Flugreisen, insbesondere Langstreckenflüge, können für den Körper eine Belastung darstellen. Neben Jetlag und trockener Luft können auch Krämpfe und geschwollene Beine auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für diese Beschwerden und gibt Tipps zur Vorbeugung, damit Sie Ihre nächste Flugreise entspannt genießen können.
Häufige Ursachen für Krämpfe und Schwellungen nach dem Flug
Bewegungsmangel und beengte Platzverhältnisse
Bei längeren Flügen sitzen Reisende oft stundenlang auf engstem Raum mit abgewinkelten Beinen. Dadurch sind die Bewegungsmöglichkeiten stark eingeschränkt und die Muskelpumpe der Unterschenkel, die für eine gute Durchblutung der Venen benötigt wird, kann nicht effizient arbeiten. Diese Konstellation führt zu einem verlangsamten venösen Rückfluss des Blutes (sog. Stase).
Flüssigkeitsmangel und niedrige Luftfeuchtigkeit
Hinzu kommt häufig noch eine gewisse Eindickung des Blutes durch Flüssigkeitsmangel bei geringer Luftfeuchtigkeit und mangelnder Flüssigkeitsaufnahme. Diese beiden Faktoren begünstigen generell eine Thrombose.
Kabinendruck und Sauerstoffmangel
Der niedrigere Kabinendruck im Flugzeug kann ebenfalls eine Rolle spielen. Er entspricht einem Aufenthalt in etwa 2500 Metern Höhe, was die Sauerstoffkonzentration in der Luft angeht. Studien haben gezeigt, dass Sauerstoffmangel Entzündungsschübe im Darm auslösen kann, was besonders für Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) relevant ist.
Risikofaktoren
Bestimmte Faktoren können das Risiko für Krämpfe und Thrombosen nach dem Flug erhöhen:
Lesen Sie auch: Alles über Zehenkrämpfe
- Einnahme der Antibabypille oder Hormone in den Wechseljahren (Östrogen)
- Bestehende Venenprobleme oder Krampfadern
- Übergewicht
- Rauchen
- Schwangerschaft
- Höheres Alter
- Familiäre Veranlagung zu Blutgerinnungsstörungen
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Vorbeugende Maßnahmen für eine entspannte Flugreise
Vor dem Flug
- Stressabbau: Beginnen Sie bereits vor dem Flug mit Entspannungsübungen, um Stress abzubauen.
- Lockere Kleidung: Tragen Sie bequeme, lockere Kleidung, die die Blutzirkulation nicht behindert. Vermeiden Sie enge Gürtel oder einschneidende Socken.
- Kompressionsstrümpfe: Besorgen Sie sich Reisestrümpfe oder medizinische Kompressionsstrümpfe, um den Blutfluss in den Beinen zu fördern.
- Ausreichend trinken: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, indem Sie ausreichend Wasser trinken. Vermeiden Sie Alkohol am Tag vor der Reise, da er dem Körper Wasser entzieht.
- Gangplatz wählen: Wählen Sie einen Gangplatz, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben und leichter aufstehen zu können.
Während des Fluges
- Regelmäßige Bewegung: Stehen Sie regelmäßig auf und gehen Sie einige Schritte im Gang. Machen Sie Venengymnastik zur Aktivierung der Wadenmuskelpumpe durch Auf- und Abbewegungen der Füße im Sitzen.
- Sitzübungen: Führen Sie im Sitzen gezielte Übungen durch, um die Wadenmuskeln zu aktivieren und den venösen Rückfluss zu verbessern. Bewegen Sie regelmäßig die Füße auf und ab, kreisen Sie die Fußgelenke und spannen Sie abwechselnd die Wadenmuskeln an.
- Ausreichend trinken: Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, am besten Wasser oder ungesüßte Kräutertees. Meiden Sie Alkohol und stark koffeinhaltige Getränke.
- Beine hochlegen: Legen Sie nach Möglichkeit die Beine hoch, um den Blutfluss zu erleichtern.
- Sitzposition: Achten Sie auf eine korrekte Sitzposition. Stellen Sie die Rückenlehne möglichst aufrecht und setzen Sie Ihre Füße flach auf den Boden. Ein ergonomisches Kissen kann zusätzlichen Komfort für die Lendenwirbelsäule bieten.
Nach dem Flug
- Bewegung: Machen Sie nach der Landung einen kurzen Spaziergang, um die Durchblutung zu fördern.
- Beine hochlegen: Legen Sie die Beine hoch, um den venösen Rückfluss zu unterstützen.
- Beobachtung: Beobachten Sie in den nächsten 48 Stunden, ob Schwellungen, Schmerzen oder Überwärmung der Wade auftreten.
- Kaltes Abduschen: Duschen Sie Ihre Beine mit kaltem Wasser ab, um die Durchblutung anzuregen.
Warnzeichen und wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten
Das alleinige Anschwellen beider Beine während und nach dem Flug spricht noch nicht für eine Thrombose. Meistens kommt es zu einer einseitigen Umfangsvermehrung des Unterschenkels mit Spannungsgefühl. Es besteht ein Wadendruckschmerz und auch das Anziehen der Zehen kann schmerzhaft sein.
Sollten solche Symptome in den Tagen nach dem Flug auftreten, ist immer an eine Thrombose zu denken und es sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Die gefährlichste Komplikation der Venenthrombose ist eine Lungenembolie. Hier löst sich ein Blutgerinnsel aus der Beinvene und wird mit dem Blutstrom in die Lunge gespült, wo es ein oder mehrere Lungengefäße verstopfen kann. Dieser Blutstau führt zu Atemnot und einer zum Teil lebensgefährlichen Belastung des Herzens, stellt also eine absolute Notfallsituation dar.
Symptome einer Reisethrombose:
- Einseitige Beinschwellung
- Ziehende oder stechende Schmerzen im Unterschenkel
- Rötung oder Blaufärbung der Haut
- Wärmegefühl im betroffenen Bereich
- Spannungsgefühl im Bein
- Plötzliche Atemnot, Brustschmerzen und Schwindel (bei Lungenembolie)
Wann Sie einen Arzt aufsuchen sollten:
- Einseitige Schwellung der Beine
- Schmerzen, Rötung oder Wärme im Bein
- Atemnot oder plötzliche Brustschmerzen
- Bekannte Venenprobleme, Krampfadern oder Thrombose in der Vorgeschichte
Reisethrombose: Was ist das eigentlich?
Die Reisethrombose - meist mit langen Flugreisen assoziiert - wird auch „Flugthrombose“, „Economy-Class-Syndrom“ und „Touristenklassen-Syndrom“ genannt. Doch das Thromboserisiko ist nicht nur beim Fliegen erhöht, sondern auch bei langen Bus-, Bahn- oder Autofahrten. Besonders bei einem Langstreckenflug kommen jedoch mehrere Faktoren zusammen, die die Thrombosegefahr erhöhen:
- Bewegungslosigkeit: Reisende sitzen stundenlang und fast bewegungslos auf beengtem Platz. Die Wadenmuskelpumpe ist quasi inaktiv.
- Sitzhaltung: Die gebeugte Sitzhaltung in der Leiste sowie das Anwinkeln oder Überschlagen der Beine können Venen in der Kniekehle abdrücken.
- Kreislauf: Der Blutkreislauf verlangsamt sich, unter anderem, weil die Luft im Flugzeug trocken und der Luftdruck niedrig ist. Das Blut kann sich in den Beinvenen stauen.
- Flüssigkeitsverlust: Gelangen die wässrigen Bestandteile durch die Gefäßwand ins Gewebe, schwellen Füße und Beine an. Das Blut kann sich verdicken.
Was tun bei Verdacht auf eine Beinvenenthrombose?
Bewahren Sie Ruhe, aber nehmen Sie die Beschwerden ernst. Kontaktieren Sie umgehend einen Arzt oder ein Krankenhaus. Bei Schmerzen und Schwellung lagern Sie das Bein am besten hoch.
Diagnose und Behandlung einer Thrombose
Der Arzt wird sich nach Ihren Beschwerden, Ihrer Krankengeschichte und Risikofaktoren erkundigen. Außerdem wird er sich das Bein ansehen und es mit der Gegenseite vergleichen.
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei Unterleibskrämpfen und Blähungen
Diagnostische Verfahren:
- Ultraschalluntersuchungen: Lassen sich die Venen und der Blutfluss oft gut beurteilen.
- Blutuntersuchung (D-Dimer-Test): Finden sich D-Dimere, kann das für eine Thrombose sprechen.
- Weitere bildgebende Verfahren: Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) oder die Computertomografie (CT) sind vor allem geeignet, Blutgerinnsel in Organen, den Beckenvenen oder der Hohlvene sichtbar zu machen.
- (Röntgen-)Phlebografie: Dabei spritzt der Arzt ein Kontrastmittel in die betroffene Vene und fertigt anschließend ein Röntgenbild an.
Behandlung:
Eine rasche Therapie ist wichtig, um das Embolierisiko zu senken. Außerdem soll die Behandlung Spätfolgen wie eine Venenschwäche nach Möglichkeit verhindern.
- Hochlagern und Ruhigstellung: Bei einer Venenthrombose in Arm oder Bein mit Schmerzen oder Schwellung empfiehlt der Arzt in der Regel, die betroffene Gliedmaße zunächst ruhig zu halten und hochzulagern.
- Medikamente zur Gerinnungshemmung (Antikoagulanzien): Sie sollen zunächst ein weiteres Wachsen des Thrombus bremsen und Embolien verhindern. Langfristig sollen die Medikamente vor allem das Risiko für erneute Thrombosen senken.
- Kompressionstherapie: Ein Kompressionsverband oder -strumpf übt einen genau abgestimmten Druck auf das betroffene Bein oder den Arm aus. Er bietet den Venen Widerstand, so dass sie nicht mehr so leicht nachgeben.
Kompressionsstrümpfe: Unterstützung für die Venen
Kompressionsstrümpfe sind ein wichtiges Hilfsmittel zur Vorbeugung von Reisethrombosen und zur Linderung geschwollener Beine. Sie üben einen genau definierten Druck auf die Beinvenen aus, wodurch der Blutfluss zum Herzen unterstützt und das Risiko von Blutstauungen reduziert wird.
Wirkungsweise von Kompressionsstrümpfen:
- Unterstützung der Venenfunktion: Der Druck der Strümpfe verengt die Venen, wodurch die Venenklappen besser schließen und das Blut effizienter zum Herzen transportiert wird.
- Verbesserung der Durchblutung: Durch die Kompression wird die Durchblutung in den Beinen gefördert und das Risiko von Blutgerinnseln verringert.
- Reduktion von Schwellungen: Kompressionsstrümpfe verhindern, dass Flüssigkeit aus den Blutgefäßen ins Gewebe austritt, wodurch Schwellungen reduziert werden.
Arten von Kompressionsstrümpfen:
- Reisestrümpfe: Sind leichter als medizinische Kompressionsstrümpfe und eignen sich für gesunde Menschen zur Vorbeugung von Schwellungen auf Reisen.
- Medizinische Kompressionsstrümpfe: Werden bei Venenleiden, Thrombosen oder nach Operationen eingesetzt. Sie sind in verschiedenen Kompressionsklassen erhältlich, die den Druck auf die Beine bestimmen.
Anwendung von Kompressionsstrümpfen:
- Anziehen: Die Strümpfe sollten bereits vor dem Flug angezogen werden. Spezielle Anziehhilfen erleichtern das Anlegen.
- Tragedauer: Die Strümpfe sollten während des gesamten Fluges getragen werden.
- Passform: Die richtige Größe und ein optimaler Sitz sind entscheidend für den Tragekomfort und die Wirksamkeit der Strümpfe. Lassen Sie sich im medizinischen Fachhandel beraten.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) und Flugreisen
Für Menschen mit CED können Flugreisen eine besondere Herausforderung darstellen. Studien haben gezeigt, dass der Sauerstoffmangel im Flugzeug Entzündungsschübe auslösen kann.
Empfehlungen für CED-Patienten:
- Arzt konsultieren: Besprechen Sie Ihre Reisepläne mit Ihrem behandelnden Arzt.
- Medikamente: Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein und führen Sie ausreichend Medikamente mit sich.
- Sauerstoffmangel vermeiden: Fragen Sie Ihren Arzt nach speziellen Medikamenten, um den Entzündungsschüben entgegenzuwirken.
- Alternative Reisemöglichkeiten: Erwägen Sie alternative Reisemöglichkeiten wie Auto, Bus oder Zug, um den Sauerstoffmangel zu vermeiden.
Lesen Sie auch: Magen-Darm-Krämpfe natürlich lindern