RR in der Medizin: Bedeutung und Anwendung

In der Medizin begegnet man einer Vielzahl von Abkürzungen, die oft für Verwirrung sorgen können. Eine davon ist "RR". Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung von RR im medizinischen Kontext, insbesondere im Zusammenhang mit Nerven und Blutdruckmessung, und gibt einen Überblick über weitere wichtige medizinische Abkürzungen.

Was bedeutet RR?

Die Abkürzung "RR" hat in der Medizin hauptsächlich zwei Bedeutungen:

  1. Riva-Rocci: RR steht für Riva-Rocci, den italienischen Arzt, der im Jahr 1896 die heute gebräuchliche Methode der Blutdruckmessung entwickelte. Bei dieser Methode wird eine Manschette um den Oberarm gelegt, aufgepumpt und anschließend langsam wieder entleert. Die dabei gemessenen Werte geben den systolischen und diastolischen Blutdruck an.
  2. R-R-Intervall: In der Elektrokardiografie (EKG) bezeichnet das RR-Intervall den Abstand zwischen zwei R-Zacken. Die R-Zacke ist eine der auffälligsten Ausschläge im EKG-Signal. Die Messung der RR-Intervalle ermöglicht die Analyse der Herzratenvariabilität (HRV).

Blutdruckmessung nach Riva-Rocci

Die Blutdruckmessung nach Riva-Rocci ist eine nicht-invasive Methode zur Bestimmung des arteriellen Blutdrucks. Dabei wird eine Manschette um den Oberarm gelegt und aufgepumpt, um den Blutfluss in der Arteria brachialis zu unterbrechen. Anschließend wird die Luft langsam abgelassen, und der Untersucher hört mit einem Stethoskop auf die Geräusche über der Arterie. Der Druck, bei dem die ersten Geräusche hörbar werden, entspricht dem systolischen Blutdruck (oberer Wert). Der Druck, bei dem die Geräusche verschwinden, entspricht dem diastolischen Blutdruck (unterer Wert).

Bedeutung des Blutdrucks

Der Blutdruck ist die treibende Kraft der Blutzirkulation und essentiell für die Versorgung aller Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen. Er beschreibt die Kraft, mit der das Blut gegen die Gefäßwände drückt. Der Blutdruck wird durch das Zusammenspiel von Herzschlag und Gefäßwiderstand bestimmt.

Systole und Diastole

Die Systole beschreibt den höchsten Punkt der Druckpulskurve, also den maximalen Druckwert beim Auswurf des Herzens. Die Diastole ist der niedrigste Punkt in der Füllungsphase des Herzens. Der arterielle Mitteldruck (MAD) wird aus dem systolischen und diastolischen Blutdruck berechnet und beschreibt die treibende Kraft für den Kreislauf besser als Einzelwerte.

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Blutdruckregulation

Der Körper reguliert den Blutdruck mit einer Reihe von Mechanismen, um eine gleichmäßige Durchblutung der Organe zu gewährleisten. Dazu gehören:

  • Kurzfristige Regulation: Das Barorezeptor-Reflexsystem in Aorta und Karotissinus registriert Druckveränderungen und passt Herzfrequenz und Gefäßengstellung an. Hormonelle Mechanismen wie die Freisetzung von Adrenalin unterstützen die kurzfristige Regulation.
  • Langfristige Regulation: Das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) und das Antidiuretische Hormon (ADH) regulieren den Blutdruck durch hormonelle Steuerung und Beeinflussung des Wasserhaushaltes. Das Atriale Natriuretische Peptid (ANP) wirkt blutdrucksenkend.

Hypertonie und Hypotonie

Eine chronische Erhöhung des Blutdrucks über 140/90 mmHg wird als arterielle Hypertonie bezeichnet. Sie ist ein wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Hypotonie liegt bei Werten unter 100/60 mmHg vor.

Ursachen für Bluthochdruck

Die primäre Hypertonie hat keine eindeutige Ursache, sondern wird durch verschiedene Faktoren wie genetische Veranlagung, Übergewicht, Ernährung und Stress begünstigt. Die sekundäre Hypertonie ist seltener und auf eine Grunderkrankung zurückzuführen, beispielsweise Nierenprobleme, hormonelle Störungen oder Schlafapnoe. Auch Medikamente können eine Hypertonie verursachen.

Therapie von Bluthochdruck

Die Therapie der Hypertonie zielt darauf ab, den Blutdruck langfristig zu senken und Organschäden zu verhindern. Neben einer Lebensstiländerung mit gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressreduktion kommen Medikamente wie ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker, Betablocker, Kalziumkanalblocker und Diuretika zum Einsatz.

Herzratenvariabilität (HRV)

Die Herzratenvariabilität (HRV) bezeichnet die Variabilität in den Zeitintervallen zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen. Sie ist ein Indikator für die Aktivität des autonomen Nervensystems und die Anpassungsfähigkeit des Herzens an unterschiedliche Belastungen.

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Messung der HRV

Die HRV kann mittels Elektrokardiogramm (EKG) oder mit mobilen Geräten wie Smartwatches gemessen werden. Die Analyse der R-R-Intervalle ermöglicht die Berechnung verschiedener HRV-Indizes, die Aufschluss über den Zustand des Körpers geben.

Bedeutung der HRV

Eine hohe HRV gilt als Indikator für eine gute Regenerationsfähigkeit, Stressresistenz und einen guten Gesundheitszustand. Eine niedrige HRV kann auf Übertraining, Stress oder ein erhöhtes Risiko für verschiedene Erkrankungen hinweisen.

HRV im Sport und Gesundheitsmanagement

Im Sport wird die HRV zur Leistungsdiagnostik und Trainingsplanung eingesetzt. Sie kann helfen, den richtigen Zeitpunkt für Trainingsreize zu bestimmen und Übertraining zu vermeiden. Im Gesundheitsmanagement dient die HRV als Instrument zur Vorhersage und Prävention von Krankheiten.

Weitere medizinische Abkürzungen

Neben "RR" gibt es zahlreiche weitere medizinische Abkürzungen, die im klinischen Alltag häufig verwendet werden. Hier eine Auswahl:

  • Abltg.: Ableitung
  • Amp.: Ampulle
  • Androl.: Andrologie
  • angeb.: angeboren
  • Anw.: Anwendung
  • a.-p.: anterior-posterior (von vorne nach hinten)
  • a.-v.: arteriovenös
  • Bac.: Bakterien
  • Bakt.: Bakteriologie
  • bakt.: bakteriell
  • Begr.: Begriff
  • bes.: besonders
  • best.: bestimmt
  • Bez.: Bezeichnung
  • Biol.: Biologie
  • BK: Blutkultur oder bzgl. (bezüglich)
  • C: Cervikalsegment (z.B. C5)
  • Ca: Calcium oder Karzinom
  • Ca.i.S.: Carcinoma in situ
  • chem.: chemisch
  • chir.: chirurgisch
  • CVI: Chronisch venöse Insuffizienz
  • Def.: Defekt
  • def.: defekt
  • Diag(n).: Diagnose
  • diät.: diätetisch
  • Dilut.: Dilution (Verdünnung)
  • Dilat.: Dilatation (Erweiterung)
  • D.m.: Diabetes mellitus
  • Diabet.: Diabetologie
  • Drag.: Dragee
  • Erkr.: Erkrankung
  • Flor.: Flora
  • For.: Formel
  • Ggl.: Gegenteil
  • Ggs.: Gegensatz
  • HI: Herzinfarkt oder Hinterwandinfarkt
  • HK: Hämatokrit
  • HWI: Harnwegsinfekt
  • i.a.: intraarteriell
  • i.c.: intrakutan
  • i.m.: intramuskulär
  • i.p.: intraperitoneal
  • I.P.: intrapleural
  • i.S.: im Serum
  • i.u.: internationale Einheiten
  • i.v.: intravenös
  • KM: Kontrastmittel
  • LCA: Ligamentum cruciatum anterius (vorderes Kreuzband)
  • L.mon.: Listeria monocytogenes
  • M.: Musculus (Muskel)
  • MDP: Magen-Darm-Passage (Röntgenverfahren)
  • MI: Myokardinfarkt
  • N.: Nervus (Nerv)
  • nukl.: nukleär
  • o.B.: ohne Befund
  • p.a.: per anum (über den After)
  • PCP: Pneumocystis-Pneumonie
  • p.o.: per os (über den Mund)
  • Proc.: Processus (Fortsatz)
  • R.: Ramus (Ast)
  • Rad.: Radix (Wurzel)
  • s.c.: subkutan
  • St.pr.: Status praesens (derzeitiger Zustand)
  • Tr.: Tractus (Strang)
  • Vv.: Venae (Venen)

Nerven: Wichtige Abkürzungen und Merksätze

In der Anatomie und Neurologie spielen Nerven eine zentrale Rolle. Hier einige wichtige Nerven und zugehörige Abkürzungen und Merksätze:

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  • N. V (Nervus trigeminus): Der fünfte Hirnnerv, zuständig für die sensible Versorgung des Gesichts und die motorische Innervation der Kaumuskulatur. Seine drei Hauptäste sind:
    • V1: N. ophthalmicus
    • V2: N. maxillaris
    • V3: N. mandibularis
  • N. facialis (N. VII): Der siebte Hirnnerv, zuständig für die mimische Muskulatur, Geschmacksempfindungen und Speichelsekretion.
  • N. vagus (N. X): Der zehnte Hirnnerv, mit vielfältigen Funktionen im Bereich der inneren Organe.

Merksätze zu Nerven:

  • Wer von C4 bis C6 ERBt ist SCHLAFFie: Erb- oder Duchenne-Erb-Lähmung (obere Plexuslähmung) betrifft die Segmente C5 und C6 und führt zu Abduktions- und Außenrotationsschwäche im Schultergelenk sowie Flexionsschwäche im Ellenbogengelenk.
  • Wer C8 & Th1 verKLUMPt, bekommt auf´s Pfötchen: Klumpke- oder Déjerine-Klumpke-Lähmung (untere Plexuslähmung) betrifft die Segmente C8 und Th1 und führt zu Lähmung der Fingerbewegung.
  • Ovale Mandeln = N. mandibularis: Der Nervus mandibularis tritt durch das Foramen ovale.
  • Roter Max = N. maxillaris: Der Nervus maxillaris tritt durch das Foramen rotundum.

Mutterpass: Wichtige Informationen und Abkürzungen

Der Mutterpass ist ein wichtiges Dokument, das den Verlauf der Schwangerschaft dokumentiert. Er enthält zahlreiche medizinische Informationen und Abkürzungen.

Inhalt des Mutterpasses

Der Mutterpass enthält unter anderem:

  • Persönliche Daten der Schwangeren
  • Blutgruppe und Rhesusfaktor
  • Ergebnisse von Untersuchungen auf Infektionskrankheiten (Röteln, Chlamydien, Syphilis, HIV, Hepatitis B)
  • Informationen zu vorangegangenen Schwangerschaften
  • Krankengeschichte der Schwangeren
  • Gravidogramm (Befunde der Vorsorgeuntersuchungen)
  • Ergebnisse der Ultraschalluntersuchungen
  • Informationen zur Geburt und zum Kind

Wichtige Abkürzungen im Mutterpass

  • RR: Riva-Rocci (Blutdruckmessung)
  • HAH-Test: Hämagglutinationshemmtest (Röteln-Test)
  • LSR-Test: Lues-Such-Reaktion (Syphilis-Test)
  • HBs-Antigen: Hepatitis B surface Antigen
  • MM Ø: Muttermund geschlossen
  • Zervix o. B.: Zervix ohne Befund (normaler Gebärmutterhalsbefund)
  • CTG: Cardiotokogramm (Wehenschreiber)
  • FS: Fruchtsack
  • SSL: Scheitel-Steiß-Länge
  • BPD: Biparietaler Durchmesser (Kopfdurchmesser)

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