Die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, ist ein bildgebendes Verfahren, das in der modernen Medizin eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Überwachung von Hirnerkrankungen spielt. Sie ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Hirnstrukturen, ohne den Patienten schädlicher Röntgenstrahlung auszusetzen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der MRT-Diagnostik bei Hirnerkrankungen, von den Grundlagen der Technik bis hin zu spezifischen Anwendungen und neuesten Entwicklungen.
Grundlagen der MRT-Technik
Die MRT basiert auf den magnetischen Eigenschaften von Atomkernen, insbesondere Wasserstoffatomen, die im menschlichen Körper reichlich vorhanden sind. Im MRT werden die Magnetisierung von Wasserstoffatomen durch Radiowellen geändert. Nach Beendigung dieser Anregung durch den Radioimpuls wird die entsprechende Energie wieder als Welle abgegeben, und diese ist je nach Gewebeart unterschiedlich. Durch Anlegen eines starken Magnetfelds richten sich diese Atome aus. Radiowellen werden dann verwendet, um die Ausrichtung der Atome kurzzeitig zu stören. Wenn die Atome in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren, senden sie Signale aus, die von der MRT-Maschine erfasst und in detaillierte Bilder umgewandelt werden. Da MRT-Untersuchungen röntgenstrahlungsfrei sind, gilt die Untersuchung mit dem MRT sogar als schonend.
Je nach den gewählten Messbedingungen unterscheidet man unterschiedliche Sequenzen, von denen die wichtigsten das T1-gewichtete und das T2-gewichtete Bild sind. Hirntumoren unterscheiden sich von normalem Gehirn durch eine andere Dichte und einen anderen Gehalt und Bindung von Wasserstoffatomen, sodass sie mit beiden Methoden innerhalb des Gehirns erkennbar sind.
Anwendungsbereiche der Schädel-MRT
Eine Schädel-MRT eignet sich, um bei Schwindel, anhaltenden Kopfschmerzen oder Verletzungen des Schädels, eine Diagnose zu stellen. Die MRT des Kopfes ist damit sowohl in der Neurologie, der HNO als auch der Kieferorthopädie und Notfallmedizin ein wichtiges Instrument für die Diagnostik. Die MRT-Untersuchung findet demnach auch in verschiedenen medizinischen Einsatzgebieten Anwendung. Hier einige Beispiele:
- Neurologie: Schlaganfall, Epilepsie, Parkinson, Demenz, Multiple Sklerose, Hirntumor, Meningitis, Creutzfeld-Jakob-Krankheit, Durchblutungsstörungen, Fehl-/Missbildungen, Entwicklungsstörungen, Entzündungen (und Entzündungsprozesse), krankhafte Gefäßerweiterungen, Schädelhirntrauma, Stoffwechselstörungen, Schädeltumor, degenerative Hirnveränderungen, Gefäßaneurysma
- HNO: Tinnitus, Gleichgewichtsstörungen
- Kieferorthopädie: Kiefer- und Kiefergelenk-Symptome
- Notfälle: Schlaganfall, Hirnblutungen, Kopfverletzungen
Die MRT kann bei MS bereits im Frühstadium eine Diagnosestellung unterstützen. Für die weitere Behandlung der Erkrankung ist dies von enormer Bedeutung, weil der frühzeitige Einsatz einer verlaufsmodifizierenden Therapie ermöglicht wird. Der Krankheitsverlauf kann dadurch von Anfang an günstig beeinflusst werden. Der überwiegende Teil der Entzündungsprozesse bei MS läuft unbemerkt ab. Mittels MRT können Entzündungsherde jedoch auch dann nachgewiesen werden, wenn keine typischen körperlichen Anzeichen dafür vorliegen. Daher müssen Sie auch nach der Diagnose von Multipler Sklerose regelmäßig MRT-Untersuchungen durchführen lassen. Eine MRT-Untersuchung allein reicht jedoch für die MS-Diagnose nicht aus. Grundsätzlich werden dazu immer mehrere diagnostische Bausteine benötigt.
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Spezifische Symptome und Erkrankungen
Die MRT des Kopfes kann bei einer Vielzahl von Symptomen und Erkrankungen eingesetzt werden, darunter:
- Wiederkehrende Kopfschmerzen/Migräne
- Spannungs- und Clusterkopfschmerzen
- Schwindel (Benommenheit)
- Gleichgewichtsstörungen
- Verengte Blutgefäße
- Schlaganfall
- Hirnblutungen
- Druckgefühl
- Motorische Ausfälle
- Traumafolgen
- Sprachprobleme
Der Ablauf einer MRT-Untersuchung des Kopfes
Vor der Untersuchung füllen Sie bitte vor der Untersuchung einen Anamnesebogen aus und unterschreiben den Aufklärungsbogen. Wenn es soweit ist, wird unser medizinisches Personal Sie in die Umkleide bitten, damit Sie alle Kleidungsstücke und sonstige Gegenstände, die magnetische Metalle enthalten, ablegen können. Dies ist nötig, da Metall bei einer MRT störend auf die Bildqualität wirken kann. Von der Umkleide aus gelangen Sie dann direkt in den Untersuchungsraum. Vor dem Beginn der Untersuchung verlässt das medizinische Personal zwar den Untersuchungsraum, natürlich werden Sie jedoch während der gesamten Untersuchung von einer Medizinisch-Technischen Radiologieassistenz (MTRA) bzw. einem Facharzt oder einer Fachärztin für Radiologie beaufsichtigt. Diese sind auch stets per Gegensprechanlage für Sie da. Außerdem bekommen Sie vor der Untersuchung eine Klingel, die Sie im Notfall betätigen können. Im Laufe der Untersuchung erzeugen Magnetfelder, die sich an- und abschalten, laute Klopfgeräusche. Daher erhalten Sie von uns vor der Untersuchung Ohrstöpsel und Kopfhörer. Da es sich um ein MRT des Kopfes handelt, werden Sie auf einer Liege mit dem Kopf voraus in die „Röhre“ hineingefahren. Wichtig ist, dass der zu untersuchende Körperabschnitt in der Mitte des MRT liegt. Um überflüssige Bewegung, die die Qualität der Bilder negativ beeinflusst, zu vermeiden, nutzen wir in einigen Fällen eine Unterstützung, die dafür sorgt, dass der Kopf in der idealen Position verbleibt.
Kontrastmittelgabe
Bei allen Untersuchungen, die der Darstellung von Gefäßen oder Entzündungen dienen, wird ein Kontrastmittel gegeben. Dieses wird intravenös mit einer Spritze verabreicht. Bei einem Schädel-MRT muss man feinste Strukturen, die im Kopf des Patienten verlaufen, voneinander unterscheiden können. Durch das Kontrastmittel lassen sich diese Strukturen genauer darstellen. Dadurch lassen sich eventuelle Schäden oder Tumore schneller diagnostizieren.
Dauer und Komfort
Die Schädel-MRT dauert in der Regel zwischen 20 und 30 Minuten und ist schmerzfrei. Es ist wichtig, dass Sie während der kompletten Untersuchung still liegen, da sonst die Bildqualität negativ beeinträchtigt werden kann.
Moderne MRT-Geräte sind oft mit einer weiteren Öffnung versehen, um das Gefühl der Enge zu reduzieren. Für Patienten mit Platzangst (Klaustrophobie) kann die Untersuchung jedoch dennoch eine Herausforderung darstellen. In solchen Fällen kann die Gabe eines Beruhigungsmittels erwogen werden.
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Kostenübernahme
Als gesetzlich versicherte Person mit Überweisung für ein MRT des Kopfes zahlt Ihre jeweilige Krankenkasse die Kosten. Sollten Sie keine Überweisung haben oder privat krankenversichert sein, müssen Sie die Kosten für ein MRT des Kopfes selbst tragen.
Die Kosten können je nach Art der Untersuchung variieren. Sprechen Sie uns gerne an, dann lassen wir Ihnen einen individuellen Kostenvoranschlag zukommen.
Was ist auf einem Schädel-MRT sichtbar?
Das Gewebe stellt sich in den unterschiedlichen Sequenzen je nach Signal in verschiedenen Grautönen dar. Der Unterschied zwischen Hirntumor und gesundem Gehirn ist in einem MRT erkennbar und somit eine der wichtigsten Untersuchungsmethoden für dieses Krankheitsbild. Die Dichte, der Wasserstoffgehalt und die Bindung von Wasserstoffatomen ermöglichen es, einen Hirntumor im MRT zu erkennen. Durch das stetige Wachsen des Tumors verdrängt und infiltriert dieser das umliegende Gehirn. Dieses hat dadurch nicht genügend Platz auszuweichen und es kommt zu einer „Massenverlagerung“. Der dadurch entstehende Druck des Tumors auf das umliegende Gehirn führt häufig zu Wassereinlagerungen um den Tumor, ein sogenanntes „Hirnödem“. Des Weiteren können Tumore im Körper Metastasen, sog. Tochtergeschwülste im Kopf bilden. Diese nehmen Kontrastmittel auf und man kann sie im MRT darstellen. Die weißen Flecken, die man auf MRT-Bildern sieht, können viele Ursachen haben. Im Falle einer MRT vom Kopf können die weißen Punkte unter anderem als Liquor (Hirnwasser), Narbe oder Entzündung gedeutet werden.
Zur Struktur des Kopfes gehören viele verschiedene Bereiche. Neben dem Gehirn (inkl. Großhirn, Kleinhirn, Balken, Thalamus, Hypothalamus, Brücke, Medulla oblongata) gehören die Augen (siehe MRT Augenhöhle/Orbita für weitere Informationen), Ober- und Unterkiefer, Nase und Nebenhöhlen, Innenohr, Mund und Rachenraum sowie Nerven und Hypophyse zum Kopf.
Erkennung von Hirntumoren
Die MRT ist ein wichtiges Instrument zur Erkennung von Hirntumoren, da sie detaillierte Bilder der Hirnstrukturen liefert. Hirntumoren unterscheiden sich von normalem Hirngewebe durch ihre Dichte, ihren Wasserstoffgehalt und die Art, wie Wasserstoffatome gebunden sind. Dies ermöglicht es Radiologen, Tumoren im MRT zu erkennen und zu beurteilen.
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Darstellung von Metastasen
Tumore im Körper können Metastasen, sogenannte Tochtergeschwülste, im Kopf bilden. Diese Metastasen nehmen Kontrastmittel auf und können daher im MRT dargestellt werden.
Weiße Flecken im MRT
Weiße Flecken auf MRT-Bildern können verschiedene Ursachen haben. Im Falle einer MRT des Kopfes können sie unter anderem Liquor (Hirnwasser), Narben oder Entzündungen darstellen.
Erweiterte MRT-Techniken
Neben der Standard-MRT gibt es eine Reihe von erweiterten Techniken, die zusätzliche Informationen liefern können:
- Magnetresonanzspektroskopie (MRS): MRS ermöglicht die Messung der Konzentration verschiedener chemischer Substanzen im Gehirn. Dies kann helfen, die Art einer Raumforderung oder die Reaktion eines Tumors auf die Behandlung besser zu beurteilen.
- Diffusionsgewichtete MRT (DWI): DWI misst die Bewegung von Wassermolekülen im Gewebe. Dies kann hilfreich sein, um einen Schlaganfall frühzeitig zu erkennen oder um zwischen verschiedenen Arten von Tumoren zu unterscheiden.
- Perfusions-MRT: Die Perfusions-MRT misst die Durchblutung des Gehirns. Dies kann helfen, Durchblutungsstörungen zu erkennen oder die Angiogenese (Neubildung von Blutgefäßen) in Tumoren zu beurteilen.
- Funktionelle MRT (fMRT): fMRT misst die Aktivität des Gehirns anhand von Veränderungen der Durchblutung. Dies kann helfen, die Funktion verschiedener Hirnareale zu untersuchen oder die Auswirkungen von Hirnschäden zu beurteilen. In einem gemeinsamenen Projekt zur Korrelation von Sauerstoffmetabolismus und Neovaskularisierung zeigen, dass diese beiden Faktoren verglichen mit anderen, herkömmlichen bildgebenden Biomarkern am besten für die Differenzierung des IDH1-Genmutationsstatus bei anaplastischen Gliomen geeignet ist. Auch bei der Differenzierung von Therapiefolgen (Pseudoprogress) und wahrem Tumorprogress von hochmalignen Gliomen sind diese Techniken in Ergänzung zur Perfusionsbildgebung äußerst hilfreich.
MRT-Angiographie
Bei einer Kopf-MRT mit Gefäßdarstellung/Angiografie lassen sich die hirnversorgenden Arterien abbilden und beurteilen, d.h. sowohl die Gefäße im Kopf (die in der Regel ohne eine Kontrastmittelgabe dargestellt werden) als auch die Halsgefäße (Untersuchung mit Kontrastmittelgabe). Neben der Beurteilung der Hirnstrukturen, der knöchernen Anteile und Weichteile werden bei dieser Untersuchung die Gefäße auf Einengungen (Stenosen) durch Plaques bzw. Verkalkungen und Aneurysmen (Aussackung der Gefäßwand, insbesondere der Schädelbasisarterien) untersucht. Zusätzlich können bei bestimmten Fragestellungen auch die großen Sammelvenen des Gehirns beurteilt werden ( bei Fragen nach Infiltration der Venen durch einen Tumor oder Venenverschluss bei bestimmten Erkrankungen). Diese Untersuchung ist in ihrem Ablauf einer MRT des Kopfes weitestgehend identisch. Allerdings ist für die zusätzliche Untersuchung der Halsgefäße die Gabe eines Kontrastmittels erforderlich. Die Untersuchung dauert insgesamt ca. 30 Minuten. Bei einer MR Carotisangiographie beschränkt sich die Darstellung nur auf die hirnversorgenden Gefäße im Halsbereich (Halsarterien). Eine anderweitige Darstellung und Beurteilung des Kopfes ( z. B. Hirnstrukturen, Schädel usw.) ist bei dieser Untersuchung nicht vorgesehen. Die MR Carotisangiographie kommt z.B. zum Einsatz, wenn bei einem Gefäßultraschall eine unklare oder undifferenzierte Einengung der Halsgefäße (Carotiden) festgestellt wurde, oder ein Gefäß sich nicht darstellen lässt. Mit einer anschließenden MRT-Untersuchung der Halsgefäße lässt sich dieser Befund genauer beurteilen. Dies ist insoweit wichtig, um eine eventuelle Therapie noch effektiver planen oder aber auch deren generelle Notwendigkeit einschätzen zu können. Für diese MRT-Untersuchung ist die Gabe von Kontrastmittel erforderlich, welches während der Untersuchung über die Armvene gespritzt wird. Nur so lassen sich die Halsgefäße auf mögliche Verengungen umfassend beurteilen. Diese MRT-Untersuchung dauert ca. 20 Minuten.
MR-Angiographie der intrakraniellen Arterien
Hierbei handelt es sich um eine ca. 6 Minuten kurze, strahlungsfreie Untersuchung ohne Kontrastmittelgabe. Stenosen, Aneurysmen und Gefäßmissbildungen werden dabei gut erkannt und dargestellt.
Künstliche Intelligenz in der MRT-Auswertung
Für die Auswertung der Kopf-MRT-Scans kann der Einsatz einer Künstlichen Intelligenz (KI) sinnvoll sein. Die KI unterstützt unsere Radiologinnen und Radiologen bei der Befundung. Besonders bei komplexen Fragestellungen kann die KI für die Eindeutigkeit und Zuverlässigkeit der Erkenntnisse eine wichtige Rolle spielen. Verantwortlich für die Befundung bleibt immer die Radiologin bzw. der Radiologe. Ob der Einsatz der KI im individuellen Fall zielführend sein kann, klären wir gern in einem persönlichen Gespräch.