Lithium im Trinkwasser: Ein Schlüssel zur Reduzierung des Demenzrisikos?

Drei Protonen, drei Elektronen, vier Neutronen - so einfach ist Lithium aufgebaut, ein Element, das seit dem Urknall im Universum existiert. Es ist ein leichtes, reaktives Alkalimetall, das Menschen aus tiefsten psychischen Krisen helfen kann. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Lithium auch eine wichtige Rolle bei der Prävention von Demenz spielen könnte.

Lithiummangel und Demenz: Eine neue Hypothese

Eine Studie der Harvard University aus dem Jahr 2025, veröffentlicht in der Zeitschrift Nature, postuliert, dass ein Lithiummangel in engem Zusammenhang mit der Entstehung von Demenzen stehen könnte. Die Forscher fanden heraus, dass die Lithiumkonzentrationen im präfrontalen Kortex von verstorbenen Patienten mit Alzheimer-Demenz oder milder kognitiver Beeinträchtigung (MCI) signifikant niedriger waren als in einer Kontrollgruppe.

Studiendesign und Ergebnisse

In der Studie wurden Blut- und Hirngewebeproben von Verstorbenen mit und ohne Alzheimer-Demenz oder MCI mit einem hochpräzisen Analyseverfahren (Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma) untersucht. Dabei wurden die Konzentrationen von 27 Metallen bestimmt. Lithium war das einzige Metall, dessen Spiegel im präfrontalen Kortex (PFC) von Personen mit Alzheimer oder MCI signifikant reduziert war. Im Gegensatz dazu gab es im Kleinhirn keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

Interessanterweise fanden die Forscher in amyloiden Plaques von Alzheimer/MCI-Patienten hochsignifikant höhere Lithiumkonzentrationen als in benachbartem, Plaque-freiem Gewebe des PFC. Dies deutet darauf hin, dass Lithium in den Plaques sequestriert wird, was seine Bioverfügbarkeit verringert.

Tierexperimente bestätigen den Zusammenhang

In Experimenten mit Wildtyp-Mäusen und Mausmodellen der Alzheimer-Krankheit wurde das Lithium in der Nahrung reduziert. Eine Halbierung des kortikalen Lithiums führte zu einer verstärkten Ablagerung von Beta-Amyloid und der Akkumulation von Phospho-Tau, beides Hauptmerkmale der Alzheimer-Krankheit. Zudem beobachteten die Forscher eine proinflammatorische Aktivierung von Gliazellen, den Verlust von Synapsen, Axonen und Myelin sowie einen beschleunigten Verlust der kognitiven Leistungen.

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Eine Ersatztherapie mit Lithiumorotat, einem Lithiumsalz mit verminderter Amyloid-Bindung, konnte im Tiermodell pathologische Veränderungen und Gedächtnisverluste verhindern.

Lithium im Trinkwasser und Demenzrisiko: Epidemiologische Evidenz

Bereits 2017 zeigte eine populationsbasierte Fall-Kontroll-Studie in Dänemark, dass hohe Trinkwasserkonzentrationen an Lithium mit einem um etwa 20 % niedrigeren Demenzrisiko korrelieren. Diese Ergebnisse werden durch weitere Studien gestützt, die einen Zusammenhang zwischen dem Lithiumgehalt im Trinkwasser und der Häufigkeit von Demenzerkrankungen zeigen.

Dänische Studie: Nicht-linearer Zusammenhang

Eine landesweite Untersuchung in Dänemark analysierte den Lithiumgehalt im Trinkwasser und die Häufigkeit von Demenzerkrankungen über einen Zeitraum von 28 Jahren. Die Ergebnisse zeigten einen nicht-linearen Zusammenhang: Bei einem Lithiumgehalt zwischen 5,1 und 10,0 µg/l traten die Demenzerkrankungen am häufigsten auf. Bei niedrigeren (2,0 bis 5,0 µg/l) oder höheren Lithiumkonzentrationen (>15,0 µg/l) nahm die Erkrankungshäufigkeit ab.

Texanische Studie: Lithiumkonzentration und Mortalität

Eine texanische Studie aus dem Jahr 2018 ergab, dass eine niedrige Lithiumkonzentration im Trinkwasser (30 bis 38 µg/l) - neben Fettleibigkeit, Diabetes und Bewegungsmangel - das Risiko erhöht, an Alzheimer zu sterben. Auch das Risiko, an anderen Krankheiten zu sterben, stieg mit sinkendem Lithiumgehalt im Trinkwasser.

Lithiumorotat: Ein vielversprechender Ansatz?

Die Harvard-Studie zeigte, dass Lithiumorotat im Tiermodell die schädlichen Auswirkungen von Lithiummangel auf das Gehirn umkehren konnte. Im Gegensatz zu Lithiumcarbonat, das in der Psychiatrie verwendet wird und stark an Amyloid-Plaques bindet, zeigte Lithiumorotat beeindruckende Effekte: Bei einer niedrigen Dosis verhinderte es Plaques und Tau-Akkumulation, stellte Synapsen und Myelin wieder her und normalisierte die Genexpression in Neuronen, Mikroglia und anderen Zellen.

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Wirkmechanismen von Lithium

Lithium hemmt Enzyme wie GSK3β, was Entzündungen drosselt und Mikroglia aktiviert, um Plaques besser abzubauen. Zudem hat Lithium eine neuroprotektive Wirkung gegen oxidativen Stress, Entzündungen und Dysfunktionen der Mitochondrien, also gegen Risikofaktoren, die auch mit der Entwicklung von Demenzen in Verbindung stehen.

Lithium als Ultraspurenelement

Lithium ist ein Ultraspurenelement, das in sehr geringen Mengen im Körper vorkommt. Es ist überwiegend in den Lymphknoten, in Organen und im Gehirn aktiv, indem es Wechselwirkungen mit anderen Mineralstoffen und Botenstoffen (Neurotransmittern) eingeht.

Orthomolekulare Medizin und Demenzprävention

Die orthomolekulare Medizin setzt auf die gezielte Versorgung des Körpers mit optimalen Konzentrationen natürlicher Mikronährstoffe, um Gesundheit zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen. Im Bereich der Demenzprävention spielen Mikronährstoffe eine wichtige Rolle, da sie an verschiedenen Stellen der Krankheitsentwicklung ansetzen können:

  • Antioxidativer Schutz: Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Carotinoide und Selen neutralisieren freie Radikale und schützen die Zellen vor oxidativem Stress.
  • Entzündungshemmung: Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und bestimmte Pflanzenstoffe wirken entzündungsmodulierend im Nervensystem.
  • Homocystein-Senkung: B-Vitamine (B₆, B₁₂ und Folsäure) bauen Homocystein ab, eine Aminosäure, die in hohen Konzentrationen gefäßschädigend und neurotoxisch wirkt.
  • Energiehaushalt und Insulinsignalwege: B-Vitamine, Coenzym Q10, Magnesium und L-Carnitin unterstützen den Energiestoffwechsel der Zellen.
  • Neurotransmitter und Synapsen: Vitamine und Aminosäuren sind Bausteine für Neurotransmitter, die für die Signalübertragung im Gehirn wichtig sind.
  • Amyloid-Clearance: Vitamin D fördert die Aufnahme und den Abbau von Amyloid-β durch Immunzellen. Pflanzliche Polyphenole unterstützen zelluläre Reinigungs- und Reparaturprozesse.

Wichtige Mikronährstoffe für die Gehirngesundheit

  • B-Vitamine (B₆, B₁₂, Folsäure): Schützen Nervenzellen, senken Homocystein und beugen Hirnatrophie vor.
  • Omega-3-Fettsäuren (DHA/EPA): Entzündungshemmende Fette, essentiell für Hirnmembranen und Synapsen.
  • Vitamin D: Wichtig für Immunfunktion und Schutzmechanismen im Gehirn.
  • Antioxidantien (Vitamin C, E, Selen): Neutralisieren freie Radikale im Gehirn.
  • Magnesium: Wichtig für die Signalübertragung zwischen Gehirnzellen und Gedächtnisbildung.
  • Zink & Selen: Essentiell für Wachstum und Reparatur von Nervenzellen.
  • Coenzym Q10 & L-Carnitin: Unterstützen die Mitochondrien (Kraftwerke der Zelle).
  • Lithium (Spurenelement): Essentiell fürs Gehirn in sehr kleinen Mengen.

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