Kreatin in der Demenzforschung: Mehr als nur ein Muskel-Supplement

Kreatin, bekannt aus Fitnessstudios und als beliebtes Supplement unter Bodybuildern, hat sich in der Forschung als vielversprechend für mehr als nur Muskelaufbau erwiesen. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Kreatin eine positive Wirkung auf Depressionen, Alzheimer und Long Covid haben könnte.

Kreatin: Nicht nur für Muskeln, sondern auch fürs Gehirn

Kreatin wird in Leber, Nieren und Bauchspeicheldrüse produziert und sowohl in den Muskeln als auch im Gehirn gespeichert. Es spielt eine entscheidende Rolle bei der Energieversorgung der Zellen, insbesondere in Stresssituationen. Der Körper kann Kreatin selbst bilden, vor allem in der Leber, den Nieren und der Bauchspeicheldrüse mithilfe von bestimmten Protein-Bausteinen. Über die Nahrung, insbesondere Fleisch und Fisch, wird zusätzliches Kreatin aufgenommen. Da Kreatin in Pflanzen kaum enthalten ist, nehmen besonders Frauen und Veganer oft zu wenig Kreatin auf. Eine Studie im "Journal of Functional Food" betont, dass eine geringe Kreatin-Aufnahme mit verschiedenen Gesundheitsrisiken verbunden sein kann und dass die allgemeine Bevölkerung von einer Supplementierung profitieren könnte.

Kreatin wirkt nicht nur im Muskel, sondern auch im Gehirn. Studien zeigen, dass es kurzfristige kognitive Einbußen durch Schlafmangel ausgleichen kann, beispielsweise bei Nachtschichten, Jetlag oder langen Lernnächten. Eine einzelne hohe Dosis verbesserte die geistige Leistungsfähigkeit nach einer schlaflosen Nacht deutlich. Eine Studie belegt, dass Kreatin die Müdigkeit signifikant reduzierte und die Leistungen in Gedächtnis-, Logik- und Geschwindigkeitstests verbesserte.

Hoffnung bei Depressionen, Long Covid und Alzheimer

Kreatin könnte auch bei Depressionen helfen. In Kombination mit einer Verhaltenstherapie zeigte es laut einer Studie eine stärkere Wirkung als die Therapie allein. Die Ergebnisse der Untersuchung liefern erste Hinweise darauf, dass ein niedriger Kreatingehalt im präfrontalen Kortex, dem Kontrollzentrum des Gehirns, mit depressiven Symptomen zusammenhängen könnte.

Darüber hinaus wird Kreatin im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen wie Alzheimer, Long Covid und sogar Krebs diskutiert. Ein Artikel der BBC berichtet, dass die Supplementierung die Energieversorgung im Gehirn verbessern und typische Alzheimer-Marker reduzieren könnte.

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Kreatin möglicherweise hilfreich bei Alzheimer

Die Supplementierung mit Kreatin ist bei Alzheimer-Patienten gut durchführbar und führt nachweislich zu einer erhöhten Kreatinkonzentration im Gehirn sowie zu einer Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit. Kreatin könnte somit eine ergänzende Unterstützung bei der Alzheimer-Krankheit darstellen.

Eine Pilotstudie der University of Kansas Medical Center deutet darauf hin, dass Kreatin die kognitiven Fähigkeiten von Alzheimer-Patienten deutlich verbessern könnte. Die Studie untersuchte über acht Wochen 20 Alzheimer-Patienten im Alter zwischen 60 und 90 Jahren. Die Ergebnisse zeigten einen Anstieg der Kreatin-Konzentration im Gehirn um elf Prozent. Noch wichtiger waren jedoch die kognitiven Verbesserungen: Die Studienteilnehmer zeigten moderate Fortschritte beim Arbeitsgedächtnis und den Exekutivfunktionen.

Die Forschenden der Universität Kansas führen die Wirkung von Kreatin darauf zurück, dass es Zellen besonders gut mit Energie versorgen kann. Bei Alzheimer funktioniert genau das nicht mehr richtig: Die Energieproduktion und -nutzung des Gehirns ist gestört. Kreatin könnte also dabei helfen, die Energie in den Gehirnzellen dort bereitzustellen, wo sie benötigt wird, und auf diese Weise Gedächtnis und Denkprozesse verbessern, so die Experten.

Die Forschenden wollten daher prüfen, ob eine hohe Dosis Kreatin helfen kann, diesen Energiemangel auszugleichen - mit Erfolg. Bei den Probanden stiegen die Kreatinwerte im Gehirn im Schnitt um elf Prozent. "Das ist ein signifikanter Anstieg", sagt Taylor. In früheren Studien zeigte sich zwar schon, dass Kreatin das Gehirn erreicht - bei Alzheimer-Patienten wurde das bisher aber noch nie nachgewiesen. Kreatin ist eine Verbindung aus Kohlenstoff und Stickstoff, die der Körper selbst bilden kann. Dies geschieht vor allem in der Leber, den Nieren und der Bauchspeicheldrüse mithilfe von bestimmten Protein-Bausteinen. Über Fleisch und Fisch nimmt der Mensch zusätzlich Kreatin auf. In Pflanzen ist es hingegen kaum enthalten.

Die Ergebnisse sind besonders bedeutsam, da Alzheimer eine fortschreitende Krankheit ist, bei der normalerweise ein Rückgang der kognitiven Fähigkeiten zu erwarten wäre. Die Forschenden hypothetisierten, dass Gedächtnis und Exekutivfunktionen - die am stärksten von Alzheimer betroffenen Bereiche - von der Kreatin-Supplementierung profitieren würden.

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Kreative Ansätze im Kampf gegen Alzheimer

Die Suche nach wirksamen Therapien gegen Alzheimer stellt die Wissenschaft vor große Herausforderungen. Die Hoffnung ruht seit Jahren auf Ansätzen, die die Bildung der typischen Plaques im Gehirn - genauer gesagt der Amyloid-β-Plaques - verhindern sollen. Doch jetzt eröffnet eine neue Perspektive: Die Unterstützung der Energieversorgung der Gehirnzellen könnte ein entscheidender Faktor sein. Das altbekannte Kreatin, bislang primär als beliebtes Fitness-Supplement für Muskelwachstum und Kraftsteigerung bekannt, rückt plötzlich in den Fokus der Alzheimerforschung.

Gehirnenergie als neuer Therapieansatz

Warum könnte Kreatin bei Alzheimer hilfreich sein? Das Gehirn benötigt immense Energiemengen, um optimal zu funktionieren. Im Laufe der Erkrankung kämpfen jedoch viele Gehirnzellen mit einer immer schlechter werdenden Energieproduktion. Dieser Energieverlust geht dem Krankheitsverlauf sogar voraus und ist bei Alzheimer-Patienten bereits in frühen Stadien erkennbar. Kreatin wirkt genau hier, indem es als zusätzlicher Energielieferant für die Zellen dient und deren Funktion unterstützt. In Tierversuchen mit Mäusen konnte gezeigt werden, dass Kreatin diese Energiedefizite zumindest teilweise ausgleichen und so möglicherweise den Aufbau der schädlichen Plaques verhindern könnte.

Was sagen die bisherigen Studien?

Tierversuche sind oft ein erster Schritt, um neue Hypothesen zu testen. Die Forschung mit Alzheimer-Mausmodellen liefert Hinweise darauf, dass Kreatin mehr kann als nur die Muskelzellen zu unterstützen. Zwei Studien haben gezeigt, dass Kreatin dazu beitragen könnte, Energieengpässe im Gehirn zu überbrücken und die Bildung der Alzheimer-typischen Plaques zu verlangsamen. Zwar bleibt abzuwarten, ob sich diese Effekte auch in menschlichen Studien bestätigen lassen, doch die Hinweise sind vielversprechend und werfen die Frage auf, ob Kreatin ein größeres therapeutisches Potenzial birgt, als bisher angenommen.

Der „Brain Boost“ durch Kreatin: Mehr als nur Muskeln

Die positiven Effekte von Kreatin beschränken sich nicht nur auf die Muskulatur. In den letzten Jahren haben Studien gezeigt, dass Kreatin auch auf das Gehirn eine anregende Wirkung hat. Es scheint, als könne Kreatin Lern- und Gedächtnisleistungen verbessern und sogar das Risiko für kognitiven Abbau mindern. Diese Effekte rücken das Supplement in ein ganz neues Licht und lassen darauf schließen, dass es ein wertvoller Bestandteil eines gesunden Lebensstils sein könnte - besonders, wenn es um den Erhalt der geistigen Fitness im Alter geht.

Kreatin bietet Alzheimer-Patienten Unterstützung

Erste Forschungsergebnisse zeigen verbesserte Gedächtnisleistung. Kreatin-Monohydrat als Stimulanz: Deutliche Verbesserungen bei Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Der Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass bei Alzheimer ein Problem mit der Energieproduktion und -nutzung im Gehirn besteht. Kreatin, eine organische Verbindung, die hauptsächlich in Muskeln, aber auch im Gehirn vorkommt, spielt eine entscheidende Rolle im Energiestoffwechsel. Die Mitochondrien in den Zellen wandeln Nährstoffe und Sauerstoff in Energiemoleküle um, und Kreatin transportiert diese Energie dorthin, wo sie benötigt wird. „Indem wir das Gehirn mit mehr Kreatin versorgen, theoretisieren wir, dass wir die Gehirnenergie steigern und hoffentlich Gedächtnis- und Denkprozesse verbessern können“, erläuterte Taylor laut dem Universitätsbericht.

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Kreatin bei Schlafentzug

Forscher:innen am Forschungszentrum Jülich haben in einer wissenschaftlichen Studie herausgefunden, dass eine hohe Einzeldosis Kreatin die durch Schlafentzug verringerte kognitive Leistungsfähigkeit kurzzeitig verbessern kann. Im Rahmen der Studie wurden 15 Proband:innen über Nacht wach gehalten und mussten währenddessen kognitive Aufgaben lösen. Zuvor erhielten die Probanden:innen eine hohe Einmaldosis von Kreatin. Schon ab der dritten Stunde nach der Einnahme des Kreatins zeigte sich ein positiver Effekt auf den Gehirnstoffwechsel und die kognitive Leistungsfähigkeit der Proband:innen. Es verbesserten sich insbesondere die Verarbeitungsleistung und das Kurzzeitgedächtnis.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass eine einzige, aber hohe Dosis Kreatin die Denkleistung verbessert und Veränderungen in den Energievorräten des Gehirns während des Schlafentzugs bewirkt“, sagt Dr. Ali Gordjinejad, Leiter der Studie vom Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM-2) am Forschungszentrum Jülich.

Für wen ist Kreatin (nicht) geeignet?

Die gängigste und am besten untersuchte Form von Kreatin ist Kreatinmonohydrat. In üblichen Dosierungen (3-5 Gramm täglich) gilt es als sicher - auch über längere Zeiträume hinweg. Obwohl manche Menschen von einer Kreatin-Supplementierung profitieren können, kann es auch Nebenwirkungen geben, wie Wassereinlagerungen, Muskelkrämpfe und Übelkeit.

Kreatin ist außerdem nicht für alle geeignet, besonders nicht für Menschen mit Nieren- oder Leberproblemen oder jene, die bestimmte Medikamente einnehmen.

Übermäßige Einnahme von Kreatin nicht zu empfehlen

In verschiedenen Studien wurde bereits von einer verbesserten kognitiven Leistungsfähigkeit nach einer langen Kreatin-Diät berichtet. Zudem wirkt der Stoff den Stoffwechselveränderungen entgegen, die durch Schlafentzug verursacht werden. Daher kam Kreatin für die Jülicher Forscher:innen als potenzieller Kandidat für diese Studie in Frage.

Der nun beobachtete kurzfristige Effekt konnte bis jetzt nicht nachgewiesen werden, da die neuronalen Zellen des Zentralnervensystems (ZNS) Kreatin nur in geringen Maßen aufnehmen können. Sie decken ihren Bedarf normalerweise weitgehend durch eigene Synthese. Erst die Versuchsbedingungen in der Jülicher Studie haben die erhöhte Aufnahme von Kreatin in den Zellen begünstigt, indem das Gehirn in einen „gestressten“ Zustand versetzt wurde. „Bis auf Weiteres ist jedoch von der Einnahme einer solch hohen Dosis im privaten Umfeld abzuraten, da hohe Kreatindosen die Nieren stark belasten und gesundheitliche Risiken hervorrufen können,“ so Dr. Ali Gordjinejad.

Einschränkungen der Studien

Taylor betont jedoch die Grenzen der Studie: Neben der kleinen Teilnehmerzahl fehlte eine Kontrollgruppe. „Diese Studie dient als erster Beweis beim Menschen, dass Kreatin-Supplementierung bei Menschen mit Alzheimer durchführbar ist und ihnen kognitive Vorteile bieten könnte“, erklärte er laut der Veröffentlichung.

Kreatin als Puzzlestück im Alzheimer-Kampf?

Wenn sich Kreatin tatsächlich als hilfreiches Mittel zur Unterstützung der Gehirnenergie und damit zur Vorbeugung von Alzheimer herausstellen sollte, könnte dies eine Revolution in der Therapie neurodegenerativer Erkrankungen bedeuten. Denn dann hätte man eine Substanz gefunden, die nicht nur einfach in den Alltag zu integrieren, sondern auch gut verträglich ist. Und das Beste daran? Kreatin ist längst auf dem Markt und in zahlreichen Studien als sicher eingestuft.

Die spannende Frage bleibt, wie sich Kreatin langfristig auf das menschliche Gehirn auswirken kann und ob es einen messbaren Unterschied im Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen machen wird. Die Forschung hierzu steht noch am Anfang, doch das Potenzial ist enorm.

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