Schlaganfall nach der Geburt: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Schlaganfall ist eine ernsthafte Erkrankung, die nicht nur Erwachsene, sondern auch Neugeborene und Mütter nach der Geburt betreffen kann. Obwohl Schlaganfälle bei Neugeborenen selten sind, können sie schwerwiegende Folgen haben. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Schlaganfällen nach der Geburt, um das Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen und betroffenen Familien Informationen und Unterstützung zu bieten.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall (Apoplexie) ist eine Durchblutungsstörung im Gehirn, die zu einer Schädigung des Hirngewebes führt. Er wird im Volksmund auch als "Hirnschlag" oder "Gehirnschlag" bezeichnet. Schlaganfälle können durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden, darunter Gefäßverschlüsse (ischämischer Schlaganfall) oder Blutungen im Gehirn (hämorrhagischer Schlaganfall).

Ursachen für Schlaganfälle nach der Geburt

Die Ursachen für Schlaganfälle bei Müttern nach der Geburt können vielfältig sein. Generell gilt, dass Schlaganfallsymptome während und in den ersten sechs Wochen nach einer Schwangerschaft Folge einer Eklampsie sein können. Die Eklampsie ist die Ursache für einen erheblichen Prozentsatz aller ischämischen Schlaganfälle bei Schwangeren und jungen Müttern.

Weitere Ursachen können sein:

  • Eklampsie und Präeklampsie: Unter Präeklampsie verstehen Gynäkologen eine in der Schwangerschaft auftretende Hypertonie mit einer Proteinurie und ausgeprägten Ödemen. Selten geht dies in die Eklampsie über, die durch fokalneurologische Defizite in Folge einer Blutung oder Ischämie und/oder durch eine Enzephalopathie mit Anfällen, Kopfschmerz und neuropsychiatrischen Symptomen definiert ist. Kommen erhöhte Transaminase-Werte hinzu, spricht man vom HELLP-Syndrom.
  • Peripartale Sinusvenenthrombose (SVT): Etwa jede fünfte Sinusvenenthrombose bei Frauen ist schwangerschaftsassoziiert. Ursache ist eine Thrombophilie als Reaktion auf die physiologischen Prozesse rund um die Geburt.
  • Thrombosen und Embolien: Zu den häufigsten lebensbedrohlichen Komplikationen unter der Geburt und im Wochenbett gehören Thrombosen und Embolien. Besonders gefährdet sind Schwangere nach einer Kinderwunschbehandlung, bei erhöhter Gerinnungsneigung oder bei Thrombose-Erkrankungen in der Familie, übergewichtige Bluthochdruckpatientinnen, bettlägerige Schwangere mit vorzeitigen Wehen, Mehrlingsschwangere sowie Patientinnen mit einer Placenta praevia oder einer vorzeitigen Plazentalösung.
  • Schwere Blutungen: In manchen Fällen treten nach der Ablösung der Plazenta erhebliche Blutungen auf, wenn sich der überdehnte Gebärmuttermuskel nach einer langen Geburt nicht regelrecht zusammenzieht (Uterusatonie). Das Risiko für derartige Blutungen wird zusätzlich erhöht durch Zwillingsgeburten, durch ein sehr großes Kind, sehr viel Fruchtwasser oder beim Vorliegen von angeborenen Gerinnungsstörungen oder Myomen. Auch wenn an der Gebärmutter Voroperationen erfolgt sind und die Plazenta in der Gebärmutterhöhle an der alten Narbe festgewachsen ist, kann es durch die verzögerte oder unvollständige Plazentalösung und Plazentageburt zu massiven Blutungen kommen.
  • Infektionen: Falls während oder nach der Geburt Bakterien in die Blutbahn der Mutter eintreten, so kann sich daraus ein gefürchtetes Wochenbettfieber entwickeln. Eine Infektion mit Streptokokken vom Typ A kann über eine Sepsis oder das so genannte „Toxic shock Syndrom" führen.
  • Fruchtwasserembolie: Gefürchtet ist auch das Eindringen von Fruchtwasser in die Blutbahn der Mutter, das schlagartig eine sogenannte Fruchtwasser-Embolie auslösen kann. Hier kommt es durch eine plötzliche Blutgerinnung und den Verschluss kleinster Blutgefäße in der Lunge zum Bluthochdruck in der Lunge, zum Herzversagen und Kreislaufzusammenbruch. Durch den Verbrauch der Gerinnungsfaktoren setzen schnell massive Blutungen ein.
  • Herzprobleme: Frauen mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern oder -krankheiten oder nach früheren Herzoperationen sind während der Geburt besonders gefährdet.

Ursachen für Schlaganfälle bei Neugeborenen

Ein Schlaganfall bei Neugeborenen kann zum einen von Durchblutungsstörungen durch Gefäßverschlüsse herrühren. Mögliche Risikofaktoren sind Herzfehler oder Gerinnungsstörungen. Zum anderen können auch Hirnblutungen verantwortlich sein.

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Weitere Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Neugeborenen sind:

  • Komplizierte Geburt, etwa eine Zangengeburt
  • Frühgeburtlichkeit, da die Gefäße bei Frühgeborenen sehr fragil und empfindsam sind
  • Angeborene Fehlanlagen in Gefäßen, zum Beispiel Aneurysmen oder Blutschwämmchen
  • Infektionen wie Röteln, Windpocken, Toxoplasmose, der Zytomegalievirus oder eine Zika-Virusinfektion in der Schwangerschaft
  • Verletzungen des Embryos in der Gebärmutter
  • Genmutationen, die zu einer Entwicklungsstörung des Gehirns führen (Dysgenesie)
  • Rauchen, Alkohol und Drogenkonsum der Schwangeren
  • Ein hoher Bilirubinspiegel im Blut (Kernikterus), Risiko bei Frühgeburten erhöht
  • Mehrlingsgeburten
  • Zwischenfälle während der Geburt, beispielsweise durch einen Sauerstoffmangel
  • Erkrankungen in den ersten beiden Lebensjahren, unter anderem Hirnhautentzündungen (Meningitis), Blutvergiftungen (Sepsis) oder ein starker Flüssigkeitsmangel (Dehydration)
  • Schütteltraumata und schwere Kopfverletzungen nach der Geburt, die zu einer Schädigung des Gehirns führen

Symptome eines Schlaganfalls

Die Symptome eines Schlaganfalls können je nach betroffenem Hirnareal und Ausmaß der Schädigung variieren. Es ist wichtig, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen, um schnellstmöglich medizinische Hilfe in Anspruch nehmen zu können.

Symptome bei Müttern

  • Plötzliche, starke Kopfschmerzen
  • Seh- oder Sprachstörungen
  • Lähmungserscheinungen oder Schwäche in einem Arm oder Bein
  • Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
  • Verwirrtheit oder Bewusstseinsverlust
  • Krampfanfälle

Symptome bei Neugeborenen

  • Krampfanfälle
  • Unregelmäßige Atmung
  • Auffälliges Bewegungsmuster der Arme und Beine
  • Schwierigkeiten beim Saugen oder Trinken
  • Übermäßige Schläfrigkeit oder Reizbarkeit
  • Bevorzugung einer Körperseite
  • Entwicklungsverzögerungen

Diagnose eines Schlaganfalls

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine schnelle Diagnose entscheidend. Folgende Untersuchungen können durchgeführt werden:

  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der neurologischen Funktionen wie Reflexe, Muskelkraft, Koordination und Sensibilität.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Gehirns, um die Art und das Ausmaß der Schädigung zu beurteilen. Bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall wird in der Akutklinik eine Notfall-Computertomografie oder -Magnetresonanztomografie durchgeführt.
  • Ultraschalluntersuchung: Kann bei Neugeborenen zur ersten Beurteilung eingesetzt werden.
  • Blutuntersuchungen: Zur Abklärung von Risikofaktoren wie Gerinnungsstörungen oder Infektionen.
  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der Umstände der Geburt.

Behandlung eines Schlaganfalls

Die Behandlung eines Schlaganfalls zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen, weitere Schäden zu verhindern und die Rehabilitation zu fördern.

Behandlung bei Müttern

  • Medikamentöse Therapie: Antihypertensiva bei Eklampsie (Hydralazin, Urapidil, Nifedipin und Labetalol), Antikonvulsiva (Magnesiumsulfat). Bei Hinweisen für Ischämien kann ASS gegeben werden.
  • Antikoagulation: Bei Sinusvenenthrombose zur Verhinderung weiterer Thrombosen.
  • Blutdruckkontrolle: Zur Vermeidung weiterer Schäden.
  • Unterstützende Maßnahmen: Atemtherapie, Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie zur Verbesserung der Funktionen.

Behandlung bei Neugeborenen

  • Thrombektomie: In seltenen Fällen kann eine Katheter-gestützte Entfernung des Blutgerinnsels (Thrombektomie) durchgeführt werden, um die Durchblutung wiederherzustellen. Am UKM (Universitätsklinikum Münster) gelang es jetzt, bei dem frischgeborenen kleinen Pepe das lebenswichtige Gefäß innerhalb von 14 Stunden nach der Geburt wiederzueröffnen.
  • Gerinnselauflösende Therapie: Bei Gefäßverschluss kann eine gerinnselauflösende Therapie in Betracht gezogen werden.
  • Symptomatische Therapie: Experten versuchen, die durch einen Schlaganfall eingetretenen Folgen auszugleichen und zu mildern.
  • Rehabilitation: Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie zur Förderung der Entwicklung und Verbesserung der Funktionen.

Rehabilitation und Langzeitfolgen

Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Erholung nach einem Schlaganfall. Sie umfasst verschiedene Therapieformen, die darauf abzielen, verlorengegangene Funktionen wiederzuerlangen und компенсаторische Strategien zu entwickeln. Kinder sind sehr lernfähig und haben deshalb gute Aussicht auf Heilung. Je nach Schwere des Schlaganfalls können Einschränkungen zurückbleiben, mit denen die Betroffenen erfahrungsgemäß aber durchaus gut zurechtkommen können. Somit ist die Prognose in vielen Fällen positiv.

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Mögliche Langzeitfolgen eines Schlaganfalls sind:

  • Motorische Einschränkungen: Lähmungen, Schwäche oder Koordinationsstörungen.
  • Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen, Verstehen oder Lesen.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Gedächtnisprobleme, Aufmerksamkeitsstörungen oder Lernschwierigkeiten.
  • Epilepsie: Erhöhtes Risiko für epileptische Anfälle.
  • Verhaltensauffälligkeiten: Emotionale Probleme oder Verhaltensstörungen.
  • Zerebralparese: Eine Zerebralparese oder Cerebralparese (CP) ist eine Teillähmung verschiedener Körperregionen, die durch eine Hirnschädigung hervorgerufen werden. Diese kann vor, während oder nach der Geburt auftreten, weshalb sie auch als infantile Zerebralparese bezeichnet wird. Je nachdem, welche Gehirnareale betroffen sind, kann dies die Bewegungs- und Sprachfähigkeit sowie das Gehör, das Sehen und das Denken beeinflussen. Die Zerebralparese besteht ein Leben lang, verschlimmert sich jedoch nicht mit der Zeit.

Vorbeugung

Einigen Risikofaktoren für Schlaganfälle kann vorgebeugt werden. Dazu gehören:

  • Vermeidung von Alkohol, Drogen und Zigaretten während der Schwangerschaft.
  • Impfungen vor der Schwangerschaft (z.B. gegen Röteln).
  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft.
  • Optimale Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes.
  • Vermeidung von unnötigen Risiken während der Geburt.

Unterstützung für Betroffene und Familien

Ein Schlaganfall ist eine einschneidende Erfahrung, die Betroffene und ihre Familien vor große Herausforderungen stellt. Es ist wichtig, sich professionelle Hilfe und Unterstützung zu suchen. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, die Beratung, Therapie und Informationen anbieten.

  • Schlaganfall-Kinderlotsen der Deutschen Schlaganfall-Hilfe: Sie begleiten seit mehreren Jahren betroffene Familien in Nord- und Süddeutschland. Sie helfen dabei, die Diagnose und die neue Lebenssituation anzunehmen, geben umfassende Beratung, recherchieren nach Therapieplätzen und wissen, wo es welche Hilfen für Betroffene gibt. Das Angebot ist für Kinder und Eltern kostenlos.
  • Rehabilitationskliniken: Spezialisierte Kliniken bieten intensive Rehabilitationsprogramme für Kinder und Erwachsene nach einem Schlaganfall an.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann eine wertvolle Unterstützung sein.
  • Psychologische Beratung: Hilfe bei der Bewältigung der emotionalen Belastung.

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