Krämpfe in Füßen und Zehen: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

Fuß- und Zehenkrämpfe sind ein weit verbreitetes und oft schmerzhaftes Problem. Sie können plötzlich auftreten und den Alltag erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und präventiven Maßnahmen, um Ihnen zu helfen, diese Krämpfe besser zu verstehen und zu bewältigen.

Was sind Krämpfe in Füßen und Zehen?

Ein Krampf ist eine unwillkürliche und schmerzhafte Anspannung der Muskeln. Häufig sind die Waden betroffen, aber auch kleinere Muskelgruppen oder einzelne Zehen können sich plötzlich zusammenziehen. Krämpfe in den Zehen entstehen durch ein plötzliches, sehr starkes Anspannen und Zusammenziehen von Muskeln. Sie können an jedem Muskel des Körpers auftreten, aber Zehen, Wade und Fuß sind aufgrund ihrer hohen Beanspruchung besonders gefährdet.

Ursachen von Krämpfen in Füßen und Zehen

Die Ursachen für Krämpfe in Füßen und Zehen sind vielfältig. Hier sind einige der häufigsten:

Elektrolytungleichgewicht

Ein Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt, insbesondere ein Mangel an Magnesium, Kalzium, Natrium oder Kalium, kann zu Krämpfen führen. Dies kann durch falsche Ernährung, übermäßiges Schwitzen, Durchfall, Erbrechen oder die Einnahme bestimmter Medikamente verursacht werden.

  • Magnesiummangel (Hypomagnesiämie): Kann durch falsche Ernährung, Diabetes mellitus, Darm- und Nierenerkrankungen, Alkoholmissbrauch oder Schwangerschaft entstehen.
  • Dehydrierung: Ein hoher Wasserverlust durch Durchfall, Erbrechen, Diabetes insipidus, entzündliche Darmerkrankungen, starkes Schwitzen oder entwässernde Medikamente kann zu einem Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt führen.
  • Andere Elektrolytstörungen: Ungleichgewichte der Kalzium-, Kalium- oder Natriumkonzentration können ebenfalls Krämpfe verursachen.

Hormonelle und Stoffwechselstörungen

Hormonelle und Stoffwechselveränderungen können ebenfalls Muskelkrämpfe auslösen.

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  • Schwangerschaft: Verschiebungen im Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt, insbesondere ein erhöhter Magnesiumbedarf, können zu nächtlichen Wadenkrämpfen führen.
  • Diabetes mellitus: Elektrolytstörungen aufgrund häufigen Wasserlassens oder Nervenschäden (Polyneuropathie) können Krämpfe verursachen.
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Kann gelegentlich zu Muskelkrämpfen führen, die vor allem nachts auftreten.
  • Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus): Da die Nebenschilddrüsen stark am Kalziumhaushalt beteiligt sind, kann deren Erkrankung zu übererregbaren Muskeln führen.
  • Erkrankungen der Nebennierenrinde: Störungen in der Regulierung des Wasser- und Mineralhaushalts können Muskelkrämpfe verursachen.
  • Nierenerkrankungen: Eine Nierenschwäche oder ein Nierenversagen kann zu Krämpfen führen, da die Nieren für die Regulation des Flüssigkeitshaushaltes sehr wichtig sind.

Muskelerkrankungen

Eine Muskelerkrankung (Myopathie) kann zu einer Schwächung der Muskeln und krampfartigen Muskelschmerzen führen. Beispiele hierfür sind:

  • Faszikulations-Crampus-Syndrom: Symptome sind starke Krämpfe, Kribbeln und Taubheitsgefühle, vorrangig in den Beinen.
  • Brody-Syndrom: Nach körperlicher Anstrengung treten starke Muskelkrämpfe auf und die Muskeln versteifen sich.
  • Myotonia Congenita Thomsen: Starke Muskel- und Wadenkrämpfe treten auf.

Erkrankungen des Nervensystems

Störungen in der Übertragung von Nervenimpulsen auf die Muskeln oder Schädigungen der peripheren Nerven können ebenfalls Krämpfe verursachen.

  • Dystonien: Störungen im Bewegungsablauf, ruckartige, unkontrollierbare Bewegungen, Fehlstellungen und Muskelkrämpfe können auftreten.
  • Polyneuropathien: Schädigungen der peripheren Nerven können unwillkürliche Muskelkrämpfe auslösen.
  • Wundstarrkrampf (Tetanus): Muskelkrämpfe im Gesicht, am Rücken sowie in Armen und Beinen treten auf.
  • Radikulopathien: Schädigung oder Reizung einer Nervenwurzel kann neben Taubheitsgefühlen und Lähmungen in den Beinen auch Wadenkrämpfe verursachen.
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Schmerzhafte Muskelkrämpfe begleiten diese unheilbare Krankheit.
  • Stiff-Man-Syndrom: Allmählich steigende Anspannung der Muskulatur, insbesondere in Rücken und Beinen, führt zu Krämpfen und einer fortschreitenden Versteifung der Muskeln.

Medikamente und Gifte

Einige Medikamente und Gifte können Wadenkrämpfe hervorrufen.

  • Cholesterinsenker mit dem Wirkstoff Fenofibrat
  • Arzneimittel gegen Bluthochdruck wie Beta-Blocker, ACE-Hemmer, Diuretika oder Kalziumkanalblocker
  • Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille oder die Spirale
  • Sprays gegen Asthma, die Salbutamol enthalten
  • Wirkstoffe wie Insulin
  • Chemotherapeutika
  • Gifte, wie beispielsweise Pestizide, Strychnin oder das Gift der Tetanusbazillen

Weitere Faktoren

  • Überlastung: Besonders häufig kommt es während oder nach körperlicher Belastung oder Sport zu Krämpfen in den Zehen. Die Muskeln wurden zu stark belastet und schützen sich durch Zusammenziehen vor weiterer Belastung.
  • Fehlstellungen: Fußfehlstellungen wie Knick-, Platt- und Senkfüße können in Abhängigkeit ihrer Art sowohl bei sportlicher Betätigung, als auch im Alltag zur Überlastung einzelner Muskelpartien führen.
  • Enge Schuhe und Strümpfe: Einschneidende Strümpfe oder zu enges Schuhwerk können die Blutzirkulation beeinträchtigen und Krämpfe auslösen.
  • Bewegungsmangel: Längeres Sitzen oder Stehen ohne ausreichende Bewegung kann zu Muskelverspannungen und Krämpfen führen.
  • Falsche Körperhaltung: Ungünstige und einseitige Körperhaltungen im Alltag können die Ursache für verspannte, schmerzende Muskeln sein.

Diagnose von Krämpfen in Füßen und Zehen

Um die Ursache von Krämpfen in Füßen und Zehen zu finden, ist eine gründliche Diagnose erforderlich.

Anamnese

Der Arzt wird sich die Beschwerden genau erläutern lassen. Relevant sind unter anderem:

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  • Wann traten die Krämpfe zum ersten Mal auf?
  • Treten sie häufig in bestimmten Situationen auf (z.B. beim Training oder nur nachts)?
  • Gibt es familiäre Vorerkrankungen?
  • Besteht eine Schwangerschaft oder werden bestimmte Medikamente eingenommen?

Körperliche Untersuchung

Es folgt eine körperliche Untersuchung, bei der Nervensystem und Muskelfunktionen besonders genau angesehen werden.

Weitere Untersuchungen

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen durchgeführt werden:

  • Elektromyografie (EMG): Messung der elektrischen Muskelaktivität, um Muskelerkrankungen oder Nervenstörungen zu erkennen.
  • Elektroneurografie: Misst die Leitfähigkeit der Nerven, um Nervenschädigungen zu erkennen.
  • Dopplersonografie: Zum Nachweis von Thrombosen.
  • Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT): Bei Verdacht auf Rückenbeschwerden als Ursache.
  • Laboruntersuchung: Analyse des Blutes zur Bestimmung von Elektrolyten, Blutzucker, Leber- und Nierenwerten. Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenfehlfunktion ist ein Hormonspiegel hilfreich.
  • Laufbandanalyse: Eine Laufbandanalyse des Lauf- und Gehverhaltens kann Fehlstellungen der Füße oder ungünstige Druckverteilungen beim Gehen aufdecken, und so Überbelastungen reduzieren.

Behandlung von Krämpfen in Füßen und Zehen

Die Behandlung von Krämpfen in Füßen und Zehen richtet sich nach der Ursache.

Akutbehandlung

  • Dehnen: Greifen Sie (am besten in Sitzposition) nach Ihren Zehen und ziehen Sie sie langsam, aber mit Kraft an den Körper heran. Dabei drücken Sie die Ferse nach vorne. Diese Position sollten Sie so lange halten, bis die Schmerzen nachlassen. In liegender Position die Zehen nach oben in Richtung der Knie ziehen. Dabei die Ferse vom Körper wegtreten.
  • Massieren: Ziehen Sie Socken und Schuhe aus und massieren Sie sanft die verhärteten Stellen. Ein leichtes Massieren des verkrampften Muskels bringt Linderung - die Muskulatur wird gelockert, die Durchblutung gesteigert.
  • Bewegung: Sobald Sie sich dazu in der Lage fühlen, sollten Sie vorsichtig versuchen, ein paar Schritte zu gehen. Dadurch lockern Sie die Muskulatur und verhindern, dass der Krampf im Fuß gleich wiederkehrt.
  • Wärme: Wärme kann eine entspannende und schmerzlindernde Wirkung haben. Nehmen Sie eine kurze Fuß- oder Wadendusche oder bringen Sie eine Wärmflasche auf die betroffene Stelle.
  • Kälte: Bei einigen Menschen kann Kälte die Krämpfe lösen. Dann hilft es, kalte Auflagen auf die harte Muskulatur zu bringen.
  • Entlastung: Bei einem akuten Krampf hilft oft zunächst die Entlastung des betroffenen Fußes oder Beins.

Langfristige Behandlung

  • Ausgleich von Elektrolytstörungen: Bei einem Mangel an Elektrolyten sollten Betroffene ausreichend trinken und auf eine ausgewogene Ernährung achten. Bei starkem Durchfall kann eine Elektrolytlösung für den nötigen Ausgleich sorgen. Ein Magnesiummangel kann durch entsprechende Präparate behoben werden.
  • Medikamentöse Behandlung: Bei schweren, regelmäßig auftretenden Wadenkrämpfen kann bei Erwachsenen eventuell der Krampflöser Chininsulfat (Chinin) weiterhelfen. Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüse können Vitamin D oder Kalzium verschrieben werden. Bei Dystonien können Medikamente wie Botulinum-Toxin oder Benzodiazepine verordnet werden. Bei Erkrankungen des Nervensystems können durchblutungsfördernde Arzneien für eine Besserung sorgen.
  • Physiotherapie: Bei Krämpfen, die durch Muskelerkrankungen ausgelöst werden, sind physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich.
  • Anpassung der Medikation: Wenn die Krämpfe als Nebenwirkung eines Medikamentes auftreten, kann möglicherweise ein anderes Präparat gewählt werden.
  • Homöopathie: In der Homöopathie kennt man verschiedene Mittel, die bei Muskelkrämpfen entspannend und auch schmerzlindern wirken. Gegen Wadenkrämpfe werden bevorzugt folgende homöopathische Mittel empfohlen: Cuprum metallicum, Magnesium phosphoricum, Valeriana officinalis, Thuja.
  • Akupunktur: Können ernste Erkrankungen als Ursache der Wadenkrämpfe ausgeschlossen werden, kann ein Akupunkteur die Krämpfe meist innerhalb weniger Sitzungen behandeln. Dabei werden dünne Nadeln auf die Akupunkturpunkte der Energieleitbahnen von Leber und Milz gesetzt.
  • Orthopädische Hilfsmittel: Bei Fußfehlstellungen können speziell angepasste Einlagen oder orthopädische Schuhe die Fehlstellung ausgleichen und die übermäßige Belastung einzelner Muskelgruppen reduzieren.

Prävention von Krämpfen in Füßen und Zehen

Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Krämpfen in Füßen und Zehen vorzubeugen:

  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung mit ausreichend Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium und Kalzium. Vollkornprodukte, frisches Obst und Gemüse sowie ungesättigte Fettsäuren sind empfehlenswert.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie genug - mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag; nach Anstrengungen und an warmen Tagen mehr!
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung, Dehnübungen und Massagen können helfen, Muskelkrämpfen vorzubeugen. Empfohlen werden 150 Minuten pro Woche moderate/leicht anstrengende körperliche Aktivität oder 75 Minuten intensiveres Training pro Woche.
  • Dehnen: Regelmäßiges Dehnen der Muskeln, besonders vor dem Schlafengehen, kann nächtliche Krämpfe reduzieren.
  • Geeignetes Schuhwerk: Tragen Sie bequeme, gut passende Schuhe und vermeiden Sie zu enge Schuhe oder Strümpfe, die die Durchblutung beeinträchtigen könnten. Bei Fußfehlstellungen sollten geeignete Einlagen getragen werden.
  • Vermeidung von Überlastung: Passen Sie körperliches Training dem aktuellen Trainingszustand an und vermeiden Sie Übertraining. Dehnungs- und Aufwärmphasen sollten fester Bestandteil eines jeden Trainings sein.
  • Lifestyle-Anpassungen: Verzichten Sie auf Alkohol- und Tabakkonsum. Vermeiden Sie ungünstige und einseitige Körperhaltungen im Alltag.
  • Wärmende Kleidung: Bei kalten Temperaturen sollten wärmende Strümpfe und eine lange Hose getragen werden.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Wadenkrämpfen liegen meist harmlose Ursachen zugrunde. Zum Arzt sollte man allerdings gehen, wenn die schmerzhaften Krämpfe sehr häufig auftreten, wenn sie nachts den Schlaf rauben oder sich tagsüber bemerkbar machen und wenn die Wadenkrämpfe sich trotz Dehnen oder sanfter Massagen nicht auflösen. Kommen weitere Symptome wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen hinzu, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden.

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