Low Carb Diät als Epilepsie Behandlung

Einleitung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch abnorme elektrische Entladungen im Gehirn. Während medikamentöse Therapien oft die erste Wahl sind, suchen viele Patienten und Ärzte nach zusätzlichen oder alternativen Behandlungsmethoden. Eine solche Alternative ist die Low Carb Diät, insbesondere die ketogene Diät. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung und Wirksamkeit von Low Carb Diäten, insbesondere der ketogenen Diät, bei der Behandlung von Epilepsie.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Gehirns, bei der es durch kurzzeitige übermäßige Entladung von Nervenzellen zu krampfartigen Anfällen kommt. Die Lokalisation und Größe des betroffenen Hirnareals kann stark variieren, sodass es zu sehr unterschiedlichen Anfallstypen von sekundenlangen Konzentrationsaussetzern bis hin zu minutenlangen schweren Krampfanfällen kommen kann. Andere Namen für die Erkrankung sind „Fallsucht“ oder „Anfallsleiden“. Auch gesunde Menschen können infolge starker Reize wie Vergiftungen, Stromschlägen oder hohem Fieber epileptische Anfälle erleiden.

Obwohl Epilepsie zu den häufigsten Erkrankungen des Zentralnervensystems zählt, sind aussagekräftige epidemiologische Untersuchungen nur aus wenigen Teilen Europas verfügbar. Diese sprechen für eine Krankheitshäufigkeit zwischen 4,5 und 5 Fällen pro 1.000 Bewohner, wobei in der Gruppe der 20- bis 64-Jährigen etwa 6 Fälle und in der Gruppe 65 und älter etwa 7 Fälle pro 1.000 Bewohner auftreten. Bei etwa 20 bis 30 % der Epileptiker treten Anfälle monatlich auf. Epilepsie tritt bei Männern häufiger auf als bei Frauen, da diese in der Regel verstärkt Risikofaktoren ausgesetzt sind, die zu Verletzungen oder Anfällen führen. Angeborene Gendefekte können ebenfalls Epilepsie verursachen. Epilepsie kann in allen Bevölkerungsschichten auftreten, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, sozialem Status, Bildung oder Ernährungsgewohnheiten.

Die ketogene Diät: Ein Überblick

Die ketogene Diät (KD) ist eine sehr fettreiche und kohlenhydratarme Diät. Sie wurde in den 1920er Jahren entwickelt, um die positiven Effekte des Fastens auf epileptische Anfälle zu imitieren, ohne die Notwendigkeit des tatsächlichen Fastens. Bei der ketogenen Diät werden Kohlenhydrate weitgehend durch Fett ersetzt. Dadurch kann der Energiebedarf des Gehirns nicht mehr mit Glukose gedeckt werden. Stattdessen wird das Gehirn mit sogenannten Ketonen versorgt, die der Körper in der Leber aus Fett herstellt. Dazu gehören etwa Aceton, Acetoacetat und Beta-Hydroxybuttersäure. Diesen Stoffwechsel-Zustand nennt man Ketose.

Wie funktioniert die ketogene Diät?

Bei der ketogenen Diät (KD) stellt sich das Gehirn, das sonst ausschließlich Zucker als Energiequelle nutzt, auf Ketone als Energiequelle um. Im Gegensatz zur Wirkung bei Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels, wo sich die Wirkung dieser Umstellung erklären lässt, ist nicht sicher erforscht, wie diese sich konkret auf die Vorgänge im Gehirn bei Epilepsien auswirkt. Falsch ist hingegen die Annahme, dass auch eine der üblichen Low-Carb-Trenddiäten zu einer ausreichenden Erhöhung der Blutketone führt. Unabhängig vom noch zu hohen Anteil an Kohlenhydraten ist bei Low-Carb-Diäten die Proteinaufnahme meist zu hoch und die Fettmenge gleichzeitig zu niedrig. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, müssen der Kohlenhydratanteil sehr niedrig und der Fettanteil extrem hoch sein - eine Zusammensetzung der Nahrung, die im Hinblick auf Akzeptanz und gesundheitlichen Wert schwer umzusetzen ist und nur nach erfolgter Schulung gelingen kann.

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Varianten der ketogenen Diät

Neben der klassischen ketogenen Diät (KD), mit einem Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten plus Proteinen von 4:1, gibt es abgewandelte Formen, wie die modifizierte Atkins Diät (MAD), eine Diät mit mittelkettigen Fettsäuren (MCT-Diät) und die niedrig-glykämische Index-Therapie (LGIT). Unter dem Begriff Ketogene Ernährungstherapie (KET) werden all diese Formen zusammengefasst.

  • Klassische ketogene Ernährung: Das Verhältnis der aufzunehmenden Makronährstoffe ist streng definiert. Meist beträgt die „ketogene Ratio“ (d.h. der Gewichtsanteil von Fett vs. Anteil der Kohlenhydrate und Proteine) 3:1 oder 4:1. Bei der klassischen ketogenen Diät liegt das Verhältnis von Fett zu Kohlenhydraten und Proteinen bei 4:1 oder 3:1 (diese Form wird meist bei Kindern unter zwei Jahren angewendet).
  • Modifizierte Atkins-Diät (MAD): Die Menge an Kohlenhydraten wird berechnet, die Menge an Proteinen und Fetten ist frei. Dadurch ist die Variante weniger restriktiv als die klassische ketogene Diät. In einer prospektiven Studie an Erwachsenen, bei denen die Teilnehmer ermutigt wurden, sich nach Bedarf fettreich zu ernähren und die Kohlenhydratzufuhr auf 15 g/ Tag zu beschränken, berichteten 47 % von einer Abnahme der Anfallshäufigkeit um mehr als 50 % innerhalb von drei Monaten. Zudem kam es bei den Teilnehmern zu einer Gewichtsabnahme, welche die Wirksamkeit der Diät auf die Epilepsie zusätzlich positiv zu beeinflussen schien. Nach Aussage der Autoren stellt sich der Erfolg der Atkins-Diät bereits nach kurzer Zeit ein, sodass diese Form der Ernährungstherapie für etwa zwei Monate probiert und bei Nichterfolg problemlos abgesetzt werden kann.
  • Niedrig-glykämische Indextherapie (LGIT): Der Verzehr von reichlich Fett bei gleichzeitiger Kohlenhydratrestriktion versetzt den Körper in eine katabole Stoffwechsellage. Bei dieser entstehen über mehrere Schritte in der Leber Ketonkörper. Eine weitere Low-Carb-Diät die bei Epilepsiepatienten erprobt wurde, ist eine Ernährung auf Basis des glykämischen Indexes. Auch hier führt die Wahl von Lebensmitteln mit einer geringen Auswirkung auf den Blutzuckerspiegel zu einer Hohen Aufnahme von Fett sowie Eiweiß und zu einer niedrigen Zufuhr an Kohlenhydraten. Neben der größeren Lebensmittelauswahl sowie der leichteren Umsetzung im Kontrast zur ketogenen Epilepsiediät liegt der Vorteil dieser Ernährungsform eindeutig auf der nahezu uneingeschränkten Zufuhr an Gemüse. Unter Auswahl von Lebensmitteln mit einem glykämischen Index von unter 50 % kam es bei 10 von 20 Patienten zu einer Reduktion der Anfälle von über 90 %.

Geeignete und ungeeignete Lebensmittel

Durch die ketogene Diät verändert sich - je nach bisheriger Essgewohnheit - die Lebensmittelauswahl erheblich. Erlaubte Lebensmittel sind etwa stärkearme Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, Käse, Nüsse und (vorzugsweise pflanzliche) Fette.

Lebensmittelkategorie** | Erlaubt | **Nicht erlaubt------- | -------- | --------

Diätetische Lebensmittel | Fertigpräparate für die ketogene Ernährung |Getränke | Wasser, Tee, Kaffee, Gemüsebrühe, Mandelmilch (ungesüßt) | Zuckerhaltige Limonaden, Säfte, Kakao, gezuckerter Tee oder KaffeeGemüse | Stärkearme Sorten wie Kohl, Blattgemüse, Gurke, Tomaten, Avocado, Artischocke, Broccoli, Lauch, Zucchini, Salat, Spargel, Oliven | Stärkereiche Sorten wie Kartoffeln und Hülsenfrüchte, Wurzelgemüse sowie verarbeitetes Gemüse mit ZuckerzusatzObst | Dunkle Beerenfrüchte in kleinen Mengen, z. B. Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren | Alle süßen Obstsorten, auch als Kompott, Marmelade etc.Fleisch, Fisch und Eier | Fleisch und Fleischerzeugnisse, fettreicher Meeresfisch (z. B. Lachs, Makrele) |Fette und Öle | Pflanzliche Öle (z. B. Olivenöl, Kokosöl), Mayonnaise, Butter, Margarine |Milchprodukte | Käse, Sahnequark, Sahne, Mascarpone | Milch, Joghurt, FruchtbuttermilchBrot und Getreideprodukte | | Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, Müsli, Kuchen, KekseSüßwaren und Knabberartikel | | Zucker, Honig, Eis, Schokolade, Chips, Flips

Einsatz der ketogenen Diät bei Epilepsie

Die ketogene Diät kann als Ernährungstherapie vor allem bei Kindern zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, wenn Medikamente nicht ausreichend wirken (medikamentenresistente Epilepsie). Bei einigen Formen der Epilepsie im Kindesalter wird sie besonders häufig angewendet. Vorwiegend kommt die ketogene Diät als begleitende Therapie neben einer Behandlung mit Arzneimitteln zum Einsatz, es gibt aber auch Patienten, die ausschließlich damit behandelt werden. Je nach Epilepsieform und Anfallshäufigkeit ist das Ziel die Schwere und Häufigkeit epileptischer Anfälle zu verringern sowie die Dosis der Medikamente zu reduzieren. Zudem kommen weitere Faktoren, die die Lebensqualität insgesamt verbessern: manche Kinder zeigen unter der ketogenen Diät eine verbesserte Aussprache und Merkfähigkeit, einige Kinder sind fröhlicher.

Im Schnitt zeigt eine Auswertung verschiedener Studien, dass ca. Bei Menschen mit fokalen Anfällen, Grand-Mal-Anfällen und Absencen scheint die ketogene Diät nicht so gut zu wirken wie bei den o.g. Anfalls- und Epilepsie-Formen. Grundsätzlich kann die ketogene Ernährungstherapie aber bei allen Formen der Epilepsie als nicht-medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen werden. Vor allem dann, wenn es um Personen geht, die unter nicht tolerablen Nebenwirkungen der Anfallssuppressiva leiden, oder bei Personen, die besonders häufig einen Status epilepticus erleiden.

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Indikationen für eine ketogene Ernährungstherapie

Die ketogene Ernährungstherapie (KET) etabliert sich immer stärker als mögliche Behandlung. Inzwischen ist sie bei weiteren Epilepsiesyndromen und einzelnen Stoffwechselstörungen empfohlen bzw. durchführbar.

Indikationen für eine ketogene Ernährungstherapie## Epilepsien und Epilepsiesyndrome

  • Angelman-Syndrom
  • Dravet-Syndrom
  • Epilepsie mit myoklonisch-atonen Anfällen (Doose-Syndrom)
  • Fieberinduziertes Epilepsiesyndrom (FIRES)
  • Blitz-Nick-Salaam-Epilepsie (infantile Spasmen; West-Syndrom)
  • Entwicklungs- und epileptische Enzephalopathie beim Säugling
  • Super-refraktärer Status epilepticus

Stoffwechselstörungen

  • Komplex-I-Mitochondriopathie
  • Tuberöse Sklerose
  • Glukosetransporter-1-Defekt
  • Pyruvatdehydrogenase-Mangel (PDHD)

Durchführung der ketogenen Diät

Eine ketogene Ernährung kann bei Kindern nicht in Eigenregie durchgeführt werden, sondern muss immer unter (kinder)ärztlicher Aufsicht und in Zusammenarbeit mit speziell ausgebildeten Ernährungsfachleuten stattfinden. Meistens wird die Diät stationär, also in einer Klinik eingeleitet. Dort können mögliche Komplikationen sofort erkannt werden. Außerdem werden der Patient und seine Angehörigen intensiv geschult, damit die Diät in der täglichen Routine umsetzbar ist. Es ist sehr wichtig, dass die ketogene Diät bei Epilepsie sehr streng über einen definierten Zeitraum eingehalten wird und die vorgegebenen Nährstoffverhältnisse möglichst bei jeder Mahlzeit stimmen.

Damit Ärzte und Ernährungsberater die Wirksamkeit der KET richtig beurteilen und den Diätplan richtig kalkulieren können, ist eine ordentliche und möglichst lückenlose Dokumentation der epileptischen Anfälle im Vorfeld erforderlich. Nur so ist die Ausgangssituation klar. Stets dokumentiert werden sollten Häufigkeit und Dauer der Anfälle, der genaue Ablauf und die betroffenen Körperregionen, eine tageszeitliche Bindung und weitere Beeinträchtigungen durch die Anfälle. Im weiteren Verlauf ist es wichtig, dass zeitnah Kontakt zu allen Beteiligten hergestellt werden kann, damit die Kommunikation erleichtert wird. Dies kann z. B. Damit die ketogene Diät bei Kindern erfolgreich angewendet werden kann, ist es ratsam das gesamte Umfeld einzubinden (Kita, Schule, Sportverein, Betreuung, ggf. Passende Rezepte und Lebensmittel sollten immer vorrätig sein. Es sollte damit gerechnet werden, dass die allgemeinen Kosten für Lebensmittel im Rahmen einer ketogenen Diät um bis zu ein Drittel steigen können.

Bereiten Sie sich darauf vor, dass Sie und/oder Ihr Kind lernen müssen, eigenständige Kontrollen im Rahmen der ketogenen Diät vorzunehmen, z. B. mittels Ketonteststreifen aus der Apotheke, mit denen sich die Ketonkörperkonzentration im Urin kontrollieren lässt. Außerdem müssen die Ergebnisse eigenständig bewertet werden können. Zu Beginn der Diät kann mit einem ketogenen Verhältnis von 1:1 begonnen werden, um Verdauung und Stoffwechsel langsam an die ketogene Ernährung zu gewöhnen. Anschließend wird der Fettanteil schrittweise von 2:1, auf 3:1 und bis auf 4:1 erhöht. Das ist aber nicht immer der Fall.

Nach dem Einleiten der ketogenen Ernährungstherapie beginnt eine Zeit des Übergangs, bis die Ketose stabil bleibt, also bis die anhaltende Umstellung des Stoffwechsels zur Energiebereitstellung aus Ketonkörpern eintritt. Während dieses Übergangs ist eine besonders engmaschige Überwachung notwendig. Vor allem die Blutwerte müssen regelmäßig geprüft werden, Blutzucker, Ketone, Blutgasanalyse. Wenige Tropfen Blut reichen dazu bereits aus. Üblich ist zum Beispiel ein kleiner Piks in den Finger. Sind zum Beispiel die Ketonwerte zu hoch und/oder der Blutzucker zu niedrig, kann die Einnahme von Glukose veranlasst werden (z. B. als Fruchtsaft). So lässt sich ein rasches Absinken der Ketonwerte bewirken. Sind sie zu niedrig, muss der Diätplan ggf.

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Wenn die Diät greift und die stabile Ketose eintritt, sind auch die Ketonwerte im Blut stabil. Die Überwachung der Blutwerte kann nun reduziert werden. Kommt es aber zu Veränderungen im Alltag, oder zu einer zwingend notwendigen Umstellung der Essgewohnheiten, muss die häufigere Kontrolle wieder aufgenommen werden. Dies gilt auch, wenn der Schlafrhythmus sich ändert, oder es häufiger zu epileptischen Anfällen kommt. Eine strikte Einhaltung des mit Arzt und Ernährungsberater entwickelten Diät-Plans ist unabdingbar. Snacks zwischendurch müssen in der Planung berücksichtigt werden. Es muss pro Tag mehr getrunken werden als für das jeweilige Alter üblich. Wenn Veränderungen des Alltags oder des Körpers es zwingend notwendig machen, dass das Essverhalten oder die Uhrzeiten für die Mahlzeiten geändert werden müssen, muss der Diät-Plan ausgewertet und neu errechnet werden. Auch im normalen Verlauf der Diät sollten die Untersuchungen und Erfolge immer wieder ausgewertet und der Diätplan ggf.

Sehr wichtig: Zucker ist nicht nur in Lebensmitteln enthalten, sondern auch in Medikamenten oder Zahnpasta. Diese Mengen müssen bei der Aufstellung des Diätplans ebenfalls berücksichtigt werden. Eventuell müssen Medikamente oder Zahnpasta ausgetauscht werden.

Mögliche Nebenwirkungen

Unter der ketogenen Diät treten meist nur wenige Nebenwirkungen wie Verstopfungen und anderweitige Verdauungsprobleme auf. In diesem Fall sollte die Aufnahme von Ballaststoffen erhöht werden, z. B. durch einen größeren Anteil an Tomaten, Gurken oder Schwarzbrot in der Ernährung. Auch abführende Maßnahmen oder der vermehrte Einsatz von MCT-Ölen kann in einigen Fällen zum Einsatz kommen.

Wird eine ketogene Diät nach Plan und richtig durchgeführt, hat sie meist nur geringe Nebenwirkungen, die sich gut in den Griff kriegen lassen. So kann es vor allem zu Beginn zu Unterzuckerungen (Hypoglykämien) kommen, auch Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Hunger und Sodbrennen können auftreten. Im Zusammenhang mit Infekten, Fieber und Erbrechen kann auch ein Flüssigkeitsmangel auftreten, der zu einer Übersäuerung des Blutes (Azidose) führt. Viel Flüssigkeit ist auch wichtig, um die Bildung von Nierensteinen zu vermeiden, die ebenso wie Verstopfung und Fettstoffwechselstörungen zu den möglichen mittel- oder langfristigen Nebenwirkungen gehören. Über Langzeitnebenwirkungen ist bis jetzt nur wenig bekannt. Möglicherweise wird das Wachstum von Kindern leicht beeinträchtigt.

Achtung: Bei einer ketogenen Diät und gleichzeitiger Einnahme von Barbituraten, Valproat, Topiramat, Sultiam oder Zonisamid ist besondere Vorsicht geboten.

Dauer der Diät

In der Regel wird die ketogene Diät zunächst für maximal zwei Jahre durchgeführt. Auch Anfallssuppressiva werden häufig für maximal zwei Jahre verabreicht, bevor sie dann testweise abgesetzt werden. Auch in dieser Hinsicht ist die KET also wie ein Medikament einzustufen. Bei Erwachsenen erfolgt dieses Absetzen zurückhaltender als bei Kindern. Die positiven Effekte, die durch die Therapie erreicht wurden, halten häufig auch nach dem Absetzen an. Zudem verändern sich Epilepsien, gerade bei sich noch entwickelnden Gehirnen, was das regelmäßige Absetzen oder Nachjustieren der Behandlung ebenfalls erforderlich macht.

Wissenschaftliche Belege und Studien

Pavel Klein und seine Arbeitsgruppe am Epilepsy and Sleep Center in Bethesda berichten in einem Review in der Zeitschrift Neurology über Studien, die diesen Zusammenhang nahelegen. Lebensstilveränderungen könnten einen wesentlichen Beitrag leisten, den Patienten einen Teil ihrer Lebensqualität zurückzugeben. Eine ketogene Diät, also eine Ernährungsform mit hohem Fett- und einem reduziertem Kohlenhydratanteil, sei bei Kindern bereits als eine mögliche Intervention bekannt. Ob erwachsene Patienten ebenfalls hiervon profitieren, sei jedoch wenig erforscht, so die Wissenschaftler. Die Forscher schlossen zehn Studien in ihr Review ein. Fünf Studien untersuchten die Vorteile einer ketogenen Diät, während weitere fünf Studien sich mit Ergebnissen der Atkins-Diät, einer ketogenen Diätform, befassten. 32 Prozent der Patienten, die sich ketogen ernährten, und 29 Prozent, die sich an eine modifizierte Atkins-Diät hielten, halbierten die Anzahl ihrer Anfälle. Neun Prozent der ketogenen Diätgruppe und fünf Prozent der Atkins-Diät Gruppe berichtete über eine Reduktion der Anfallsfrequenz von mehr als 90 Prozent. Der Effekt trat in den Studien Tage bis Wochen nach Einhaltung der Diät auf. Die Risiken dieser Ernährungsformen waren laut der Arbeitsgruppe gering und beschränkten sich meist auf die Entstehung von Hyperlipidämien, die jedoch mit Absetzen der Diät voll reversibel sind. Problematisch war für die meisten Teilnehmer, die strikte Ernährungs­weise durchzuhalten. Bei der ketogenen Ernährung brach etwa die Hälfte der Teilnehmer und bei modifizierter Atkins-Diät über 40 Prozent die Studie vorzeitig ab.

Der amerikanische Arzt Dr. Russell M. Wilder hat die ketogene Diät entwickelt und ihr auch den Namen gegeben. 1921 führte er in der Mayo Clinic in Minnesota zum ersten Mal eine Studie dazu an Kindern und Jugendlichen durch. Sie führte zu einer Reduktion von Anfällen und etablierte sich als reguläre Behandlungsmethode. Seither hat es zahlreiche weitere Studien zu ketogenen Ernährungsweisen gegeben. So fanden etwa Schwartz und Eaton 1989 heraus, dass sowohl eine klassische ketogene Diät als auch mit MCT-Ölen ergänzte Formen die epileptischen Anfälle bei Kindern deutlich reduzierten. Auch Neal (2008) und Lambrechts (2017) konnten die positive Wirkung von ketogenen Diäten auf die Anfallshäufigkeit bei Kindern bestätigen. Mady (2003) und Kossoff (2008) zeigten auch Erfolge bei Jugendlichen und Erwachsenen. Übersichtsstudien des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane (letztes Update Martin-McGill et al.

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