Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die sich durch starke Kopfschmerzen und eine Vielzahl anderer Symptome auszeichnet. Ein besonderes Merkmal einiger Migräneformen ist das Auftreten von neurologischen Symptomen, die als Aura bezeichnet werden. Diese Aura kann sich in Form von Sehstörungen, Kribbeln oder eben auch Taubheitsgefühlen äußern.
Was ist Migräne?
Migräne ist eine nicht heilbare neurologische Erkrankung, die durch starke Kopfschmerzattacken gekennzeichnet ist. Diese Kopfschmerzen sind oft einseitig (in etwa zwei Dritteln der Fälle) oder beidseitig und werden als pochend oder pulsierend beschrieben. Körperliche Betätigung kann die Schmerzen verstärken. Begleitende Symptome sind häufig Appetitlosigkeit, Übelkeit sowie Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Unbehandelt können Migräneattacken zwischen vier und 72 Stunden andauern.
Migräne mit und ohne Aura
Fachleute unterscheiden verschiedene Arten von Migräne, insbesondere Migräne mit und ohne Aura. Eine Migräne-Aura umfasst neurologische Symptome, die den Kopfschmerzen vorangehen können. Dazu gehören Sehstörungen wie Lichtblitze, zackenförmige Farbverläufe oder Funken, die meist von der Mitte des Gesichtsfelds zu den Rändern wandern. Neben Sehstörungen können auch Sprachprobleme, Hörstörungen oder Taubheitsgefühle auftreten.
Weitere Migräne-Arten
Es gibt noch weitere, spezifischere Migräne-Arten, darunter:
- Migräne mit Hirnstamm-Aura (Basilarismigräne)
- Augenmigräne (ophthalmologische Migräne)
- Retinale Migräne
- Ophthalmoplegische Migräne
- Vestibuläre Migräne
- Familiäre hemiplegische Migräne (FHM)
- Migräne-Aura ohne Kopfschmerzen
- Chronische Migräne
Ursachen von Migräne und Taubheitsgefühl
Die genauen Ursachen von Migräne sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass sowohl genetische Faktoren als auch Hormone und Lebensumstände eine Rolle spielen.
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Genetische Veranlagung
Eine genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Migräne. Wenn Migräne in der Familie vorkommt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch andere Familienmitglieder betroffen sind.
Neurologische Veränderungen
Neurologische Veränderungen im Gehirn und Störungen der nervlichen Signalwege, die die Schmerzempfindungen regulieren, sind ebenfalls involviert. Ein Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn, wie Serotonin, scheint dabei eine Rolle zu spielen. Diese chemischen Veränderungen können zur Erweiterung und Verengung von Blutgefäßen im Gehirn führen, was wiederum Schmerzen auslöst.
Migräne mit Hirnstammaura
Bei der Migräne mit Hirnstammaura, früher auch Basilarismigräne genannt, kommt es zu Durchblutungsstörungen im Hirnstamm. Die sogenannten Vorboten sind Hörminderung, Doppeltsehen oder Taubheitsgefühle.
Symptome von Migräne mit Aura
Die Symptome einer Migräne mit Aura können vielfältig sein und variieren von Person zu Person. Typische Symptome sind:
- Visuelle Aura: Flimmernde Lichter, Blindflecken, Zick-Zack-Linien im Sichtfeld
- Sensorische Aura: Kribbeln oder Taubheitsgefühle in bestimmten Körperregionen, meist in den Händen, Armen oder im Gesicht
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten, Worte zu finden oder die Sprache flüssig zu formulieren
- Schwindelgefühle und Gleichgewichtsstörungen
- Weitere neurologische Symptome: Sehstörungen, Hörstörungen oder motorische Einschränkungen
Taubheitsgefühle als Teil der Aura
Taubheitsgefühle sind ein häufiges Symptom der sensorischen Aura. Sie können sich allmählich in die Arme oder Beine ausbreiten, sodass Betroffene beispielsweise Schwierigkeiten haben, zu laufen oder zu stehen.
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Frühphase einer Migräneattacke
Ein Migräneanfall mit oder ohne Aura kündigt sich meistens einige Zeit vor den eigentlichen Kopfschmerzen an. In der Frühphase der Attacke können folgende Anzeichen einzeln oder in Kombination auftreten:
- Aura: Seh-, Sprach- oder Hörstörungen (z. B. Tinnitus), Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Gesichtsbereich, an Händen oder Beinen
- Heißhungerattacken
- Müdigkeit
- Gereiztheit
- Licht-, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit
- Muskelverspannungen (z. B. Nackenschmerzen)
- Konzentrationsprobleme
- Schlafstörungen
- Verdauungsprobleme
- Schwindel
Migräne mit Hirnstammaura Symptome
Bei der Migräne mit Hirnstammaura kann es zu folgenden Symptomen kommen:
- Doppeltsehen
- Sprachstörung
- Schwindel (vestibuläre Migräne)
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Hörminderung
- Ataxie (Koordinationsstörung)
- Störung des Bewusstseins
- Beidseitig auftretendes Taubheitsgefühl (simultane bilaterale Parästhesie)
Auslöser (Trigger) von Migräne
Bestimmte innere und äußere Faktoren können eine Migräne begünstigen ("triggern"), sind jedoch nicht ursächlich dafür verantwortlich. Die Bandbreite dieser individuellen Migräne-Auslöser reicht von unregelmäßigem Schlaf über Hormonveränderungen bis hin zu bestimmten Nahrungsmitteln oder Alkohol und Wettereinflüssen.
Häufige Auslöser
- Stress: Ein häufiger Auslöser von Migräne mit Aura.
- Ernährung: Lebensmittel wie Käse, Schokolade, Rotwein und koffeinhaltige Getränke können bei manchen Menschen Migräne mit Aura auslösen.
- Schlaf: Zu viel oder zu wenig Schlaf kann sowohl Migräneattacken als auch Aura-Symptome auslösen.
- Hormone: Viele Frauen erleben Migräneattacken in Verbindung mit ihrem Menstruationszyklus.
- Licht: Starke Sonneneinstrahlung, blendendes Licht oder bestimmte Lichtmuster können bei manchen Menschen eine Aura und letztendlich Migräne auslösen.
- Gerüche: Starke Gerüche oder Lärm, Chemikalien oder Parfums können empfindliche Personen belasten und Migräne verursachen.
Individuelle Trigger identifizieren
Auslöser von Migräne mit Aura können individuell variieren. Was bei einer Person zu einer Attacke führt, muss nicht zwangsläufig bei einer anderen Person ebenfalls Migräne auslösen. Um herauszufinden, welche persönlichen Auslöser für die Migräneattacken verantwortlich sind, kann es hilfreich sein, ein Migränetagebuch zu führen.
Diagnose von Migräne
Für eine effektive Behandlung ist es wichtig zu wissen, ob es sich tatsächlich um eine Migräne handelt. Wer häufiger unter starken Kopfschmerzen leidet, sollte unbedingt ärztlich abklären lassen, was genau dahinter steckt.
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Arztgespräch und Migränetagebuch
Ein intensives Arztgespräch, bei dem die Patienten ihre Symptome genau schildern, steht am Anfang der Diagnosestellung. Hilfreich ist es, sich schon vorher Gedanken zu machen und diese am besten schriftlich festzuhalten. Dazu empfiehlt sich das Ausfüllen eines Migränetagebuchs über einige Zeit. Notieren Sie, in welchen Situationen und wie lange die Schmerzen auftreten, wo der Schmerz sitzt, wie er sich anfühlt und ob Sie weitere Beschwerden haben. Oder haben Sie etwas Spezielles gegessen oder getrunken, bevor die Kopfschmerzen begannen?
Ausschluss anderer Ursachen
Bei der Diagnose von Migräne mit Aura müssen Ärzte andere mögliche Ursachen ausschließen. Das ist wichtig, weil eine Sehstörung zum Beispiel auch ein Indiz für eine Durchblutungsstörung oder Augenerkrankung sein kann. Besonders problematisch ist die Abgrenzung zum Schlaganfall, da Symptome wie Taubheitsgefühl oder Sprachstörungen auch für einen Schlaganfall sprechen können.
Behandlung von Migräne
Migräne ist eine vielschichte Erkrankung, die noch nicht vollständig verstanden ist. Deswegen ist eine Behandlung, die sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt, die beste Option.
Akutbehandlung
Zur Behandlung von akuten Migräneanfällen stehen wirksame Medikamente zur Verfügung, deren Einnahme Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen sollten. Darunter fallen beispielweise die Schmerzmittel Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS), Naproxen oder Paracetamol und Metamizol. Sollten diese Medikamente nicht wirken, ist es möglich, Triptane wie Rizatriptan, Sumatriptan oder Naratriptan einzunehmen, die unterschiedlich lange wirken.
Triptane
Spezifischer wirken die sogenannten Triptane. Sie verengen die Gefäße im Gehirn und hemmen die Entzündung. Welches Triptan im Einzelfall geeignet ist, hängt unter anderem davon ab, ob eher kurze oder länger anhaltende Schmerzattacken auftreten. Manche Triptane wirken schneller und dafür länger. Triptane gibt es in verschiedenen Darreichungsformen wie Tabletten, Zäpfchen, Schmelztabletten oder als Nasenspray. Einige Triptane erhalten Sie sowohl auf Rezept als auch in einer kleinen Packung ohne Rezept bei uns in Ihrer Apotheke.
Kontraindikationen für Triptane
Bei Bluthochdruck, koronarer Herzerkrankung, nach einem Herzinfarkt oder bei einer Durchblutungsstörung der Arme oder Beine, sind Triptane nicht geeignet. Auch Patienten über 60 Jahre sollten diese Wirkstoffe nicht einnehmen. Sprechen Sie uns gerne an.
Prophylaktische Maßnahmen
Wenn eine Migräne stärker ausgeprägt ist oder mehr als 3 Attacken pro Monat auftreten, können bestimmte Medikamente vorbeugend verschrieben werden. Dazu zählen Betablocker, krampflösende Wirkstoffe, bestimmte Antidepressiva wie Amitriptylin, Botox (bei schwerer chronischer Migräne) oder monoklonale Antikörper. Auch eine fertige Kombination von Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 wird als Migräneprophylaxe empfohlen. Es gibt sie als Kapseln ohne Rezept in Ihrer Apotheke.
Nicht-medikamentöse Behandlung
- Regelmäßigkeit im Alltag: Dazu zählt bei vielen mehr Regelmäßigkeit im Alltag, zum Beispiel bei den Essens- und Schlafenszeiten.
- Bewegung und Entspannung: Ebenso wichtig ist ausreichend Bewegung und Entspannung einzuplanen. Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder Yoga können die Schmerzen deutlich reduzieren. Manche Betroffene haben mit Akupunktur gute Erfahrungen gemacht.
- Ernährung: Auch eine ausgewogene Ernährung kann einen positiven Einfluss auf die Migräne haben.
- Stressmanagement: Strategien wie Entspannungstechniken, regelmäßige Bewegung, ausreichender Schlaf und die Vermeidung von Überlastung können dazu beitragen, stressbedingte Migränesymptome zu vermeiden.
- Ergotherapie: In einer Ergotherapie kannst du zudem lernen, wie du mit den Beschwerden am besten umgehst.
Hausmittel
Hausmittel können in erster Linie Begleitsymptome eines leichteren Migräneanfalls lindern. Tee aus Ingwer oder Kamillenblüten wirkt gegen Übelkeit. Auch ein Tee mit Gewürznelken oder Weidenrinde kann zur Schmerzlinderung beitragen. Gleiches gilt für Coolpacks oder Pfefferminzöl, das auf Stirn, Schläfen und Nacken aufgetragen wird, zum Beispiel als fertiges Präparat mit einem watteähnlichen Tupfer.
Behandlung der Migräne mit Hirnstammaura
Triptane, Schmerzmittel, die speziell zur Behandlung von Migräne entwickelt wurden, sind bei der Migräne mit Hirnstammaura allerdings nicht empfohlen. Der Grund: Die Medikamente bewirken eine Verengung der Arterien im Gehirn. Da nach derzeitigem Wissensstand eine eingeschränkte Blutzufuhr die Ursache für eine Migräne mit Hirnstammaura ist, wird befürchtet, dass eine zusätzliche Verengung durch Arzneimittel die Beschwerden noch mehr verstärkt.
Leben mit Migräne: Tipps für den Alltag
Mit einem gesunden Lebensstil können Sie selbst dazu beitragen, dass die Migräne möglichst selten auftritt. Ein Migränetagebuch oder hilft herauszufinden, welche Faktoren eine Migräne bei Ihnen auslösen.
Migränetagebuch führen
Notieren Sie, in welchen Situationen und wie lange die Schmerzen auftreten, wo der Schmerz sitzt, wie er sich anfühlt und ob Sie weitere Beschwerden haben. Oder haben Sie etwas Spezielles gegessen oder getrunken, bevor die Kopfschmerzen begannen?
Stress reduzieren
Stress ist ein häufiger Auslöser für Migräne mit Aura. Daher ist es wichtig, Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen in den Alltag einzubauen.
Ernährung anpassen
Eine ausgewogene Ernährung kann Einfluss auf das Auftreten von Migräne mit Aura haben. Es kann hilfreich sein, Trigger-Lebensmittel wie Schokolade, Käse oder bestimmte Konservierungsstoffe zu meiden.
Schwangerschaft und Migräne
Schwangere sollten besonders darauf achten, Migräneauslöser zu meiden. Sind Medikamente dennoch nötig, können nach ärztlicher Absprache Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen bis zur 28. Schwangerschaftswoche eingenommen werden. Triptane sind in der Schwangerschaft nicht zugelassen, allerdings ist Sumatriptan hier im Off-Lable-Use - also auch ohne Zulassung bei Migräne - unter ärztlicher Aufsicht sehr gut erprobt. Eine Migräne lässt bei Schwangeren übrigens vor allem im 2. und 3. Trimenon oft nach.
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