Eisklettern für Anfänger: Tipps und Tricks für den sicheren Einstieg

Eisklettern erfreut sich wachsender Beliebtheit. Ob an gefrorenen Wasserfällen, Gletschern oder mit Eis überzogenen Felswänden, die besondere Herausforderung, die das kalte Eis mit sich bringt, schätzen viele Kletterer. Dieser Artikel bietet Anfängern einen umfassenden Leitfaden für einen sicheren und erfolgreichen Einstieg in diese faszinierende Sportart.

Die Faszination des Eiskletterns

Einen gefrorenen Wasserfall hochklettern? Das klingt nach Abenteuer, kalten Fingern und starken Nerven. Mit Pickel und Steigeisen die Kaskaden eines erstarrten Wasserfalls erklimmen, sich an vereisten Felswänden empor hangeln und dabei die eigenen Grenzen auszuloten: Eisklettern reizt immer mehr abenteuerlustige Wintersportler.

Hanna (24), die in der Outdoorbranche arbeitet und ihre Freizeit den Bergen widmet, beschreibt den Adrenalinschub, einen gefrorenen Wasserfall zu erklimmen, als etwas Besonderes, das man mit normalem Klettern nicht vergleichen kann. Am Fels seien die Konturen immer gleich, die Griffe dieselben. Im Gegensatz zum Felsklettern gibt es beim Eisklettern selten eine festgelegte Route, da sich das Eis stets verändert.

Sicherheit geht vor: Unfallrisiken und Prävention

Neben allen Spaßfaktoren gibt es beim Eisklettern natürlich auch eine zweite Seite der Medaille: Unfallrisiken. Eisklettern gilt als sehr gefährlich. Bei einer Umfrage unter 100 Eiskletterern in den Jahren 2006 und 2007 zogen sich etwa 60 Prozent aller Studienteilnehmer Verletzungen zu. Die meisten von ihnen verletzten sich dabei vor allem beim Vorstieg. Zu den häufigsten Verletzungen gehörten nach Angaben der Befragten Sehnenverletzungen, Erfrierungen und Blutergüsse. Diese Verletzungen zogen sich die Eiskletterer jedoch nur in einem leichten Schweregrad zu. Als häufigste Verletzungsgründe wurden eine falsche Klettertechnik und ein plötzlicher Eisbruch genannt. Insgesamt war das Verletzungsrisiko, im Vergleich zu Sportarten wie Fußball, eher gering.

Mögliche Gefahrenquellen:

  • Verletzungsrisiken durch Steigeisen und Eisgeräte: Diese Geräte sind sehr spitz. Im schlimmsten Fall verliert man sein Steigeisen und der Sichernde bekommt es ab.
  • Absplitterndes Eis: So kann der unten Stehende von Eisbrocken getroffen werden.
  • Lawinengefahr: Auch Lawinen spielen beim Eisklettern eine große Rolle. Daher vor der Tour immer den aktuellen Lawinenbericht checken!
  • Rutschgefahr: Schnell ist man auf dem glatten Eis einmal weggerutscht und verliert den Halt. Auch kann durch Erwärmen das Eis schmelzen oder brechen.
  • Übermüdung: Eisklettern ist anstrengend. Durch die hohe Belastung übermüdet der Körper schnell und verliert an Kraft.
  • Mangelnde Sauerstoffversorgung: Eisklettern findet in der Regel in hohen Höhen statt. Dadurch kann die Sauerstoffversorgung eingeschränkt sein.
  • Kälte: Die Kälte beim Eisklettern darf nicht unterschätzt werden. Besonders Hände, Füße und Atemwege sind von Erfrierungen bedroht.

Sicherheitsmaßnahmen:

  • Spezielle Ausrüstung: Um beim Eisklettern sicher unterwegs zu sein, braucht man spezielle Ausrüstung.
  • Sicherung: Normalerweise sichert man sich gegen Abrutschen, indem ein Kletterer vorweg klettert und Schrauben in das Eis dreht.
  • Lawinenbericht: Vor der Tour immer den aktuellen Lawinenbericht checken!
  • Klettertechnik: Eine falsche Klettertechnik kann zu Verletzungen führen.
  • Kondition: Eisklettern ist anstrengend. Durch die hohe Belastung übermüdet der Körper schnell und verliert an Kraft.

Die richtige Ausrüstung für Eiskletter-Anfänger

Auf die Ausrüstung muss beim Eisklettern absolut Verlass sein. Wir möchten Dir hier einen Überblick über das notwendige Material fürs Eisklettern geben.

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Basisausrüstung:

  • Klettergurt und Seile: Wie beim normalen Klettern auch. Petzl Kletterseile bewähren sich nun seit geraumer Zeit am Fels.
  • Helm: Als Schutz gegen herabfallende Eisstücke. Wir haben uns für den extrem leichten Petzl Sirocco entschieden, in schwarz und weiß. Man spürt diesen Helm so wenig, dass man sich manchmal auf den Kopf fasst, weil man das Gefühl hat, ihn nicht aufzuhaben.
  • Wasserfeste Handschuhe: Gegen die Kälte schützen wasserfeste Handschuhe. Was haben ein Eiskletterhandschuh und die NASA gemeinsam?
  • Steigeisenfeste Bergschuhe: An den Füßen tragen Eiskletterer Bergschuhe.
  • Steigeisen: An den Schuhen werden die Steigeisen befestigt.

Eisgeräte und Pickel:

Über Eisgeräte und Pickel könnten wir seitenlang referieren. Das Eisgerät ist Deine Verbindung zum Eis und somit eines der wichtigsten Geräte. Mit der Auswahl solltest Du Dir Zeit lassen. Du musst Dir im Klaren sein, ob Du ein flexibles Gerät möchtest, das auch für alpine Touren/Nordwände und schwierigere Gletschertouren zu gebrauchen ist, oder ein reines Steileisgerät für den Wasserfall. PETZL hat ein großes Sortiment für jeden Einsatzbereich.

  • Nomic: Ein reines Steileisgerät mit stark gebogenem Schaft für beste Kraftübertragung und Halt im Mixed Gelände und Steileis. Durch den Ergo-Griff ist der Einsatz im Nordwandbereich/Hochtourenbereich nicht empfehlenswert, da kein Kopfstützpickel oder Rammpickel möglich ist.
  • Quark: Das perfekte Allround-Gerät für Wasserfallklettern und Nordwände. Flexibel, leicht und vor allem kostengünstig hat es uns absolut überzeugt. Steiles Eis und kombiniertes Gelände mit Kopfstützpickel und Rammpickel/T-Anker sind das Metier des Quark. Wenn Du Dir einen Satz zulegst, solltest Du darauf achten, ein Gerät mit Hammer und ein Gerät mit Schaufel zu haben.

Steigeisen:

Die zweite Verbindung zwischen Dir und dem Eis ist das Steigeisen! Das gute Gefühl und die Sicherheit beim Platzieren der Beine sind elementar. Mit den beiden Steigeisen DART und LYNX, hat unser Ausrüstungspartner PETZL hervorragende und lang erprobte Steigeisen im Sortment welche unsere erste Wahl im Steileis und Mixed Gelände sind. Beim Steigeisen musst Du auf auswechselbare Frontalzacken und die Möglichkeit zum Wechseln auf Monozacker achten.

  • Monozacker: Beim Mixed Klettern ist der Monozack unumgänglich, da das Antreten von Leisten und Löchern mit einem Zacken wesentlich besser und flexibler ist. Auch beim reinen Eisklettern und gutem Eis (nicht röhrig) kann man den Monozack recht gut einsetzen. Du solltest ausprobieren, welche Zackenform für Dich die beste ist und Dir das sicherste Gefühl gibt.
  • Lynx: Durch die Bauweise ohne Rahmen und die stabile Konstruktion ist das Lynx auch für Hochtouren geeignet und somit das ideale Steigeisen für anspruchsvolle alpine Unternehmungen.
  • Dart: Das DART ist etwas leichter und spezialisiert auf anspruchsvolle Touren um steilen Eis und Mixedklettereien.
  • Sarken: Das LYNX und das DART sind beides keine Steigeisen mit welchen es sich gut im flachen Gelände gehen lässt, also zum Beispiel über einen Gletscher. Unser Partner PETZL hat hier das SARKEN im Sortiment. Ein Steigeisen welches eine Mischung aus Hochtourensteigeisen und Steileissteigeisen darstellt.

Seile:

Es gibt unzählig viele Kletterseile. Wir empfehlen Dir fürs Eisklettern grundsätzlich ein Doppelseil / Halbseil. Die Sicherheitsreserve mit zwei Seilsträngen ist ungemein größer als mit einem Einfachseil. Denke an die scharfen Hauen der Eisgeräte oder Steigeisen. Ein einzelner Strang ist schnell durchtrennt. Da das Eis oft mit Wasser überflossen ist, solltest Du auf eine Imprägnierung der Seilstränge achten. Es geht nicht nur ums Gewicht, sondern vor allem ums Seilhandling. Wenn sich das Seil voll Wasser saugt und gefriert, ist das Sichern und Knotenlegen mit dem Seil fast unmöglich.

  • Zwillingsseil: Das Zwillingsseil darf nur im Doppelstrang verwendet werden, d. h. jede Zwischensicherung und Standplatz wird mit zwei Seilsträngen eingehängt. Die Sicherheitsreserve ist dank zweier Seilsträngen immer noch hoch und das Gewicht ist deutlich reduziert. Fürs Eisklettern ist der Gebrauch eines Zwillingsseils empfehlenswert, aber nur für diejenigen die den Einsatzbereich und die Sicherungstechnik exakt kennen.
  • Halbseil: Viele Eiskletterer schwören auf die Halbseiltechnik, die natürlich in gewissen Situationen vorteilhaft ist. Deshalb meine Empfehlung für eine Zweierseilschaft: Zwillingsseile verwenden, oder dünne Halbseile, die dann standardmäßig wie Zwillingsseile eingesetzt werden. Oder, wenn es die Route erlaubt, mit Einfachseil klettern.

Eisschrauben:

Die Absicherung beim Eisklettern erfolgt über Eisschrauben. Für Einsteiger sind Eisschrauben verständlicherweise wenig einschätzbare Sicherungspunkte. Das Setzen von Eisschrauben soll geübt sein. Sehr wichtig ist das Setzen aus einer kraftsparenden Kletterposition, da das Eindrehen und Einhängen Zeit in Anspruch nimmt. Eisschrauben haben eine Festigkeit im sehr guten Wassereis von 15 KN. Das "Wichtigste" an der Eisschraube ist, dass sie scharf geschliffen ist. Beim Tranport unbedingt Schutzhülsen auf die Zähne drehen damit diese scharf bleiben. Eisschrauben gibt es in verschiedenen Längen. Die langen sind vor allem für Standplatzbau und Eissanduhren gut. Für uns ist die PETZL Laser Speed Schraube die erste Wahl. Kostengünstig und langjährig erprobt. Die Schärfe ist entscheidend! Für das schnelle Nachschärfen einer Schraube und auch eines Eisgerätes ist eine Feile immer mit im Gepäck. Sollte es an den Zähnen jedoch zu "Zahnausfall" oder grober Unschärfe kommen, dann hilft Dir Christian von der Firma Rocksports weiter.

Weitere Ausrüstung:

  • Standplatzschlinge: Standplätze baut man besser nicht mit dem Kletterseil auf (man würde sich eine ganze Reihe von Nachteilen einhandeln), sondern mit einer Standplatzschlinge mit zuvor abgeknotetem Auge (doppelter Bulin). Mehr und mehr setzt sich hierfür Rundmaterial durch, also zur 120er-Schlinge vernähte 6-mm-Kevlar- oder Dyneemareepschnur. Das Handling ist verglichen mit Bandmaterial um Welten besser (und es gibt weitere Vorteile). Mir sind zwei Hersteller bekannt: Edelrid (Kevlar) und Skylotec (Dyneema).
  • Sicherungsgerät: Nachgesichert wird mit der „Plate“, so hat man als Sicherer zwischendurch die Hände frei und kann sich z. B.
  • Gamaschen: Schnee im Stiefel ist nicht lustig, deshalb ein paar Worte zum Thema Gamaschen. Gehen wir davon aus, dass wir mit einer Hardshellhose unterwegs beim Eisklettern sind. Lange Gamaschen, die bis unters Knie reichen, würden die genannte Lücke natürlich schließen. Gleichzeitig wäre ein Teil der Hose geschützt. Aber: Zwei Lagen Hardshell über den Unterschenkeln sind doch etwas übertrieben und man würde mehr schwitzen. Hat man eine Hardshellhose ohne (funktionierende) Innengamasche und will ordentlich im Schnee wühlen, ist die beschriebene Variante dennoch zu empfehlen. Für gemäßigtere Einsätze reicht eine kürzere Gamasche, solange die Hose beim Klettern nicht aus der Gamasche rutschen kann.
  • Feile: Für das schnelle Nachschärfen einer Schraube und auch eines Eisgerätes ist eine Feile immer mit im Gepäck.

Die richtige Technik: Tipps von erfahrenen Eiskletterern

Neben der permanenten Verbesserung Deines Karmas gibt es auch beim Eisklettern viele kleine Details, an denen es sich zu arbeiten lohnt. In den letzten Jahren habe ich mit vielen verschiedenen Seilpartnern die Eisgeräte geschwungen. Dabei gefällt mir die Idee, meinen Kletterstil im Eisfall mit verschiedenen Techniken stetig zu verbessern, um dadurch Kraft zu sparen und gleichzeitig mehr Sicherheitsreserven zu gewinnen.

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  • Positionierung der Eisgeräte: Wenn Du ein Eisgerät im Eis verklemmt hast, liegt das in der Regel daran, dass beide Tools auf der gleichen Höhe eingeschlagen sind. Tu das besser nicht, denn Du verschwendest dadurch nur unnötig Kraft und Zeit!
  • Solide Position: Ausgangssituation für jeden Schlag sollte eine solide Position mit beiden Beinen sein. Denke immer daran! » Bring Dein Körpergewicht am Ende eines Schlages wieder auf beide Beine und drücke die Hüfte Richtung Eis. » Solange die Beine solide stehen, müssen Deine Unterarme nicht verkrampfen.
  • Handgelenk: Viele Kletterer halten ihre Eisgeräte zu starr und können sie deshalb nicht richtig schwingen. » Während ich mich am Eisgerät festhalte, bilden Handrücken und Unterarm eine Linie. Für eine optimale Schlagbewegung ist es jedoch wichtig, dass ich das Handgelenk etwas zurückdrehen (30° - 40°). Die Fingerknöchel sollten idealerweise so weit wie möglich nach außen stehen. Nun lässt sich das Handgelenk für den Schlag besser kippen. Wenn das Eisgerät dann platziert ist, drehe ich die Hand wieder nach innen (Handrücken und Unterarm in einer Linie), um mich möglichst kraftsparend am Eisgerät festzuhalten.
  • Ellenbogen: Die meisten Eiskletterer ziehen den Ellenbogen während des Schlages nach unten, was zu einer unpräzisen Bewegung führt, Kraft verschwendet und die vertikale Reichweite verringert. » Versuche beim Schlagen die Bewegung des Ellenbogens möglichst hoch ausführen und dabei die Haue, den Kopf und Schaft des Eisgerätes in einer Linie mit der Vorhand und dem Unterarm zu führen. Es geht darum, die Haue schnell und exakt einzuschlagen!
  • Eisstruktur: » Schau Dir das Eis und dessen Struktur genau an. Setze Deine Eisgeräte in Mulden, Ecken und zwischen Eiszapfen oder hake die Geräte in Taschen ein. Die Steigeisen kannst Du danach oftmals in die gleichen Löcher setzen.

Ernährung und Bekleidung: Warm und energiegeladen am Eis

Die Vorteile leichter mediterraner Kost kommen im Winter beim Eisklettern nicht zum Tragen. Der Energieverbrauch ist hier enorm: man bewegt sich den ganzen Tag in der Kälte, viele Stunden direkt vor einer Eiswand. Mit Blattsalat und Radieschen-Scheibe kommt man da nicht weit. Ich stelle meine Ernährung deshalb während der Eisklettersaison auf fleischhaltige Nahrung um.

Eisklettern ist eine Stop-and-Go-Wintersportart (Klettern/Sichern unter dem Gefrierpunkt und meist im Schatten) mit langen Zeiträumen, in denen der Körper wenig bewegt wird. » Fazit: wer schwitzt, friert! Im Zustieg und beim Klettern deshalb so dünn wie möglich anziehen (evt. Windschutz gegen Auskühlung), um möglichst wenig zu schwitzen (vor allem bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt). Wechsle gegebenenfalls am Einstieg in ein trockenes T-Shirt. Wenn Du trocken bleibst, muss Dein Körper nicht so viel Energie aufbringen, um warm zu bleiben.

Vorbereitung ist alles: Kurse und Übungsmöglichkeiten

Bevor man sich an den Wasserfall wagt, sollte man das Steigen mit Pickeln und Steigeisen üben. Am besten eignet sich dazu der Eisturm am Stubaier Gletscher gleich neben der Liftstation Gamsgarten. Der 17 Meter hohe Turm ist vor alpinen Gefahren sicher und bietet sichere Toprope-Trainingsverhältnisse unter fachkundiger Anleitung. Einsteigerkurse finden nach Vereinbarung statt. Jeden Freitag im Winter von Weihnachten bis Mitte März gibt es dort Nachmittags für 25 Euro pro Person ein Schnuppertraining, für das keine Voranmeldung nötig ist. Ob Eisklettern möglich ist, hängt stark von den Bedingungen ab. Die Hauptsaison dauert von Mitte Dezember bis Ende Februar. Aktuelle Verhältnisse an den Wasserfällen können beim Bergführerbüro Stubai-Alpin in Neustift angefragt werden.

Ich habe schon viele Eiskletter-Neulinge gesehen, die nach einem Wochenende alles hingeschmissen haben, an dem sie vier Seillängen geklettert sind und sich den Hintern abgefroren haben. Deshalb kann ich jedem nur empfehlen: viel üben, üben und nochmals üben - ohne und mit Steigeisen, ohne Eisgeräte, mit nur einem Eisgerät, etc. Klettere vor allem viel im Nachstieg, um Erfahrungen mit verschiedenen Eisstrukturen, deren Beschaffenheit bei unterschiedlichen Temperaturen und dem korrekten Umgang mit Steigeisen und Eisgeräten zu sammeln. Der Schritt vom Nachstieg zum Vorstieg ist im Eis groß - nicht zuletzt wegen der erhöhten Verletzungsgefahr.

Eisklettergebiete: Wo das Abenteuer beginnt

In den Allgäuer Alpen gilt beispielsweise das Rubihorn bei Oberstdorf als ideales Eiskletterrevier: Während Einsteiger am gefrorenen Abfluss des Gaisalpsees trainieren, finden Könner weiter oberhalb zahlreiche Routen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Die Alpinschule Allgäu vermittelt Anfängern in zwei Tagen die wichtigsten Grundkenntnisse. Auch im angrenzenden österreichischen Bundesland Vorarlberg weisen Bergführer Interessierte in die Kunst des Eiskletterns ein. Zum Beispiel von Januar bis März im Montafon: Hier dauert das Programm in der Regel von 9 bis 15 Uhr, Theorie und Praxis inklusive Leihausrüstung kosten pro Person 67 Euro. Im Brandnertal lockt bei Brand das Eisklettergebiet Flurschrofa: Wo sonst das Wasser tosend über die Felsen springt, fordern im Winter bei passendem Wetter mehr als 30 Routen die Kletterfreaks. Die Region gilt unter Kennern als Prunkstück des Eiskletterns im Westen Österreichs.

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Vom einstigen Geheimtipp für Eiskletterer zu einem wahren Szene-Mekka hat sich die Pitztaler Bergwelt in Tirol mit ihren zahlreichen Wasserfällen entwickelt. Fallebachfall, Stuibenfall, Taschachschlucht, Eggenstallfall oder der Dorfbach Jerzens bieten abwechslungsreiche Routen für Anfänger genauso wie für Kletterprofis. Ein Top-Event für Kletterfreaks und Interessierte steht diesen Winter in Matrei auf dem Programm. Im dortigen "Eispark Osttirol" findet vom 13. bis 15. Januar 2017 zum zweiten Mal das Osttiroler Eiskletterfestival statt. Das Angebot umfasst Schnupperklettern und kostenlose Workshops mit Extrembergsteiger Steve House ebenso wie Materialtests und einen Speedwettbewerb.

Das Pinnistal in Tirol ist ein Eiskletterdorado mit großer Auswahl. Unweit von Innsbruck im Stubaital finden sich Eisklettereien ab dem fünften Schwierigkeitsgrad mit klingenden Namen wie "Männer ohne Nerven", "Kerze" und "Magier".

Schwierigkeitsgrade im Eisklettern verstehen

Die Schwierigkeitsangabe gehört bei der Routenwahl zu den wichtigsten Informationen. Aber welche Schwierigkeitsskalen gibt es - und wo genau finden sie Anwendung?

Die Schwierigkeitsgrade bei Wasserfällen richten sich nach Steigung und Kompaktheit des Eises. Der einfachste Schwierigkeitsgrad WI1 hat zum Beispiel 40 bis 70 Grad Steigung bei durchgehend kompaktem Eis.

Eisklettern: Mehr als nur ein Sport

Eisklettern kann man gern und durchaus eine Trendsportart nennen, aber die Faszination ging von meiner Seite schon lange Jahre zuvor aus. Als ich um die Jahrtausendwende das Freiklettern für mich entdeckte, dachte ich schon ein wenig weiter. Ich mochte das Hallenklettern nicht und wäre gern auch den Winter über im Freien klettern gegangen. Am freien, nassen und kalten Fels hört aber der Spaß schnell auf. Ich interessierte mich also nur theoretisch fürs Eisklettern, doch irgendwann schenkte mir meine Exfreundin im Jahre 2004 einen Eiskletterwochenende in Lenggries. Das hätte sie nicht machen dürfen. Nun war ich infiziert.

Letztes Jahr konnte ich dann endlich mal mit Yvonne am freien Felsen klettern, nachdem sie sich in der Halle mit der vertikalen Bewegung angefreundet hatte. Diesen Winter waren wir wieder viel draußen unterwegs und eines kam zum anderen und am Ende waren wir uns einig: Wir haben uns in die kalte Jahreszeit verliebt, wo die Natur noch einsamer und noch schöner ist. Was bietet sich dann nicht mehr an, auch noch mit dem Eisklettern anzufangen.

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