Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke: Neuer Chefarzt prägt die Neurologie in Mainkofen

Das Neurologische Zentrum am Bezirksklinikum Mainkofen hat sich unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke erfolgreich weiterentwickelt. Dies wurde im Rahmen des jährlichen Gesprächs zwischen Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Prof. Schmidt-Wilcke deutlich.

Erfolgreiches Jahr für das Neurologische Zentrum

Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke blickte auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Besonders hervorgehoben wurden der Ausbau der Immunadsorption bei entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems, die erfolgreiche Behandlung von Parkinson-Patienten sowie der Ausbau des Weaning-Bereichs, in dem Patienten schrittweise von der Beatmungsmaschine entwöhnt werden.

Ausbau des Weaning-Bereichs

Im Bereich Weaning konnte insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den Atmungstherapeuten und Logopäden intensiviert werden. Beide Berufsgruppen arbeiten gemeinsam daran, dass die Patienten nach dem Weaning auch die Trachealkanüle entfernt bekommen. Dazu müssen die Patienten aber erst wieder das selbstständige Schlucken erlernen. Die Zahl der Patienten, die für die Dekanülierung nach Mainkofen kommen, ist merklich gestiegen.

Um die Qualität im Weaning-Bereich weiter zu steigern, wurden zwei Pflegekräfte zu Atmungstherapeuten weitergebildet. Prof. Schmidt-Wilcke holte zudem einen Lehrgang für die Ausbildung zum Atmungstherapeuten nach Mainkofen. Im Jahr 2022 begann der erste Kurs, und im darauf folgenden Jahr schlossen 24 Kursteilnehmer aus dem gesamten süddeutschen Raum die Ausbildung erfolgreich ab.

Zertifizierung der Stroke Unit

Ein weiterer Erfolg war die weitgehende Erfüllung der Auflagen für eine erneute Zertifizierung der Stroke Unit. An zwei Stellen waren Nachbesserungen erforderlich, was jedoch bei solchen Zertifizierungsverfahren nicht ungewöhnlich ist. Diese Nachbesserungen wurden erfolgreich umgesetzt, sodass die zeitnahe Erteilung des Zertifikats erwartet wird. Zur hochwertigen Behandlung von Schlaganfällen bildeten sich auch zwei Mitarbeiterinnen als „Stroke Nurses“ weiter.

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Personalsituation und Herausforderungen

Die personelle Situation in der Pflege wird als etwas angespannter als bei den Ärzten beschrieben. Hier sind derzeit alle Stellen besetzt. Als ein „Nadelöhr“ machte der Chefarzt auf die Berufsgruppe der Medizinisch-technischen Radiologieassistenten aufmerksam. Nur sie dürfen nach entsprechender Indikationsstellung durch einen Arzt selbstständig Röntgenuntersuchungen und Computertomographien durchführen, diagnostische Verfahren, welche sowohl bei der Behandlung von Schlaganfällen als auch beim Weaning vorgehalten werden müssen. Um auch nachts die Untersuchung sicherzustellen, müsse man versuchen, genügend dieser Fachkräfte im Haus zu beschäftigen.

Fachkräftemangel in der Logopädie

Ähnlichkeiten sieht Heinrich zur Logopädie. „In dem Bereich gibt es in Niederbayern bisher keine Ausbildung und dementsprechend auch zu wenige Fachkräfte.

Personalsituation entspannt sich

„Ich kann mich im Moment nicht beschweren“, so das Fazit des Chefarztes zur personellen Situation, die sich seit Jahresbeginn deutlich entspannt habe. „Das ist eine Entwicklung, die hart erarbeitet wurde“, so der Bezirkstagspräsident anerkennend. Die „starke Oberarztriege“ in der Neurologie sei laut Chefarzt auch „didaktisch gut aufgestellt“, was im Hinblick auf den Medizincampus Niederbayern wesentlich ist, da in einigen Jahren junge Studenten hier unterrichtet werden.

Behandlungsspektrum und Schwerpunkte

Das Neurologische Zentrum des Bezirksklinikums Mainkofen bietet ein breites Spektrum an hochspezialisierten diagnostischen und therapeutischen Verfahren zur stationären und ambulanten Behandlung neurologischer Krankheitsbilder an. Es verfügt über eine eigene zentrale Notaufnahme mit Hubschrauberlandeplatz.

In der Ermächtigungsambulanz und Privatambulanz werden Patienten mit allen akuten und chronischen neurologischen Erkrankungen behandelt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von:

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  • Morbus Parkinson
  • Dystonien (erhöhter Muskeltonus mit Fehlstellungen von Extremitäten oder des Kopfes)
  • Hemispasmus facialis (anfallsartiges Zucken der Gesichtsmuskulatur)
  • Blepharospasmus (unwillkürliches Zusammenkneifen der Augen)
  • Erhöhte Schwitzneigung (Hyperhidrose)
  • Chronische Migräne
  • Zerebrovaskuläre Erkrankungen (insbesondere nach Schlaganfällen)
  • Entzündliche Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems (z.B. chronisch-inflammatorisch demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP), Guillain-Barré-Syndrom, Myasthenia gravis, Multiple Sklerose)
  • Degenerative Erkrankungen des motorischen Systems
  • Erkrankungen der Muskulatur

Moderne Therapieverfahren

Neben oralen Therapeutika werden auch moderne und hoch potente Immuntherapeutika, wie z.B. bei Multipler Sklerose, eingesetzt. Patienten mit Migräne und anderen Schmerzsyndromen werden mit oralen und lokal applizierbaren Therapeutika sowie mit Botulinumtoxin behandelt. Pumpensysteme zur intrathekalen Spastik- und Schmerztherapie werden z.B. bei Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen eingesetzt.

Elektrophysiologische Diagnostik und Ultraschall

Die Behandlung von autoimmunologischen Erkrankungen (z.B. Patienten mit verschiedenen neuromuskulären Erkrankungen, wie z.B. Polyneuropathien, ALS, Wurzelläsionen, Engpasssyndromen und traumatischen Nervenschädigungen) erfolgt mittels elektrophysiologischer Diagnostik (Elektromyographie, motorische und sensible Elektroneurographie, SSEP, MEP, etc.). Moderne Ultraschallverfahren werden zur Diagnostik von Engpasssyndromen von peripheren Nerven eingesetzt.

"Neurologie up to date" - Wissenschaftliches Fortbildungssymposium

Am 4. Mai 2024 fand das wissenschaftliche Fortbildungssymposium „Neurologie up to date“ statt. Die Gastgeber Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke und Prof. Dr. med. Tobias Freilinger begrüßten rund 100 Teilnehmer in Mainkofen. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke folgten verschiedene Vorträge aus dem Bereich der Neurologie. Themen waren u.a. „Therapie der myasthenen Krise“, „Multiple Sklerose und Schwangerschaft“, „Demenzen - neue Therapieoptionen am Horizont“ und „Schlaganfall - Neues von Akuttherapie bis Prophylaxe / Nachsorge“. Insgesamt war das diesjährige „Neurologie up to date“ ein voller Erfolg.

Kontinuität und Neuausrichtung

Das Neurologische Zentrum des Bezirksklinikums Mainkofen steht seit Anfang Dezember unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke, der damit den bisherigen Chefarzt Prof. Dr. ablöste. Zuvor war Prof. Dr. med. Erwin Kunesch seit 1. Januar 2004 Chefarzt der Neurologischen Klinik am Bezirksklinikum Mainkofen. Er wurde Nachfolger von Prof. Dr. med. Karl Birnberger.

Der Ärztliche Direktor Prof. Dr. begrüßte Prof. Schmidt-Wilcke herzlich: „Die Neurologie am Bezirksklinikum Mainkofen wurde trotz seiner langjährigen Geschichte erst von insgesamt drei Chefärzten geleitet. Wir hoffen, dass auch Sie sich am Neurologischen Zentrum wohlfühlen und freuen uns auf die gemeinsame Zukunft mit Ihnen.“

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Wegen des Ausscheidens der beiden Chefärzte der Klinik für Neurologische Frührehabilitation und der Neurologischen Klinik soll zudem eine medizinische Neuausrichtung des Neurologischen Zentrums erfolgen. Das Neurologische Zentrum wird dann über drei Sektionen verfügen - Akutneurologie, Neurochirurgische/Neurologische Frührehabilitation und Multimodale Schmerztherapie - und soll nur noch von einem Chefarzt geleitet werden.

Werdegang von Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke

Prof. Dr. Tobias Schmidt-Wilcke studierte Medizin und Philosophie an der Philipps-Universität in Marburg. Seine Assistenzarztausbildung absolvierte er in Tübingen und Regensburg, wo er auch habilitierte. Weitere Stationen waren ein Forschungsaufenthalt an der University of Michigan in Ann Arbor in den USA, eine Oberarztstelle in Tübingen und die Leitung der Forschungsgruppe „Neuronale Plastizität“ der Ruhr-Universität Bochum. Parallel zu seiner wissenschaftlichen Laufbahn war er als Oberarzt der Neurologie am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum tätig. Von 2016 bis 2018 war er leitender Oberarzt in der Neurologischen Abteilung der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch, ab Dezember 2019 dann Chefarzt in der neu gegründeten Neuro II. Der Facharzt für Neurologie mit den Zusatzbezeichnungen Spezielle Schmerztherapie, Geriatrie und Rehabilitationswesen ist Vater von vier Kindern und hatte zuletzt seinen Lebensmittelpunkt in Bochum.

Investitionen in die Zukunft

„Nach dem Abschluss der Investitionen in den Neubau und die Sanierung der Neurologie in Höhe von 24 Millionen Euro wird Prof. Schmidt-Wilcke zusätzlich zu einem sehr motivierten Team auch baulich ideale Rahmenbedingungen vorfinden.“

Zusammenarbeit und Ausblick

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich freute sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Donau-Isar-Klinikum. „Bei einem insgesamt steigenden Druck ist es gut, wenn wir in der Region an einem Strang ziehen im Sinne der bestmöglichen Versorgung aller Patienten.“ In diesem Sinne blicken beide nach einem überraschend guten Verlauf des Jahres 2023 auch optimistisch auf das neue Jahr.

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