Magnetfeldtherapie bei Nervenschmerzen: Ein Überblick über Studien und Anwendungen

Chronische Schmerzen, insbesondere Nervenschmerzen, stellen für viele Menschen eine erhebliche Belastung dar. Die Magnetfeldtherapie (MFT), insbesondere in Form der pulsierenden Magnetfeldtherapie (PEMF), hat sich als eine alternative Behandlungsoption etabliert, die darauf abzielt, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen der Magnetfeldtherapie, ihre potenziellen Anwendungsgebiete bei Nervenschmerzen und die aktuelle Studienlage.

Grundlagen der Magnetfeldtherapie

Die Magnetfeldtherapie ist eine alternativmedizinische Maßnahme, bei der gleichbleibende (statische) oder pulsierende Magnetfelder eingesetzt werden. Diese Magnetfelder werden durch Geräte erzeugt, die von Armbändern und Matten bis hin zu kleinen Magnetröhren reichen. Die Idee hinter dieser Therapieform ist, dass Magnetfelder die elektrischen und physiologischen Prozesse im Körper positiv beeinflussen können.

Wie funktioniert die Magnetfeldtherapie?

Die Magnetfeldtherapie basiert auf der Annahme, dass der menschliche Körper auf Magnetfelder reagieren kann. Dies beruht auf der Tatsache, dass Reizleitungen in Nerven elektrisch erfolgen und an den Zellmembranen eine kleine Spannung anliegt. Anbieter der Magnetfeldtherapie behaupten, dass die Therapie den Blutdurchfluss verbessern, die Selbstheilungskräfte anregen, die Sauerstoffaufnahme in die Zellen verbessern, Entzündungen hemmen und den Energie- und Zellstoffwechsel erhöhen kann.

Statische vs. Pulsierende Magnetfelder

Es gibt zwei Hauptformen der Magnetfeldtherapie:

  • Statische Magnetfelder: Diese Felder sind gleichbleibend und werden oft durch Magnete in Armbändern oder Matten erzeugt.
  • Pulsierende Magnetfelder (PEMF): Diese Felder variieren in Stärke und Frequenz und werden durch spezielle Geräte erzeugt. PEMF-Geräte erzeugen ein Magnetfeld mit wechselnden Stärken und Frequenzen, um eine Gewöhnung des Körpers zu vermeiden und die Therapie individuell an die Beschwerden anzupassen.

Anwendungsgebiete der Magnetfeldtherapie

Die Magnetfeldtherapie wird für eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, darunter:

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  • Allergien
  • Knochenbrüche
  • Knochenschwund (Osteoporose)
  • Migräne
  • Zahnextraktionsnachbehandlungen
  • Arthrose
  • Chronische Schmerzen, einschließlich Nervenschmerzen

Magnetfeldtherapie bei Nervenschmerzen

Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt, entstehen durch Schädigungen oder Funktionsstörungen des Nervensystems. Sie können sich als brennende, stechende oder einschießende Schmerzen äußern und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Magnetfeldtherapie wird als eine mögliche Option zur Linderung dieser Schmerzen betrachtet.

Mögliche Wirkmechanismen bei Nervenschmerzen

  • Verbesserung der Mikrozirkulation: Magnetfelder können die Mikrozirkulation verbessern, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Nervengewebes steigern kann. Dies kann die Heilung und Regeneration der Nerven unterstützen.
  • Entzündungshemmung: Chronische Schmerzen gehen oft mit Entzündungen einher. Die Magnetfeldtherapie könnte entzündliche Prozesse reduzieren und somit zur Schmerzlinderung beitragen.
  • Beeinflussung der Zellmembranen: Die Therapie verbessert die elektrische Spannung an Zellmembranen, was den Austausch von Nährstoffen und Abfallstoffen fördert. Dies kann die Funktion der Nervenzellen verbessern.
  • Anregung des Nervenwachstums: Nach Verletzungen oder Operationen kann die Magnetfeldtherapie das Nervenwachstum beschleunigen.

Studienlage zur Magnetfeldtherapie bei Nervenschmerzen

Die wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit der Magnetfeldtherapie bei Nervenschmerzen ist noch begrenzt und teilweise widersprüchlich. Es gibt jedoch einige Studien, die positive Effekte zeigen.

Studien zu verschiedenen Nervenerkrankungen

  • Multiple Sklerose (MS): Eine doppelblinde Studie mit MS-Patienten zeigte eine positive Wirkung auf verschiedene Bereiche wie Spastik, Blasenkontrolle, kognitive Fähigkeiten, Mobilität, Müdigkeitsstatus und Sehfähigkeit.
  • Morbus Parkinson: Bei Parkinson-Patienten konnte durch die Anwendung von Magnetfeldern das Risiko von Stürzen signifikant reduziert werden. Eine amerikanische Studie zeigte deutliche und langanhaltende Verbesserungen der Sprachprobleme (Dysarthrie).
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Eine Studie untersuchte Patienten mit Gürtelrose und fand positive Ergebnisse durch die Behandlung mit pulsierenden Magnetfeldern, obwohl es sich um eine Studie ohne Placebokontrolle handelte.

Studien zur Schmerzlinderung

  • Eine Studie von Markov (2007) deutet darauf hin, dass pulsierende Magnetfeldtherapie die Durchblutung verbessern und entzündliche Prozesse hemmen kann, was besonders bei chronischen Schmerzen von Vorteil ist.
  • Eine Metaanalyse von Gupta et al. (2019) zeigt, dass Magnetfelder die Mikrozirkulation fördern, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung im Gewebe steigert und die Heilung beschleunigen kann.
  • Forschungen von Harlow et al. (2013) deuten darauf hin, dass die Magnetfeldtherapie Entzündungen reduzieren kann.
  • Eine Studie von Schoenen et al. (2013) ergab, dass Magnetfelder bei Migräne die Intensität und Häufigkeit von Anfällen reduzieren können.

Einschränkungen der Studienlage

Es ist wichtig zu beachten, dass viele Studien zur Magnetfeldtherapie methodische Schwächen aufweisen. Einige Studien sind klein, haben keine Placebokontrolle oder sind von geringer Qualität. Daher sind weitere, qualitativ hochwertige Studien erforderlich, um die Wirksamkeit der Magnetfeldtherapie bei Nervenschmerzen und anderen Erkrankungen abschließend zu beurteilen.

Bewertung durch den IGeL-Monitor

Der IGeL-Monitor, eine nicht-kommerzielle Internetplattform des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbandes (MDS), bewertet die Magnetfeldtherapie beim Kreuzschmerz mit „unklar“. Dies bedeutet, dass die verfügbaren Studien nicht aussagekräftig genug sind, um einen Nutzen oder Schaden der Magnetfeldtherapie beim akuten und chronischen Kreuzschmerz zu beurteilen.

Anwendung der Magnetfeldtherapie

Die Anwendung der Magnetfeldtherapie ist in der Regel unkompliziert und schmerzfrei. Der Patient liegt oder sitzt bequem, während das betroffene Körperteil mit einem Magnetfeldapplikator behandelt wird. Die Magnetfelder durchdringen Kleidung und Verbände, sodass ein direkter Hautkontakt nicht erforderlich ist.

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Sitzungsdauer und Frequenz

Die Behandlungsdauer variiert je nach Gerät und Anwendungsgebiet. Sie kann zwischen wenigen Minuten und einer Stunde liegen. Die Pulsfrequenzen reichen je nach Gerät von 1 bis 999 Pulse pro Sekunde. Die Therapie wird in der Regel mehrmals täglich über mehrere Tage bis Wochen angewendet.

Kosten und Verfügbarkeit

Die Kosten für eine einzelne Sitzung mit Magnetfeldtherapie liegen in der Regel zwischen 7 und 20 Euro. In Deutschland wird die Magnetfeldtherapie derzeit nicht standardmäßig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und gilt als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Es sind auch Heimgeräte von Armbändern für wenige Euro bis zu Matten für bis zu 2000 Euro im Handel erhältlich.

Sicherheitshinweise und Kontraindikationen

Die Magnetfeldtherapie gilt generell als sicher mit geringem Nebenwirkungsprofil. Es gibt jedoch einige Kontraindikationen, bei denen die Therapie nicht angewendet werden sollte:

  • Herzschrittmacher oder andere elektronische Implantate
  • Schwangerschaft
  • Aktive Tumorerkrankungen
  • Akute entzündliche Prozesse
  • Malignome
  • Fieber
  • Herzrhythmusstörungen

Alternative Behandlungsoptionen

Es gibt mehrere alternative Therapieoptionen, die zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt werden können. Diese Optionen sollten mit einem Facharzt besprochen werden, um die beste Behandlungsstrategie zu finden. Einige Beispiele sind:

  • Medikamentöse Schmerztherapie: Schmerzmittel, Antidepressiva oder Antikonvulsiva können zur Linderung von Nervenschmerzen eingesetzt werden.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen und Bewegungstherapie können helfen, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Naturheilkundliche Verfahren: Blutegeltherapie, Eigenbluttherapie und Lasertherapie sind einige alternative Verfahren, die zur Schmerzlinderung eingesetzt werden können.
  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren und basenbildenden Lebensmitteln kannEntzündungen reduzieren und die Heilung unterstützen.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Kalzium und Vitamin D sind wichtige Nährstoffe für die Knochengesundheit und können bei bestimmten Arten von Nervenschmerzen hilfreich sein.

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