Unterleibskrämpfe und Blasenschmerzen: Ursachen, Symptome und Behandlungen

Unterleibskrämpfe und Blasenschmerzen sind Beschwerden, die viele Menschen betreffen, insbesondere Frauen. Diese Schmerzen können verschiedene Ursachen haben, von harmlosen vorübergehenden Beschwerden bis hin zu chronischen Erkrankungen, die eine medizinische Behandlung erfordern. Es ist wichtig, die verschiedenen Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten zu kennen, um die richtige Diagnose und Therapie zu erhalten.

Definition und Unterscheidung

Unterleibsschmerzen sind Schmerzen im unteren Teil des Bauches, unterhalb des Bauchnabels. Sie können von verschiedenen Organen im Beckenbereich ausgehen, wie Darm, Blase, Gebärmutter, Eierstöcke oder Prostata. Blasenschmerzen hingegen sind spezifisch auf die Harnblase bezogen und können mit Harndrang, Brennen beim Wasserlassen und anderen Symptomen einhergehen.

Es ist wichtig, zwischen akuten und chronischen Schmerzen zu unterscheiden. Akute Schmerzen treten plötzlich auf und dauern weniger als drei Monate, während chronische Schmerzen länger als drei Monate andauern oder immer wiederkehren.

Häufige Ursachen von Unterleibskrämpfen und Blasenschmerzen

Harnwegsinfektionen (HWI) und Blasenentzündung (Zystitis)

Harnwegsinfektionen sind eine häufige Ursache für Unterleibsschmerzen und Blasenschmerzen, insbesondere bei Frauen. Eine Blasenentzündung, auch Zystitis genannt, ist eine Entzündung der Blasenschleimhaut, die meist durch Bakterien verursacht wird.

Symptome einer Blasenentzündung:

  • Ständiger Harndrang
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Häufiges und tröpfchenweises Wasserlassen
  • Übelriechender, trüber Urin
  • Krämpfe und Schmerzen im Unterleib

Ursachen von Harnwegsinfektionen:

  • Bakterien der Darmflora (meist Escherichia coli)
  • Kurze Harnröhre bei Frauen
  • Geschlechtsverkehr
  • Blasenkatheter
  • Anatomische Veränderungen im Harnwegsbereich
  • Diabetes mellitus
  • Multiple Sklerose
  • Urologische Erkrankungen

Reizblase und überaktive Blase

Eine Reizblase ist ein Reizzustand der Harnblase, der sich durch häufigen und dringenden Harndrang sowie Schmerzen beim Wasserlassen kennzeichnet. Eine überaktive Blase geht oft mit plötzlichem, starkem Harndrang einher, der schwer zu kontrollieren ist.

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Symptome einer Reizblase/überaktiven Blase:

  • Häufiger Harndrang, auch nachts
  • Schwer kontrollierbarer Harndrang
  • Unwillkürlicher Harnverlust
  • Krampfartige Beschwerden im Unterbauch

Mögliche Ursachen:

  • Stress
  • Bestimmte Nahrungsmittel
  • Hormonelle Veränderungen
  • Neurologische Erkrankungen
  • Bandscheibenproblematik der Lendenwirbelsäule

Interstitielle Zystitis (IC) / Blasenschmerzsyndrom (BPS)

Die interstitielle Zystitis ist eine chronisch entzündliche, nicht-bakterielle Erkrankung der Harnblase. Betroffene leiden unter starken Schmerzen im Bereich der Harnblase und beim Wasserlassen, sowie unter starkem und plötzlich auftretendem Harndrang. In schweren Fällen kann es zur Entwicklung einer Schrumpfblase kommen.

Symptome der Interstitiellen Zystitis:

  • Starke Schmerzen im Blasenbereich
  • Schmerzhafter Harndrang
  • Häufiger Harndrang
  • In schweren Fällen Schrumpfblase

Mögliche Ursachen/Risikofaktoren:

  • Unbekannt, vermutlich multifaktoriell
  • Autoimmunerkrankungen
  • Fibromyalgie
  • Reizdarm
  • Chronischer Rücken- und Kopfschmerz

Gynäkologische Ursachen bei Frauen

Bei Frauen können Unterleibsschmerzen auch von den Geschlechtsorganen ausgehen.

Häufige gynäkologische Ursachen:

  • Menstruationsbeschwerden: Menstruationsschmerzen (Dysmenorrhö) sind ein häufiges Symptom bei Frauen. Die Schmerzen können krampfartig oder dumpf sein und im Unterleib, Rücken und den Beinen auftreten.
  • Endometriose: Bei der Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter an, was zu chronischen Schmerzen, insbesondere während der Menstruation, führen kann.
  • Myome: Myome sind gutartige Muskelknoten in der Gebärmutter, die zu starken und lang anhaltenden Periodenblutungen, Zwischenblutungen und Unterleibsschmerzen führen können.
  • Eierstockzysten: Zysten an den Eierstöcken können platzen oder sich verdrehen, was zu akuten Unterleibsschmerzen führen kann.
  • Unterleibsentzündung (Salpingitis/Adnexitis, PID): Eine Entzündung der weiblichen Geschlechtsorgane, oft durch sexuell übertragbare Infektionen verursacht, kann zu Unterleibsschmerzen, Ausfluss und Fieber führen.
  • Fehlgeburt (Spontanabort): Eine Fehlgeburt kann mit starken, menstruationsähnlichen Schmerzen und Blutungen einhergehen.
  • Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität): Eine Eileiterschwangerschaft kann zu Unterleibsschmerzen und Blutungen führen und ist ein medizinischer Notfall.
  • Senkung von Gebärmutter und Scheide: Eine Senkung kann Druck- oder Fremdkörpergefühl im Unterleib, häufigen Harndrang, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Unterbauchschmerzen verursachen.

Urologische Ursachen bei Männern

Auch bei Männern können urologische Probleme Unterleibsschmerzen verursachen.

Häufige urologische Ursachen:

  • Prostataentzündung (Prostatitis): Eine Entzündung der Prostata kann zu Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen und häufigem Harndrang führen.
  • Hodenverdrehung (Hodentorsion): Eine akute Hodenverdrehung verursacht plötzlich einsetzende, starke Schmerzen im Hoden und Unterleib und ist ein medizinischer Notfall.

Weitere Ursachen

Neben den oben genannten Ursachen können auch andere Faktoren Unterleibsschmerzen und Blasenschmerzen verursachen:

  • Darmprobleme: Verstopfung, Durchfall, Reizdarmsyndrom, Divertikulitis, entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Muskuloskelettale Probleme: Muskelverspannungen, Zerrungen, Beckenschiefstand, Probleme mit Gelenk- und Knochenfugen
  • Nervenprobleme: Nervenengpasssyndrome (z.B. N. Pudendus), Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose
  • Gefäßerkrankungen: Mangeldurchblutung des Darms
  • Psychische Faktoren: Stress, Angst, Depressionen
  • Operationen im Beckenbereich: Gebärmutterentfernung, Netzimplantation, Enddarmoperation
  • Bestrahlungen im Beckenbereich
  • Harnsteine/Nierensteine: Diese können starke, kolikartige Flankenschmerzen auslösen, die in Leiste und Unterbauch ausstrahlen können, häufig begleitet von Übelkeit und Erbrechen.
  • Blinddarmentzündung (Appendizitis): Die Schmerzen verlagern sich von der Bauchnabelgegend bis in den unteren, rechten Teil des Bauchs.
  • Muskelschmerzen in der Bauchdecke
  • Bruch in der Bauchwand (Hernie)

Diagnose

Um die Ursache von Unterleibskrämpfen und Blasenschmerzen zu ermitteln, ist eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung erforderlich.

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Anamnese:

Der Arzt wird Fragen stellen zu:

  • Art, Dauer und Lokalisation der Schmerzen
  • Begleitsymptomen (z.B. Harndrang, Brennen beim Wasserlassen, Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Stuhlveränderungen, Blutungen)
  • Vorerkrankungen
  • Einnahme von Medikamenten
  • Menstruationszyklus (bei Frauen)
  • Sexueller Aktivität
  • Psychischen Belastungen

Körperliche Untersuchung:

  • Abtasten des Bauches
  • Gynäkologische Untersuchung (bei Frauen)
  • Urologische Untersuchung (bei Männern)

Weitere Untersuchungen:

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein:

  • Urinuntersuchung: Zum Nachweis von Bakterien, Blut oder Entzündungszeichen
  • Blutuntersuchung: Zum Nachweis von Entzündungszeichen, Tumormarkern oder anderen Auffälligkeiten
  • Ultraschalluntersuchung des Bauchraums: Zur Beurteilung der Organe im Bauchraum
  • Blasenspiegelung (Zystoskopie): Zur Beurteilung der Blasenschleimhaut
  • Röntgenuntersuchung: Zur Darstellung von Harnsteinen oder anderen Veränderungen
  • Computertomographie (CT): Zur detaillierten Darstellung der Organe im Bauchraum
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Zur Darstellung von Weichteilgeweben und Organen
  • Stuhluntersuchung: Zum Nachweis von Bakterien, Viren oder Parasiten

Behandlung

Die Behandlung von Unterleibskrämpfen und Blasenschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Allgemeine Maßnahmen:

  • Schmerzlinderung: Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können bei leichten bis mittelstarken Schmerzen helfen.
  • Wärme: Wärmflasche oder warmes Bad können krampflösende Wirkung haben.
  • Flüssigkeitszufuhr: Ausreichend trinken (mindestens 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag) kann helfen, die Blase zu spülen und Entzündungen zu reduzieren.
  • Vermeidung von Reizstoffen: Kaffee, Alkohol, Nikotin, scharfe Speisen und säurehaltige Getränke können die Blase reizen und sollten vermieden werden.
  • Entspannung: Stress kann die Symptome verstärken, daher sind Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder autogenes Training hilfreich.
  • Beckenbodentraining: Stärkung der Beckenbodenmuskulatur kann die Blasenkontrolle verbessern und Inkontinenz vorbeugen.
  • Blasentraining: Regelmäßiges Entleeren der Blase nach einem festen Zeitplan und allmähliche Verlängerung der Zeiträume zwischen den Toilettengängen.

Spezifische Behandlungen:

  • Harnwegsinfektionen: Antibiotika zur Bekämpfung der bakteriellen Infektion.
  • Reizblase/überaktive Blase:
    • Blasendämpfende Medikamente (Anticholinergika)
    • Botulinumtoxin-Injektionen in die Blasenwand
    • Beckenbodentraining
    • Stressabbau
  • Interstitielle Zystitis:
    • Medikamente zur Beruhigung der Blasenschleimhaut (Pentosanpolysulfat, Heparin)
    • Installationstherapien (Glykosaminoglykane)
    • E.M.D.A.-Verfahren (electromotive drug administration)
    • Blasenspiegelung mit Hydrodistension und Fulguration
    • Onabotulinumtoxin A Injektionen
    • Sakrale Neuromodulation (Blasenschrittmacher)
    • In schweren Fällen Operation (Supratrigonale Zystektomie und Augmentation mit Darm)
    • Basische, histaminarme Diät
  • Gynäkologische Ursachen:
    • Hormontherapie bei Menstruationsbeschwerden oder Endometriose
    • Operation bei Myomen, Eierstockzysten oder Senkung von Gebärmutter und Scheide
    • Antibiotika bei Unterleibsentzündungen
  • Urologische Ursachen:
    • Antibiotika bei Prostatitis
    • Operation bei Hodenverdrehung
  • Harnsteine/Nierensteine: Schmerzmittel, Medikamente zur Auflösung der Steine, Stoßwellentherapie oder Operation zur Entfernung der Steine.
  • Psychosomatische Schmerzerkrankungen: Psychotherapie, Entspannungstechniken, Schmerzbewältigungsstrategien

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • die Schmerzen plötzlich und stark auftreten
  • die Schmerzen länger als ein paar Tage andauern
  • Begleitsymptome wie Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen oder Blut im Urin auftreten
  • die Schmerzen die Lebensqualität beeinträchtigen
  • bei Schwangerschaft oder Verdacht auf Schwangerschaft
  • bei Männern mit Schmerzen im Hoden oder Dammbereich
  • bei wiederkehrenden Blasenentzündungen

Prävention

Einige Maßnahmen können helfen, Unterleibskrämpfen und Blasenschmerzen vorzubeugen:

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  • Ausreichend trinken: Mindestens 2 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag.
  • Regelmäßige Blasenentleerung: Die Blase nicht zu lange anhalten.
  • Vermeidung von Reizstoffen: Kaffee, Alkohol, Nikotin, scharfe Speisen und säurehaltige Getränke meiden.
  • Gute Hygiene: Nach dem Geschlechtsverkehr die Blase entleeren, um Bakterien auszuspülen.
  • Beckenbodentraining: Regelmäßiges Training der Beckenbodenmuskulatur.
  • Vermeidung von Unterkühlung: Auf warme Kleidung achten, besonders im Unterleibsbereich.
  • Stressabbau: Entspannungstechniken anwenden, um Stress zu reduzieren.
  • Bei Frauen: Nach dem Geschlechtsverkehr die Toilette aufsuchen, um eventuell in die Harnröhre gelangte Keime wieder mechanisch auszuspülen.

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