Muskelkrämpfe in den Händen nachts: Ursachen und Behandlung

Nächtliche Krämpfe in den Händen können sehr unangenehm sein und den Schlaf stören. Es gibt verschiedene Ursachen für diese Krämpfe, und glücklicherweise auch verschiedene Behandlungsansätze. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen und gibt einen Überblick über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.

Ursachen für Muskelkrämpfe in den Händen

Muskelkrämpfe in Armen, Händen und Fingern entstehen durch unerwartete und unkontrollierte Anspannungen der Muskeln. Diese Verhärtungen können mit stechenden Schmerzen verbunden sein und die Betroffenen längerfristig belasten. Manchmal treten auch Zuckungen der Muskelfasern auf, die weniger schmerzhaft, aber dennoch unangenehm sind.

Man unterscheidet verschiedene Formen von Krämpfen:

  • Muskelverhärtung: Hierbei verhärten sich die Muskelfasern, und der schmerzhafte Krampf kann einige Minuten andauern.
  • Faszikulation: Es kommt zu unregelmäßigen und unkontrollierten Zuckungen des betroffenen Muskels, die meist schmerzfrei sind und innerhalb weniger Sekunden verschwinden.
  • Rigor: Eine Muskelstarre, bei der es zur gleichzeitigen Verkrampfung von entgegengesetzten Muskeln kommt. Dies verursacht starke Schmerzen und Steifheit der Muskeln.

Krämpfe in der Muskulatur können vielschichtige Ursachen haben. Oftmals ist eine Überbelastung des betroffenen Muskels der Auslöser. Aber auch Hormone, bestimmte Erkrankungen oder ein Ungleichgewicht des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts können mögliche Ursachen sein.

Mögliche Auslöser:

  • Überbelastung des Muskels: Eine zu intensive oder einseitige Belastung des Muskels, beispielsweise beim Sport oder bei dauerhaften einseitigen Bewegungen, kann zu Verkrampfungen führen.
  • Hormonelle Erkrankungen: Eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse kann zu einem Calciummangel führen, der Muskelkrämpfe verursachen kann. Auch während einer Schwangerschaft können vermehrt Muskelkrämpfe auftreten.
  • Calciummangel: Ein Calciummangel im Blut kann zu Muskelkrämpfen führen. Ursache kann u. a. ein Vitamin-D-Mangel sein, z. B. bei Bauspeicheldrüsenentzündung, chronischer Nierenschwäche oder Fehlfunktion der Nebenschilddrüse.
  • Neurologische Erkrankungen: Fehlfunktionen im Nervensystem können eine Muskelschwäche verursachen, die auch zu Muskelkrämpfen führen kann, z. B. bei einer Polyneuropathie. Auslöser dieser Krankheit sind z. B. Diabetes, Alkoholmissbrauch sowie Autoimmun-, Infektions- und Krebserkrankungen.
  • Diabetes mellitus: Begleiterscheinungen von Diabetes mellitus können Krämpfe in den Muskeln sein.
  • Entzündliche Muskelerkrankungen: Mögliche Auslöser können Viren (Grippe), Bakterien (Tetanus), Parasiten und auch Autoimmunerkrankungen (wie Myasthenia gravis) sein.
  • Nichtentzündliche Muskelerkrankungen: Hier sind u. a. Muskeldystrophien (Erbkrankheit, bei der sich das Muskelgewebe abbaut), Stoffwechselstörungen (z. B. Schilddrüsenunterfunktion) oder Erkrankungen des Nervensystems (wie Parkinson, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), Multiple Sklerose (MS) oder Polio) verantwortlich.
  • Karpaltunnelsyndrom: Schwellungen des Gewebes um die Handsehnen können den Mittelnerv im Handgelenkskanal einengen. Mögliche Ursachen einer Schwellung sind rheumatische Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und Verletzungen.
  • Polyneuropathien: Zu den Hauptsymptomen der Erkrankung gehören Taubheitsgefühl, Kribbeln und ein Gefühl der Unsicherheit beim Gehen. Polyneuropathie kann sehr unterschiedliche, sowohl interne als auch externe Ursachen haben, die einer differenzialdiagnostischen Abklärung bedürfen.
  • Nährstoffmangel: Klagen beispielsweise Veganer über Empfindungsstörungen in den Händen und anderen Gliedmaßen, kann es sinnvoll sein ein Blutbild zu machen. In seltenen Fällen zeigt sich darin ein Vitaminmangel wie zum Beispiel der von Vitamin B12.
  • Stoffwechselstörung: Treten die Missempfindungen eher handschuh- oder strumpfförmig auf, liegt oft die Vermutung nahe, dass es sich um Stoffwechselstörungen handelt. Dies kann ebenso ein Anzeichen der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sein.

Symptome von Krämpfen in Händen und Fingern

Krämpfe in den Händen äußern sich als ungewollte, zumeist schmerzhafte Anspannung einer bestimmten Muskelregion. Die Muskeln in der Hand verhärten sich, und die Finger können kribbeln und schmerzen. Es wird zwischen kurzen und dauerhaften Krämpfen sowie kleinen Zuckungen (Faszikulationen) unterschieden.

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Diagnose

Bei regelmäßig auftretenden Krämpfen sollte man die Ursachen unbedingt durch eine Ärztin oder einen Arzt abklären lassen, da die Ursachen komplex sein können. Die Diagnose umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der genauen Symptome.
  • Körperliche Untersuchung: Beurteilung der Muskulatur, der Nervenfunktion und der Beweglichkeit.
  • Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf Nervenkompression oder neurologische Ursachen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, um Nervenschädigungen festzustellen (z.B. Elektroneurografie bei Verdacht auf Karpaltunnelsyndrom).
  • Laboruntersuchungen: Blutbild zur Überprüfung von Elektrolyten, Vitaminen, Stoffwechselparametern und Entzündungszeichen.

Behandlung von Krämpfen in den Händen

Die Behandlung von Muskelkrämpfen in den Händen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt sowohl Akutmaßnahmen zur Linderung von Krämpfen als auch vorbeugende Maßnahmen.

Akutmaßnahmen

  • Dehnung: Der betroffene verkrampfte Muskel kann durch leichtes Schütteln der Hand oder des Unterarms gelockert werden. Dehnen Sie die betroffene Muskulatur vorsichtig. Wenn sich beispielsweise der Zeigefinger verkrampft und zur Handinnenfläche krümmt, dehnen Sie ihn leicht nach oben - also von der Handinnenfläche weg. Achten Sie dabei darauf, dass Sie Ihre Schmerzgrenze nicht überschreiten.
  • Massage: Leichte Massagen können helfen, die verkrampfte Muskulatur zu entspannen.
  • Wärme: Wärme, z. B. in Form von warmen Bädern oder einer Wärmflasche, kann helfen, die Muskeln zu entspannen. Schon eine warme Tasse Tee, die sie in den Händen halten, kann helfen, die Durchblutung der Hände zu steigern und diese zu entkrampfen.
  • Entlastung: Bei einem Krampf im Unterarm oder in der Hand sollte zuerst die Muskulatur entlastet werden. Machen Sie eine kurze Pause und geben Sie der Muskulatur die Möglichkeit, zu entspannen und die Durchblutung zu verbessern.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Regelmäßige Bewegung und Dehnen: Regelmäßige Bewegungen und Dehnen können helfen, Krämpfen vorzubeugen oder diese im akuten Fall zu lindern. Dehnübungen sind nützlich, um die Armmuskulatur, insbesondere die Muskeln der Handgelenke und Finger, zu lockern, Verspannungen zu lösen und Krämpfen vorzubeugen.
  • Ergonomische Arbeitsumgebung: Eine ergonomische Arbeitsumgebung wie ein höhenverstellbarer Computertisch kann helfen, einseitige Belastungen zu vermeiden. Hilfsmittel, wie ein Mauspad mit integrierter Abstützung des Handgelenks, eine ergonomische Tastatur oder Handgelenkstützen können die Belastung der Hände und Finger reduzieren.
  • Hand- und Fingertraining: Ein spezielles Hand- und Fingertraining kann helfen, Muskeln aufzubauen und diese leistungsfähiger zu machen.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Ernährung: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine gesunde, mineralstoffreiche Ernährung sind wichtig. Magnesium (beispielweise enthalten in Bananen oder Nüssen) und zusätzliche Präparate gegen Vitamin-D-Mangel können helfen.
  • Vermeidung von Überlastung: Regelmäßige Pausen können genutzt werden, um die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung der Hände und Finger zu fördern. Vermeidung lange andauernder einseitiger Belastungen.
  • Behandlung von Grunderkrankungen: Sind Grunderkrankungen vorhanden, welche die Krämpfe begünstigen, müssen diese Erkrankungen in der Behandlung gleichermaßen berücksichtigt werden.
  • Physikalische Therapien: Physikalische Behandlungen mittels Kälte dämpfen Entzündungen des Nerven und wirken auf diese Weise schmerzlindernd.
  • Schienen: Spezielle orthopädische Schienen entlasten den Handnerven und können die Beschwerden lindern. Auch Schienen (Orthesen), die das Handgelenk in einer neutralen Position ruhigstellen, entlasten den Nervus medianus. Diese Maßnahme hilft vor allem bei nächtlichen Schmerzen, indem der Druck auf das Handgelenk reduziert wird.
  • Medikamente: Ärzte können das Medikament ins Handgelenk spritzen oder Tabletten verordnen.
  • Operation: Bei Nervenkompressionen gilt es, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation zu erkennen.

Spezifische Behandlungen bei Karpaltunnelsyndrom

Da das Karpaltunnelsyndrom eine häufige Ursache für nächtliche Handschmerzen und Krämpfe ist, sind hier einige spezifische Behandlungsansätze:

  • Konservative Therapie:
    • Schienen: Das betroffene Handgelenk wird über Nacht mit einer Orthese ruhiggestellt.
    • Kortison: Bei einer Entzündung kann Kortison ins Handgelenk gespritzt oder als Tablette verordnet werden.
    • Physiotherapie: Auch physiotherapeutische Maßnahmen wie Tapen, Koordinations- und Dehnungsübungen oder das Training mit einer Faszienrolle können die Beschwerden eines beginnenden Karpaltunnelsyndroms lindern.
  • Operative Therapie: Wenn konservative Maßnahmen nicht helfen, kann eine Operation notwendig sein, bei der das Karpalband durchtrennt wird, um den Nerv zu entlasten.

Weitere Maßnahmen

  • Entspannungstechniken: Muskelverspannungen im Schulter-Nacken-Bereich können ebenfalls zu Beschwerden in den Händen führen. Entspannung und lokale Wärmeanwendungen können hier helfen. Hilfreich können zudem den Muskelstoffwechsel anregende Reizstromverfahren sein und daneben Injektionen oder eine medikamentöse Behandlung mit muskelentspannenden und schmerzlindernden Wirkstoffen.
  • Myofascial Release: Die Beschwerden lassen sich alternativ durch manuelle Verfahren lindern, die auf ein Lockern und Dehnen von bindegewebigen Verhärtungen abzielen.
  • Trigger-Stoßwellentherapie: Hochfrequente, Luftdruck-Stoßwellen sorgen für eine gute Durchblutung und lösen Verspannungen in verhärteten und verkürzten Muskeln auf - gezielt und ohne Nebenwirkungen.

Wer ist besonders häufig betroffen?

Die Unterarmmuskulatur ist im Alltag besonders stark gefordert. Vor allem bei einem Bildschirmarbeitsplatz kann eine Belastung durch die Arbeit mit der Computermaus und der Tastatur entstehen. Auch körperlich fordernde Berufe sind belastend, wie in der Pflege oder im Handwerk. Wenn eine einseitige Belastung über einen längeren Zeitraum besteht und keine Entspannungspausen möglich sind, können Krämpfe der Muskulatur entstehen.

Auch ungewohnte Anstrengungen, wie beim Schreiben, Stricken oder Computerspielen, können zu Krämpfen führen. Eine Überbelastung des Handgelenks kann zu einer Wucherung des Bindegewebes führen, die die Einengung von Nerven zur Folge hat und somit schmerzhafte Kämpfe verursachen kann.

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Einseitige Belastungen, wie sie z. B. beim Schreiben vorkommen, können zu einem sogenannten „Schreibkrampf“ führen. Hierbei verkrampfen vor allem die beim Schreiben aktiv beteiligten Muskeln der Hand, insbesondere der Zeige-, Mittelfinger und Daumen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Grundsätzlich sind Muskelkrämpfe meist harmlos und verschwinden von selbst wieder. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:

  • Krämpfe treten immer wieder auf und lassen sich auch mit Hausmitteln und Bewegung nicht in den Griff bekommen.
  • Die Schmerzen dauern mehrere Tage an oder treten gehäuft auf.
  • Es treten zusätzliche Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Lähmungserscheinungen auf.
  • Es besteht der Verdacht auf eine Grunderkrankung.

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