Malen mit Demenz: Weiterbildung und kreative Angebote für Betroffene und Angehörige

Die Auseinandersetzung mit Geriatrie und Gerontologie gewinnt für Kunsttherapeut:innen, Kulturgeragog:innen, Kulturpädagog:innen und Künstler:innen zunehmend an Bedeutung. Der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung führen dazu, dass kunsttherapeutische Methoden nicht nur im klinischen Bereich, sondern auch in verschiedenen Einrichtungen immer wichtiger werden. Dabei rückt das prozessorientierte künstlerische Gestalten in den Fokus. Eine besondere Herausforderung besteht darin, angemessene Angebote für ältere Menschen mit psychischen Einschränkungen wie Demenz, Depression oder Angst zu schaffen. Hierbei ist ein spezieller kunsttherapeutischer Ansatz zur (Re-)Aktivierung des kreativen Potenzials von großer Bedeutung.

Kreativität und Entspannung im Tandem: Die Kreativwerkstatt

Ein konkretes Beispiel für ein solches Angebot ist die Kreativwerkstatt, die sich an Menschen mit leichter bis mittelgradiger Demenz und ihre Angehörigen richtet. In dieser Werkstatt bilden Betroffene und ihre Begleitpersonen ein Tandem. Ziel ist es, durch kreatives Schaffen den eigenen Ausdruck zu finden und zu entspannen. Die Teilnehmenden können sich von Vorlagen inspirieren lassen oder ihren eigenen Impulsen folgen. Erfahrene Dozentinnen stehen dabei unterstützend zur Seite und zeigen erste Schritte.

Die Kreativwerkstatt findet regelmäßig mittwochs statt und bietet eine feste Struktur, die für Menschen mit Demenz hilfreich sein kann. Die Teilnahmegebühr ist gering, und das Material wird gestellt, was die Zugänglichkeit erleichtert. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich, was die Teilnahme unkompliziert gestaltet.

Termine der Kreativwerkstatt:

  • Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli, September, Oktober, November

Kosten: 6 € pro Tandem und Termin (vor Ort zu zahlen)

Weiterbildung für Fachkräfte: Kunsttherapeutische Interventionen in der Altenhilfe

Neben Angeboten für Betroffene und Angehörige ist auch die Weiterbildung von Fachkräften im Bereich Malen mit Demenz von großer Bedeutung. Eine solche Weiterbildung richtet sich beispielsweise an Kunsttherapeut:innen, Kulturgeragog:innen, Kulturpädagog:innen und Künstler:innen. Sie vermittelt Interventionen für das klinische Umfeld sowie präventive und begleitende Angebote, die beispielsweise in Senioren- oder Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden können.

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Die Weiterbildung umfasst verschiedene Methoden für Einzel- und Gruppensettings, die in Selbsterfahrung erlernt werden.

Module der Weiterbildung:

  • Modul I: Heute wieder Kunst - Hinführung zu künstlerischen Gestaltungen mit betagten Menschen
  • Modul II: Materialmix erwünscht - Methoden- und Materialvielfalt der künstlerischen Angebote
  • Modul III: Welche Methode biete ich heute an?

Individuelle Malbegleitung für Menschen mit Demenz

Neben Gruppenangeboten gibt es auch die Möglichkeit der individuellen Malbegleitung für Menschen mit Demenz. Diese individuell angepasste, kreative Aktivierung kann die Wahrnehmung, Konzentration und Aufmerksamkeit verbessern. Begleitetes Malen spricht auf sanfte Art das Erinnerungsvermögen an, schult die Feinmotorik und bringt Orientierung und Entspannung. Als Kreativduo können sich Betroffene und Begleitende auf eine neue und andere Art als im Alltag erleben.

Finanzierungsmöglichkeiten

Es ist wichtig zu wissen, dass pflegebedürftige Menschen unter Umständen einen Anspruch auf Kostenerstattung für die Malbegleitung durch die Pflegekasse/Krankenkasse haben. In der Regel stehen monatlich 131 Euro von der Pflegekasse zur Verfügung. Dieser Betrag wird jedoch nur dann gewährt, wenn tatsächlich Leistungen in Anspruch genommen wurden. Es empfiehlt sich, im Vorfeld bei der Pflegekasse zu erfragen, inwieweit die Kosten einer therapeutischen Malbegleitung getragen werden.

Erfahrungen aus der Praxis: Fortbildung im "Haus am Glantal"

Ein Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung von Malen mit Demenz ist die Fortbildung für Mitarbeiterinnen der Sozialen Betreuung im "Haus am Glantal". Die Mitarbeiterinnen waren von der Fortbildung zum Thema „Malen für Menschen mit Demenzerkrankungen“ begeistert. Das Seminar bot eine gute Mischung aus Informationen und praktischer Umsetzung. Die Mitarbeiter*innen konnten sich kreativ austoben und selbst verschiedene Maltechniken ausprobieren. Der Tenor war durchweg positiv: "Eine schöne Erfahrung, die gleichzeitig auch für Entspannung gesorgt hat."

Die Bedeutung des Malens für Menschen mit Demenz

Das Malen bietet Menschen mit Demenz die Möglichkeit, sich nonverbal auszudrücken und zu kommunizieren. Es kann Erinnerungen wecken, die Feinmotorik schulen und die Konzentration fördern. Durch die kreative Tätigkeit können Betroffene Selbstwirksamkeit erfahren und ihr Selbstwertgefühl stärken. Die Angebote im Bereich Malen mit Demenz tragen dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen zu verbessern.

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Online-Seminar als Alternative

Die Erfahrungen zeigen, dass auch Online-Seminare eine gute Möglichkeit zur Weiterbildung im Bereich Malen mit Demenz sein können. Ein Teilnehmer einer solchen Fortbildung äußerte sich positiv überrascht, wie gut das Seminar über die Ferne funktionierte. Besonders hervorgehoben wurde, dass durch die Einblicke in die realen Räumlichkeiten der Dozentin ein "Vor-Ort-sein-Gefühl" erzeugt wurde, was sehr unterstützend wirkte.

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