Krankheiten, bei denen sich das Gehirn auflöst: Ursachen, Diagnose und Behandlungen

Neurologische Erkrankungen stellen eine erhebliche Herausforderung für Medizin und Gesellschaft dar. Sie umfassen ein breites Spektrum von Störungen, bei denen Nervenzellen im Gehirn zugrunde gehen oder "Schaltkreise" anders funktionieren als sie sollten. Diese Erkrankungen können eng umschriebene Hirnfunktionen wie Gedächtnis oder Muskelkontrolle beeinträchtigen, aber auch übergeordnete Funktionen wie Stimmung oder Bewusstsein. In den Statistiken zu globaler Krankheitslast und vorzeitigen Todesfällen kommen fünf der zehn wichtigsten Krankheiten aus diesem Bereich (WHO).

Was sind neurologische Erkrankungen?

Neurologische Erkrankungen sind Erkrankungen des Nervensystems, das sich in einen zentralen und einen peripheren Bereich gliedert. Das zentrale Nervensystem besteht aus den Nervenzellen des Gehirns und des Rückenmarks, während die Nervenzellen in anderen Teilen des Körpers zum peripheren Nervensystem gehören. Beide Systeme sind eng miteinander verbunden und ermöglichen die Übertragung von Informationen durch elektrische und biochemische Signale.

Ursachen neurologischer Erkrankungen

Die Ursachen neurologischer Erkrankungen sind vielfältig. Einige Krankheiten lassen sich direkt auf ein verändertes Gen zurückführen, wie beispielsweise die Huntington-Erkrankung, bei der bestimmte Nervenzellen des Großhirns als Folge eines Gendefekts zugrunde gehen. Andere Erkrankungen sind unmittelbar auf äußere Faktoren zurückzuführen, wie beispielsweise Infektionen des Gehirns, die durch Viren, Bakterien oder Pilze verursacht werden können.

Die meisten neurologischen Erkrankungen lassen sich jedoch nicht so klar auf ein einzelnes Gen oder äußere Faktoren zurückführen. Meist besteht eine gewisse genetische Veranlagung, die aber nicht immer zu einer Störung der Hirnfunktionen führt. Der steigende Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung beispielsweise geht einher mit einer zunehmenden Häufigkeit von Demenzerkrankungen. Aber nicht jeder, der die Veranlagung für eine Demenz im höheren Alter in sich trägt, wird auch dement. Ähnlich ist es bei der Depression und der Schizophrenie. Hier kennt die Wissenschaft jeweils genetische Faktoren, die für diese Krankheiten anfällig machen.

Risikofaktoren für Demenz

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die das Demenzrisiko erhöhen können. Einige dieser Faktoren können beeinflusst werden, während andere nicht beeinflussbar sind. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren gehören:

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  • Schwerhörigkeit: Schwerhörigkeit kann das Sozialleben von Senioren beeinträchtigen und auch das Gehirn schädigen. Studien haben gezeigt, dass sich die geistigen Fähigkeiten von Betroffenen wesentlich schneller verringern als bei gut hörenden Altersgenossen.
  • Einnahme bestimmter Medikamente: Medikamente gegen Inkontinenz, Schlafstörungen oder Depressionen scheinen in höherer Dosis oder bei längerer Anwendung das Risiko für Demenz zu erhöhen - und zwar auch, nachdem sie abgesetzt wurden. Auch Säureblocker, die vielfach im Einsatz gegen Sodbrennen sind, könnten das Demenzrisiko erhöhen.
  • Vitamin-D-Mangel: Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Vitamin-D-Mangel ein erhöhtes Risiko haben, an Demenz zu erkranken.
  • Stress: Große seelische Belastungen können das Demenzrisiko erhöhen.
  • Unstabile Persönlichkeit: Menschen, die emotional weniger stabil sind, tragen offenbar ein höheres Risiko für Alzheimer als emotional gefestigte Menschen.
  • Einsamkeit: Einsamkeit ist ein Risikofaktor für Demenz.
  • Diabetes und Bluthochdruck: Diabetes und Bluthochdruck sind schlecht für die Gefäße und erhöhen das Risiko für Demenz.
  • Rauchen: Rauchen schadet dem Gehirn, weil durch Nikotin und Co. die Gefäße verengt werden.
  • Luftverschmutzung: Studien haben gezeigt, dass Menschen, die in Stadtvierteln mit extrem hoher Luftverschmutzung wohnen, ein höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken.
  • Gewicht: Sowohl Übergewicht als auch Untergewicht können das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Depression: Depressionen und Demenz gehen oft Hand in Hand. Studien haben gezeigt, dass Depressionen ein Risikofaktor für Demenz sein können.

Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren gehören:

  • Alter: Das Alter ist der größte Risikofaktor für Demenz.
  • Genetische Veranlagung: Es gibt einige Gene, die das Risiko für Demenz erhöhen können.

Prävention von Demenz

Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die man ergreifen kann, um das Demenzrisiko zu senken. Dazu gehören:

  • Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Normalgewicht, kein Rauchen und wenig Alkohol können das Demenzrisiko senken.
  • Soziale Kontakte pflegen: Soziale Kontakte können vor Einsamkeit schützen und das Demenzrisiko senken.
  • Geistig aktiv bleiben: Geistige Aktivität kann das Gehirn fit halten und das Demenzrisiko senken.
  • Schwerhörigkeit behandeln lassen: Eine frühzeitige Behandlung von Schwerhörigkeit kann das Demenzrisiko senken.
  • Stress reduzieren: Stress kann das Demenzrisiko erhöhen. Es ist daher wichtig, Stress abzubauen.
  • Depressionen behandeln lassen: Depressionen können das Demenzrisiko erhöhen. Es ist daher wichtig, Depressionen behandeln zu lassen.

Häufige neurologische Erkrankungen

Zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen gehören:

  • Alzheimer-Demenz: Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form der Demenz. Sie ist durch einen fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten gekennzeichnet.
  • Parkinson-Erkrankung: Die Parkinson-Erkrankung ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet ist, die den Botenstoff Dopamin produzieren.
  • Multiple Sklerose (MS): Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Weiterleitung von elektrischen Signalen durch die Nervenzellen beeinträchtigt ist.
  • Chorea Huntington: Chorea Huntington ist eine vererbbare Erkrankung des Gehirns, die durch unwillkürliche Bewegungen, kognitive Probleme und psychiatrische Symptome gekennzeichnet ist.
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS): Amyotrophe Lateralsklerose ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der selektiv sogenannte Motoneurone zugrunde gehen.
  • Zerebelläre Ataxie: Die zerebelläre Ataxie ist eine neurologische Störung des Kleinhirns, die zu Schwierigkeiten beim Gehen, Sprechen und Greifen führen kann.
  • Chronisch-inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP): CIDP ist eine langsam verlaufende und andauernde Nervenerkrankung, bei der es durch entzündliche Reaktionen zum Abbau der Ummantelung der Nervenfasern kommt.
  • Hydrocephalus: Ein Hydrocephalus ist eine Erkrankung, bei der sich übermäßig viel Liquor (Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit) im Schädelinneren ansammelt.

Diagnose neurologischer Erkrankungen

Die Diagnose neurologischer Erkrankungen kann schwierig sein, da die Symptome oft unspezifisch sind und sich mit denen anderer Erkrankungen überschneiden können. Die Diagnose basiert in der Regel auf einer Kombination aus:

  • Anamnese: Der Arzt wird Sie nach Ihren Symptomen, Ihrer Krankengeschichte und Ihrer Familiengeschichte fragen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird Sie körperlich untersuchen, um Ihre neurologischen Funktionen zu überprüfen.
  • Neurologische Untersuchung: Der Arzt wird Ihre neurologischen Funktionen wie Gedächtnis, Sprache, Koordination und Reflexe testen.
  • Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) können verwendet werden, um das Gehirn und das Rückenmark zu untersuchen.
  • Liquoruntersuchung: Bei einer Liquoruntersuchung wird eine Probe der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit entnommen und auf Anomalien untersucht.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Elektrophysiologische Untersuchungen wie Elektromyographie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG) können verwendet werden, um die Funktion der Nerven und Muskeln zu untersuchen.
  • Gentests: Gentests können verwendet werden, um genetische Defekte zu identifizieren, die für bestimmte neurologische Erkrankungen verantwortlich sind.

Behandlung neurologischer Erkrankungen

Die Behandlung neurologischer Erkrankungen hängt von der jeweiligen Erkrankung und ihren Ursachen ab. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungen, die helfen können, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Zu den gängigen Behandlungen gehören:

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  • Medikamente: Medikamente können verwendet werden, um die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder die Ursache der Erkrankung zu behandeln.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, die Fähigkeit zur Ausführung alltäglicher Aktivitäten zu verbessern.
  • Logopädie: Logopädie kann helfen, die Sprach- und Schluckfunktionen zu verbessern.
  • Psychotherapie: Psychotherapie kann helfen, mit den emotionalen und psychischen Folgen der Erkrankung umzugehen.
  • Chirurgie: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Erkrankung zu behandeln.
  • Immuntherapie: Bei einigen Autoimmunerkrankungen des Nervensystems kann eine Immuntherapie eingesetzt werden, um das Immunsystem zu unterdrücken und die Entzündung zu reduzieren.
  • Gentherapie: Gentherapie ist ein vielversprechender Ansatz zur Behandlung genetisch bedingter neurologischer Erkrankungen. Dabei wird versucht, den Gendefekt zu korrigieren oder die Funktion des defekten Gens zu ersetzen.

Forschung zu neurologischen Erkrankungen

Die Forschung zu neurologischen Erkrankungen ist ein aktives und sich entwickelndes Feld. Forscher arbeiten daran, die Ursachen, Risikofaktoren, Diagnose und Behandlung dieser Erkrankungen besser zu verstehen. Es gibt eine Reihe von vielversprechenden Forschungsansätzen, die Hoffnung auf neue und bessere Behandlungen geben.

Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) beispielsweise erforscht die Ursachen von Störungen des Nervensystems und entwickelt Strategien zu Prävention, Therapie und Pflege bei Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson oder der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Dabei kooperiert das DZNE eng mit Universitäten, deren Kliniken und außeruniversitären Einrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene.

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