Viele ältere Menschen wünschen sich, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu leben. Das Zuhause ist ein Ort der Vertrautheit, an dem Erinnerungen und ein Gefühl der Sicherheit verankert sind. Doch mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. Die Diagnose Demenz wirft viele Fragen auf, insbesondere die Frage, wie lange ein selbstständiges Leben noch möglich ist.
Demenz und der Wunsch nach einem Leben in den eigenen vier Wänden
"Zu Hause ist es immer noch am schönsten." So sehen es viele ältere Menschen. Laut dem Statistischen Bundesamt lebte im Jahr 2014 jeder dritte über 65-Jährige allein, und die Tendenz ist steigend. Doch mit dem Alter wächst auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. Viele Betroffene verschweigen erste Anzeichen aus Angst, in ein Heim ziehen zu müssen. Dabei ist ein Umzug nicht immer sofort notwendig. Unter Umständen können Menschen mit Demenz vorerst in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.
Wird eine Demenz diagnostiziert, sind Angehörige und Freunde oft skeptisch, ob der Betroffene weiterhin allein leben kann. Doch das selbstgewählte Zuhause sollte man keinesfalls unterschätzen, sagt Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Ein Umzug in ein Heim gegen den Willen des Betroffenen kann den Zustand verschlechtern. Andererseits sind Sorgen, dass der Betroffene sich und andere gefährden könnte, durchaus berechtigt. Wie lässt sich dieser Konflikt lösen?
Voraussetzungen für ein selbstständiges Leben mit Demenz
Damit Menschen mit Demenz lange selbstbestimmt zu Hause leben können, sind bestimmte Voraussetzungen erforderlich:
- Ein offener Umgang mit der Krankheit
- Ein aufmerksames Umfeld
- Ein funktionierendes soziales Netzwerk
- Ein sicherer und demenzgerecht gestalteter Wohnraum
Offener Umgang mit der Krankheit
Eine der ersten Voraussetzungen ist, zu akzeptieren, dass man Hilfe braucht. „Das ist oft die größte Hürde“, sagt Ulrike Döring von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in Deutschland (ADS). Manche Betroffene verschweigen erste Anzeichen - aus Angst, dann vielleicht in ein Heim zu müssen. Dabei muss das nicht sein. Unter Umständen kann man auch mit Demenz vorerst allein zu Hause wohnen bleiben. Der Betroffene selbst sollte möglichst offen mit seiner Krankheit umgehen.
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Saskia Weiß von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft räumt ein, dass dies Mut erfordert. Aber wer freimütig zugibt, dement zu sein und sich deshalb manchmal nicht zurechtzufinden, stößt oft auf Verständnis und Hilfsbereitschaft. Generell sollte das Umfeld einem Demenzkranken aber nur an den Stellen zur Seite stehen, wo er Unterstützung braucht. Ist jemand noch mobil, hat aber Schwierigkeiten bei der Orientierung, muss man ihm zum Beispiel nicht gleich das Einkaufen abnehmen. Besser ist es, eine Begleitung zu organisieren.
Aufmerksames Umfeld
Das Umfeld des Demenzkranken sollte sensibilisiert werden, um dem Betreffenden eine sichere Orientierung zu bieten, damit er weiterhin gut alleine zu Hause leben kann. Menschen mit einer Demenz benötigen vor allem eine sichere, Orientierung bietende Umgebung, die es ihnen ermöglicht, sich weitgehend selbstständig und stressfrei in ihrem vertrauten Umfeld zu bewegen. Trotz aller mit der Erkrankung verbundenen Herausforderungen gibt es viele Dinge, die sie noch gut beherrschen, vor allem in ihrem gewohnten Lebensumfeld. Wenn es gelingt, ihnen hier Sicherheit zu geben, werden viele Dinge im Alltag einfacher - sowohl für den Demenzkranken, als auch für dessen Angehörigen.
Dabei sollten das alltägliche Umfeld, wie das Verkaufspersonal im Supermarkt oder der Bäckerei, der Bankangestellte sowie die Streifenpolizistin oder der Streifenpolizist mit ins Boot geholt werden. Menschen, die für das Thema Demenz sensibilisiert sind, wissen, wie sie mit den Betroffenen in bestimmten Situationen umgehen müssen. Dabei sollten sie auch verstehen, dass Menschen trotz einer Demenzerkrankung weiterhin das Recht auf ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen haben und dazu gehört auch mit Demenz allein zu Hause zu leben.
Tragfähiges soziales Netzwerk
Studien im angloamerikanischen Raum haben gezeigt, dass Menschen mit Demenz alleine annähernd so sicher leben können wie solche, die mit Angehörigen zusammenwohnen, wenn sie in ein tragfähiges soziales Netzwerk eingebunden sind. „Voraussetzung für ein weiteres Alleinleben einer dementen Person ist in aller Regel ein funktionierendes soziales Netzwerk“, meint auch Saskia Weiß. Jemand muss im Hintergrund die Fäden in der Hand halten.
Ein ambulanter Pflegedienst etwa übernimmt die Medikamentengabe, eine Hilfe kümmert sich um bestimmte Tätigkeiten im Haushalt, das Mittagessen liefert ein Anbieter von „Essen auf Rädern“, Eine Alltagsbetreuerin begleiten den Betroffenen gelegentlich zu Essensrunden oder etwa zu Museumsbesuchen. So ist gewährleistet, dass Menschen mit Demenz in ihrem Alltag weiter Kontakte pflegen und gut allein leben können mit ihrer Demenz.
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Auch Nachbarn kann man mit einbeziehen. „In vielen Kirchengemeinden gibt es zudem Ehrenamtliche, die einen Demenzkranken regelmäßig zu Hause besuchen“, sagt Saskia Weiß. Meist koordinieren die Kinder oder andere Angehörige das Netzwerk. Und wenn keine Angehörigen da sind? „Dann sind es oft die ambulanten Pflegedienste, die bei Bedarf für einen Demenzkranken weitere Unterstützung organisieren“. Aber: „Auch bei bester Organisation ist eine 24-Stunden-Betreuung nicht möglich“, sagt Weiß. Darum benötigt der Demenzkranke einen Hausnotruf. Das ist ein kleiner Melder, den er an einem Band am Arm oder an einer Kette um den Hals trägt und im Notfall drückt. Mittlerweile gibt es auch so genannte Demenz-Uhren auf dem Markt.
Demenzgerechte Wohnraumgestaltung
Es ist nicht notwendig, die komplette Wohnung umzubauen oder neue Möbel anzuschaffen. Gerade dies wäre sogar fatal, da der Betroffene Orientierungspunkte und die vertraute Umgebung braucht. Rückzugsbereiche und Wohlfühlorte wie der vertraute Fernsehsessel sind wichtig, um gut leben zu können mit Demenz. Oft erreicht man mit dem gut gemeinten Neukauf von Aufsteh- und Massagesesseln genau das Gegenteil. Veränderungen sollen behutsam vorgenommen werden.
Da eine Demenz vor allem im höheren Lebensalter auftritt, kommen zu der Demenz bedingten Symptomen typische Alterserscheinungen hinzu, wie verminderte Sehkraft und schlechteres Hörvermögen. Ältere Menschen benötigen deshalb zum Beispiel mehr Licht, um gut sehen und lesen zu können. Sie reagieren empfindlicher auf hohe Geräuschpegel und Nebengeräusche und sind meist aufgrund alterstypischer Erkrankungen stärker sturzgefährdet. Allein das ist schon Grund genug, die eigenen vier Wände kritischer in Augenschein zu nehmen und den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen.
Das Ziel sollte sein den Wohnraum barrierefrei zu gestalten, dass heißt das Stürze verhindert werden sollen und Gefahrenquellen eliminieret werden. Stolperfallen wie Teppiche, Verlängerungskabel oder Kleinmöbel kommen auf den Prüfstand. Auf ausreichende Bewegungsflächen für den Rollator sollten Sie achten. Die Kunst besteht darin, den Betroffenen möglichst viel Selbstständigkeit zu ermöglichen, Kompetenzen zu stärken und gleichzeitig die Defizite aufzufangen und Sicherheit zu gewährleisten. Soweit die Theorie.
Leben mit dem Vergessen: Suchen reduzieren
Persönliche Dinge sollte immer am richtigen Platz liegen. Durch eine übersichtliche Orientierung kann der Demenzkranke gut zu Hause alleine leben. Viel Zeit verbringen Demenzkranke mit Suchen. Deshalb sollten ihre persönlichen Dinge wie Kleidung, Haustürschlüssel, Handtasche und Geldbeutel, Bücher, aber auch Zahnbürste und Kamm an ihrem gewohnten Platz zu finden sein. Dadurch können sie immer wieder an dem Gewohntem anknüpfen. Gleiches gilt auch für den Lieblingssessel am Fenster oder den Platz am Esstisch. Andere, weniger wesentliche Dinge können dafür entfallen.
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Da schon früh das Orientierungsvermögen eingeschränkt ist, benötigen Menschen mit einer Demenz eine übersichtliche und klar strukturierte Umgebung, um mit Demenz allein zu Hause zu leben. Dabei sollte die Auswahl an Gegenständen, die an die Vergangenheit erinnern, begrenzt werden. Manchmal meinen Angehörige, möglichst viele Erinnerungsstücke präsentieren zu müssen, nach dem Prinzip „Viel hilft viel“. Doch oft ist weniger mehr. Je mehr Reize durch die Umgebung gesetzt werden, umso größer die Herausforderung für das erkrankte Gehirn, diese Reize zu verarbeiten und umso höher das Risiko, die Menschen zu überfordern.
Räumliche und zeitliche Orientierung
Auch die örtliche Orientierung im Alltag wird im Verlauf der Demenz zunehmend schwieriger. Oft betrifft das zunächst nur unbekannte Umgebungen, doch dann auch den eigenen Wohnort und die eigene Wohnung. So werden Wege wie ins Schlafzimmer oder zur Toilette nicht mehr gefunden, was mit vielen Komplikationen im Alltag - für Demenzkranke wie Angehörige - verbunden ist. Fehlende räumliche Orientierung kann ganz einfach mit Piktogrammen aufgefangen werden. Diese gibt es zu kaufen, man kann sie aber auch selbst basteln. Die Schränke in Küche und Schlafzimmer werden mit Bildern versehen, die zeigen, was sich im Inneren verbirgt. Gerade die Badezimmertüre sollte deutlich gekennzeichnet sein. Oft hilft es auch einfach, die Türe offen zu lassen, so dass der Blick auf das WC fällt und die Funktion des Raumes so erkannt wird.
Relativ früh ist die zeitliche Orientierung gestört. Da Zeit etwas Abstraktes ist und sich stetig verändert, können schnell Stresssituationen entstehen. Termine werden vergessen oder verwechselt, der Tagesrhythmus gerät in Unordnung, oder auch das Gefühl für die Jahreszeiten lässt nach. Ansagen wie „In zehn Minuten starten wir“ können kaum verarbeitet werden. Zur Orientierung unter den zeitlichen Aspekt können auch spezielle Kalender helfen, die außer dem Datum und der Uhrzeit auch noch die Jahreszeit vermitteln. Die Angaben sollten zum besseren Verständnis immer ausgeschrieben sein, die Jahreszeit kann als Bild oder Foto vermittelt werden. Eine jahreszeitliche Dekoration und eine entsprechende Bepflanzung auf dem Balkon lassen die Jahreszeiten erlebbar werden. Der oftmals gestörte Tag-Nacht-Rhythmus kann mit besonderen Lampen unterstützt werden, welche mit bestimmten Lichtfarben aktivieren können oder auch die Schlafhormone anregen können.
Küche und Badezimmer sicher gestalten
Im Anfangsstadium der Demenz können kleine Hausarbeiten noch selbst erledigt werden. Auch lieb gewonnene Rituale, wie der erste Kaffee nach dem Aufstehen, müssen nicht plötzlich vorbei sein. Ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und einige Umstrukturierungen funktioniert die Umsetzung aber nicht:
- Wasserkocher, Kaffeemaschine und vor allem der Herd, sollten eine automatische Abschaltautomatik haben.
- Geschirr wird auf das Nötigste reduziert.
- Offene Schränke und Regale anbringen.
- Oberschränke in greifbarer Höhe befestigen.
- Reinigungsmittel gut verschließen oder außerhalb der Küche aufbewahren.
- Eine kleine Sitzecke mit Erinnerungsstücken schaffen.
Je minimalistischer die persönlichen Hygieneartikel im Bad sind, desto besser. Ein Demenzkranker braucht keine fünf Cremedosen oder drei Sorten Haarshampoo. Zahnputzzeug, ein Kamm und eine Tagescreme sollten deshalb in Augenhöhe abgelegt sein. Alle anderen Hygieneartikel, wie beispielsweise die Nagelzange, werden von den Angehörigen verwahrt.
Angst machende Elemente entfernen
Viele Angehörige wissen nicht um die vielen angstmachenden Dinge in der Wohnung eines Demenzkranken. Hierzu gehören zum Beispiel dunkle Flächen, die als tiefes Loch wahrgenommen werden. So kann eine schwarze Fußmatte das Überqueren der Türschwelle unmöglich machen. Türen in Wandfarbe werden nicht so gut wahrgenommen, wie welche in Kontrastfarbe. Einen weißen Lichtschalter auf weißer Wand findet der Betroffene schlecht. Weiße Sanitärobjekte auf weißen Fliesen ebenso wenig. Wichtig ist es, Spiegel nicht gegenüber von Türen aufzuhängen. Der Demenz Erkrankte könnte zum Beispiel denken, das Bad sei besetzt, wenn er sich selbst nicht mehr im Spiegel erkennt. Spiegelnde Fußböden werden als Wasser wahrgenommen und verstärken die Unsicherheit.
Smart Home Geräte nutzen
Gerade wenn man alleine wohnt mit Demenz, können Smart Home Geräte eine große Unterstützung sein. Vom Herdwächter bis zum Wassermelder, mittlerweile existieren viele nützliche Smart Home Geräte, welche dafür Sorgen, dass man mit Demenz gut alleine zu Hause leben kann. So verhindert der Kochsensor vom Bosch- Induktionsherd das Über- und Verkochen. Darüber hinaus sorgt der Bratsensor für den perfekten Bräunungsgrad. Das lästige hoch- und runterschalten der Temperatur übernimmt ab sofort die „Perfect Cook“-Funktion.
Auch eine Demenzuhr kann gerade für Angehörige für Entlastung sorgen. Denn Fälle wie dieser ereignen sich fast täglich: Ihr Angehöriger mit einer leichten Demenz bricht auf zu einem Spaziergang - und kommt nicht wieder. Sie sind in Sorge, ob etwas passiert ist. Doch was können Sie jetzt tun?
Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Nachdem eine Demenz diagnostiziert wurde, gibt es eine ganze Reihe von Dingen, die erledigt werden sollten. Woran muss ich denken? Wer ist der richtige Ansprechpartner? Betreuung und Pflege von Demenzerkrankten werden überwiegend zu Hause von Angehörigen geleistet. Die Hauptverantwortung liegt häufig allein bei einer Person, meist übernehmen Frauen diese Aufgabe. Pflegende Angehörige sind oft sehr stark beansprucht. Die Pflegeversicherung sichert seit 1994 einen Teil der Risiken bzw. Folgen der Pflegebedürftigkeit ab. Das Pflegeversicherungsgesetz (Sozialgesetzbuch XI - SGB XI) regelt, was Pflegebedürftigkeit im Sinne des Gesetzes heißt und unter welchen Voraussetzungen Leistungen gewährt werden.
Pflegegrade und Leistungen der Pflegeversicherung
Mit einer grundlegenden Reform wurde 2016 die Definition der Pflegebedürftigkeit dahingehend verändert, dass nicht mehr ausschließlich körperlich bedingte Einschränkungen ausschlaggebend sind. Geistig und psychisch bedingte Einschränkungen der Selbstständigkeit werden nun bei der Einschätzung eines Pflegebedarfs gleichrangig berücksichtigt. Wenn die Selbstständigkeit im Alltag durch die Demenz beeinträchtigt ist, besteht möglicherweise Anspruch auf einen Pflegegrad, mit dem verschiedene Leistungen der Pflegeversicherung zustehen.
Rechtliche Betreuung und Patientenverfügung
Kann eine Person krankheitsbedingt die eigenen rechtlichen Angelegenheiten nicht mehr selbstständig erledigen, bestellt das Gericht eine andere Person, die stellvertretend Entscheidungen treffen kann. Für die erkrankte Person wird eine sogenannte „rechtliche Betreuung“ eingerichtet. Die Person, die stellvertretend Entscheidungen treffen darf, wird „rechtlicher Betreuer / rechtliche Betreuerin“ genannt. Vorrangig sollen nahe Angehörige die rechtliche Betreuung übernehmen. In einigen Fällen werden auch neutrale Dritte entweder ehrenamtlich oder professionell zu Betreuern bestellt.
Das im Grundgesetz festgeschriebene Selbstbestimmungsrecht beinhaltet das Recht, das Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. In dieses Recht darf nur in engen gesetzlich geregelten Grenzen eingegriffen werden. Zum Selbstbestimmungsrecht gehört auch das Verbot medizinischer Eingriffe oder Behandlungen ohne Zustimmung der betroffenen Person. Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung.
Ambulante Betreuungsdienste und Betreuungsgruppen
Für Menschen mit Demenz gibt es verschiedene Möglichkeiten, um trotz eines wachsenden Unterstützungsbedarfs weiterhin im Alltag aktiv zu sein. Über die Pflegekassen können, neben der ambulanten Pflege, auch ambulante Betreuungsleistungen abgerechnet werden. Diese können von einem ambulanten Pflegedienst oder einem ambulanten Betreuungsdienst erbracht werden. Ambulante Betreuungsdienste geben Hilfestellungen bei der Gestaltung des Alltags, im Haushalt sowie bei der Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und sozialer Fähigkeiten. In erster Linie sind für die Finanzierung die Entlastungsleistungen in Höhe von 131 Euro monatlich vorgesehen.
Die Wohlfahrtsverbände (wie Caritas und Diakonie), die regionalen Alzheimer Gesellschaften, MGH (Mehrgenerationenhäuser) und andere Organisationen bieten in vielen Städten und Gemeinden Gruppenbetreuungen für Menschen mit Demenz an. Sie kommen regelmäßig zusammen, um gemeinsam schöne Stunden zu verbringen. Dies ist insbesondere für Menschen mit Demenz im frühen und mittleren Stadium möglich und empfehlenswert. Betreut werden sie meistens von geschulten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich ganz auf ihre Wünsche und Vorlieben einstellen.
Ehrenamtliche Hilfe und Nachbarschaftshilfe
Menschen mit fortgeschrittener Demenz brauchen nicht nur Unterstützung, wenn sie essen oder sich ankleiden. Es ist auch wichtig, ihnen soziale Kontakte zu ermöglichen und diese zu erhalten, sie angemessen zu beschäftigen und ihnen Bewegung zu verschaffen. Professionelle Pflegekräfte können solche Leistungen aber nicht "nebenbei" erbringen. Angehörige können sie beispielsweise über einen Pflegedienst vertraglich vereinbaren oder zum Beispiel über ehrenamtliche Besuchs- oder Begleitdienste eine kostengünstige Alternative wählen.
In fast allen Bundesländern gibt es Regelungen zur sogenannten Nachbarschaftshilfe. Die gesetzlichen Grundlagen hierfür sind unterschiedlich ausgestaltet, sodass je Bundesland unterschiedliche Voraussetzungen gelten. Grundsätzlich kann für die ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe eine monatliche Aufwandsentschädigung bis zu 131 € bezahlt werden, sofern ein Pflegegrad vorliegt. Ist diese Leistung zur Unterstützung im Alltag nach Landesrecht anerkannt, kann sie im Rahmen der niedrigschwelligen Entlastungsleistungen von den Pflegekassen finanziert werden.
Ambulanter Pflegedienst
Professionelle ambulante Hilfe ermöglicht es alleinlebenden Menschen mit Demenz länger zu Hause zu bleiben und pflegende Angehörige zu entlasten. Dadurch gewinnen Angehörige Zeit, um beruflichen Tätigkeiten nachzugehen, Einkäufe zu erledigen oder sich auch einfach zu erholen. Um die Pflegesachleistungen zu erhalten, muss die Pflegekraft bei einem Vertragspartner der Pflegekasse angestellt sein. Dies sind in der Regel private Pflegedienste, aber auch Pflegedienste von Wohlfahrtsverbänden wie zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt (AWO), Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz (DRK) oder Caritas.
Tipps für die Auswahl eines Pflegedienstes
- Verfügt der Dienstleister über ein schriftliches Konzept, in dem er seinen Pflegeansatz darlegt?
- Geht der Dienstleister darin auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ein?
- Gibt es Fachkräfte, die speziell für die Pflege von Menschen mit Demenz ausgebildet beziehungsweise geschult sind?
- Gewährleistet der Dienstleister, dass sich eine begrenzte Zahl von Pflegekräften abwechselt?
- Erscheint die Pflegekraft in einem vereinbarten Zeitfenster von etwa einer halben Stunde?
- Falls Sie nur bestimmte "Verrichtungen des täglichen Lebens" an den Dienstleister abgeben möchten - geht er auf Ihre Wünsche ein?
- Bietet der Dienstleister eine 24-Stunden-Bereitschaft für Notfälle?
- Organisiert der Dienstleister eventuell eine Betreuungsgruppe?
- Bietet der Dienstleister Ihnen die Hilfe von Ehrenamtlichen an, die Sie entlasten können?
- Arbeitet der Pflegedienst mit Einrichtungen der Tagespflege oder kurzzeitigen Pflege zusammen, sodass im Notfall rasch teilstationäre Hilfen zur Verfügung stehen?
- Kooperiert der Pflegedienst mit einem Anbieter professioneller Sterbebegleitung, beispielsweise einer Hospizinitiative?
Grenzen ambulanter Pflege
Fragen Sie Pflegedienste auch, wo sie die Grenze ihrer Hilfe ziehen. Die Pflege mancher Menschen mit Demenz ist so anspruchsvoll, dass selbst Fachkräfte nicht mehr ausreichend unterstützen können. Das kann beispielsweise passieren, wenn Betroffene stark verhaltensauffällig werden und sich oder andere gefährden. In solchen Fällen kann es für alle Beteiligten besser sein, sich rechtzeitig nach einem guten Pflegeheim umzusehen.
Wann ist ein Umzug in ein Pflegeheim unumgänglich?
Doch das Alleinleben eines Demenzkranken hat auch Grenzen. Etwa dann, wenn die Krankheit schon weit fortgeschritten ist und er für sich oder andere zur Gefahr wird. Weigert sich der Betroffene, in ein Heim umzuziehen, kann ihm vom Amtsgericht ein Betreuer an die Seite gestellt werden, der alles weitere veranlasst. Dafür spricht jemand bei Gericht vor und gibt an, dass nach seinem Eindruck etwa die Nachbarin ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln kann.
Wenn der Betroffene sein Leben trotz aller Hilfestellungen nicht mehr allein regeln kann, muss er in einem Pflegeheim untergebracht werden - gegebenenfalls mit Hilfe einer Entmündigung. Das ist für alle Seiten ein schwerer und schwerwiegender Schritt. Einen Betreuer sollte man bereits im Vorfeld dieses Ereignisses bestellen oder die Betreuung selbst übernommen haben, um die nun fälligen Entscheidungen treffen und umsetzen zu können. Wann es so weit ist, ist individuell verschieden.
Phasen der Demenz
Alzheimer verändert Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten - schleichend, aber unumkehrbar. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern.
- Frühe Phase: Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns, die im Alltag zunächst kaum einschränken.
- Mittlere Phase: Zunehmende Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit.
- Späte Phase: Die Krankheit wird deutlich sichtbar. Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Tiefgreifende Veränderungen im Verhalten und im Wesen. Eine selbstständige Lebensführung ist nicht mehr möglich.
- Endstadium: Die Erkrankten sind vollständig auf Pflege angewiesen. Verlust der Sprache, völlige Orientierungslosigkeit, Inkontinenz, Schluckstörungen.