Lamotrigin Absetzen bei Epilepsie: Erfahrungen, Risiken und Vorgehensweise

Einführung

Das Absetzen von Lamotrigin, einem Medikament zur Behandlung von Epilepsie und bipolaren Störungen, ist ein komplexer Prozess, der sorgfältige Überwachung und individuelle Anpassung erfordert. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Absetzens von Lamotrigin bei Epilepsie, einschließlich der Voraussetzungen, Risiken, Vorgehensweise und Erfahrungen von Patienten.

Voraussetzungen für das Absetzen von Lamotrigin

Ob und wann ein Patient Lamotrigin absetzen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein Neurologe des NTC (Name des Zentrums) betont, dass die wichtigste Voraussetzung eine lange Anfallsfreiheit unter Therapie ist, idealerweise über mindestens zwei Jahre. In etwa 60 Prozent der Fälle bleibt der Patient auch ohne Medikamente anfallsfrei.

  • Lange Anfallsfreiheit: Je länger der Betroffene keine Anfälle hatte, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Auslassversuch.
  • Epilepsieform: Die Art der Epilepsie spielt eine entscheidende Rolle. Bei Absence-Epilepsie ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch ohne Medikamente zu keinen weiteren Anfällen kommt. Bei myklonischer Epilepsie ist das Rückfallrisiko ohne Medikamente jedoch sehr hoch.
  • Alltag des Patienten: Es ist wichtig zu prüfen, ob der Auslassversuch in den aktuellen Alltag des Patienten passt. Wenn Anfallsfreiheit beispielsweise Voraussetzung für den Arbeitsplatz oder den Führerschein ist, sollte man eher davon abraten, auf die Medikamente zu verzichten. Der Patient muss sich des Risikos eines Anfalls und den möglichen Auswirkungen bewusst sein.

Risiken und Nebenwirkungen beim Absetzen

Das Absetzen von Lamotrigin kann mit verschiedenen Risiken und Nebenwirkungen verbunden sein. Ein abruptes Weglassen der Medikamente kann zu einem Grand-mal-Status oder Entzugsanfällen führen. Einige Patienten berichten von Panikattacken, Schwindel, Benommenheit oder einem Gefühl von "Nebel im Hirn" während des Absetzprozesses. Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch unterschiedlich auf die Reduktion der Medikation reagiert.

Einige Patienten haben auch von folgenden Erfahrungen berichtet:

  • Zitteranfälle: Kurze Zitteranfälle beim Aufwachen.
  • Verschlechterung kognitiver Funktionen: In einigen Fällen wird gehofft, dass das Absetzen von Lamotrigin den Dämmerzustand, Vergesslichkeit oder Wortfindungsstörungen verbessert. Ob dies tatsächlich der Fall ist, kann durch Intelligenztests überprüft werden.
  • Stimmungsinstabilität: Lamotrigin wirkt nicht nur antiepileptisch, sondern auch antidepressiv und beruhigend auf das Gehirn. Ein Absetzen kann daher zu Stimmungsschwankungen oder depressiven Verstimmungen führen.

Vorgehensweise beim Absetzen von Lamotrigin

Das Absetzen von Lamotrigin sollte immer unter ärztlicher Aufsicht und langsam erfolgen. Ein Neurologe sollte den Prozess begleiten und die Dosis schrittweise reduzieren.

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  • Ärztliche Aufsicht: Das Absetzen von Lamotrigin sollte niemals ohne ärztliche Anordnung erfolgen. Ein Arzt kann die individuellen Risiken und Vorteile abwägen und den Prozess entsprechend anpassen.
  • Schrittweise Reduktion: Die Dosis sollte in größeren Abständen von mindestens einem Monat schrittweise verringert werden. Ein zu schnelles Absetzen kann das Risiko von Entzugsanfällen erhöhen.
  • Regelmäßige EEG-Kontrollen: Parallel zur Dosisreduktion sollten regelmäßige EEG-Kontrollen stattfinden. Wenn diese keine erhöhte Krampfneigung anzeigen, kann das Ausschleichen der Therapie fortgesetzt werden.
  • Anpassung bei Veränderungen im EEG: Wenn im EEG Veränderungen sichtbar sind, sollte die aktuelle Dosierung nicht weiter verringert, sondern circa sechs Monate beibehalten und beobachtet werden, um zu beobachten, wie es dem Patienten damit geht.
  • Wiederaufnahme der Therapie bei Anfällen: Kommt es bei einem Patienten ohne Medikamente zu einem Anfall, sollte er sofort wieder auf eine wirksame Therapie eingestellt werden. In den meisten Fällen gelingt dies. Es spricht jedoch nichts dagegen, dass er bei wiedererlangter Anfallsfreiheit unter der Therapie ein erneutes Absetzen versucht.

Ein Patient berichtete, dass er seine Dosis alle Monat um 25 mg reduziert hat, bis er auf einer Erhaltungsdosis von 100 mg war. Unterhalb dieser Dosis traten Unruhe und Absencen auf, weshalb er bei 100 mg geblieben ist.

Erfahrungen von Patienten

Die Erfahrungen von Patienten beim Absetzen von Lamotrigin sind vielfältig. Einige berichten von positiven Erfahrungen, wie einer Verbesserung der kognitiven Funktionen oder einer Reduktion von Nebenwirkungen. Andere erleben negative Nebenwirkungen wie Panikattacken, Schwindel oder Entzugsanfälle.

Einige Beispiele für Patientenerfahrungen:

  • Ein Patient, der Lamotrigin gegen Epilepsie einnimmt und seit langer Zeit anfallsfrei ist, berichtet von häufigeren Panikattacken während des Absetzprozesses. Er fragt sich, ob dies mit der Dosisreduktion zusammenhängen könnte.
  • Ein anderer Patient berichtet, dass er Lamotrigin aufgrund von okularer Migräne einnimmt und seitdem migränefrei ist.
  • Ein Patient mit Migräne mit Aura berichtet, dass Lamotrigin seine Migräne vollständig beseitigt hat.
  • Ein Patient mit einem Astrozytom II (Hirntumor) berichtet von Schwierigkeiten beim Wechsel von Levetiracetam zu Lamotrigin und erlebt eine furchtbare Zeit mit vielen Anfällen.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Erfahrungen individuell sind und nicht auf alle Patienten zutreffen müssen.

Alternativen und begleitende Maßnahmen

Während des Absetzprozesses können verschiedene Maßnahmen helfen, die Symptome zu lindern und den Körper zu unterstützen.

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  • Tagebuch führen: Dokumentieren Sie mögliche Nebenwirkungen, Auslöser und die allgemeine tägliche Erfahrung während des Absetzprozesses.
  • Selbstfürsorge: Priorisieren Sie Aktivitäten, die Ihnen guttun und Entspannung fördern, wie Spaziergänge, Meditation, Lesen oder andere Hobbys.
  • Unterstützung suchen: Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit Freunden oder Familie, die Sie als unterstützend und verständnisvoll erleben, oder suchen Sie Unterstützung in entsprechenden Foren.
  • Gesunde Lebensweise: Achten Sie darauf, dass Sie sich ausgewogen ernähren, ausreichend schlafen und regelmäßig Bewegung bekommen, um Ihrem Körper dabei zu helfen, sich anzupassen und zu stabilisieren.

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, alternative Medikamente oder Therapien in Betracht zu ziehen. Ein Neurologe kann die verschiedenen Optionen bewerten und eine individuelle Empfehlung aussprechen.

Lamotrigin: Wirkung und Anwendungsgebiete

Lamotrigin ist ein Antiepileptikum der 2. Generation, das zur Behandlung von Krampfanfällen und zur Vorbeugung von depressiven Episoden bei Bipolarer Störung eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Übererregbarkeit im Gehirn reduziert und die Stimmung stabilisiert.

  • Wirkungsweise: Lamotrigin senkt die Übererregbarkeit durch Blockade von bestimmten Ionenkanälen (vor allem spannungsabhängigen Natrium- und Calciumkanälen) in den Nervenzellen und vermindert so die Gefahr eines epileptischen Anfalls.
  • Anwendungsgebiete:
    • Monotherapie und Zusatztherapie gewisser Formen von Epilepsie
    • Lennox-Gastaut-Syndrom (seltene und schwere kindliche Epilepsieform)
    • Prävention von Depressionen bei Patienten mit bipolarer Störung

Wichtige Hinweise zur Einnahme von Lamotrigin

  • Dosierung: Die passende Dosis wird individuell für jeden Patienten ermittelt. Zunächst beginnt man mit einer niedrigen Tagesdosis, die dann schrittweise erhöht wird.
  • Einnahme: Lamotrigin wird meistens in Form von Tabletten angewendet, es gibt aber auch Suspensionen, die sich leichter schlucken lassen. Die Einnahme erfolgt meist einmal täglich. Es wird empfohlen, die Tabletten möglichst immer zur gleichen Tageszeit vor oder nach einer Mahlzeit einzunehmen.
  • Nebenwirkungen: Sehr häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen und Hautausschlag. Häufig treten Schwindel, Müdigkeit, Schlafprobleme, Aggressivität, Reizbarkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Mundtrockenheit auf.
  • Wechselwirkungen: Lamotrigin kann mit anderen Medikamenten interagieren. Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Lamotrigin gilt als Mittel der Wahl bei Epileptikerinnen während der Schwangerschaft. Der Wirkstoff kann in die Muttermilch übergehen. Deshalb sollte stets der Nutzen des Stillens gegen das jeweilige Risiko für den Säugling abgewogen werden.
  • Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen: Durch die Einnahme von Lamotrigin kann die Reaktionsfähigkeit stark beeinträchtigt sein. Experten empfehlen deshalb insbesondere zu Beginn der Behandlung auf die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und das Bedienen von schweren Maschinen zu verzichten.

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