MAS Abkürzung Neurologie Bedeutung

Die Abkürzung MAS in der Neurologie kann verschiedene Bedeutungen haben, abhängig vom Kontext. Dieser Artikel beleuchtet einige dieser Bedeutungen und den Kontext, in dem sie verwendet werden. Ein besonderer Fokus liegt auf den MAS-Studien im Bereich der Schlaganfallversorgung und der multiaxialen Klassifikation von psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.

MAS-Studien in der Schlaganfallversorgung

Die MAS-Studien (Managing Aftercare for Stroke) konzentrieren sich auf die langfristigen Auswirkungen eines Schlaganfalls auf die Patienten. Ziel ist es, Beeinträchtigungen zu identifizieren, die Patienten dauerhaft einschränken, ihre soziale Teilhabe behindern und somit ihre Lebensqualität mindern. Da es bislang nur sehr wenige wissenschaftliche Erkenntnisse und Behandlungskonzepte zum Langzeitverlauf der Erkrankung gibt, ist das Ziel dieser Beobachtungsstudie zu untersuchen, unter welchen Einschränkungen die Patient:innen Monate und Jahre nach einem Schlaganfall leiden, und wie stark diese ausgeprägt sind.

Ablauf der MAS-Studien

  1. Einladung zur spezialisierten Sprechstunde: Nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus werden die Patienten in eine spezialisierte Sprechstunde eingeladen.

  2. Ärztliche Untersuchung und Screening: Dort erfolgt eine umfassende ärztliche Untersuchung sowie ein Screening, um offene medizinische und soziale Bedürfnisse zu identifizieren. Diese Bedürfnisse helfen dabei, die Hürden für die soziale Teilhabe und die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu bestimmen.

  3. Personalisierter Therapieplan: Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse wird für jeden Patienten ein individueller Therapieplan erstellt.

    Lesen Sie auch: Neurologie vs. Psychiatrie

  4. Koordination und Vermittlung von Therapien: Die notwendigen Therapien werden für die Patienten koordiniert und vermittelt.

  5. Regelmäßige Nachkontrollen: Zu festen Zeitpunkten finden Nachkontrollen statt, um neue Bedarfe zu erfassen und den Therapieerfolg zu messen.

Die Studien erfolgen in enger Zusammenarbeit mit dem Servicepunkt Schlaganfall (SPS) der Berliner Schlaganfall-Allianz e.V. und in Kooperation mit dem NAVICARE-Projekt des Instituts für Public Health. Die Studienleitung übernehmen Prof. Dr. med. Andreas Meisel und Ian Wellwood, Ph.D.

Wichtige Publikationen im Rahmen der MAS-Studien

  • Identifying unmet needs in long-term stroke care using in-depth assessment and the Post-Stroke Checklist - the Managing Aftercare for Stroke (MAS-I) study: Hotter, Benjamin, Inken Padberg, Andrea Liebenau, Petra Knispel, Sabine Heel, Diethard Steube, Jörg Wissel, Ian Wellwood, and Andreas Meisel. European Stroke Journal 0, no. 0 (2396987318771174.
  • Social work support and unmet social needs in life after stroke: a cross-sectional exploratory study: Lehnerer, S., B. Hotter, I. Padberg, P. Knispel, D. Remstedt, A. Liebenau, U. Grittner, I. Wellwood, A. Meisel, and B. S. A. Long Term Care Study Group. BMC Neurol 19, no. 1 (Sep 6 2019): 220.
  • Unmet Need for Social and Emotional Support and Lack of Recalled Screening Is Associated with Depression in the Long-Term Course after Stroke: Padberg, I., B. Hotter, A. Liebenau, P. Knispel, S. Lehnerer, S. Heel, I. Wellwood, and A. Meisel. Risk Manag Healthc Policy 13 (2020): 285-93.

Diese Publikationen liefern wichtige Einblicke in die ungedeckten Bedürfnisse von Schlaganfallpatienten und die Bedeutung sozialer Unterstützung für ihre langfristige Genesung.

MAS im Kontext der multiaxialen Klassifikation

Umschriebene Entwicklungsstörungen (UES) werden auf der zweiten Achse des multiaxialen Klassifikationssystems für psychiatrische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter (MAS) klassifiziert. Dieses System dient dazu, ein umfassendes Bild der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu erstellen, indem verschiedene Aspekte ihrer Entwicklung und ihres Verhaltens berücksichtigt werden.

Lesen Sie auch: Expertise in Neurologie: Universitätsklinik Heidelberg

Umschriebene Entwicklungsstörungen (UES)

Umschriebene Entwicklungsstörungen (UES) sind durch einen frühen Beginn (meist im Vorschulalter) gekennzeichnet. Sie äußern sich in spezifischen Beeinträchtigungen in den Bereichen der motorischen, der sprachlichen und in einzelnen Bereichen der schulischen Fertigkeiten (Lesen, Rechtschreiben, Rechnen).

UES beeinflussen nachhaltig die psychosoziale, schulische und berufliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Die Symptomatik unterliegt einem Entwicklungsverlauf, und eine Restsymptomatik kann bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben. UES werden von Entwicklungsverzögerungen abgegrenzt, die vorübergehend auftreten und durch Faktoren der Umwelt bedingt sind.

Lese- und/oder Rechtschreibstörung (LRS)

Die Lese- und/oder Rechtschreibstörung (LRS) umfasst drei Störungen, die durch eine erhebliche Beeinträchtigung im Erlernen des Lesens und/oder der Rechtschreibung trotz ausreichender Intelligenz, ausreichender Unterrichtung und intakter Seh- und Hörfunktionen charakterisiert sind. Die Prävalenz liegt zwischen 3 und 4 %. Jungen sind häufiger von einer Rechtschreibstörung betroffen, während bei der Lesestörung kein signifikanter Geschlechtseffekt besteht.

Symptome und Auswirkungen

Kinder und Jugendliche mit einer LRS haben ausgeprägte Schwierigkeiten beim Lesenlernen, Laute zu unterscheiden, sie zusammenzufügen und den Graphemen die entsprechenden Laute zuzuordnen. Dies führt zu vielen Lesefehlern, und insbesondere das Lesetempo ist eingeschränkt. Im Vordergrund der Rechtschreibstörung steht die Vielzahl von Rechtschreibfehlern, die trotz intensiven Übens bestehen bleiben.

Als Folge vermeiden die Kinder mit einer LRS zu schreiben. Neben Fehlern in der Groß-Klein-Schreibung stehen Fehler bei der Wortstammschreibung, bei der Auslautschreibung und bei der Schreibung von Konsonantenhäufungen im Vordergrund.

Lesen Sie auch: Aktuelle Informationen zur Neurologie in Salzgitter

Psychosoziale Belastungen

Für Kinder und Jugendliche mit einer LRS kann die Störung ein erhebliches Handicap sein, da sie in der Schule nicht selten von Mitschülern gehänselt werden. Lehrer erkennen die Störung oft zu spät und setzen die Kinder nicht selten unter psychischen Druck durch Erhöhung des Leistungsdrucks. In den Familien entstehen erhebliche Belastungen mit Schuldvorwürfen und angespannten Hausaufgabensituationen.

Häufig entwickeln sich als sekundäre Symptome emotionale Störungen, wie z. B. Schulangst, die sich auch durch somatische Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen vor Schulbesuch und Klassenarbeiten äußert, sowie unruhiges, unaufmerksames und impulsives Verhalten. Viele Schüler mit einer LRS werden durch eingeschränktes Verständnis in der Schule entmutigt und durch die abwertende soziale Beurteilung ihrer Störungen in einer negativen Haltung ihrer Umwelt gegenüber verstärkt. Dadurch kann es zu massiver Opposition, zu Resignation und zu depressiver Störung mit lebensmüden Gedanken, aber auch zu kriminellen Handlungen kommen.

Diagnose und Behandlung

Es ist wichtig, Kinder mit einer LRS frühzeitig zu erkennen und die Diagnose zu stellen (frühestens ab Ende der 1. Klasse). Die Diagnosestellung umfasst eine ausführliche Familien-, Eigen- und Schulanamnese, eine psychometrische Untersuchung der Lesefähigkeit, der Rechtschreibfähigkeit, der Intelligenz, des Verhaltens, der Aufmerksamkeit, der Emotionen und des Gedächtnisses.

Vorläuferfertigkeiten wie die phonologische Bewusstheit, das schnelle Benennen von Objekten, der Sprach- und Sprechfertigkeiten werden bereits vorschulisch zur Risikobestimmung für eine LRS eingesetzt. Die Diagnose einer LRS wird nach den Empfehlungen der S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung bei der Lese- und/oder Rechtschreibstörung gestellt, wenn die Leistungen in den jeweiligen Teilbereichen, im Lesen und/oder der Rechtschreibung mindestens unterdurchschnittlich sind. Dies bedeutet, dass in einem standardisierten Leistungstest der Prozentrang kleiner/gleich 16 ist.

Eine genetische Disposition ist gut belegt. Auf der Verhaltensebene zeigen sich bereits früh Schwächen in der sprachrelevanten Informationsverarbeitung, der Lautwahrnehmung und der Umsetzung von Lauten (Phonemen) in (alphabetische) Schriftzeichen (Grapheme).

Eine frühzeitige pädagogisch und psychotherapeutisch orientierte Behandlung hat zwei Ziele: Einerseits wird das gestörte Selbstwertgefühl gestärkt, andererseits werden den Kindern in der Lernförderung grundlegende Prozesse des Schriftspracherwerbs in kleinen und systematisch aufgebauten Lernschritten vermittelt. Übungen zur Lautwahrnehmung, zur Laut-Buchstaben-Assoziation, zum Erwerb und Umsetzung von Rechtschreibregeln und zu Wortlesestrategien sind wesentlich. Die Integration psychotherapeutischer Methoden ist notwendig, nicht nur, wenn bereits psychische Symptome bzw. psychiatrische Störungen vorliegen.

Ein Nachteilsausgleich, wie z. B. Zeitzuschlag bei Prüfungen, stärkere Bewertung der mündlichen anstatt der schriftlichen Leistungen, Kopiervorlagen in größerer Schrift und Text mit größeren Zeilenabstand, Verwendung von Computer und Sprachsoftware ist für eine begabungsadäquate Schul- und Berufsbildung sehr hilfreich.

Rechenstörung

Bei dieser Störung liegt eine deutliche und anhaltende Beeinträchtigung im Bereich Mathematik (Basiskompetenzen, Grundrechenarten und/oder Textaufgaben) trotz ausreichender Intelligenz, ausreichender Unterrichtung und intakter Seh- und Hörfunktionen vor. Ohne Förderung und Behandlung besteht eine hohe Persistenz der Störung bis ins Erwachsenenalter. Die Rechenstörung führt nicht selten zu erheblichen emotionalen Problemen (Mathematikangst, Prüfungs- und Schulangst), zu schulischen Problemen (Schulabbrüchen oder deutlich niedrigerem Schulabschluss im Verhältnis zu den kognitiven Fähigkeiten) sowie psychosozialen Belastungen. Es sind ca. 3-6 % der Kinder und Jugendlichen betroffen.

Symptome und Auswirkungen

Kennzeichnend sind Schwächen im Mengenverständnis (z. B. dass 6 Äpfel mehr sind als 3; dass die Ziffer 5 der Menge von 5 entspricht), in der visuell-räumlichen Zahlenvorstellung (z. B. dass auf einem Metermaß der Abstand zwischen 2 und 5 cm kleiner ist als zwischen 2 und 50 cm) und in der Umsetzung von Ziffern in die Sprache (die Ziffer 5 in das Wort fünf). Den Schülern gelingt es kaum und nur sehr verlangsamt, die Grundrechenarten (Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren, Dividieren) im Kopf zu rechnen und/oder schriftlich zu Papier zu bringen oder Textaufgaben zu lösen.

Zu den häufigen komorbiden Störungen gehören die LRS (25-40 %), die ADHS (bis zu 40 %) und emotionale Störungen (z. B. Angststörungen).

Ursachen und Behandlung

Neben einer genetischen Disposition liegen funktionelle Beeinträchtigungen spezifischer Regionen des parietalen Kortex (intraparietaler Sulkus) beider Hemisphären sowie angrenzender Areale vor, die eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des Mengenverständnisses spielen. Neben dem Mengenverständnis sind auch Zählfertigkeiten, visuelle Dekodierleistungen, sprachliche Fähigkeiten sowie das Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeit für das Rechnen von Bedeutung, sodass Veränderungen bei der Rechenstörung sich in weiteren Gehirnareale zeigen. Daher geht man bei der Rechenstörung von einer neuronalen Netzwerkstörung aus.

Sie beinhaltet neben der Verstärkung des Selbstvertrauens und der Selbstwirksamkeit im Wesentlichen eine systematische Förderung in den Grundlagen des Rechnens, dem Verständnis von Mengenrelationen und von Zahlengrößen. Hierauf aufbauend wird prozedurales Wissen und Faktenwissen gefördert. Häufig ist eine psychotherapeutische Behandlung bei Vorliegen von komorbiden Angststörungen und/oder einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung sinnvoll.

Sprachentwicklungsstörung

Eine Sprachentwicklungsstörung liegt vor, wenn das Sprachverständnis und/oder die Sprachproduktion zeitlich und bedeutsam von der normalen Sprech- und Sprachentwicklung im Kindesalter abweichen. Häufig treten Beeinträchtigungen der rezeptiven Sprache und der expressiven zusammen auf. Betroffen sind vor allem die Bereiche der Prosodie (Sprechmelodie- und -dynamik), Phonologie (Lauterkennen, -unterscheiden, -zusammenfügen), Grammatik, Lexikon (Wortschatz und -bedeutung) sowie Syntax der Sprache (Satzbau und -struktur).

Die Diagnose wird meist nicht vor dem 3. Lebensjahr gestellt, da aufgrund der hohen Entwicklungsheterogenität eine zuverlässige Diagnose nicht gestellt werden kann. Kinder, die eine verzögerte Sprachentwicklung vor dem 3. Lebensjahr aufweisen und die Symptomatik nach dem 3. Lebensjahr zeigen, haben ein hohes Risiko für eine persistierende Sprachentwicklungsstörung. Die Prävalenz dieser Störungen liegt zwischen 6 und 8 %, abhängig von der untersuchten Stichprobe und den Untersuchungsverfahren zur Erhebung der Sprach- und Sprechfähigkeiten. Jungen sind vergleichbar zu der Lese- und Rechtschreibstörung ca. 2- bis 3-mal häufiger betroffen.

Diagnose und Abgrenzung

Wesentlich für die diagnostische Abgrenzung sind bei Beeinträchtigungen der Sprach- und Sprechentwicklung Hörstörungen, bedingt z. B. durch Schallleitungsstörungen in Folge von Mittelohrentzündungen. Daher sollte bei der Diagnostik unbedingt eine pädaudiologische Untersuchung durchgeführt werden. Außerdem sollten Sprach- und Sprechstörungen, die im Rahmen einer geistigen Behinderung, einer Autismusspektrumstörung oder genetischer oder neurologischen Störung auftreten, abgegrenzt werden. Sprech- und Sprachstörungen finden sich beim X-chromosomal vererbten Rett-Syndrom, bei dem neben den Sprachauffälligkeiten typische motorische stereotype Handbewegungen (waschende Handbewegungen), geistige Behinderung sowie Epilepsie auftreten. Das Landau-Kleffner-Syndrom ist eine Epilepsie, bei der der Krampffokus in sprachrelevanten Arealen des Temporallappens liegt.

Im ICD-10 werden unter der F80 (Tab. 1) die verschiedenen Formen der Sprech- und Sprachstörungen zusammengefasst. Für die Diagnosestellung liegen Ein- und Ausschlusskriterien vor. Zu den Ausschlusskriterien gehören neurologische Störungen, sensorische Beeinträchtigungen, Intelligenzminderung und gravierende Umweltfaktoren, die nicht die Störung des Sprechens und der Sprache verursacht haben dürfen.

Die Artikulationsstörung ist eine umschriebene Entwicklungsstörung, bei der die Artikulation des Kindes unterhalb des seinem Intelligenzalter angemessenen Niveaus liegt, seine sprachlichen Fähigkeiten jedoch im Normbereich liegen. Hierzu gehören das Auslassen, Ersetzen und das fehlerhaften Bilden von einzelnen Lauten, die Lautunterscheidung ist ebenfalls betroffen. Zu den Einschlusskriterien der expressiven Sprachstörungen gehört, dass die gesprochene Sprache des Kindes (Aussprache, Wortschatz, Grammatik, sowie die Fähigkeit, Inhalte sprachlich auszudrücken) deutlich unter dem Niveau liegt, das aufgrund der Intelligenz und dem allgemeinem Entwicklungsalter zu erwarten wäre. Für die rezeptive Sprachstörung gehört zu den Einschlusskriterien die beeinträchtigte Fähigkeit des Kindes, gesprochene Sprache altersentsprechend auf der Laut-, Wort- und Satzebene zu entschlüsseln.

Diagnostische Verfahren

Zur Diagnostik kommen neben der Analyse der Spontansprache Elternfragebögen und Sprachtests zur Anwendung. In der Spontansprache können z. B. die Verständlichkeit, die Lautbildung, die grammatikalische Korrektheit und die Satzlänge analysiert werden. Entscheidend für die Diagnostik ist, dass die Diagnoseverfahren angemessen für das individuelle chronologische und Entwicklungsalter des Kindes sind. Typische Verfahren im Rahmen der Diagnostik mit Eltern sind die Erfassung des Wortschatzes des Kindes (Umfang des Wortschatzes und spezifischer Wortbestand), der grammatischen Fertigkeiten (Mehrzahlbildung, Stellung des Verbs im Satz, korrekte Zeitform des Verbs) und der Aussprache. Anhand von standardisierten Tests kann der Schweregrad der Sprach- und Sprechbeeinträchtigung objektiv erfasst werden. Zusätzlich sollten auch die Intelligenz des Kindes, möglichst mit einem sprachfreien Verfahren, die psycho-emotionale Befindlichkeit und das Vorliegen psychischer Komorbiditäten, wie z. B. ADHS, erfasst werden.

Ursachen und Behandlung

Molekulargenetische, neurophysiologische und hirnstrukturelle sowie -funktionelle Untersuchungen sprechen dafür, dass Sprachstörungen multifaktoriell begründet sind und dass es bisher kein Kausalmodell gibt, welches die Komplexität der Störungsbilder erklären könnte. Für eine genetische Disposition sprechen sowohl Befunde an ausgedehnten Familienstammbäumen, die einen Lokus auf Chromosom 7q31 identifiziert haben, der mit verschiedenen Sprachauffälligkeiten einhergeht als auch die Zwillingstudien, die eine Heritabilität von 50 % berichten. Eine neuropsychologische Hypothese legt nahe, dass eine zeitliche Verarbeitungsstörung bei den Sprachstörungen vorliegt. Diese hat zur Folge, dass schnell aufeinanderfolgende Töne bzw. Sprachreize, die bedeutsam für die auditive Wahrnehmung und Verarbeitung sind, verzögert und geringer in den beteiligten Hirnarealen verarbeitet werden.

Aber auch psychosoziale Faktoren sind relevant. Kinder, die wenig und fehlende Sprachanregung bzw. -förderung erlebt haben und aus einem familiären Umfeld mit einem geringem sozio-ökonomischen Status stammen, entwickeln einen deutlich reduzierten Wortschatz und eine geringere Komplexität der Spontanspreche. Die Umweltfaktoren sind zwar nicht als primär kausal zu verstehen, können aber ein bestehendes Risiko für Sprech- und Sprachstörungen verstärken bzw. manifest werden lassen.

Die Förderung und Behandlung der Sprech- und Sprachstörung sollte neben der Berücksichtigung der häufigen psychischen Komorbiditäten wie des ADHD, die Angststörung und Depression zentral an den Störungsschwerpunkten ausgerichtet sei. In die Behandlungsplanung sollte unbedingt die Familie des Kindes, die Eltern und Geschwister integriert werden. Dabei kann im Vordergrund stehen, den Wortschatz zu erweitern, die Lautbildung zu verbessern und die Satzstrukturierung zu üben, um die Kommunikationsfähigkeit des Kindes zu verbessern. Ebenso gehört die Psychoedukation mit der Familie über die Ursachen, den Umgang und den Integrationsbedarfs des Kindes zur Behandlung. Wichtig ist, dass die Behandlung in einem für das Kind angemessenen, spielerischen Umfeld erfolgt, um die Motivation für die Fortführung der Therapie aufrecht zu erhalten.

tags: #MAS #Abkürzung #Neurologie #Bedeutung