Lungenentzündung nach Schlaganfall: Überlebenschance und Statistik

Lungenentzündungen stellen eine häufige und ernstzunehmende Komplikation nach einem Schlaganfall dar. Sie können die Genesung erheblich beeinträchtigen und die Überlebenschancen der Betroffenen verringern. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Schlaganfall und Lungenentzündung, analysiert statistische Daten zur Überlebenswahrscheinlichkeit und diskutiert präventive sowie therapeutische Maßnahmen.

Lungenentzündung als häufige Komplikation nach Schlaganfall

Nach einem ischämischen Insult, also einem Schlaganfall, der durch eine Durchblutungsstörung verursacht wird, treten Lungenentzündungen häufig als Komplikation auf. Eine Studie hat gezeigt, dass 7,1 Prozent der Schlaganfallpatienten eine Pneumonie entwickeln. Dies ist insofern bedeutsam, als dass eine Pneumonie den Klinikaufenthalt verlängert und die Mortalität erhöht.

Auswirkungen auf die Überlebenswahrscheinlichkeit

Die Entwicklung einer Lungenentzündung nach einem Schlaganfall hat deutliche Auswirkungen auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen. Die erwähnte Studie ergab, dass die Sterberate 30 Tage nach dem Insult bei Patienten mit Lungenentzündung 20 Prozent betrug, während sie bei Patienten ohne Pneumonie lediglich 13 Prozent betrug. Nach einem Jahr waren 37 Prozent der Pneumonie-Patienten und 24 Prozent der Schlaganfall-Patienten ohne Pneumonie verstorben. Diese Zahlen verdeutlichen den negativen Einfluss einer Lungenentzündung auf die Prognose nach einem Schlaganfall.

Verlängerung des Krankenhausaufenthalts

Neben der erhöhten Sterblichkeit führt eine Lungenentzündung auch zu einer Verlängerung des Krankenhausaufenthalts. Im Durchschnitt mussten Patienten mit Pneumonie 19 Tage im Krankenhaus verbringen, während Patienten ohne Pneumonie nur 8 Tage stationär behandelt wurden. Die längere Behandlungsdauer stellt eine zusätzliche Belastung für die Patienten und das Gesundheitssystem dar.

Ursachen und Risikofaktoren

Mehrere Faktoren können das Risiko einer Lungenentzündung nach einem Schlaganfall erhöhen. Dazu gehören unter anderem:

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  • Schluckstörungen (Dysphagie): Diese können dazu führen, dass Nahrungsreste oder Flüssigkeit in die Atemwege gelangen und eine Aspiration verursachen, die wiederum eine Pneumonie begünstigt.
  • Immobilität: Bettlägerigkeit und mangelnde Bewegung können die Lungenfunktion beeinträchtigen und das Risiko für Atemwegsinfektionen erhöhen.
  • Reduziertes Bewusstsein: Patienten mit schwerem Schlaganfall und Bewusstseinsstörungen sind anfälliger für Aspiration und Pneumonie.
  • Künstliche Beatmung: Bei etwa 25 % der intensivmedizinisch versorgten Schlaganfallpatienten ist ein Luftröhrenschnitt erforderlich. Dies kann das Risiko für Aspirationspneumonien erhöhen.

Ambulant erworbene Pneumonie: Ein Vergleich

Es ist wichtig, die Lungenentzündung nach einem Schlaganfall im Kontext der ambulant erworbenen Pneumonie (CAP) zu betrachten. In Deutschland erkranken jährlich etwa 500.000 bis 600.000 Menschen an einer CAP, von denen etwa die Hälfte im Krankenhaus behandelt werden muss. Die ambulant erworbene Pneumonie kommt somit ähnlich häufig vor wie der Schlaganfall oder der Herzinfarkt.

Die meisten ambulant erworbenen Pneumonien werden durch Bakterien verursacht und treten häufiger bei älteren Menschen auf. Etwa 80 Prozent der CAP-Fälle betreffen Personen über 60 Jahre, wobei das Risiko mit jedem Lebensjahrzehnt erheblich steigt. Auch Bewohner von Pflegeheimen und bettlägerige Patienten haben ein höheres Risiko.

Präventive Maßnahmen

Um das Risiko einer Lungenentzündung nach einem Schlaganfall zu minimieren, sind verschiedene präventive Maßnahmen von Bedeutung:

  • Frühe Mobilisierung: Die Frühmobilisation von Patienten außerhalb des Bettes für mindestens 20 Minuten innerhalb der ersten 24 Stunden des Krankenhausaufenthaltes fördert die Lungenfunktion und beugt Komplikationen vor.
  • Schlucktherapie: Bei Patienten mit Schluckstörungen ist eine frühzeitige und intensive Schlucktherapie wichtig, um das Risiko einer Aspiration zu verringern.
  • Atemtherapie: Atemübungen und physiotherapeutische Maßnahmen können die Lungenfunktion verbessern und die Sekretolyse fördern.
  • Impfungen: Die Pneumokokken-Impfung wird für ältere Menschen und Risikogruppen empfohlen, um das Risiko einer bakteriellen Pneumonie zu senken. Die Impfquote ist jedoch in Deutschland noch verbesserungswürdig.
  • Hygienemaßnahmen: Strenge Hygienemaßnahmen, insbesondere in Krankenhäusern, können die Ausbreitung von Infektionen verhindern.
  • Pharyngeale elektrische Stimulation (PES): Bei tracheotomierten Schlaganfallpatienten kann die PES die Reaktivierung des Schlucknetzwerkes unterstützen und die Entwöhnung von der Trachealkanüle beschleunigen.

Therapeutische Ansätze

Die Behandlung einer Lungenentzündung nach einem Schlaganfall umfasst in der Regel:

  • Antibiotikatherapie: Bei bakteriellen Pneumonien ist die Gabe von Antibiotika erforderlich. Die Auswahl des Antibiotikums richtet sich nach dem Erreger und der Resistenzsituation.
  • Atemunterstützung: In schweren Fällen kann eine Sauerstofftherapie oder sogar eine künstliche Beatmung notwendig sein.
  • Sekretolyse: Maßnahmen zur Lösung und Entfernung von Bronchialsekret, wie Inhalationen und physiotherapeutische Techniken, sind wichtig.
  • Unterstützende Maßnahmen: Dazu gehören eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Schmerztherapie und die Behandlung von Begleiterkrankungen.

Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit

Die Behandlung von Schlaganfallpatienten mit Lungenentzündung erfordert eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen. Neurologen, Pneumologen, Intensivmediziner, Physiotherapeuten, Logopäden und Pflegekräfte müssen Hand in Hand arbeiten, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten.

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Qualitätsicherung und Frühmobilisation

Das Qualitätssicherungs-Verfahren (QS-Verfahren) "Ambulant erworbene Pneumonie" bezieht sich auf Patientinnen und Patienten ab einem Alter von 18 Jahren, die aufgrund einer ambulant erworbenen Pneumonie in einem Krankenhaus behandelt werden. Viele ambulant erworbene Pneumonien bedürfen keiner Behandlung im Krankenhaus. Eine Einweisung ins Krankenhaus wegen dieser Erkrankung erfolgt bei Patientinnen und Patienten mit besonders schweren Verlaufsformen, schwerwiegenden Vor- oder Begleiterkrankungen. Die Frühmobilisation stellt neben der antibiotischen Behandlung einen wichtigen Baustein in der Behandlung der Lungenentzündung dar. In der aktuellen Leitlinie zur Behandlung ambulant erworbener Pneumonien (S3-Leitlinie) findet sich die Empfehlung, dass stabile Patientinnen und Patienten eine Frühmobilisation erhalten sollen.

Herzinsuffizienz und Pneumonie

Herzinsuffizienz-Patienten erkranken sehr häufig an Pneumonien, etwa dreimal häufiger als die Allgemeinbevölkerung. Eine Pneumonie wirkte sich beachtlich auf die Prognose der Patienten aus: So war das Sterberisiko in der PARAGON-HF-Studie in Folge der Lungenentzündungen um mehr als das Dreifache höher als in den Zeiträumen zuvor, nach Adjustierung auf gängige Risikofaktoren (Hazard Ratio, HR: 3,76), in der PARADIGM-HF-Studie war die Mortalität nach einer Pneumonie sogar um mehr als das Vierfache erhöht (HR: 4,34). Das Tragische an diesen Zahlen ist, dass eine Pneumonie in vielen Fällen eigentlich vermeidbar wäre.

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