Lamotrigin ist ein Antiepileptikum der zweiten Generation, das hauptsächlich zur Behandlung von Epilepsien eingesetzt wird. Es findet auch Anwendung bei Depressionen und zur Langzeitprophylaxe von bipolaren Störungen, insbesondere wenn Lithium nicht geeignet oder ausreichend wirksam ist. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Überblick über die Dosierung von Lamotrigin bei Epilepsie, einschließlich Anwendungshinweisen, Nebenwirkungen und wichtigen Überlegungen.
Anwendung von Lamotrigin
Der Wirkstoff Lamotrigin wird vor allem in der Therapie von Epilepsien eingesetzt. Wichtige Anwendungsgebiete sind Grand-Mal-Anfälle sowie fokale und psychomotorische Anfälle bei Patienten ab 12 Jahren. Bei fokalen Epilepsien ist es Mittel erster Wahl, bei Absence-Epilepsien und myoklonalen Anfällen Mittel zweiter Wahl. Für das Lennox-Gastaut-Syndrom darf Lamotrigin bereits ab dem 2. Lebensjahr angewendet werden. Als Antiepileptikum kann es entweder in Form einer Monotherapie eingesetzt werden oder als ergänzendes Arzneimittel zu anderen Präparaten.
Darreichungsform und Anwendungshinweise
Lamotrigin wird überwiegend in Tablettenform angewendet, wobei die Dosierungen 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg und 200 mg erhältlich sind. Tabletten können entweder gekaut, im Ganzen mit etwas Wasser geschluckt oder in wenig Wasser aufgelöst und dann getrunken werden. Es ist wichtig, Teilmengen der Tabletten nicht zu verabreichen. Wenn die berechnete Lamotrigin-Dosis nicht durch Anwendung ganzer Tabletten erreicht werden kann, sollte die Dosis auf die nächste ganze Tablette abgerundet werden. Es wird empfohlen, die Tabletten möglichst immer zur gleichen Tageszeit vor oder nach einer Mahlzeit einzunehmen.
Dosierung bei Epilepsie
Die Dosierung von Lamotrigin wird an das Alter der Patienten angepasst und langsam auf die Ziel- oder Erhaltungsdosis gesteigert. Man unterscheidet zwischen einer Monotherapie mit Lamotrigin oder einer Zusatztherapie von Lamotrigin mit weiteren antiepileptisch wirkenden Medikamenten.
Erwachsene und Jugendliche ab 13 Jahren
Monotherapie
- Woche 1+2: 25 mg/Tag (1-mal täglich)
- Woche 3+4: 50 mg/Tag (1-mal täglich)
- Erhaltungsdosis: 100-200 mg/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED morgens und abends)
Zusatzbehandlung
- a) ohne Valproat und mit Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin:
- Woche 1+2: 50 mg 1-mal täglich
- Woche 3+4: 100 mg/Tag (aufgeteilt in 2 ED)
- Erhaltungsdosis: 200-400 mg/Tag (aufgeteilt in 2 ED morgens und abends)
- b) ohne Valproat und ohne Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin:
- Woche 1+2: 25 mg 1-mal täglich
- Woche 3+4: 50 mg 1-mal täglich
- Erhaltungsdosis: 100-200 mg 1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED morgens und abends
- c) Zusatzbehandlung mit Valproat:
- Woche 1+2: 25 mg jeden 2. Tag
- Woche 3+4: 25 mg 1-mal täglich
- Erhaltungsdosis: 100-200 mg 1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED morgens und abends
Kinder und Jugendliche von 2-12 Jahren
Monotherapie typischer Absencen
- Woche 1+2: 0,3 mg/kg KG/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED)
- Woche 3+4: 0,6 mg/kg KG/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED)
- Erhaltungsdosis: 1-15 mg/kg KG/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED mit max. Erhaltungsdosis von 200 mg/Tag)
Zusatzbehandlung
- a) ohne Valproat und mit Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin:
- Woche 1+2: 0,6 mg/kg KG/Tag (aufgeteilt in 2 ED morgens und abends)
- Woche 3+4: 1,2 mg/kg KG/Tag (aufgeteilt in 2 ED morgens und abends)
- Erhaltungsdosis: 5-15 mg/kg KG/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED morgens und abends) mit der max. Erhaltungsdosis von 400 mg/Tag
- b) ohne Valproat und ohne Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin:
- Woche 1+2: 0,3 mg/kg KG/Tag 1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED
- Woche 3+4: 0,6 mg/kg KG/Tag 1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED
- Erhaltungsdosis: 1-10 mg/kg KG/Tag 1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED mit der max. Erhaltungsdosis von 200 mg/Tag
- c) mit Valproat:
- Woche 1+2: 0,15 mg/kg KG/Tag (1-mal täglich)
- Woche 3+4: 0,3 mg/kg KG/Tag (1-mal täglich)
- Erhaltungsdosis: 1-5 mg/kg KG/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED morgens und abends) mit der max. Erhaltungsdosis von 200 mg/Tag
Kinder unter 2 Jahren
Die Anwendung von Lamotrigin bei Kindern unter 2 Jahren wird nicht empfohlen. Es liegen nur begrenzte Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Lamotrigin als Zusatztherapie bei partiellen Anfällen bei Kindern im Alter von 1 Monat bis 2 Jahren vor. Für Kinder im Alter bis zu 1 Monat liegen keine Daten vor.
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Dosierung bei Bipolarer Störung
Bei bipolaren Störungen ist eine Behandlung mit Lamotrigin ab dem 18. Lebensjahr möglich.
Erwachsene ab 18 Jahren
Monotherapie oder Zusatztherapie ohne Valproat und ohne Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin:
- Woche 1+2: 25 mg/Tag (1-mal täglich)
- Woche 3+4: 50 mg/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED)
- Woche 5: 100 mg/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED)
- Stabilisierende Zieldosis (Woche 6): 200 mg/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED)
Zusatztherapie mit Valproat:
- Woche 1+2: 25 mg jeden 2. Tag
- Woche 3+4: 25 mg/Tag (1-mal täglich)
- Woche 5: 50 mg/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED)
- Stabilisierende Zieldosis (Woche 6): 100 mg/Tag (1-mal täglich oder aufgeteilt in 2 ED)
- In Abhängigkeit vom klinischen Ansprechen kann eine Maximaldosis von 200 mg/Tag angewendet werden.
Zusatztherapie ohne Valproat und mit Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin:
- Woche 1+2: 50 mg/Tag (1-mal täglich)
- Woche 3+4: 100 mg/Tag (aufgeteilt in 2 ED)
- Woche 5: 200 mg/Tag (aufgeteilt in 2 ED)
- Stabilisierende Zieldosis: 300 mg/Tag (in Woche 6), bei Bedarf auf 400 mg/Tag erhöhen (in Woche 7) (aufgeteilt in 2 ED)
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Die Anwendung von Lamotrigin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da keine ausreichenden Daten vorliegen.
Besondere Patientengruppen
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Lamotrigin sollte bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion mit Vorsicht verabreicht werden. Bei terminaler Niereninsuffizienz sollten die Anfangsdosen auf den gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln basieren. Bei erheblich eingeschränkter Nierenfunktion kann eine reduzierte Erhaltungsdosis wirksam sein.
Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion
Bei Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh Grad B) sollten die Initial-, Steigerungs- und Erhaltungsdosen um ca. 50 % reduziert werden. Bei schwerer Leberfunktionsstörung (Child-Pugh Grad C) ist eine Reduktion um ca. 75 % erforderlich. Die Steigerungs- und die Erhaltungsdosen sollten dem klinischen Ansprechen angepasst werden.
Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Lamotrigin zählen Hautreaktionen mit Ausschlägen, Fleckenbildungen und Juckreiz sowie Sehstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, starke Reizbarkeit und Aggressivität. Häufige Nebenwirkungen von Lamotrigin sind sedierende wie psychomotorisch aktivierende Effekte, Magen-Darm-Beschwerden sowie Rücken- und Gelenkschmerzen.
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Eine schwerwiegende Nebenwirkung ist das DRESS-Syndrom (Drug Rash with Eosinophilia and Systemics Symptoms). Im Folgenden sind Nebenwirkungen von Lamotrigin nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:
- Sehr häufig: Kopfschmerzen, Hautausschlag
- Häufig: Aggressivität, Reizbarkeit, Somnolenz, Schwindel, Tremor, Insomnie, Agitiertheit, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Mundtrockenheit, Arthralgie, Müdigkeit, Schmerzen, Rückenschmerzen
- Gelegentlich: Ataxie, Diplopie, Verschwommensehen
- Selten: Nystagmus, aseptische Meningitis, Konjunktivitis, Stevens-Johnson-Syndrom
- Sehr selten: Blutbildveränderungen einschließlich Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, aplastischer Anämie und Agranulozytose, Überempfindlichkeitssyndrom (einschließlich Symptomen wie Fieber, Lymphadenopathie, Gesichtsödem, abnorme Blut- und Leberwerte, disseminierte intravaskuläre Gerinnung, Multiorganversagen), Verwirrtheit, Halluzinationen, Tics, Standunsicherheit, Bewegungsstörungen, Verschlimmerung der Parkinson-Krankheit, extrapyramidale Nebenwirkungen, Choreoathetose, Zunahme der Anfallsfrequenz, Leberversagen, Leberfunktionsstörungen, erhöhte Leberfunktionswerte, toxisch epidermale Nekrolyse, Lupus-ähnliche Reaktionen
- Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit: Lymphadenopathie, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS)
Wechselwirkungen
Bekannte Wechselwirkungen treten bei folgenden Wirkstoffen auf und machen unter Umständen eine Dosisanpassung notwendig:
- Kontrazeptiva mit Ethinylestradiol oder Levonorgestrel: erhöhte Clearance von Lamotrigin um ca. das Zweifache
- Valproat: erhöhte Halbwertszeit von Lamotrigin
- Phenytoin, Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon, Rifampicin, Lopinavir/Ritonavir, Ethinylestradiol/Levonorgestrel-Kombinationen, Atazanavir/Ritonavir: beschleunigter Abbau von Lamotrigin
- Carbamazepin: mögliches Auftreten von zentralnervösen Störungen; verschwindet nach Dosisreduktion von Carbamazepin
- Oxcarbazepin: möglicherweise erniedrigte Lamotrigin-Spiegel
- Topiramat: Anstieg der Topiramatkonzentration
- Olanzapin: um 20 bis 24 % reduzierte AUC und Cmax von Lamotrigin möglich
Kontraindikationen
Bei einer Überempfindlichkeit gegen Lamotrigin oder sonstige Bestandteile des jeweiligen Präparates ist die Anwendung von Lamotrigin kontraindiziert.
Schwangerschaft und Stillzeit
Behandlungen mit Lamotrigin erhöhen das Risiko von kongenitalen Fehlbildungen. Eine Beratung durch den Facharzt wird empfohlen. Ist eine fortgeführte Therapie mit Lamotrigin während der Schwangerschaft notwendig, sollte die niedrigste mögliche Dosis gewählt werden. Unter Umständen ist auch eine zusätzliche Gabe von Folsäure ratsam. Da der Plasmaspiegel von Lamotrigin durch die Schwangerschaft und Entbindung beeinflusst werden kann, wird ebenfalls empfohlen, regelmäßige Kontrollen anzusetzen.
Da Lamotrigin in die Muttermilch übergehen kann, sollten die Nutzen und Risiken des Stillens beim Säugling während einer Lamotrigintherapie abgewogen werden.
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Wichtige Hinweise
- Das Reaktionsvermögen kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, vor allem in höheren Dosierungen oder in Kombination mit Alkohol, beeinträchtigt sein.
- Die Wirkung der Anti-Baby-Pille kann durch das Arzneimittel beeinträchtigt werden. Für die Dauer der Einnahme sollten zusätzliche Maßnahmen zur Empfängnisverhütung getroffen werden.
- Vermeiden Sie übermäßige UV-Strahlung, z.B. in Solarien oder bei ausgedehnten Sonnenbädern, weil die Haut während der Anwendung des Arzneimittels empfindlicher reagiert.
- Durch plötzliches Absetzen können Probleme oder Beschwerden auftreten. Deshalb sollte die Behandlung langsam, das heißt mit einem schrittweisen Ausschleichen der Dosis, beendet werden.
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