Ein leichter Schlaganfall, oft auch als transitorische ischämische Attacke (TIA) oder "Mini-Schlaganfall" bezeichnet, kann ein Warnsignal für einen bevorstehenden schweren Schlaganfall sein. Die rasche Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Folgeschäden zu minimieren und das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu senken. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Diagnosemethoden, die bei Verdacht auf einen leichten Schlaganfall eingesetzt werden.
Was ist ein leichter Schlaganfall?
Ein Schlaganfall tritt ein, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird, entweder durch ein Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Blutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Im Gegensatz zu einem vollständigen Schlaganfall, bei dem die Symptome dauerhaft sind, sind die Symptome eines leichten Schlaganfalls vorübergehend und verschwinden in der Regel innerhalb weniger Minuten oder Stunden wieder vollständig. Trotzdem ist ein leichter Schlaganfall ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert.
Erkennung eines Schlaganfalls: Der FAST-Test
Da ein Schlaganfall plötzlich auftreten kann, ist es wichtig, die Warnzeichen zu kennen und schnell zu handeln. Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen Schlaganfall zu erkennen:
- F (Face - Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- A (Arms - Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
- S (Speech - Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
- T (Time - Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf (112)!
Diagnose im Krankenhaus: Der neurologische Untersuchung
Nach der Einlieferung ins Krankenhaus erfolgt zunächst eine ausführliche neurologische Untersuchung durch einen Neurologen. Ziel dieser Untersuchung ist es, Ausfallerscheinungen und versteckte Symptome, die auf einen Schlaganfall hindeuten, festzustellen und richtig einzuordnen. Zudem werden mögliche Risikofaktoren des Patienten und eventuell aufgetretene Frühwarnsymptome abgefragt. Die neurologische Untersuchung umfasst die Überprüfung von:
- Bewusstsein
- Sprache
- Sehen
- Gesichtsausdruck
- Kraft und Sensibilität in Armen und Beinen
- Koordination und Reflexe
Bildgebende Verfahren zur Diagnose eines Schlaganfalls
Um die Ursache und das Ausmaß des Schlaganfalls zu bestimmen, werden in der Regel bildgebende Verfahren eingesetzt:
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Computertomographie (CT)
Die Computertomographie (CT) ist oft die erste bildgebende Untersuchung, die bei Verdacht auf einen Schlaganfall durchgeführt wird. Sie liefert detaillierte Bilder des Gehirns, der Knochen und der Blutgefäße. Die CT kann schnell durchgeführt werden und hilft, zwischen einem ischämischen Schlaganfall ( verursacht durch ein Blutgerinnsel) und einem hämorrhagischen Schlaganfall (verursacht durch eine Blutung) zu unterscheiden. In vielen Fällen wird die CT durch eine Gefäßdarstellung (CT-Angiographie) oder eine Durchblutungsmessung (CT-Perfusion) ergänzt.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist eine weitere wichtige bildgebende Technik, die noch genauere Bilder des Gehirngewebes liefern kann als die CT. Die MRT erfasst selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten im Gehirn und ermöglicht es dem Neurologen, sich ein sehr präzises Bild über den Ort und das Ausmaß der Schädigung zu machen. Die MRT kann auch zur Darstellung der Blutgefäße (MR-Angiographie) und zur Messung der Durchblutung (MR-Perfusion) verwendet werden.
Ultraschalluntersuchung (Doppler- und Duplexsonographie)
Die Ultraschalluntersuchung der Hals- und Nackenarterien, insbesondere der Halsschlagader, zeigt, wie stark die erkrankten Blutgefäße z.B. durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) eingeengt sind. Sie kann auch Hinweise auf den Ablösungsort eines Blutgerinnsels erbringen. Die Ultraschalluntersuchung der im Kopf liegenden Gehirnarterien zeigt, ob hier Gefäße verschlossen oder verengt sind.
Angiographie
Bei der Angiographie werden die Blutgefäße im Gehirn dargestellt. Man unterscheidet drei verschiedene Verfahren. Die anschließend durchgeführte Röntgenaufnahme zeigt den Verlauf der Hirnarterien und -venen. Diese Untersuchungsmethode kann auch therapeutisch eingesetzt werden, wenn die lokale Behandlung eines Blutgerinnsels in einem größeren Blutgefäß des Gehirns durch lokale Thrombolyse oder Thrombusentfernung über einen Kathether sinnvoll erscheint. Die Angiographie wird auch bei Schlaganfällen eingesetzt, die durch eine Blutung ins Gehirn verursacht wurden und bei denen der Verdacht auf eine krankhafte Veränderung der Arterien oder eine Gefäßmissbildung (z.B. Aneurysma) besteht. Nicht-invasive Möglichkeiten zur Gefäßsdarstellung sind die Magnetresonanz-Angiographie (MRA) sowie die CT-Angiographie. Beide Untersuchungsmethoden geben Aufschluss über die Art und Ausdehnung von Gefäßeinengungen und -verschlüssen und verdeutlichen Gefäßschäden, die zu Hirnblutungen geführt haben.
Herzuntersuchungen zur Ursachenfindung
Um weitere mögliche Ursachen für einen Schlaganfall festzustellen, werden genaue Herzuntersuchungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
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Elektrokardiogramm (EKG) und Langzeit-EKG
Das Elektrokardiogramm (EKG) misst die elektrische Aktivität des Herzens und kann Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern erkennen, die ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle sind. Ein Langzeit-EKG kann über einen längeren Zeitraum (z.B. 24 Stunden) durchgeführt werden, um unregelmäßige Herzrhythmusstörungen zu erfassen, die im normalen EKG möglicherweise nicht sichtbar sind.
Echokardiographie (Ultraschall des Herzens)
Die Echokardiographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Veränderungen am Herzen, wie beispielsweise zu dicke Herzwände und in ihrer Funktion beeinträchtigte Herzklappen, feststellen kann. Manchmal entdecken Ärzte dabei Blutklümpchen in den Herzhöhlen. Sie erhöhen die Gefahr und sind unter Umständen die Ursache für einen weiteren Schlaganfall.
Schluckecho-Untersuchung (TEE)
Die Schluckecho-Untersuchung (transösophageale Echokardiographie, TEE) ist eine spezielle Form der Echokardiographie, bei der eine Ultraschallsonde über die Speiseröhre eingeführt wird, um detailliertere Bilder des Herzens zu erhalten. Die TEE kann besonders nützlich sein, um Blutgerinnsel im Herzen oder Veränderungen an den Herzklappen zu erkennen.
Blutuntersuchungen zur Risikoanalyse
Blutuntersuchungen geben wichtige Hinweise auf den Gerinnungsstatus und mögliche Fettstoffwechselstörungen. Zudem werden Blutzuckerwerte, Kalium- und Natriumkonzentration sowie Leber- und Nierenwerte gemessen. Von besonderem Interesse sind auch die Blutplättchen (Thrombozyten) und Blutgerinnungswerte. Bei einer krankhaften Störung des Gerinnungssystems verklumpen die Blutplättchen und bilden die gefährlichen Blutgerinnsel.
Weitere diagnostische Verfahren
In seltenen Fällen können weitere diagnostische Verfahren erforderlich sein, um die Ursache des Schlaganfalls zu klären:
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Elektroenzephalogramm (EEG)
Das Elektroenzephalogramm (EEG) misst die Gehirnströme mittels Elektroden, die auf der Kopfhaut befestigt werden. Das EEG kann helfen, Krampfanfälle oder andere neurologische Störungen zu erkennen, die möglicherweise zu den Symptomen des Schlaganfalls beigetragen haben.
Lumbalpunktion
In sehr seltenen Fällen wird eine Lumbalpunktion vorgenommen. Dabei entnimmt der Arzt mit einer feinen Nadel etwas Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal. Diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine Gehirn- oder Gefäßentzündung besteht und andere diagnostische Verfahren keine Klarheit gebracht haben.
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