Krämpfe im Oberbauch während der Schwangerschaft: Ursachen, Behandlung und Prävention

Oberbauchschmerzen und Unwohlsein können das Wohlbefinden einer werdenden Mutter beeinträchtigen. Meistens sind diese Schmerzen harmlos und eine Begleiterscheinung des wachsenden Babybauches. Es ist jedoch wichtig, die Ursachen zu verstehen und zu wissen, wann ärztliche Hilfe erforderlich ist.

Ursachen von Oberbauchschmerzen in der Schwangerschaft

Magenschmerzen sind keine Seltenheit bei Schwangeren. Im engeren Sinne versteht man unter Magenschmerzen jene Schmerzen, die von der Magengegend ausgehen. Die Schmerzen können vielfältig sein: ziehend, stechend, dumpf, pochend oder krampfartig. Auch die Lokalisation der Schmerzen spielt eine Rolle, ob sie links, rechts oder mittig sitzen und ob sie in den Rücken ausstrahlen. Diese Faktoren können erste Hinweise auf die Ursache geben.

Es gibt verschiedene Ursachen für Oberbauchschmerzen während der Schwangerschaft, die von harmlosen Beschwerden bis hin zu potenziell gefährlichen Komplikationen reichen können.

Hormonelle Veränderungen und Verdauungsprobleme

Die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft, insbesondere der Anstieg von Progesteron, beeinflusst die Verdauung. Das Hormon Progesteron bewirkt, dass die Muskulatur des Magen-Darm-Trakts zunehmend träger wird. Dadurch wird die Nahrung langsamer durch den Verdauungstrakt befördert. Häufig kommt es zu Verstopfungen, weil die Muskulatur durch das Progesteron entspannt wird. Die Folge: die Darmperestaltik nimmt ab und Essensreste bleiben länger im Körper. Dies kann zu Verstopfung, Blähungen, Magenschmerzen und Sodbrennen führen. Auch Blähungen sind in dieser Zeit häufiger und durch den geringen Platz für die Organe unangenehmer.

Platzmangel

Mit fortschreitender Schwangerschaft wächst das Baby und beansprucht immer mehr Raum im Bauch der Mutter. Das Baby im Bauch wächst und die inneren Organe der Mutter werden immer weiter verdrängt. Dies führt zu Platzmangel und Druck auf die Organe, was ebenfalls Oberbauchschmerzen verursachen kann. Je nachdem, wie das Kind liegt oder in welcher Position Sie selbst sich befinden, kann der Druck auf Magen oder Darm weniger oder stärker ausgeprägt sein.

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Wehen

Wehen werden von manchen werdenden Müttern im Unterbauch oder im Rücken, in der Leiste oder im Oberbauch verspürt. Wenn es sich bei den Oberbauchschmerzen tatsächlich um Wehen handelt, kommen die Schmerzen in regelmäßigen Abständen und werden von Mal zu Mal stärker.

Magen-Darm-Infekte

Infekte des Magen-Darm-Trakts können ebenfalls Oberbauchschmerzen verursachen. Brech-Durchfall ist im Normalfall schon lästig, aber in der Schwangerschaft besteht Gefahr. Durch den Flüssigkeitsverlust beim Infekt kann es zum Kreislaufkollaps der Mutter und zur Mangelversorgung des Babys kommen.

Gallenblasen- und Lebererkrankungen

Entzündungen der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse können ebenfalls Oberbauchschmerzen verursachen. Steine in der Gallenblase können schon vor der Schwangerschaft vorhanden sein, ohne Beschwerden zu bereiten. Gallenblasen- und Lebererkrankungen sind differenzialdiagnostisch zu berücksichtigen, da sie in der Schwangerschaft häufiger auftreten können.

HELLP-Syndrom

Eine der wichtigsten Differenzialdiagnosen bei starken Oberbauchschmerzen, besonders im rechten Oberbauch nach der 20. Schwangerschaftswoche, ist das HELLP-Syndrom. Das HELLP-Syndrom ist eine schwerwiegende Komplikation, die auf einer Störung der Leberfunktion basiert. Die Abkürzung HELLP setzt sich zusammen aus:

  • H für Hämolyse (Blutzerfall)
  • EL für erhöhte Leberwerte (engl: elevated liver function tests)
  • LP für niedrige Blutplättchenzahl (engl.: low platelet counts)

Die wichtigsten Symptome des HELLP-Syndroms sind neben heftigen Oberbauchschmerzen Übelkeit beziehungsweise Erbrechen und eventuell Durchfall. Auch der Blutdruck kann plötzlich ansteigen.

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Präeklampsie

Die Präeklampsie kann sich ebenfalls mit Oberbauchschmerzen äußern, meist in Kombination mit Bluthochdruck und Proteinurie.

Nierenbeckenentzündung

Schmerzen im linken Oberbauch können auf eine Nierenbeckenentzündung hindeuten.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

In den meisten Fällen sind Oberbauchschmerzen während der Schwangerschaft harmlos. Es gibt jedoch Situationen, in denen ein Arzt aufgesucht werden sollte:

  • Anhaltende Oberbauchschmerzen: Wenn die Schmerzen nur kurz für etwa ein bis zwei Stunden andauern und eine Besserung durch Schonung eintritt, ist das vertretbar. Länger anhaltenden Oberbauchschmerzen sollten jedoch abgeklärt werden.
  • Oberbauchschmerzen mit Begleitsymptomen: Oberbauchschmerzen mit Bluthochdruck (Werte über 140/90mmHg), starken Wassereinlagerungen, Kopfschmerzen, Schwindel und Augenflimmern deuten auf Komplikationen hin und sollten dringend, möglichst sofort untersucht werden. Auch Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Blutungen oder Gelbsucht sollten ärztlich abgeklärt werden.
  • Plötzliche, starke, anhaltende Oberbauchschmerzen: Diese können ein Warnsignal für eine ernsthafte Erkrankung sein.
  • Schmerzen im rechten Oberbauch nach der 20. Schwangerschaftswoche: Hier sollte das HELLP-Syndrom ausgeschlossen werden.

Wenn Sie sich unsicher sind oder starke Beschwerden haben, ist jedoch immer eine ärztliche Abklärung ratsam. Ihre Hebamme oder Ihr behandelnder Arzt bzw. Ihre behandelnde Ärztin kann Ihnen weiterhelfen.

Selbsthilfe bei Oberbauchschmerzen in der Schwangerschaft

Sie können einige Maßnahmen selbst einleiten, um sich bei Oberbauchschmerzen in der Schwangerschaft ein wenig Linderung zu verschaffen:

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  • Ernährung anpassen: Kleine, leicht verdauliche und ballaststoffreiche Mahlzeiten bevorzugen, um den Magen zu entlasten und Verdauungsprobleme zu vermeiden. Fettreiche, scharfe, saure und sehr süße Speisen meiden, da sie Sodbrennen und Magenschmerzen verstärken können. Um sich nicht selbst das Leben schwer zu machen, ist es ratsam auf blähende Speisen zu verzichten. War trotzdem mal etwas im Essen, was den Bauch in eine Luftfabrik verwandelt, helfen Kümmel- und Fencheltees. Die Stoffe dieser Teesorten regen die Verdauung an und beruhigen den Magen. Eine ballaststoffreiche Ernährung und viel Flüssigkeit helfen, um einer Verstopfung entgegen zu wirken.
  • Ausreichend trinken: Insbesondere Wasser und milde Kräutertees, um die Verdauung zu fördern und Verstopfung vorzubeugen.
  • Entspannung und Bewegung: Regelmäßige, sanfte Bewegung wie Spaziergänge oder Schwimmen fördert die Verdauung und kann Schmerzen lindern. Pausen und Ruhephasen einlegen, besonders bei Überanstrengung oder Stress.
  • Sanfte Massagen: Sanfte Massagen des Bauchs oder der betroffenen Region können helfen, vor allem bei Dehnungsschmerzen durch Bänder oder Muskeln.
  • Wärme: Wärme tut bei Bauchschmerzen gut. Bei verklemmten Blähungen hilft Fenchel-Anis-Kümmeltee. Magnesium entkrampft die Muskeln.

Prävention von Oberbauchschmerzen

Neben den Maßnahmen zur Selbsthilfe sollten Sie als Schwangere aber idealerweise dafür sorgen, dass es erst gar nicht zu den Oberbauchschmerzen kommt. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Entspannung.

Medikamente

Schmerz- oder Abführmittel können Ihrem Baby schaden! Auch die frei verkäuflichen! Wenn es wirklich nicht ohne Tablette geht, können Sie gegen die Schmerzen Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol verwenden. Bei Ibuprofen gilt: bitte nur im 1. und 2. Trimester. Grundsätzlich: Nehmen Sie keine Medikamente ohne Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt ein!

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