Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben von Betroffenen und Angehörigen grundlegend verändern kann. Die plötzliche Schädigung von Teilen des Gehirns, die sich in neurologischen Symptomen wie Taubheitsgefühlen oder Sprachstörungen äußert, erfordert eine schnelle Behandlung, um die Folgen zu minimieren. Doch auch nach der Akutversorgung stehen Betroffene vor der Herausforderung, sich an ein Leben mit möglicherweise bleibenden Schäden anzupassen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Lebens nach einem schweren Schlaganfall, von den unmittelbaren Folgen und Rehabilitationsmaßnahmen bis hin zu langfristigen Perspektiven und Unterstützungsmöglichkeiten.
Was ist ein Schlaganfall? Ursachen und Folgen
Bei einem Schlaganfall, auch Apoplex genannt, kommt es zu einer Schädigung von Teilen des Gehirns durch eine Durchblutungsstörung. Diese Störung führt zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen, was zum Absterben von Nervenzellen und somit zu Ausfallerscheinungen führt. Man unterscheidet zwischen zwei Hauptursachen:
- Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall): Hierbei wird ein Blutgefäß durch ein Blutgerinnsel verlegt, was zu einer Durchblutungsstörung führt.
- Hirnblutung (hämorrhagischer Infarkt): Diese entsteht meist durch hohen Blutdruck, veränderte Gefäßwände oder Gefäßmissbildungen und kann das Gehirngewebe schädigen.
Die Folgen eines Schlaganfalls sind vielfältig und hängen davon ab, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind und in welchem Ausmaß die Schädigung vorliegt. Da im Gehirn Informationen aus dem gesamten Körper zusammenlaufen und verschiedene Hirnregionen auf unterschiedliche Aufgaben spezialisiert sind, können die resultierenden Symptome sehr unterschiedlich sein. Zu den häufigsten Folgen gehören:
- Lähmungen
- Verkrampfte Muskulatur (Spastiken)
- Bewegungs- und Empfindungsstörungen
- Sprach- und Schluckstörungen
- Sehstörungen
- Bewusstseinsstörungen und Schwindel
- Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen
- Antriebslosigkeit
Auch "kleine Schlaganfälle", bei denen das Blutgefäß nur vorübergehend verschlossen ist, oder "stumme Schlaganfälle", bei denen klassische Symptome ausbleiben, sind ernst zu nehmen und bedürfen einer umgehenden Behandlung, da sie das Risiko für einen vollständigen Schlaganfall erhöhen.
Die Akutbehandlung: "Time is Brain"
Je schneller und effizienter ein Patient nach einem Schlaganfall behandelt wird, desto mehr Nervenzellen im Gehirn können „gerettet“ werden. Bei einem akuten Schlaganfall gilt der Leitsatz „Time is brain“ (Zeit ist Gehirn). Das heißt, jede Minute zählt! In vielen Kliniken gibt es spezielle Abteilungen für Schlaganfall-Patienten, sogenannte „Stroke Units“, die auf die multidisziplinäre Behandlung von Schlaganfällen spezialisiert sind.
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Bei der Schlaganfall-Diagnose wird die Ursache unter anderem mittels der bildgebenden Verfahren CT und MRT in wenigen Minuten beantwortet. Steht die Ursache des Apoplex / Schlaganfalls fest, folgt die weitere Behandlung.
Hat ein Blutgerinnsel den Apoplex ausgelöst, erfolgt - wenn möglich - die sogenannte Thrombolyse oder „Lyse-Therapie“. Dabei werden dem Schlaganfall-Patienten Medikamente verabreicht, die das Blutgerinnsel auflösen sollen. Diese Therapie ist in Einzelfällen bis zu neun Stunden nach dem Auftreten ersten Symptome möglich. Als weitere Methode steht die sogenannte Thrombektomie zur Verfügung, wenn größere Blutgefäße im Gehirn verschlossen sind. Hierbei handelt es sich um ein katheterbasiertes Verfahren, bei dem ähnlich wie bei einer Herzkatheteruntersuchung versucht wird, das verschlossene Gefäß wieder zu eröffnen. Hierzu wird der Katheter über die Leistenarterie eingeführt. Wenn möglich, versuchen Ärztinnen und Ärzte, beide Verfahren (Thrombolyse und Thrombektomie) zu kombinieren. Die Erfolgsaussichten sind umso größer, je früher nach Auftreten der Symptome die Behandlung erfolgen kann.
Ist der Apoplex Folge einer Hirnblutung, so wird der Patient möglicherweise am offenen Gehirn operiert. Dieses Verfahren kommt jedoch nicht bei allen Hirnblutungen zur Anwendung, sondern hängt von der Art und Lokalisation der Blutung ab. In der Regel erfolgt die Überwachung auf der „Stroke Unit“, um den Blutdruck rasch zu senken und Komplikationen früh zu erkennen und zu behandeln. Bewusstlose oder beatmungspflichtige Patienten kommen direkt auf die Intensivstation und werden ganzheitlich überwacht. Blutdruck und Blutzucker des Schlaganfall-Patienten müssen exakt eingestellt werden. Ist ein Blutgefäß verstopft, versuchen Ärzte, das Gerinnsel aufzulösen und/oder zu entfernen.
Rehabilitation: Der Weg zurück ins Leben
Nach der Akutversorgung beginnt die Phase der Rehabilitation, deren Ziel es ist, verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern. Die Rehabilitation ist stets individuell, denn letztlich gleicht kaum ein Schlaganfall dem anderen. Der Krankenhausaufenthalt nach einem Schlaganfall dauert etwa sieben bis zehn Tage an. Nach diesem Krankenhausaufenthalt sind weiterführende Reha-Maßnahmen sinnvoll. Eine besondere Form der Rehabilitation ist die neurologische Reha.
Frührehabilitation
Oberstes Ziel der Frührehabilitation (kurz: Frühreha) nach einem Schlaganfall ist es, die körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Körperfunktionen, die durch den Schlaganfall womöglich geschädigt wurden. Je früher geeignete Therapiemaßnahmen und Übungen umgesetzt werden, desto eher können die Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerere Folgeschäden verringert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute bereits ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten.
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Leider erhalten nicht alle Schlaganfall-Patienten eine Reha - Krankenkassen argumentieren oft mit den hohen Kosten. Doch lassen Sie sich nicht irritieren: Seit 2007 haben viele ältere Patienten einen Rechtsanspruch auf eine geriatrische Rehabilitation. Fragen Sie Ihren Arzt beziehungsweise den Ihres Angehörigen gezielt nach der Verordnung einer „geriatrischen Rehabilitation“. Außerdem können Sie ihn darum bitten, dass er alle akuten und chronischen Krankheiten und Einschränkungen von Ihnen beziehungsweise Ihrem Angehörigen auflistet. Häufig koordinieren auch die Hausärzte von Schlaganfall-Patienten die weitere Behandlung nach der Klinik-Entlassung. Ziel hierbei ist es, das gewohnte Alltagsleben - so weit wie möglich - wiederherzustellen. Vor allem in den ersten sechs Monaten nach einem Schlaganfall sollte besonders viel trainiert werden. Je nach Bedarf beziehungsweise dem Ausmaß der verbliebenen Schäden können dabei verschiedene Maßnahmen sowie Therapien zur Anwendung kommen, die ärztlich verordnet werden können. Je nach Bedarf kann Ihnen Ihr Arzt auch geeignete Hilfsmittel verschreiben, die Ihren Alltag unter Umständen erleichtern. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrem Umfeld möglichst offen über alle Herausforderungen in Ihrer Alltagsgestaltung, die Sie seit Ihrem Schlaganfall begleiten. Nur so erhalten Sie an entsprechender Stelle die so wichtige Unterstützung. Wichtig aus dem Grund, weil verlorengegangene Fähigkeiten unter Umständen wieder vollständig erlernt werden können. Schlaganfall-Patienten müssen auf jeden Fall eine Menge Geduld aufbringen. Viele Betroffene müssen das Gehen und Sprechen wieder neu lernen und das dauert einfach seine Zeit. Wie lange der Reha-Aufenthalt nach einem Schlaganfall dauert, richtet sich nach mehreren Faktoren. Welcher Kostenträger für die Rehabilitation nach einem Schlaganfall zuständig ist, richtet sich nach bestimmten Faktoren im Einzelfall.
Therapieansätze
- Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie: Zur Förderung der Selbstständigkeit im Alltag, beispielsweise durch Training von Aktivitäten wie Anziehen, Essen oder Kochen.
- Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Neuropsychologie: Zur Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen wie Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- oder Orientierungsstörungen.
Häufige Fragen und Antworten zur Rehabilitation
- Wer übernimmt die Nachsorge nach einem Schlaganfall? In der Regel sollte die Hausarztpraxis die weitere Versorgung übernehmen. Bei weiterhin bestehenden neurologischen Defiziten sollten Kardiologen oder Neurologen hinzugezogen werden.
- Wie finde ich die richtigen Therapeuten? Voraussetzung sollte sein, dass die Praxis Erfahrung in der Behandlung neurologischer Patienten hat. Für die Rehabilitation des Ganges sollte sie über ein Laufband verfügen. Gerätegestützte Therapie ist kein Muss, hilft aber auch in der Armrehabilitation. Und ganz wichtig: Die Chemie sollte stimmen. Schauen Sie sich die Praxis vorher an.
- Was ist von Intensivtherapien zu halten? Studien haben erwiesen, dass man durch eine hohe Therapiedichte auch längere Zeit nach dem Schlaganfall noch Fortschritte machen kann. Allerdings übernehmen die Krankenkassen in der Regel nicht die Kosten dieser Intensivtherapien. Sprechen Sie mit der Praxis darüber, welche Möglichkeiten es gibt.
- Was tun bei zunehmenden Verkrampfungen des Armes? Es bleibt dabei, dass die Basistherapie aus Physio- und Ergotherapie unersetzlich ist. Möglicherweise kommt für Sie eine erneute Rehabilitation in Frage. Zusätzlich kann eine Versorgung mit Hilfsmitteln wie einer Orthese erfolgen. Auch die medikamentöse Behandlung, zum Beispiel die lokale Anwendung von Botulinumtoxin, sollte geprüft werden. Meist lassen sich durch ein multimodales Therapiekonzept noch signifikante Erfolge erzielen.
- Gibt es spezielle Sportangebote für Schlaganfall-Patienten? Grundsätzlich sollten Sie unabhängig von Angeboten darauf achten, sich ausreichend zu bewegen. Da können tägliche Spaziergänge schon ein guter Anfang sein. Für Schlaganfall-Patienten gibt es zusätzlich in vielen Regionen spezielle Rehasport-Gruppen. Rehasport wird vom Arzt verordnet und die Krankenkassen übernehmen nach vorheriger Genehmigung die Kosten. Nach Angeboten können Sie sich beim Deutschen Behindertensportverband e.V. oder bei den jeweiligen Landessportverbänden der Bundesländer erkundigen.
- Wie bekommen wir eine weitere stationäre Reha? Eine stationäre Reha wird auf Antrag beim Sozialleistungsträger bewilligt, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen dafür vorliegen. Erstens: Die Rehafähigkeit - der Patient kann die Rehamaßnahme durchführen. Zweitens: Die Rehaprognose - das beabsichtigte Rehaziel wird in einem bestimmten Zeitraum erwartet. Dabei reicht die Erwartung, das Ziel muss nicht zwingend erreicht werden. Drittens muss die medizinische Notwendigkeit bestehen. Das heißt: Ambulante Maßnahmen reichen nicht aus, um das mit stationärer Reha verfolgte Ziel zu erreichen.
Langzeitfolgen und Bewältigungsstrategien
Auch nach Abschluss der Rehabilitation können Langzeitfolgen bestehen bleiben, die den Alltag beeinträchtigen. Dazu gehören neben körperlichen Einschränkungen auch kognitive Beeinträchtigungen, psychische Probleme wie Depressionen oder Angstzustände sowie sozialeIsolation.
Umgang mit körperlichen Einschränkungen
Eine anhaltende Lähmung, die größere Teile des Körpers betrifft, kann Aktivitäten erschweren oder unmöglich machen. Da abgestorbene Nervenzellen nicht nachwachsen, können die Symptome eines Schlaganfalls dauerhaft bestehen bleiben. Das Gehirn kann sich wiederum bis zu einem gewissen Maße anpassen, wodurch sich Ausfallerscheinungen wie Gedächtnislücken bessern oder teilweise ausgeglichen werden können.
Je nach Ausmaß der Erkrankung und Verlauf der Therapie sind manchmal auch nur vereinzelte Fähigkeiten wie das Auto- oder Radfahren eine gewisse Zeit lang beeinträchtigt. Hier gilt es, diese wieder zu trainieren und Sicherheit darin zu gewinnen. Aber auch wenn Sie möglicherweise nicht stark eingeschränkt sind, braucht es immer etwas Zeit, bis sich der gewohnte Alltag wieder einstellt.
Autofahren nach einem Schlaganfall
Wenn Sie ein Auto fahren, ist Ihre Fahrtüchtigkeit nach einem Schlaganfall in gewisser Hinsicht zweifach beeinträchtigt. Zum einen besteht die Gefahr, dass Sie plötzlich einen erneuten Schlaganfall erleiden. Zum anderen besteht die Gefahr, dass Ihre Leistungsfähigkeit durch die Folgen des Schlaganfalls vermindert ist - etwa durch Lähmungen, Seh-Störungen oder eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit. In beiden Fällen gefährden Sie am Steuer eines Autos somit sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer.
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Der Gesetzgeber verlangt von allen Menschen mit Führerschein Eigenverantwortung - ob Schlaganfall-Patient oder nicht. Überprüfen Sie sich daher immer wieder selbst, ob Sie ein Fahrzeug sicher durch den Verkehr lenken. Nach einer Erkrankung wie einem Schlaganfall verlangt das Gesetz aber, dass Betroffene "in geeigneter Weise Vorsorge" treffen, damit sie am Lenkrad nicht zur Gefahr werden. Dazu gehört, dass sich Patienten sachkundige Hilfe holen.
Die erste Anlaufstelle ist Ihr behandelnder Arzt. Er ist in der Lage, einzuschätzen, ob Sie sich noch beziehungsweise schon wieder ans Steuer setzen sollten oder aus Sicherheitsgründen auf das Autofahren verzichten sollten. Dieser Verzicht ist entweder vorübergehend - solange bis Sie wieder fit genug zum Fahren ist - oder dauerhaft, etwa bei bleibenden Lähmungen. Informieren Sie außerdem die zuständige Behörde (Führerscheinstelle) freiwillig über den Schlaganfall und reichen Sie dort ein fachärztliches Gutachten ein, das nicht älter als sechs Monate ist. Das ist zum Beispiel der Entlassungs-Bericht einer Reha-Klinik oder das Gutachten eines Neurologen mit verkehrsmedizinischer Qualifikation. Dieser Experte entscheidet, ob zum Beispiel zusätzliche Fahrstunden, der Gang zum Augenarzt oder ein neuropsychologisches Gutachten erforderlich sind.
Meist entscheidet die Behörde auf Basis der Unterlagen, ob Sie (eventuell mit Auflagen beziehungsweise Beschränkungen) weiter Auto fahren dürfen oder Ihren Führerschein abgeben müssen. Reicht der Behörde das Gutachten nicht, veranlasst sie eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU).
Berufliche Perspektiven
Für berufstätige Schlaganfall-Patienten stellt sich die Frage nach der beruflichen Zukunft. Sprechen Sie schon während der Rehabilitation mit Ihrem Arzt über eine mögliche Rückkehr in den Beruf beziehungsweise eine Neuorientierung.
Die wichtigsten Ansprechpartner bei solchen Fragen sind die Agentur für Arbeit und die Träger der Rentenversicherung. Sie fördern unter anderem Maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung durch Einarbeitungs-Zuschüsse und Umschulung. Zentrale Aufgabe der beruflichen Rehabilitation ist es, die richtige Arbeit für Sie zu finden. Grundsätzlich gibt es folgende Möglichkeiten: Ob für Sie die Möglichkeit besteht, dass Sie Ihre frühere Tätigkeit ganz oder teilweise wieder aufnehmen, hängt von Ihrem Beruf und dem Grad der körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen nach dem Schlaganfall ab. Daher gilt es festzustellen, ob und wie sich Ihre Fähigkeit zur Arbeit verbessert oder wiederherstellen lässt. Holen Sie sich ausführliche Beratung zu den Möglichkeiten der Arbeitsplatz-Anpassung, Umschulung oder Teilzeit-Beschäftigung.
Umgang mit kognitiven Beeinträchtigungen
Vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach einem Schlaganfall klagen viele Betroffene über Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit wie Aufmerksamkeits-, Sprach- und Gedächtnisstörungen. Einschränkungen im Alltag werden in diesem Zeitraum von vielen als störend empfunden.
Psychische Folgen und Unterstützung
Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Erlebnis, das dazu führen kann, dass betroffene Personen nicht mehr ihrer gewohnten Tätigkeit nachgehen können oder pflegebedürftig werden. Dies kann erhebliche Folgen für die Psyche haben. Ängste und Niedergeschlagenheit sind unmittelbar nach dem Vorfall normal, auch schwerwiegende Depressionen sind möglich. Es ist deshalb ratsam, sich gegebenenfalls entsprechende Hilfe zu suchen und psychische Probleme nicht ausschließlich als vorübergehendes oder unveränderliches Problem nach einem Schlaganfall anzusehen.
Sowohl für Schlaganfall-Patienten selbst als auch für deren Angehörige können Schlaganfall-Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung sein, um mit den Folgen und Auswirkungen eines Schlaganfalls zu leben. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist eine gute Adresse, wenn es darum geht, Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzunehmen.
Ernährung nach einem Schlaganfall
Eine besondere Ernährung nach einem Schlaganfall kann eine gute Prävention sein, um einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Mit einer gesunden Ernährung im Alter können Risikofaktoren wie zu hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte durchaus in Schach gehalten werden, die als Ursache für einen Schlaganfall gelten können. Orientieren Sie sich an den Grundregeln der „mediterranen Diät“: Eine Mischkost aus viel Obst und Gemüse, Olivenöl, Fisch sowie wenig rotem Fleisch.
Ein Schlaganfall führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu einer akuten Schluckstörung, rund ein Viertel der Betroffenen leidet an einer chronischen Schluckstörung (Dysphagie). Ein gestörter Schluckreflex muss immer behandelt werden. Zum einen, weil der Betroffene sonst Gefahr läuft, mangelernährt zu werden. Zum anderen, weil Nahrungsreste in die Lunge gelangen können.
Reisen nach einem Schlaganfall
Wenn Sie sich von Ihrem Schlaganfall erholt haben, dürfen Sie meist auch wieder in den Urlaub fahren. Sogar Flugreisen sind prinzipiell erlaubt. Es kommt aber vor allem darauf an, wie fit Sie sich fühlen. Überschätzen Sie Ihre Leistungsfähigkeit nicht - eine genaue Absprache mit dem Arzt ist wichtig. Er berücksichtigt auch eventuelle Begleit-Erkrankungen, die viele Schlaganfall-Patienten haben. Das ist zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit (KHK), Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Bluthochdruck.
Generell gilt: Keine Extreme! Bergtouren über 2.500 Meter Meereshöhe, Tiefsee-Tauchen, eine Foto-Safari durch den Dschungel oder Kreuzfahrten in der Arktis sind keine geeigneten Reisepläne für Schlaganfall-Patienten. Bereiten Sie sich gut auf die Reise vor. Buchen Sie zum Beispiel, falls notwendig, eine behindertengerechte Unterkunft. Informieren Sie sich über die medizinische Versorgung vor Ort. Erkundigen Sie sich beim Arzt über empfohlene Impfungen. Lassen Sie sich außerdem von ihm ein Attest über Ihre Diagnose und Behandlung ausstellen (eventuell in Englisch). Achten Sie auch darauf, dass Sie ausreichende Mengen aller Medikamente (oder entsprechende Rezepte) mitnehmen, die Sie regelmäßig einnehmen müssen (wie Gerinnungs-Hemmer oder Blutdrucksenker). Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wie Sie die Medikamente richtig transportieren und lagern. Vor Reisen ins Ausland ist es ratsam, eine Auslands-Krankenversicherung mit Rücktransport im Krankheitsfall abzuschließen.
Tipps für Angehörige
Die Folgen eines Schlaganfalls betreffen nicht nur die Patienten selbst, sondern auch die Menschen, die deren Leben teilen. Die Angehörigen benötigen meist viel Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Außerdem ist es oft notwendig, dass sie ihr eigenes Leben komplett umkrempeln, um bei der Versorgung des Patienten zu helfen. In manchen Fällen stoßen auch Pflegekräfte oder Therapeuten an ihre Grenzen und benötigen die Unterstützung der Angehörigen.
Besonders problematisch ist es für Angehörige von Schlaganfall-Patienten, wenn sich durch die Erkrankung die Persönlichkeit eines vertrauten Menschen verändert. Auf die Hilflosigkeit und den plötzlichen Wegfall der eigenen Fähigkeiten reagieren viele Betroffene zunächst mit Verzweiflung und Depression, andere zeigen eher Aggressionen. Manchmal ist infolge des Hirninfarkts auch die Gefühls-Kontrolle im Gehirn betroffen. Dann kommt es beispielsweise vor, dass der Erkrankte in unpassenden Situationen plötzlich lacht oder weint. Für Angehörige ist dies mitunter erheblich belastend. In solchen Momenten ist es wichtig, Aggressionen und Tränen nicht automatisch auf sich selbst zu beziehen.
Treffen Sie als Angehöriger keine Entscheidungen über den Kopf des Betroffenen hinweg. Besser ist es, den Patienten für sich selbst sprechen lassen. Das gilt vor allem dann, wenn es dem Betreffenden aufgrund des Schlaganfalls nicht mehr möglich ist, sich leicht verständlich zu machen. Geben Sie dem Patienten Zeit, sich mitzuteilen.
Angehörige sind die wichtigsten Helfer für Schlaganfall-Patienten auf dem Rückweg in ein möglichst selbstständiges Leben. Denn die Therapiesitzungen allein reichen in der Regel nicht aus, um zum Beispiel Sprache, Aufmerksamkeits-Fähigkeit oder Bewegungskontrolle zurückzugewinnen. Der ganze Alltag ist ein Trainingsparcours für die Betroffenen. Widerstehen Sie daher der Versuchung, den Betroffenen zu sehr zu bemuttern, ihm jeden Handschlag abzunehmen oder unvollständige Sätze für ihn zu Ende zu sprechen. Greifen Sie nur dann helfend ein, wenn der Betroffene überhaupt nicht dazu in der Lage ist, eine Situation alleine zu bewältigen oder zu erschöpft dazu ist.
Manche Angehörige machen auf der anderen Seite den Fehler, den Tag in ein Dauer-Training zu verwandeln. Das überfordert den Patienten unter Umständen vollkommen. Das Leben mit einer Behinderung ist vor allem anfangs sehr anstrengend, Ruhepausen sind darum dringend notwendig.
Ein Schlaganfall raubt einem Menschen viele Fähigkeiten, auf die er sich bislang verlassen und über die er sich definiert hat. Das nagt meist sehr am Selbstwertgefühl und an der Lebensfreude. Angehörige leisten somit einen wichtigen Beitrag, indem sie etwa mit gemeinsamen Unternehmungen, Ausflügen oder Treffen mit Freunden helfen, dass Betroffene verlorene Fähigkeiten zurückgewinnen. Aber Achtung: Für Menschen mit einer Aphasie (Sprach-Störung) sind viele alltägliche Situationen sehr anstrengend - dazu gehören vor allem laute Geräusch-Kulissen.
Lebenserwartung und Risikofaktoren
Obwohl ein Schlaganfall noch immer eine recht häufige Todesursache ist, überleben ihn die meisten Menschen bei rechtzeitiger Behandlung. Der entstandene Schaden am Gehirn kann die Lebenserwartung allerdings in den darauffolgenden Monaten und Jahren erheblich beeinflussen. Das liegt zum einen daran, dass die zugrunde liegenden Erkrankungen, etwa Arteriosklerose oder Diabetes mellitus, auf vielfältige Art und Weise zu Komplikationen führen und die Lebenserwartung verkürzen können. Außerdem ist das Risiko für weitere Ereignisse stark erhöht: Etwa eine von zehn betroffenen Personen erleidet innerhalb eines Jahres erneut einen Schlaganfall. Mehr als 80 Prozent der Betroffenen überleben das erste Jahr nach dem Schlaganfall, mehr als die Hälfte der Betroffenen unter 50 Jahren auch die nächsten fünf. Das Alter ist ein entscheidender Faktor: Zum einen sinkt mit zunehmendem Alter die verbleibende Lebenserwartung nach einem Schlaganfall. Zum anderen ist die Erkrankung bei jüngeren Personen seltener unmittelbar lebensbedrohlich: Lediglich eine von 100 Personen unter 44 Jahren stirbt innerhalb der ersten Tage nach einem Hirnschlag im Krankenhaus, bei den über 90-Jährigen sind es 19 Prozent. Daneben spielt die Ursache für den Schlaganfall eine Rolle: An Hirnblutungen versterben kurz- und mittelfristig mehr Menschen als an einem ischämischen Infarkt.
Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel oder weitere Erkrankungen, etwa Diabetes mellitus oder Bluthochdruck, beeinflussen die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall. Bei Menschen, die einen gesunden Lebensstil führen und Begleiterkrankungen konsequent und bestmöglich therapieren, ist sie höher. Regelmäßige Bewegung sowie eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse können das Risiko für einen weiteren Schlaganfall senken. Betroffene sollten weitgehend auf Lebensmittel verzichten, die viel Cholesterin, Salz oder tierische Fette enthalten. Diese fördern Arteriosklerose und Bluthochdruck, die wiederum das Schlaganfallrisiko erhöhen.
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