Lebenserwartung nach Schlaganfall: Statistik, Prognose und Einflussfaktoren

Der Schlaganfall ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache nach Herz- und Krebserkrankungen und die häufigste Ursache für bleibende Behinderungen im Erwachsenenalter. Jährlich sind rund 200.000 Männer und Frauen neu betroffen, wobei etwa 66.000 einen wiederholten Schlaganfall erleiden. Die Überlebenschancen und das Risiko eines erneuten Anfalls variieren stark, abhängig von der Ursache.

Schlaganfall: Eine Krankheit des Alters?

Ein Schlaganfall tritt häufiger im fortgeschrittenen Alter auf. Über 50 Prozent der Betroffenen sind über 65 Jahre alt, während etwa 15 Prozent unter 40/45 Jahre alt sind. Das Risiko steigt mit dem Alter: Eine Person über 70 Jahre hat ein höheres Risiko als eine Person mit 60 Jahren.

Ursachen und Prävention

Die Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Weitere relevante Faktoren sind Diabetes, Rauchen, Bewegungsmangel und Fettstoffwechselstörungen. Die Vermeidung von Risikofaktoren ist die beste Prävention. Maßnahmen, die Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel und Diabetes verhindern, sind entscheidend. Eine ausgewogene, mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, wenig Fleisch und wenig Alkohol sowie ausreichende Bewegung (20 bis 30 Minuten pro Tag) sind ideal. Ein Selbsttest zur Einschätzung des persönlichen Schlaganfallrisikos wird von der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft empfohlen.

Arten von Schlaganfällen

Man unterscheidet zwischen zwei Haupttypen von Schlaganfällen:

  • Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Hierbei kommt es durch den Verschluss eines Blutgefäßes zu einer Durchblutungsstörung. Dies ist die häufigste Variante.
  • Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Hierbei schädigt eine Blutung das Gehirngewebe.

Symptome und Erste Hilfe

Bei einem akuten Schlaganfall muss sofort der Rettungsdienst (112) gerufen werden. Typische Symptome sind:

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  • Einseitige Lähmung des Gesichts (hängender Mundwinkel)
  • Sprachstörungen
  • Schwindel
  • Kribbeln

Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte die betroffene Person beruhigt und vor Stürzen geschützt werden.

Akutversorgung und "Stroke Units"

Die Erstversorgung in einer spezialisierten "Stroke Unit" ist essentiell. Diese Einheiten bieten eine hohe diagnostische und therapeutische Expertise und können Spezialtherapien wie Lyse-Therapie oder Thrombektomie durchführen. Zudem erfolgt ein Herz-Kreislauf-Monitoring und die Ursachenforschung des Schlaganfalls.

Therapiechancen und Rehabilitation

Im Bereich der Thrombektomie gibt es beeindruckende Heilungserfolge. Patienten mit schwersten Lähmungen können bei Entlassung eine Woche später keinerlei Einschränkungen mehr haben, sofern sie schnell in die Klinik gebracht wurden. Die Folgen eines Schlaganfalls hängen von Art und Ausmaß ab. Schwerwiegende Lähmungen und Sprachstörungen sind häufig. Nach der Akuttherapie ist eine Rehabilitation wichtig, um die Rückbildung von neurologischen Ausfällen zu unterstützen und den Betroffenen zu helfen, mit bleibenden Beeinträchtigungen zu leben. Die Motivation des Patienten spielt dabei eine große Rolle.

Lebenserwartung nach Schlaganfall: Aktuelle Forschungsergebnisse

Eine Studie der Universitäten Würzburg und Erlangen hat Krankheitsverläufe über einen Zeitraum von 20 Jahren verfolgt und neue Erkenntnisse über die Sterblichkeit und Wiederholungsraten nach einem ischämischen Schlaganfall gewonnen. Die zentralen Ergebnisse sind:

  • Fast jeder zweite Patient stirbt innerhalb von fünf Jahren nach dem ersten Schlaganfall.
  • Jeder fünfte Patient erleidet innerhalb von fünf Jahren einen erneuten Schlaganfall.
  • Patienten, deren Schlaganfall durch den Verschluss kleiner Arterien ausgelöst wurde, haben die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit.
  • Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem ischämischen Schlaganfall hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert.

Eine weitere Analyse von GKV-Routinedaten der AOK Niedersachsen ergab:

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  • Das Rezidivrisiko beträgt 1,2 % nach 30 Tagen, 3,4 % nach 90 Tagen, 7,4 % nach einem Jahr und 19,4 % nach fünf Jahren.
  • Die Mortalität beträgt 6,8 % nach 30 Tagen, 9,4 % nach 90 Tagen, 17,0 % nach einem Jahr und 45,0 % nach fünf Jahren.
  • Frauen haben ein geringeres Risiko für ein Rezidiv und eine verringerte Mortalität.
  • Das Risiko steigt mit jedem zusätzlichen Lebensjahr.
  • Blutungsereignisse sind mit einer erhöhten Mortalität assoziiert.
  • Patienten, die in einer Stroke-Unit versorgt wurden, haben eine geringere Mortalität.

Faktoren, die die Lebenserwartung beeinflussen

Die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:

  • Art und Ausmaß des Schlaganfalls: Kleine Infarkte sind günstiger als größere Defekte.
  • Schnelle und spezialisierte Hilfe: Eine schnelle Therapie in spezialisierten Zentren ("Stroke Units") verbessert die Überlebens- und Heilungschancen.
  • Alter: Jüngere Patienten haben bessere Heilungschancen.
  • Zustand nach dem Schlaganfall: Ein guter geistiger und körperlicher Zustand direkt nach der Erkrankung ist positiv.
  • Unterstützung: Angehörige, die bei der Therapie und Bewältigung des Alltags helfen, unterstützen die Genesung.
  • Therapietreue: Die Einhaltung der ärztlichen Empfehlungen verbessert die Prognose.
  • Risikofaktoren: Ein gesunder Lebensstil und die konsequente Therapie von Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck erhöhen die Lebenserwartung.

Sekundärprävention: Einen erneuten Schlaganfall verhindern

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Rezidive zu vermeiden. Sie umfasst:

  • Medikamentöse Therapie (z.B. Gerinnungshemmer bei Vorhofflimmern)
  • Eine gesunde Ernährung
  • Ausreichend Bewegung
  • Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen

Herausforderungen in der Versorgung

TrotzFortschritte in der Akutversorgung gibt es Herausforderungen in der ambulanten Nachsorge. Es fehlt an einer flächendeckenden Struktur für eine multidisziplinäre, interprofessionelle und sektorenübergreifende Behandlung. Die Übergänge zwischen stationärer und ambulanter Behandlung sind oft nicht reibungslos.

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