Parkinson-Pneumonie: Sterblichkeit, Risiken und Management

Die Parkinson-Krankheit ist eine der bekanntesten und häufigsten neurologischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. Der Verlauf der Parkinson-Krankheit erfolgt in verschiedenen Stadien und betrifft Männer und Frauen in etwa gleicher Weise. Die meisten Menschen kennen mindestens eine betroffene Person im Familien- und Bekanntenkreis. Der Krankheitsverlauf ist jedoch komplex und unterscheidet sich stark von Patient zu Patient.

Der Verlauf der Parkinson-Krankheit

Das bekannteste Parkinson-Syndrom ist das idiopathische Parkinson-Syndrom oder der Morbus Parkinson, eine unheilbare, fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung. Etwa drei Viertel aller Parkinson-Syndrome in Deutschland sind auf den Morbus Parkinson zurückzuführen.

Der Verlauf der Parkinson-Krankheit wird typischerweise in zwei Phasen unterteilt:

  1. Prodromalstadium: Diese Phase kann Jahre bis Jahrzehnte dauern, wobei bei den meisten Betroffenen kaum bis keine motorischen Symptome auftreten. Vorboten von Parkinson können bereits vor dem Auftreten der motorischen Symptome auftreten, sind aber oft unspezifisch.
  2. Klinische Phase: In dieser Phase treten die typischen motorischen Symptome des Morbus Parkinson zusätzlich zu den oben genannten Symptomen auf. Mit den Jahren verschlechtern sich die Symptome, und Medikamente können zwar zeitweise Linderung verschaffen, verlieren aber mit der Zeit an Wirksamkeit.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Phasenaufteilung typisch, aber nicht zwingend notwendig ist und der klassische Morbus Parkinson in unterschiedlichen Formen verlaufen kann. Jede Parkinson-Erkrankung verläuft individuell, und dasselbe gilt für die Symptome. Grundsätzlich verstärken sich die Parkinson-Symptome über die Zeit, weil nach und nach immer mehr Nervenzellen absterben. Bei vielen Patienten schwanken die Symptome auch täglich.

Motorische Symptome

Die motorischen Symptome bei Parkinson sind klassische und häufig auch nach außen sichtbare Anzeichen. Diese beinhalten zum Beispiel:

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  • Zittern der Hände (Tremor)
  • Eine erhöhte Anspannung der Muskeln in Ruhe (Rigor)
  • Verlangsamung und Verkleinerung von Bewegungen (Bradykinese, Akinese)
  • Anlauf- und Abbremshemmung

Typisch für den Morbus-Parkinson-Verlauf ist, dass die Symptome über lange Zeit nur eine Körperhälfte betreffen. Im späteren Verlauf kann auch die Gegenseite betroffen sein. Zusätzlich kommt es häufig zu Schluckstörungen, was die Ernährung erschwert. Bei langjähriger Einnahme einiger Parkinsonmedikamente kann es zu eigenständigen Bewegungsstörungen kommen.

Nicht-motorische Symptome

Obwohl die motorischen Symptome allgemein bekannter sind, gibt es eine Reihe nicht-motorischer Beschwerden, die von Betroffenen und deren Umfeld häufig sogar als belastender wahrgenommen werden. Zu diesen zählen zum Beispiel:

  • Depression, Angststörungen, Persönlichkeitsveränderungen, Apathie
  • Schlafstörungen
  • Körperliche Beschwerden, wie Kreislaufstörungen, sexuelle Funktionseinschränkungen, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, vermehrtes Schwitzen

Häufig kommt es im Verlauf der Parkinson-Erkrankung außerdem zu einer Demenz, die Stürze begünstigen kann. Zusätzlich können Parkinsonmedikamente psychiatrische Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel psychotische Zustände.

Atypische Verläufe

Zusätzlich zum Morbus Parkinson gibt es Krankheiten, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen können. Diese Erkrankungen von einem klassischen Morbus Parkinson zu unterscheiden, ist oftmals schwierig. Zusätzliche Symptome liefern Hinweise darauf, welche Ursache zugrunde liegen könnte. Die häufigste Krankheit mit atypischem Parkinsonsyndrom ist die Lewy-Körper-Demenz. Sekundäre Parkinsonsyndrome können zum Beispiel durch Hirntumore, Gefäßerkrankungen oder kleine Schlaganfälle ausgelöst werden. Außerdem können manche Medikamente parkinsonartige Nebenwirkungen hervorrufen. Eine Parkinson-Erkrankung mit einem außergewöhnlich schnellen Verlauf kann unterschiedliche Ursachen haben.

Aspirationspneumonie als Komplikation

Aspirationspneumonie gilt als eine der drei wahrscheinlichsten Todesursachen bei Parkinson-Erkrankungen. Diese Art der Lungenentzündung tritt auf, wenn Nahrung oder Getränke in die Lungen gelangen. Dies kann während des Essens oder Trinkens geschehen, wenn etwas der aufgenommenen Nahrung oder Flüssigkeit "in die falsche Röhre" gerät, was zum Husten führt. Ein weiterer Weg entsteht, wenn man nach dem Schlucken das Bedürfnis verspürt zu rülpsen. Beim Rülpsen kann es passieren, dass ein Teil der soeben verzehrten Nahrung hochkommt, allerdings nicht vollständig, und stattdessen in die Lunge abgeleitet wird. Technisch gesehen liegt das Problem darin, dass die Epiglottis, eine Hautklappe am hinteren Teil der Zunge, ihre Aufgabe nicht erfüllt und den Eingang zur Luftröhre abdeckt.

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Aspirationspneumonie wird als eine Art Lungeninfektion definiert, die durch eine relativ große Menge an Material aus Magen oder Mund in die Lungen verursacht wird. Zu den häufigen Symptomen gehören Fieber und ein relativ rasch einsetzender Husten.

Dysphagie und ihr Einfluss

Die Prävalenz von Dysphagie (Schluckbeschwerden) bei Parkinson-Patienten variiert zwischen 20 % und 100 %, bedingt durch Unterschiede in den Methoden zur Beurteilung der Schluckfunktion. Anders als bei einigen medizinischen Problemen, wie zum Beispiel einem Schlaganfall, verschlimmert sich die Dysphagie im Verlauf der Parkinson-Krankheit.

Schwere Schluckstörungen, die häufig erst sehr spät erkannt werden, können unter Umständen sogar lebensbedrohlich sein. Das gesunde Schlucken ist eine angeborene Fähigkeit, die phasenweise abläuft und willkürliche sowie reflektorische Anteile aufweist. Störungen des Schluckvorganges können in allen Phasen auftreten. Die Gefahr dabei ist, dass Speichel, Nahrung und Flüssigkeiten nicht in den Magen, sondern in die Atemwege und damit in die Lunge gelangen ("Aspiration").

Anzeichen einer Dysphagie

Eine Dysphagie ist nicht immer eindeutig erkennbar, aber es gibt Erfahrungswerte und Anzeichen, die deutliche Hinweise auf beginnende Schluckprobleme liefern können.

Indirekte Anzeichen können sein:

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  • Gewichts- und Flüssigkeitsverlust
  • Sodbrennen und Aufstoßen
  • Erhöhte Körpertemperatur, plötzliches Fieber
  • Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit unklarer Ursache
  • Auffälliges Blutbild
  • Bronchitis und Lungenentzündung

Direkte Anzeichen treten unmittelbar beim oder nach dem Essen und Schlucken auf:

  • Häufiges Verschlucken an Speichel, bestimmten Speisen oder Getränken
  • Häufiges Räuspern oder Husten (ggf. auch verspätet), bis hin zu Hustenanfällen
  • Erschwerte Atmung nach dem Schlucken (Atemnot, -geräusche, -stopp)
  • Kloßgefühl im Hals
  • Vermehrter Speichel, ungewollter Speichel - bzw. Nahrungsaustritt aus dem Mund
  • Gurgelnde Stimme, brodelnde, rasselnde Atemgeräusche
  • Niesen beim Essen

Maßnahmen zur Vermeidung von Aspirationspneumonie

Wenn man bemerkt, dass Nahrung und Getränke aus dem Magen aufsteigen und in die Luftröhre umgeleitet werden, sollte man bestimmte Nahrungsmittel meiden, die oft mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Es ist ratsam, bestimmte Nahrungsmittel und Getränke zu vermeiden, die das Risiko erhöhen.

Neben therapeutischen Maßnahmen können Sie bei der Nahrungsaufnahme folgende Hinweise beachten:

  • Salziges fördert dünnflüssigen Speichel.
  • Säurehaltiges regt die Speichelproduktion an.
  • Süßigkeiten, Milch und Milchcremes (außer Joghurt oder Sauermilch) eher vermeiden - sie fördern dicken, schleimigen Speichel.
  • Lange kauen, Nahrung gut einspeicheln.
  • Eher "feuchte Kost" zu sich nehmen.

Liegt Ihr Problem in einer verminderten Schluckrate, sollten Sie versuchen, bewusst zu schlucken, auch wenn Sie weder essen noch trinken.

Diagnostik und Therapie von Dysphagie

Durch die klinische Schluckuntersuchung (KSU) soll das Vorhandensein sowie die Schwere von Schluckstörungen festgestellt werden - gegebenenfalls werden weitere Untersuchungsverfahren eingeleitet. Eine klinische Diagnostik durch einen Logopäden umfasst:

  • Ein Gespräch zum Krankheitsverlauf und zu Beschwerden in Bezug auf das Schlucken inklusive Angaben von Angehörigen (Anamnesegespräch).
  • Eine Untersuchung der am Schlucken beteiligten Organe (Lippen, Kiefer, Wangen, Zunge, Gaumensegel, Kehlkopf).
  • Testen der Funktionsfähigkeit des Schluckablaufs anhand unterschiedlicher Konsistenzen.
  • Beobachtung des Schluckens in unterschiedlichen Wirkphasen der Medikation.
  • Testen der Schutzreflexe Räuspern und Husten.
  • Beobachtungen zur Häufigkeit des Schluckens und Auslösung des Schluckreflexes.
  • Beurteilung des Stimmklanges (feuchte oder gurgelnde Stimme/"wet voice").

Es gibt verschiedene, zielgerichtete Behandlungsmethoden und Übungen, um bestehende Schluckstörungen zu überwinden. Diese lassen sich in drei Gruppen unterteilen:

  • RESTITUIERENDE VERFAHREN (RV): Dienen zum Aufbau erhaltener Restfunktionen und streben eine maximale Beweglichkeit an (Mobilisation).
  • KOMPENSATORISCHE VERFAHREN (KV): Zum Erlernen von Schlucktechniken und Haltungsänderungen, um den Schluckakt zu unterstützen.
  • ADAPTIERENDE VERFAHREN (AV): Beinhalten eine Kostanpassung bzw. einen Einsatz spezieller Ess- und Trinkhilfen (z. B. Andickungsmittel).

COVID-19 und erhöhtes Sterberisiko

Bei COVID-19 ist das Sterberisiko für Parkinsonkranke um fast ein Drittel erhöht. Das Risiko, infolge einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu sterben, liegt einer Studie zufolge für Parkinsonpatienten um 30 % höher als für Personen ohne die Krankheit. Pneumonien, die im Zuge von Schluckbeschwerden auftreten, zählen mit zu den häufigsten Todesursachen bei Parkinson. Demnach dürfte die durch SARS-CoV-2 verursachte Lungenentzündung ein Grund für die höhere Sterblichkeit sein.

Es sei daher geboten, besonders bei Parkinsonkranken auf ausreichenden Infektions- und Impfschutz gegenüber diesen Krankheiten zu achten. Menschen mit Morbus Parkinson und ähnlichen neurologischen Erkrankungen sollten sich daher in jedem Falle gegen Covid-19 impfen lassen. Es gibt derzeit keine spezifischen Gründe, warum Patienten mit Parkinson Syndrom die COVID-19 Impfung mit den zugelassenen Impfstoffen weniger gut vertragen sollten, oder die Impfung weniger gut wirken sollte, als bei Gesunden gleichen Alters.

Weitere Aspekte des Parkinson-Verlaufs

Behandlungsmöglichkeiten

Mit den bisherigen Mitteln ist es leider noch nicht möglich, das Fortschreiten der Erkrankung tatsächlich aufzuhalten oder zu verlangsamen. Allerdings können in der Regel die Symptome behandelt werden. Für Betroffene ist dies in aller Regel entscheidend für die Lebensqualität. Leider ist der individuelle Parkinson Verlauf bei einzelnen Betroffenen dennoch nicht klar vorhersehbar.

Beim klassischen Morbus Parkinson stehen zurzeit die Therapie mit Medikamenten sowie die tiefe Hirnstimulation zur Behandlung zur Verfügung. Zusätzlich stehen Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie und Psychotherapie zur Verfügung, um die Symptome zu lindern. Mit all diesen Möglichkeiten und den zur Verfügung stehenden Medikamenten erstellt der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin für den bzw. die einzelne:n Patient:in einen individuellen Therapieplan.

Zwar können Parkinson-Medikamente die ursächlichen Schäden des Nervensystems nicht rückgängig machen, aber sie können den Dopamin-Mangel ausgleichen und auf diese Weise die Symptome lindern. Ziel ist eine lange Wirksamkeit und möglichst keine Nebenwirkungen.

Lebenserwartung und Pflege

Es gibt durchaus Betroffene, die unter einer Parkinson-Behandlung eine normale Lebenserwartung unter weitestgehend normalen Bedingungen haben. Dies hängt von vielen Faktoren ab. Im Einzelfall ist jedoch kaum vorherzusagen, wie sich der Parkinson-Verlauf innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahren entwickeln wird. Leider führt die Krankheit in vielen Fällen noch immer innerhalb weniger Jahrzehnte zur Pflegebedürftigkeit.

Geht der Parkinson Verlauf ins Endstadium über, kommt es häufig zur Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit der Betroffenen. Auch Demenzen und psychiatrische Veränderungen wie Depression spielen eine Rolle. In dieser Phase steht die palliative Betreuung im Vordergrund. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson verkürzt sich durchschnittlich um vier bis elf Jahre. Wie lange ein Mensch mit Parkinson schlussendlich lebt, hängt allerdings immer vom individuellen Gesamtbild und der Parkinson-Form ab.

Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität

  • Bewegung und Sport: Trainieren Sie Bewegungsabläufe und gestalten Sie ihr Leben trotz Pakinson so aktiv wie nur möglich.
  • Physio- und Ergotherapie: Physio- und Ergotherapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen.
  • Stimm- und Sprechtherapie: Stimm- und Sprechtherapien bei Patienten mit Parkinson-bedingten Sprechstörungen zielen darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern und eventuelle Stimmprobleme zu lindern.
  • Psychotherapie: Im Rahmen einer Psychotherapie können sich Parkinson-Patienten aktiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen und den Umgang mit ihr erlernen.
  • Alternative Therapien: Eine alternative Behandlung durch Akupunktur, Magnetstimulation oder Massage kann sich im Einzelfall eignen.

Frühwarnzeichen von Parkinson

Oft kündigt sich das Parkinson-Syndrom schon Jahre vor dem Auftauchen der typischen Beschwerden an. Ein Beispiel ist ein verminderter Geruchssinn, manchen Menschen kommt er sogar komplett abhanden. Auch der Gang verändert sich charakteristisch: Schon in der frühen Krankheitsphase lassen die Betroffenen die Arme beim Gehen nicht mehr mitschwingen. Ebenfalls früh betroffen ist die Feinmotorik.

Umgang mit der Pflegebedürftigkeit

Mit abnehmender Selbstständigkeit des Betroffenen, kann er im Parkinson-Spätstadium pflegebedürftig werden. Dann kann für ihn und seine Angehörigen gegebenenfalls eine pflegerische Aufklärung hilfreich sein. Grundsätzlich steht bei der Parkinson-Pflegeplanung im Vordergrund, die Selbstständigkeit des Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.

Schwere Parkinsonverläufe sind eine enorme Belastung für Betroffene und Angehörige. Nicht selten führen schwere Verläufe zu einer Pflegebedürftigkeit. Betroffene Personen sollten in jedem Fall prüfen, ob Ihnen ein Pflegegrad zusteht.

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