten hierfür gute Möglichkeiten.

Behandlung der diabetischen Neuropathie

Die Therapie der Polyneuropathie richtet sich nach ihrer Ursache. Sind die Nervenschäden wegen einer anderen Grunderkrankung entstanden, gilt es zuerst, diese zu behandeln. Bei der diabetischen Polyneuropathie ist beispielsweise eine konsequente Blutzuckereinstellung entscheidend. Je besser die Werte langfristig eingestellt sind, desto eher lässt sich die Nervenschädigung stoppen.

Patientinnen und Patienten mit Polyneuropathie sollten Alkohol möglichst meiden. Das gilt auch, wenn die Nervenschäden nicht durch übermäßigen Alkoholkonsum entstanden sind.

Nervenschmerzen sind individuell mit Medikamenten behandelbar. Neben Schmerzmitteln kommen Antidepressiva oder Mittel gegen Epilepsie zum Einsatz, die die Weiterleitung der Schmerzreize an das Gehirn hemmen können. Es gibt auch Alternativen zur medikamentösen Schmerztherapie, wie die elektrische Nervenstimulation (TENS) und Akupunktur.

Bei Muskelschwäche, Bewegungsstörungen oder Lähmungen hilft regelmäßige Krankengymnastik oder Physiotherapie. Sehr wichtig ist es, ein bestimmtes Grundmaß an körperlicher Aktivität aufrechtzuerhalten, da sonst Bewegungsabläufe vom Körper verlernt und Muskeln übermäßig abgebaut werden.

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