Die Neurologie befasst sich mit Erkrankungen des Nervensystems. Dieser Artikel fasst aktuelle Erkenntnisse und Versorgungsansätze zusammen, die für Patienten in Dillingen und Umgebung relevant sein könnten.
Öffnungszeiten und Erreichbarkeit neurologischer Einrichtungen
Die Medizinische Versorgungszentrum DLG MVZ GmbH bietet ein breites Leistungsspektrum in verschiedenen Fachbereichen. Eine offene Sprechstunde wird Montag bis Freitag von 9.00 bis 10.00 Uhr für wohnortnahe Patienten angeboten. Diese kann ohne Termin wahrgenommen werden. Es ist zu beachten, dass in der offenen Sprechstunde nur ein erster Eindruck verschafft werden kann und es zu längeren Wartezeiten und kurzen Sprechzeiten kommen kann. Ausführliche Gespräche und Untersuchungen benötigen einen Termin. Die Wochenenden, gesetzlichen Feiertage sowie der 24.12. und 31.12. sind hiervon ausgenommen.
Demenz: Vorbeugung und Behandlung
Gingko Biloba - Nutzen fraglich
Mit großem Werbeaufwand wird suggeriert, dass Gingkoextrakte die Entwicklung einer Demenz verhindern oder verzögern können. Eine große Studie aus Frankreich mit über 2800 Teilnehmern über 70 Jahren, die über Gedächtnisstörungen klagten, untersuchte die Wirksamkeit von Gingko Biloba Extrakt (2 x 120 mg) im Vergleich zu einem Placebo. Nach fünf Jahren hatten 61 der mit Gingko behandelten Personen und 73 der mit Placebo behandelten Personen eine wahrscheinliche Demenz vom Alzheimertyp entwickelt. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Die Studie (Vellas B et al.) deutet darauf hin, dass Gingko Biloba Extrakt keinen relevanten Vorteil bei der Prävention von Alzheimer bietet.
Körperliche Aktivität als wichtiger Faktor
Körperliche Betätigung und Gedächtnis hängen eng zusammen: Regelmäßiges, aber mäßiges Ausdauertraining verbessert die Konzentrations- und Gedächtnisleistungen von gesunden und bereits beeinträchtigten Menschen. Dabei kann sogar das Volumen der Gehirnrinde zunehmen. Ideal ist schnelles Gehen mit oder auch ohne Handstöcke („Nordic Walking"). Durch regelmäßiges Training kann man die Wahrscheinlichkeit, später einmal an einer Demenz zu erkranken, um mindestens ein Drittel senken. Menschen mit Schwierigkeiten bei Konzentration und Gedächtnis sollten sich körperlich betätigen (B. Steiner und Mitarbeiter).
Neuropathische Schmerzen: Ursachen und Therapie
Jeder Schmerz hat etwas mit Nerven zu tun, da der Nerv das schmerzhafte Signal zum Gehirn überleitet. Als Nervenschmerz („neuropathischer Schmerz“) wird aber derjenige Schmerz verstanden, der direkt aus einer Schädigung des Nervensystems entsteht, zum Beispiel durch eine Verletzung eines Nerven, durch Druck auf einen Nerven oder durch eine stoffwechselbedingte Nervenschädigung wie bei einer durch einer Zuckerkrankheit hervorgerufenen Polyneuropathie. Das Gegenstück dazu ist der nozizeptive Schmerz, der aus einer Gewebeschädigung und der damit verbundenen Reizung von Sinnesrezeptoren im Gewebe resultiert. Ein Beispiel hierfür ist ein Schmerz bei einem Gelenkverschleiß. Die Unterscheidung ist wichtig, da viele Medikamente nur bei der einen, nicht aber bei der anderen Schmerzart helfen. Viele Medikamente, die früher zur Behandlung von epiletischen Anfällen oder von Depressionen genutzt wurden, werden heute - in deutlich geringeren Dosen als früher - erfolgreich gegen Schmerzen eingesetzt. Sie helfen aber nur bei neuropathischen Schmerzen! (S. Schuh-Hofer, R.-D. Treede).
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Multiple Sklerose (MS): Behandlung der Gangstörung und Omega-3-Fettsäuren
Fampyra® bei Gangstörungen
Seit einigen Monaten ist in Europa das Medikament Fampyra® zur Behandlung der Gangstörung bei MS zugelassen. Die europäische Zulassungsbehörde hat das Medikament nur zur Behandlung von Betroffenen mit einem EDSS zwischen 4 und 7 zugelassen, also für Betroffene mit einer recht deutlichen Gangstörung. Nach 2 Wochen muss ein Nutzennachweis erbracht werden. In der Praxis wird dies mit einem videodokumentierten und in Sekunden gestoppten Gehtest durchgeführt. Das Medikament blockiert Kaliumkanäle, die in demyelinisierten Nervenzellen vermehrt auftreten und zur Instabilität der Signalübertragung führen. Nach Behandlung mit Famdripin (das ist die eigentliche Substanz) haben 38% einen Besserungseffekt gezeigt, nach Behandlung mit Placebo nur 11%. Das bedeutet aber auch, das bei 62% der Behandelten überhaupt kein Effekt zu sehen war. Bei einigen Betroffenen ist kein Effekt zu sehen, bei einigen aber ein sehr guter Effekt auf die Gehfähigkeit. An Nebenwirkungen treten unter Anderem Übelkeit und Schlaflosigkeit auf. (A.D. Goodman).
Omega-3-Fettsäuren
Der Effekt von Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in Seefisch vorkommen, bei der MS ist umstritten. Eine letzte Studie aus Norwegen war diesbezüglich leider negativ. Das Fischkonsum allgemein einen günstigen Effekt auf die Lebenserwartung hat, weiss man seit einer größeren Untersuchung aus Chicago (Morris und Mitarb. Arch Neurol 2005). Es wird empfohlen, dass Betroffene mit einer MS mindestens einmal die Woche Fisch essen. Allerdings ist keinesfalls in jedem Fisch einen nennenswerte Menge der genannten Fettsäuren zu finden! Kabeljau beispielsweise ist diesbezüglich wenig hilfreich, Lachs und Sardinen dagegen schon. Auch in anderen Speisen sind diese "guten" Fettsäuren vorhanden, zum Beispiel in Leinöl.
Carotisstenose: Operation ja oder nein?
Immer wieder werden Engstellen („Stenosen") des Hauptgefäße für die Gehirnversorgung, der Arteria carotis am Hals, mit der leicht zugänglichen Ultraschalluntersuchung gefunden. Dabei muss zunächst einmal herausgefunden werden, ob diese Engstelle schon einmal Symptome gemacht hat (Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen, Sehstörungen) und wenn ja, wann das der Fall war. In den 90er Jahren ist die Frage in Europa und Amerika in jeweils einer großen Studie sorgfältig an Tausenden von Patienten untersucht worden. Dabei stellte sich heraus, das nach 5 Jahren bei den operierten Patienten 6,4 % einen Schlaganfall erlitten hatten oder gestorben waren, in der nicht operierten Gruppe waren das 11,8 % (das sind die Zahlen der europäischen Studie) Um einen Schlaganfall zu verhindern, musste man statistisch 93 Patienten operieren, diese Zahl wird als „number needed to treat" bezeichnet. In der Zwischenzeit sind allerdings die Ergebnisse der nicht operativen - der „konservativen" - Therapie deutlich besser geworden und liegen bei einem Schlaganfallrisiko bei einer Engstelle von mehr als 50% bei 0,8% („SMART Studie" von 2007) zw 0,34 % pro Jahr (Studie aus Oxford von 2010). (Vaskuläre Neurologie, Hrsg D. Hermann, T. Steiner und H.C. Diener, Thieme Verlag 2010 und D.)
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